BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Philipp Hainhofer

1578 - 1647

 

Der Meierhof

 

1617

 

___________________________________________________________________

 

 

 

Der Meierhof.

 

Mit der Entstehungsgeschichte des Pommerschen Kunstschrankes ist das zweite für den Herzog Philipp II. von Hainhofer angefertigte Werk, der Meierhof, eng verknüpft. Derselbe wurde zur gleichen Zeit wie der Schrank in Angriff genommen, zum Teil von denselben Künstlern hergestellt, die auch am Kunstschrank arbeiteten, und zugleich mit demselben von Hainhofer im August 1617 zu Stettin abgeliefert. In der Korrespondenz Hainhofers wird er infolgedessen fast stets mit dem Kunstschrank gemeinsam erwähnt. Bei diesem innigen Zusammenhange beider Werke erschien es erforderlich, zugleich mit der erschöpfenden Darstellung des Pommerschen Kunstschrankes eine ausführliche Veröffentlichung des Meierhofes zu bringen, um so mehr, als die bisherigen dieses Werk betreffenden Abhandlungen keineswegs die Notwendigkeit einer nochmaligen Darlegung des Materials ausschließen.

Der Meierhof selbst ist, wie bekannt, spurlos verloren, aber es haben sich doch wenigstens ausführliche Zeichnungen und Beschreibungen von ihm erhalten, so daß wir uns ein ziemlich deutliches und vollständiges Bild von diesem merkwürdigen Werke verschaffen können, das uns mehr ein Spielzeug als ein Kunstgegenstand erscheint.

Zunächst gibt Hainhofer in dem Buche, das die Beschreibung des Pommerschen Kunstschrankes und seines Inhaltes enthält und sich im Schrank selbst noch erhalten hat, eine eigenhändig niedergeschriebene Beschreibung des Meierhofes nebst einer offenbar von seiner Hand stammenden rohen Zeichnung des Destillierofens zur Reinigung des für den Brunnen zu verwendenden Wassers. Dieser Text ist von F. Kugler in seiner Beschreibung der in der Königl. Kunstkammer zu Berlin vorhandenen Kunstsammlung a. a. O. abgedruckt, aber ohne den Schlußabsatz, der das Wasserwerk und den Inhalt der Schubladen des Untersatzes betrifft.

Sodann gibt die aus dem Sulzbach-Neuburgschen Archiv stammende, jetzt in der Königl. Bayrischen Bibliothek In München befindliche Handschrift mit der Relation der Stettiner Reise außer der Beschreibung des Pommerschen Kunstschrankes auch eine Beschreibung des Meierhofes nebst einer getuschten perspektivischen Zeichnung (Tafel XLIX) und dem Grundriß desselben (Tafel L). Beide Zeichnungen hatte Franz Trautmann schon in den Sitzungsberichten des Münchener Altertums-Vereins 1872 auf den Tafeln I und II in kleinen Lichtdrucken veröffentlicht, die aber nicht direkt die Originalzeichnungen wiedergeben, sondern vielmehr von dem Maler C. A. Lebsche angefertigte Kopien, so daß eine nochmalige Abbildung dieser für die Kultur der damaligen Zeit so wichtigen Dokumente auf photomechanischem Wege und in größerem Maßstabe wünschenswert war. Der von Trautmann beigegebene Text beschränkt sich im wesentlichen auf eine kurze Inhaltsangabe der alten Beschreibung.

Eine dritte Abschrift der Beschreibung nebst Abbildungen befindet sich in Wolfenbüttel. Sie ist von O. Doering in der Zeitschrift des Vereins für die Geschichte von Schwaben und Neuburg a. a. O. veröffentlich worden. Außerdem gibt Doering noch eine kurze Geschichte der Entstehung des Meierhofes nach den in der Korrespondenz Hainhofers verstreuten Mitteilungen über das Werk, von der die folgende Darstellung in manchen Dingen abweicht. Die Ursachen, aus welchen die Münchener Handschrift unserem Abdruck der Beschreibung zu Grunde gelegt ist, werden auf Seite 62 f. angegeben werden.

