BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Paul Gerhardt

1607 - 1676

 

Geistliche Andachten.

Bestehend in hundert und

zwantzig Liedern.

 

XXXI. Lied

 

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Befiehl dem HErren deine Wege

und hoffe auff ihn / er wirds wol machen.

 

BEfiehl du deine Wege /

Vnd was dein Hertze kränckt /

Der allertreusten Pflege

Deß / der den Himmel lenckt!

Der Wolcken / Lufft und Winden /

Gibt Wege / Lauff und Bahn /

Der wird auch Wege finden /

Da dein Fuß gehen kan.

 

DEM HERREN must du trauen /

Wann dirs sol wolergehn /

Auff sein Werck must du schauen /

Wann dein Werck sol bestehn.

Mit Sorgen und mit Grämen

Vnd mit selbst eigner Pein

Läst GOtt ihm gar nichts nehmen /

Es muß erbethen seyn.

 

DEIN' ewge Treu und Gnade /

O Vater / weiß und siht /

Was gut sey oder schade

Dem sterblichen Geblüt:

Vnd was du dann erlesen /

Das treibst du starcker Held /

Vnd bringst zum Stand und Wesen /

Was deinem Raht gefällt.

 

WEG' hast du allerwegen /

An Mitteln fehlt dirs nicht.

Dein Thun ist lauter Segen /

Dein Gang ist lauter Liecht:

Dein Werck kan niemand hindern /

Dein Arbeit darff nicht ruhn /

Wann du / was deinen Kindern

Ersprießlich ist / wilst thun.

 

VND ob gleich alle Teuffel

Hier wolten wiederstehn /

So wird doch ohne Zweiffel

GOtt nicht zu rücke gehn:

Was Er Ihm vorgenommen /

Vnd was Er haben wil /

Das muß doch endlich kommen

Zu seinem Zweck und Ziehl.

 

HOFF' / o du meine Seele /

Hoff' / und sey unverzagt.

GOtt wird dich auß der Höle /

Da dich der Kummer jagt /

Mit grossen Gnaden rücken:

Erwarte nur der Zeit;

So wirst du schon erblicken

Die Sonn der schönsten Freud'.

 

AVF! auff! gib deinem Schmertze

Vnd Sorgen gute Nacht:

Laß fahren / was dein Hertze

Betrübt und traurig macht.

Bist du doch nicht Regente

Der alles führen solt:

GOtt sitzt im Regimente

Vnd führet alles wol.

 

IHN / ihn laß thun und walten:

Er ist ein weiser Fürst /

Und wird sich so verhalten /

Daß du dich wundern wirst /

Wann Er / wie Ihm gebühret /

Mit wunderbahrem Raht

Die Sach hinauß geführet /

Die dich bekümmert hat.

 

ER wird zwar eine Weile

Mit seinem Trost verziehn /

Und thun an seinem Theile

Als hätt' in seinem Sinn

Er deiner sich begeben /

Und soltst du für und für

In Angst und Nöhten schweben

Fragt Er doch nichts nach dir.

 

WIRDS aber sich befinden

Daß du Ihm treu verbleibst /

So wird Er dich entbinden

Da dus am wengsten gläubst:

Er wird dein Hertze lösen

Von der so schweren Last /

Die du zu keinem bösen

Bißher getragen hast.

 

WOL dir / du Kind der Treue /

Du hast und trägst darvon

Mit Ruhm und Dank=Geschreye

Den Sieg und Ehren=Kron.

GOtt gibt dir selbst die Palmen

In deine rechte Hand /

Und du singst Freuden=Psalmen

Dem / der dein Leyd gewandt.

 

MACH' ENd' / O HErr / mach' Ende

An aller unsrer Noht:

Stärck unsre Füß und Hände

Und laß bis in dem Tod

Uns allzeit deiner Pflege

Und Treu empfohlen seyn /

So gehen unsre Wege

Gewiß zum Himmel ein.