B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D a s   R o l l w a g e n b ü c h l i n .

Widmung

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‹Aijr› [5]

      Dem ersamen fürnemmen und achtbaren Martin Neuen /
      Burger unnd Wirdt zû der Blûmen zu Colmar /
      meinem insonders günstigen Herren und gûten freündt.


      ES haben sich die Alten vor langer zeit eines gemeinen Sprüchworts gebraucht / daß under allen lasteren undanckbarkeit das gröst ist. Dieweil ich nun bekennen mûß / daß mir nit wenig freündtschafft von euch bewisen / unnd ich aber auß gebrechlicheit meines groben Verstands sömlichs nie verglichen. Damit ich aber nit auch mit dem laster der undanckbarkeit behafft werde / hab ich mich (so vil mir müglich gewesen) erzeigen wöllen mit dem yenigen so meins vermögens ist: dann silber und gold hab ich nit / aber was ich hab das gib ich / also sagt der heilig Petrus in Actis am iij. Cap. Nicht daß ich diß mein schlecht und unachtbares búchlein / oder mich / dem lieben Petro oder seinem heiligen wort vergleichen wölle. Dann diß mein búchlein allein von gûter kurtzweil wegen an tag geben / niemants zû underweysung noch leer / auch gar niemandts zû schmach / hon oder spott / wie ir dann selbs wol sehen unnd lesen werden. Dieweil nun menicklich weißt geistlich und weidich Fürsten und Herren / (die dann täglich iren aufritt und herberg bey euch haben) daß ir mit gûten schwencken und kurtzweiligen bossen zû yeder zeit (und ye demnach die per‹Aijv›son ist gefaßt sind) habe ich euch zû widergeltung euwer gûtthat diß mein klein wercklein zû gefallen an tag geben. So dann ist auch in euwerem gebrauch alle Straßburger Messz einen eignen Rolwagen anzûrichten / als dann haben ir euch zû sampt gûten Herren und freünden mit disem búchlin zu ergetzen / dieweil ir auff der fart sind / welchs auch vor menigklich on allen anstoß mag gelesen werden. Bitt euch hiemit sömlich kleine gaab / dieweil sy mit gûtem hertzen und gemút verert wirt / nit zû verschmahen / und zû einem glücksäligen neüwen Jar empfahen / mich auch [6] noch als vor für euweren gûten freünd und willigen diener erkennen. Wünsch euch hiemit vil glück unnd heil euch und euwer neüwen Eegemahelen / und nach disem zergencklichen leben das ewig himmlisch reich und seligkeit / Amen.

            Datum Burckhaim auff Marie daß neüw
            Jar / nach der geburt unsers Säligmachers
            1555. Jar.

                        Euwer allzeit dienstwilliger.

                        Jörg Wickram Stattschrey-
                        ber zu Burckhaim.