Der Gedanke, den Herzog von Pommern zur Bestellung eines Meierhofes zu veranlassen, taucht bei Hainhofer zu derselben Zeit auf, als er seinen neuen Gönner für den Kunstschrank und den silbernen Korb zu bestimmen suchte. Dem Briefe vom 27. Juni, in dem er sowohl die Arbeiten aus Silberdraht wie die Augsburger Kunstschränke anpreist, fügt er neben „musterlen von silberarbait“ und anderen Gegenständen „in aim gedreheten büchßlin ain Enten vnd ain tauben“ bei. Im folgenden Briefe vom 17. Juli erklärt er den Zweck dieser Sendung:

„Die Enten vnd tauben sein zum muster, Ihr Dr. in Bayrn haben für die Künigin jn Spagna vnd Infantin zu Brüssel, auch für die Künigin jn Frankhreich vnd Erzherzogin zu Grez schöne Mayrhof von dergleichen thierlen machen lassen, so auch der Churfürst von Cölln, vnd großherzog von Florenz schöne solche stückh machen lassen; jtem ainen Mayrhof für den Kayser, daß ain solch stuckh auf 5., 6., biß in 800 fl. khommen, so hat man auch für den herzogen von würtenberg ain schön vogelhauß, jtem für herzogen willhalm in Bayrn ainen orpheum gemacht, vnd ain falchenhauß, der der dise thierlen machet, haist Johan Schwegler, ist 7 ganzer jahr beym herzog willhalm in seim closter gewest, endlich haimlich außgerissen, vnd alhie zu ainer Euangelischen dochter geheurat, auch Euangelisch worden, vnd ob er wol bey Bayrn in Vngnade wäre, weil er sich doch unsträflich verhelt, tag vnd nacht für fürsten vnd hern genug zu arbaiten hat, auch, wan man jhme gleich nichts mehr anfrümmete, auf etlich jahr mit angefrümbter arbait genug zuthun hette, vnd, obs wol vil versuecht, doch khainer ist, der jhms khan nach machen, vnd nach seim tod solch ding 10. mahl souil wehrt würdt sein, also denckhen Ihre Durchl. gleich nicht mehr an das vorgelaufene, vnd sein noch froo, wan sie nur arbait von jhme haben mügen, die sie hin vnd wider verschükhen vnd verschenckhen, es haben etliche fürsten nach jhme gestelt, die jhme wolten arbait gnug vnd bezahlung gnug geben, wan er niemandt, alß für sie, arbaiten wolte, er will aber niemandt mehr verobligiert sein, vil weniger sich an ain fürstenhof begeben, allenweil er sehr blöd im kopf, of kranckh, vnd durch dise zahrte arbait der federlen schneiden, sonderlich der fewrfarben, das gesicht sehr schwächet, jch heb jhme seine khünder auß der tauf, vnd diene jhme in vil weg, sonderlich wan jhme was ablaufft, so daß wan jch begere, er mir für andern was schönß vnd saubers machet, gefelt nur E. Fr. Gn. für dero gemahlin ain mairhof oder sonst was groß, so will jch jhme mit allem fleiß bestellen, was sie gn. begeren werden; er hat ain klain stückhlin für Mantoua außgemacht, welches fertig biß an das gehäuß, will sehen, ob er ain anderß nach Mantoua anfangete, vnd mir dises stückhlin für E. Fr. Gn. volgen ließe, darmit sie recht sehen möchten, was seine arbait ist, welche verhoffentlich E. Fr. Gn. vnd dero hoch geehrten geliebten gemahlin nit übel gefallen würdt“.

Diese Stelle des Briefes enthält nicht nur interessante Nachrichten über den wichtigsten Künstler dieses Werkes, Johannes Schwegler, sondern zeigt auch, daß dergleichen Arbeiten zumeist für Damen bestimmt waren und der Meierhof wie der silberne Korb für die Herzogin angefertigt werden sollte. Offenbar sollten diese ausführlichen Mitteilungen über Schwegler, seine Konfession usw. Interesse an dem Künstler und seinen Arbeiten erwecken.

