BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Glückel von Hameln

um 1646 - 1724

 

Die Autorin

 

Glückel von Hameln (Glikl bas Juda Leib), wird vermutlich 1646 in Hamburg geboren. Sie entstammt einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aschkenasischer Juden, die ursprünglich in Altona ansäßig war, wo sich der Großvater - aus Detmold vertrieben - niedergelassen hatte. 1649 werden alle unerlaubt in Hamburg lebenden Juden ausgewiesen und Glückels Familie flüchtet nach Altona. Erst 1658 können sie zurückkehren. 1660 wird sie mit einem kaum älteren Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Hameln verheiratet. Das Paar führt eine glückliche Ehe und Glückel hat 14 Kinder. Da ihr Mann als Juwelenhändler häufig auf Reisen ist, führt Glückel die Geschäfte erfolgreich zuhause in Hamburg. Doch die glückliche Zeit geht 1689 jäh zu Ende: Nach einem Unfall stirbt Glückels Mann und hinterläßt ihr erhebliche Schulden. Sie führt die Geschäfte ihres Mannes weiter, und es gelingt ihr, die Schulden innerhalb eines Jahres zu tilgen. In der Folgezeit wird sie zu einer sehr erfolgreichen Geschäftsfrau mit Beziehungen in die großen europäischen Handelszentren. Geschäftsreisen fühern sie nach Amsterdam, Paris, Berlin, Leipzig und Wien. Um die Trauer um ihren verstorbenen Mann zu überwinden, beginnt sie 1691 mit ihrer Autobiographie in westjiddischer Sprache, die sie bis 1719 fortführt. Es ist die erste erhaltene Lebensbeschreibung einer Frau in Deutschland. Das Originalmanuskript hat sich nicht erhalten, ledigliche eine Abschrift eines ihrer Söhne. 1700 heiratet sie einen jüdischen Bankier und zieht zu ihm nach Metz. Nach kurzer Zeit muß dieser Bankrott anmelden und das Paar ist mittellos. Ihr Mann stirbt 1712 und sie wird von einer ihrer Töchter aufgenommen, die in Metz verheiratet ist. Dort stirbt sie 1724. Erst 1896 wird ihre Autobiographie zum erstenmal gedruckt, herausgegeben von David Kaufmann. 1910 erscheint die deutsche Übersetzung von Bertha von Pappenheim als Privatdruck, 1913 die von Alfred Feilchenfeld.

 

Bertha Pappenheim, als Glückel kostümiert, 1925 von Leopold Pilichowski gemalt.

Von Glückel selbst ist kein Portrait erhalten.

 

 

Das Werk

 

Die jiddische Handschrift (Zikhronot marat Gliql Hamil)    >>> Universitätsbibliothek Frankfurt

Der Erstdruck, herausgegeben von David Kaufmann 1896    >>> Universitätsbibliothek Frankfurt

Übersetzung von Bertha Pappenheim (1910)

Übersetzung von Alfred Feilchenfeld (1913/1923)

Erste Seite des Manuskripts und Kaufmanns Transkription

Vergleich von Erstdruck, Transkription und Übersetzungen anhand zweier Beispiele

 

 

Sekundäres

 

Glikl fun Hameln (Bibliotheca Iiddica)

Glückel von Hameln (Wikipedia)

Claudia Friedrich: 17.09.1724 - Todestag von Glückel von Hameln (Sendung des WDR, 17. 9. 2014)

Max Grunwald, Hamburgs deutsche Juden bis zur Auflösung der Dreigemeinden 1811. (1904)

Quellen/Kolophon