Der Brief hatte denn auch den gewünschten Erfolg, denn am 25. August schreibt Hainhofer, offenbar nachdem vom Herzoge die Bestellung eingegangen war:

„Ainen Mayrhof mit allerlay thierlen auß federn will jch für E. Fr. Gn. mit allem fleiß bestellen vnd selben veröffentlichen in solchem preyß erhalten, das er wenigest umb soll wolfailer sein, alß wen er für jemandt anderen gemacht wurdt, dan jch dem maister, ders machet, seine khünd auß der tauf hebe, vnd wöchentlich guets thue, dahero er mir auch nit wenig verobligiert ist, allain würdt ain wenig gedult zur zeit gehören, dan er für gar vil fürsten schon lange angefrümbde arbait, ainen stockh auß Ebeno, für Ihre May[estä]t stoßvögel darauf zu machen, schon jahr und tag im hauß hat, so ist man jhme auch stets auf dem halß wegen deß Churfürsten von Cölln vogelhauß; für den herzogen von würtenberg hat man jhme auch ain Paradeyß mit allerlay thiren angefrümmet, welches dem Überschlag nach auf ain fl. m/7 khommen würdt; für den Marggr. von Jegerndorff soll er auch ain mayrhoff machen, jtem für Ihr Dr. in Bayrn durnierende reitende mändlen, welche durch ain vhrwerckh getrieben werden so Ihr Dr. der alte herr selbs angeben“.

Bemerkenswert ist hier der Hinweis auf die Kosten eines solchen Werkes. Auch in seinem Briefe vom 8. September 1610, in dem er über die Inangriffnahme der Arbeit berichtet, wiederholt er nochmals, daß vor der Hand an eine Fertigstellung des Kunstwerks nicht zu denken sei.

„Mit dem artifice der thierlen hab jch schon 2. mahl geredt, vnd über ainen mayrhoff fisierungen gemacht, welche besser stunde; er verspricht mir was außbündig fleissigs vnd schöns von thiern, alles nach dem leben zu zurichten, allain khündt er mich auf kaine gewise zeit vertrösten, allain dieweil er wenigest ein 3. monat strengs daran zu arbaiten habe, wan er sonst nichts anderß thue, nun muß er das vogelhauß für den Churf. von Cölln vollents verfertigen, vnd ainen anfang an dem Stutgartischen werckh machen, darmit man, wan man darnach fragt, etwas im gesicht sehe, er wölle mich aber doch nach dem Cöllnischen vogelhauß, welches taglich fertig, für alle andern fertigen, vnd was machen, das muese ain namen haben, er hat vermaint, jch solte anstatt aines Mayrhofts ainen marckht lassen machen, auf welchem man allerley kreutlwerckh vnd vögel verkaufft, weil aber auf den marckht mehr tods, alß lebendigs von geflügel komet, so hab jchs gleich beim Mayrhof bleiben lassen, will das baurenhauß von schönem rothem vnd weyssem Sandel, den stockh von Ebeno holtz anfrümmen, an meinem fleiß vnd sollicitieren bei aim vnd anderen nichts erwünden lassen.“

Es sind also einstweilen nur Beratungen, die er mit Schwegler abhält, wie das Werk zu gestalten sei. Jene „fisierungen“ werden wenig mehr als oberflächliche Skizzen gewesen sein. Schweglers Vorschlag, lieber einen Markt anzufertigen, erklärt sich wohl daraus, daß die mannigfache Architektur, die ein Meierhof erforderte, weniger seine Sache war. Hainhofer sieht sich denn auch veranlaßt, Matthias Kager heranzuziehen, zumal der Herzog anscheinend die Pläne und Entwürfe des Meierhofes sowohl wie des Vogelhauses des Kurfürsten von Köln (Brief vom 29. September) sich erbeten hatte. Zunächst werden die Vorbereitungsarbeiten jedoch durch eine Reise Schweglers nach München unterbrochen.

Am 27. Oktober sendet dann Hainhofer zwei Visierungen des geplanten Gutshofes an den Herzog. Eine derselben hat sich mit dem Briefe im Königlichen Staatsarchiv zu Stettin erhalten, das noch einen großen Teil der Korrespondenz Hainhofers an den Herzog von Pommern im Original besitzt. Es ist nur eine rohe Bleistiftzeichnung der Umrisse der Gebäude eines Bauernhofes, die auf drei Seiten einen Hof umschließen. Die Bestimmung der einzelnen Gebäude usw. ist mit Tinte hineingeschrieben. Die zweite Zeichnung, nach dem Briefe eine perspektivische Ansicht des Bauernhauses allein, ist nicht mehr vorhanden, sondern, wie man sehen kann, später ausgeschnitten worden. Der Grundriß läßt aber schon erkennen, daß Hainhofer anfangs ein viel einfacheres und kleineres Werk beabsichtigte, als später in Wirklichkeit entstand. Während die ausgeführte Arbeit ein Gutshof mit einem schloßartigen Gebäude war - Hainhofer nennt es selbst „schloss“ (2. Dezember 1615) - zeigt diese Skizze nur einen schlichten Bauernhof. Es wiederholt sich hier also etwas Ähnliches wie beim Kunstschrank, wo ja sogar der ursprüngliche, schon zum Teil fertig gestellte Schrank durch einen bedeutend größeren ersetzt wurde. Der beigefügte Brief gibt ein genaueres Bild des geplanten Bauernhofes und ersetzt einigermaßen die fehlende Zeichnung:

„entzwischen haben sie hiermit die fisierung vom Mayrhof gnd. zu empfahen, wie es außgethailt soll werden, nemblich in das baurenhauß aine Stuben darinnen man milch außruehrt, vnder den banckh hennen vnd huener, in die Camern sonst was darein gehört, im mittlem gaden soll es scheinen, alß wans ain Stuben were, wolte aber ain schlagende Vhr darein richten, vnd die etwan wanß gesein khan, auch den storckhen auf dem dach machete schnattern, im kümich (Kamin) sitzt ain eul oder kauz, vor dem hauß ist ain hundtstellin, im obristen gaden des hauß der taubenschlag. vnd wolt jchs richten, das man überal das dach khündte herab scheuben, vnd inwendig was possierlichs sehen, hinder dem hauß khombt der bachoffen in aim gärtlin.

Auf der ainen seiten ist der roßstall, in der mittin der Stadel zum werckhzeug vnd zum treschen, jtem der pflueg, egen vnd dergleichen, obenauf hew vnd strew, am orth der kuehestall.

Auf der dritten abseiten khommen gänß, Indianisch gflügel, schaaf vnd schweinstall. In dem hof ain schepfbrunnen mit dem schnellgalgen, ain röhrbrunnen, ain weyer, aine stroostatt 1), der wagen, allerlay geflügel, jtem auf den brunen vnd zäunen herumb allerlay vögel, in den ställen jeder sohrt vierfuesig vihe, hin vnd wider knecht vnd mägt, die was arbaiten, vnd das in allen wünckhlen vnd eggen was kurtzweiligs zu sehen ist. Vnd weil der Ebeno stockh (Fuß, Untersatz) zümlich hoch, meiner intention nach, solle gemacht, vnd hüpsch mit silber geziert werden, so wolt jch 4. Schubladen darein richten lassen, in die aine aine schöne landtschafft von baum vnd graßwerckh. (darin die historia, wie Philippus der Königin Candaces Kämmerling taufet, act: VIII kheme;) in die ander ain marckh von allerlay todem geflügel, in die dritte etwas von Büsem vnd wachßwerckh, in die 4te gemahlts, oder sonst etwas, das sich wol schückhet, richten, oder man khündte ainen Schreibzeug, Cammfueter vnd ain apoteckhlin vnder den Mayrhof richten, welches nun E. Fr. Gn. am gefälligsten, E. Fr. Gn. khündenß gnd. übersehen, sich darüber, was zu endern oder zu uerbessern möchte sein, bedenckhen, vnd mir Ihren Fürstlichen willen, mit ehesten, gnd. widerumben schreiben, so will jch, wan E. Fr. Gn., wie jch verhoffe, gnd. wollen lassen den vncosten darüber gehen, für dieselbe ein solches khunstliches schönes werckh machen zurichten, dergleichen von solcher arbait khain potentat noch nie solle gesehen haben, vnd wan sies empfangen, E. Fr. Gn. khain costen rewen würdt, der maister ist im werckh, was für würtenberg anzufangen, vnd ist jhme zu München vom Churfr. zu Cölln auch mehr arbait, darzue man jhmewill ain fisierung stellen, gar starckh angefrümmbt worden, wan jch aber mit disem mayrhof nit lang verzeuch, will jhne er für all andere arbait herauß machen, weil er ainen sondern lust darzue bekhombt, vnd weil jch jhme auch vil guets thue, wir vermainen bei diser grösin des abriß zu bleiben, deß wegen er seider der proportion nach daß hauß khünde allgemach anfangen etliche thierlein zu possieren, daß er thun will, begeren aber E. Fr. Gn. den Mayrhof gröser, so khan man jhne was gröser machen, alß dan aber würdt jhne ain mann allain schwerlich tragen khünden, vnd werden 2. träger darzue gehören, ihe gröser aber auch ein ding ist, ihe muesamer vnd proportionierlicher man ain ding, sonderlich die vögel à ragguaglio (im Verhältniß) der vierfuesigen thier, machen khan, basta, jch erwarte E. Fr, Gn. gn. resolutionem vnderthänig, nach derselben will jch mich in allem gehorsam richten. Das hauß bekhombt ain ziegeldach, der stadel ain stroindach, vnd die 4. klaine ställin ain hilzin dach darmit alles recht bäwrisch aussehe; man khündt auch wol, wan man wolt, in der schubladen aine, ain fashanen oder ain falchenhauß richten, alß wie man für den Herzog in Bayrn 9. sorten falchen in ain falchenhauß gemacht hat.... Zu den vierfuesigen thieren im Mayrhof wolte der Schwegler, hierbey ligende. 4. fällen gebrauchen, welche von vnzeitigen vngebornen elend sein, vnd alle .4. in aim elend gefunden worden, sagt, hab für ain fällin f. 15. vnd für alle .4. f. 60 bezahlt an seiner arbait, weil sie aber gar gesundt sein sollen auf den magen, alß wie die vnzeitige wolfsheutlen, vnd darzue aine raritet für ain fürsten ist, 4. dergleichen heutlen auß einem elend zuhaben, so habs E. Fr. Gn. jch zuuor unuerarbait wollen schückhen, darmit wan sies gn. also behalten vnd gebrauchen wollen, man alhie vmb schlechtere, alß kalbs vnd dergleichen fällen schawen khündte, die hüpsch von farb sein, vnd sich gleich so wol zu der arbait schückhen, da die 4. gedachte fällen aine raritet sein sollen, dergleichen bey andern fürsten nit gemain, vnd zum verschneiden schier schad darfür ist, jch hab auch gen Amsterdam vmb allerlay schön federwerckh von den Indianischen vöglen geschrieben, wan E. Fr. Gn. was überigs von schönen gespiegleten vogelfedern, sonderlich auß den fliglen hette, vnd gn. sendete, kheme es auch dem maister wol zu paß, vnd sein dergleichen federn offt ohne das sonst zu nichten zugebrauchen, wan man hie fürneme hochzeiten oder gastungen helt, so muß man jhme die federn von Aurhanen, faßhanen, schwanen, haselhuener, rebhuener, schnepfen, Indianischen hanen, türckhischen enten, vnd dergleichen aufbehalten, da braucht er nur auf der seiten die spützlen von den federn, welches im auflegen vül geschückt, vnd subtile händ brauchet, sonderlich was grelle farben hat....

Vom Mayrhof ist das aine der grundt, außthailung vnd gröse (wofern jhne E. Fr. Gn. nit gröser begeren.) das ander ain ongefährliche form vom hauß, welches vmbkehrt würdt werden, vnd die facciata vnder der vhr gegen den hof sehen, ist mit fleiß also herumb gestelt worden, weil man den dissigno seiten halber nit hette sehen khünden, der Stadel mit den stallungen vermain jch, werd nit übel khommen, vnd will jchs schon richten lassen, das man würdt khünden hinein sehen, die bülder musen recht auf bäurische art geklaidet werden, wan E. Fr. Gn. die elendts feilen, wie jch vnderthänig hoffe vnd rathe, also behalten, will jch zu den.4.fuesigen thieren schon vmb andere artige fellen trachten, vnd nicht verabsäumen, wan nur E. Fr. Gn. die fisierungen bald wider gn. zurücksenden, dan mans haben muß, vnd kain copiam daruon behalten haben, ist auch dise in eil gemacht worden.“

Es war demnach von Hainhofer geplant, diesen Bauernhof nicht größer, als der dem Brief beigefügte Grundriß (40:60 cm) war, ausführen zu lassen, ein Maßstab, der weit hinter dem fertigen Werk, das ungefähr 7 Werkschuh (210 cm) lang, 5 1/2 (165 cm) breit und 4 (120 cm) hoch war (Brief vom 2. Dezember 1615), zurückblieb. Diese kleinen Abmessungen, die auf den ersten Blick sehr gering erscheinen, entsprechen aber anscheinend den sonstigen Arbeiten Schweglers. Das Vogelhaus im Gustav Adolf-Schrank zu Upsala ist nur 12,5 cm hoch und 14,5 cm breit, der Vogelkorb 13 cm hoch. Auch die „überzogenen Vögel“ auf dem Parnaß müssen sehr klein gewesen sein, wenn sie in gutem Verhältnis zu den silbernen Figuren stehen sollten. Die Größe des ursprünglich geplanten Meierhofes hatte vielleicht das Werk, das Hainhofer in einem Briefe an Lebzelter vom 10. April 1624 neben der Diana auf dem Hirsche von Wallbaum erwähnt: „Ain hüpsches Maierhöflein mit baurenhauß, stadel etlich vieh vnd vil vögelen per 40fl.“

Schon am 13. November schickt der Herzog die eingesandten Zeichnungen wieder zurück, indem er ihnen seine Genehmigung erteilt und seine besonderen Wünsche ausspricht. Worauf sich dieselben bezogen, scheint der Brief Hainhofers vom 15. Dezember 1610 anzudeuten, in dem es heißt, daß er „deß schnapperenden storckhen, der schlagenden vhr, deß fuchß im ganßstatl, der khuemelckhenden magt, der katz mit der mauß, allerlay feldt vögel, der zügen vnd böckh . . . schon ingedenckh sein“ wolle; vielleicht hatte der Herzog diese Dinge besonders gewünscht. Zugleich teilt er dem Herzog mit, daß er dem Schwegler, da dessen Frau in nächster Zeit „in die khündbett“ komme, einen Vorschuß von 100 fl. auf Konto des Meierhofes gegeben habe.

Erst im folgenden Jahre wird die Arbeit ernstlich in Angriff genommen. Am 13. April 1611 kann Hainhofer berichten, daß Kager das Modell zum Meierhofe in seinem Hause vom Tischler habe machen und selbst angestrichen habe, und zwar habe er es mehr als noch halb so groß als die übersandte Visierung gemacht. Für Holz und Arbeit berechne er 17 3/4 Gulden. Wahrscheinlich war das schon der neue Entwurf, wie er später zur Ausführung gelangte. Auch Hainhofers ehemaliger Lehrer Dr. Hieronymus Bechler und sein Vetter bekamen das neue Modell zu sehen. Indessen die Arbeit zieht sich noch jahrelang hin. Es geht mit dem Meierhof wie mit dem Kunstschrank; in der Korrespondenz der folgenden Jahre laufen die Berichte über den Fortgang der Arbeiten an beiden Stücken gleichmäßig nebeneinander her. Auch in seinen Geldforderungen berechnet er die Kosten beider Werke gemeinsam, so daß eine Klarheit über den für den Meierhof aufgewendeten Betrag nicht zu gewinnen ist. Die letzte Notiz über den Meierhof bringt der Bericht über die Einrichtung der herzoglichen Kunstkammer vom 2. Dezember 1615:

„Der Mayrhof ist bey 7. werkhschuch lang 5 1/2 breit, vnd 4 hoch vnd würdt auch eine lange tafel erfordern, darauff man ihn setze, vnd das man vmbhero gehen khünde, vmb alleß zu sehen, den das schloss 4. vnd das bauerhauß 3. gaden (Stockwerke) hatt, die obeinander gehen, vnd alle behörlich eingerüstet sind, da dan einer am mayrhof allain ein tag würdt zusehen haben, wan ehr alles nach notturfft contempüeren will.“

1617 wurde das Werk zusammen mit dem Pommerschen Kunstschrank durch Hainhofer in Stettin übergeben. Auch muß Kager eine sorgfältige Zeichnung des Meierhofes in dieser Zeit angefertigt haben, denn als Hainhofer im September 1612 nach München kommt, zeigt er der Herzogin Elisabeth Renate, der Gemahlin Maximilians I., den „Distigno vom Pomerischen Mayerhof“, und als die Herzogin den Wunsch ausspricht, den Meierhof, wenn er fertig sei, zu sehen, antwortet Hainhofer:

„ich mach noch vor eim iahr keine rechnung auf ihne, dan der Herr Churfurst mit seinem mayerhoff, so Er der Keyserin geschenckht, Item der Keiser mit seinem marckh von allerhandt gefliegel vil verhindernuss darein machen, doch werd er sich seiner Zeit wegen selzamer Invention vnd viler arbeit wol sechen lassen“.

Es wäre übrigens nicht unmöglich, daß jene Zeichnung, die Hainhofer damals vorlegte, die auf Tafel XLIX dargestellte war.

Schon die subtile Arbeit und die Zerbrechlichkeit des Meierhofes und seiner Bewohner erklären es, daß sich nichts mehr von ihm erhalten hat. Wahrscheinlich ist er mit der Zeit zum Kinderspielzeug geworden und zu Grunde gegangen. Denn schon zwanzig Jahre nach seiner Ablieferung in Stettin war er in vernachlässigtem Zustande, wie das Nachlaß-Inventar, das nach dem Tode Bogislaw XIV. am 12. bis 15. April „et sequentibus diebus“ 1637 angefertigt wurde, mitteilt. Danach befanden sich in der Mitte der fürstlichen Kunstkammer sechs Tische und auf dem vierten Tisch „der künstlich gemachte Meyerhoff; ist zwar vorhanden und in seinem zimblichen Esse, ist aber gantz unrein und voll Staub“. In dem Croyschen Nachlaß von 1684 wird er nicht mehr erwähnt.

Von den Künstlern, die an der Herstellung des Meierhofes beteiligt waren, kommt zunächst Matthias Kager für den Entwurf des Modells und auch wohl für die Bemalung des fertigen Werkes, besonders der gemalten Dekorationen des Schlosses in Betracht, die uns im kleinen von der in Augsburg im großen geübten, aber in erhaltenen Beispielen fast gar nicht mehr vorhandenen Fassadenmalerei eine Vorstellung zu geben vermag. Auch die Zwiebelkuppeln der Erker sind ein in Augsburg beliebtes architektonisches Motiv. Schwegler fiel die Herstellung der Menschen, Tiere und auch wohl der vielen kleinen Gegenstände, Geräte u. dgl. zu. Die Tischlerarbeit wird wohl Baumgartner besorgt haben. Die Schubladen des Sockels scheinen mit Intarsien geziert gewesen zu sein.

Außerdem war auch Achilles Langenbucher wenigstens bei einer der zum Meierhof gehörigen Arbeiten tätig, nämlich bei der „erhebten landtschafft“ in einer der Schubladen, welche die Erde darstellte. Hainhofer wollte anfangs von ihm die Taufe des Kämmerlings aus dem Mohrenlande durch Philippus für eine der Schubladen machen lassen. (Briefe vom 11. Januar und 29. Februar 1612). Dieser Plan ist aber dann wohl zu Gunsten der vier Elemente fallen gelassen worden. Um wenigstens, ähnlich wie beim Parnaß, in dem Werk selbst eine direkte Beziehung auf den Namen des Herzogs zu geben, sind die Beete des kleineren Gartens neben dem Schloß in Gestalt eines P S (Philippus Secundus) angelegt worden.

 

Vogelhaus und Vogelkorb aus dem Schrank in Upsala

 

Kanone aus dem Schrank in Upsala

 

„Apoll und Cyparissus“ aus dem Schrank in Upsala

 

Aus den erhaltenen Abbildungen läßt sich ein gutes Bild von diesem merkwürdigen Werk gewinnen. Außerdem können zur Unterstützung unserer Vorstellung von dem Aussehen und der Beschaffenheit einer derartigen Arbeit die im Schrank zu Upsala befindlichen, schon erwähnten Arbeiten Schweglers und Langenbuchers, das kleine Vogelhaus aus Holz mit rotem Dach, dessen Wände mit aufgemalten Fruchtgehängen u. s. w. verziert sind, der Vogelkorb und „Apoll und Cyparissus“ (siehe die Abbildungen) dienen. Als Material sind Holz, Wachs, eine pechartige Masse, Federn, Seide und andere Stoffe, Draht u. s. w. verwandt worden. Die Vögel zeichnen sich trotz des kleinen Maßstabes durch Natürlichkeit der Haltung und lebendigen Ausdruck aus. In dieser Beziehung ist den Arbeiten Schweglers ein gewisser künstlerischer Wert nicht abzusprechen.

Ebenso wie das Inventar des Pommerschen Kunstschrankes ist auch die Beschreibung des Meierhofes, wie erwähnt, in drei Exemplaren vorhanden. Doering veröffentlicht die in Wolfenbüttel befindliche Handschrift, die aber auch in diesem Falle nicht als die zuverlässigste gelten kann. Anderseits kommt man aber bei einem Vergleiche der drei Handschriften zu dem Ergebniß, daß auch die Berliner, in der zahlreiche, in den beiden anderen Handschriften vorhandene Stellen und auch die den Inhalt angebenden Randbemerkungen fehlen, nicht als Originalhandschrift anzusehen ist, sondern daß die Münchener Handschrift der ursprünglichen Beschreibung des Meierhofes am nächsten kommt.

Zu dem Schlusse, daß Hainhofers eigenhändige Niederschrift der Beschreibung des Meierhofes in dem im Pommerschen Kunstschrank befindlichen Buche mit dem Inventar dieses Schrankes nicht als Urschrift gelten kann, führt besonders der Umstand, daß in derselben mehrere etwas anzügliche bezw. allzu menschliche Stellen und nicht ganz hoffähige Ausdrücke fehlen oder umschrieben sind, die sich in den beiden anderen Handschriften finden. Das ist vor allem der längere Passus unter No. 5, der mit den Worten schließt: „neben der hewgabel geht ein bandt Zum fenster hinaus, wan man solches Zeucht, so erhebt sich das hew, vnnd ist der Baurenknecht bey der magd darunder.“ Unter No. 4 unterdrückt er „ain necessario“; an einer andern Stelle (unter No. 11) mildert er wenigstens den Ausdruck, die Worte „ainen gang Zuer heimlichkeit, darob ain Magt Ihr notturft verricht“ ersetzt er durch „ainen gang zum necessario, darob aine magd sitzet“. Und ebenso, wie er in dem erwähnten Briefe die „miststatt“ durch eine „stroostatt“ verbessert, um die herzogliche Nase auch nicht einmal in Worten zu kränken, heißt es in Hainhofers Beschreibung statt „Mistwagen, Miststat oder dünget, mit Schweinen darob, Mistgabel vnnd Beren“ nur „müstwagen, dünget mit schweinen darob gäbet vnd beeren“ (No. 4) und „excrementa“ statt „koth“ (No. 12). Auch die Veränderung der Worte „ein Schöpftbronnen, darinnen man ein lebendigen stockhfisch siehet“ (No. 12) in die Erklärung: „ain schöpfschnarrbrunnen, in dessen boden vertieft ain spiegelin, darinnen man einem khan ain lebendigen stokhfisch weisen“, scheint durch dieselbe ängstliche Vorsicht Hainhofers, ja nicht etwa in Stettin Anstoß zu erregen, veranlaßt zu sein. Offenbar sind alle diese Stellen nur Säuberungen des ursprünglichen Textes, um so mehr verständlich, als ja der Meierhof für die Herzogin zum Geschenk bestimmt war.

Auch andere Abweichungen erweisen es, daß Hainhofer eine von ihm schon früher verfaßte Beschreibung in diesem Buche abschrieb, offenbar mit einer gewissen Schnelligkeit und Flüchtigkeit. Daher die vielen Auslassungen, von denen mehrere durch kurz aufeinanderfolgende gleiche Worte, deren Zwischensatz übersprungen wurde, veranlaßt sind, so z. B. die Worte [„kombt, gegen den negsten thurn] kompt“ (No. 12). Die wenigen Zusätze dagegen, die Hainhofers Handschrift gegenüber den beiden anderen zeigt, erklären sich leicht als Verbesserungen, wie sie ihm bei der Abschrift in die Feder laufen mochten. So die Worte „Neptuno“ statt „bildt“ (No. 9), „vnd jedes auf aine andere art gemacht“ (No. 12) u. a.

Da die Münchener Handschrift in zahlreichen Lesarten mit der Berliner Beschreibung gegenüber der Wolfenbütteler übereinstimmt, anderseits aber die erwähnten charakteristischen Abweichungen von der Berliner und die zahlreichen in der Berliner Handschrift fehlenden Stellen mit der Wolfenbütteler gemeinsam hat, so ist sie als die der ursprünglichen Beschreibung nächststehende Handschrift anzusehen und demgemäß auch dem folgenden Abdruck zu Grunde gelegt. Die wichtigsten Abweichungen der Berliner und Wolfenbütteler Handschrift sind in Fußnoten angegeben, die in der Berliner Handschrift fehlenden Stellen im Text durch Klammern [ ] bezeichnet.

 

Adolf Brüning.

 

――――――――

 

1) In dem Brief stand ursprünglich „miststatt“, die erste Silbe ist durchgestrichen und darüber „stroo“ gesetzt Vielleicht mochte Hainhofer der Ausdruck „mist“ zu despektierlich geschienen haben.