B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Ludwig Christoph Heinrich Hölty
1748 - 1776
     
   



Ü b e r s e t z u n g e n
a u s   d e m   G r i e c h i s c h e n ,
I t a l i e n i s c h e n   u n d   E n g l i s c h e n


Textgrundlage:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty,
Übersetzungen aus dem Griechischen.
in: Griechische Gedichte
mit Übertragungen deutscher Dichter.
Herausgegeben von Horst Rüdiger
München 1972


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Der Krieg der Frösche und der Mäuse (Anfang 1770)
Hero und Leander (Anfang 1770)
Amor und die Biene (Sommer 1770)
Anakreon, Ode XV (Sommer 1770)
Anakreon, Ode XVII (Sommer 1770)
Anakreon, Ode XX (Sommer 1770)
Anakreon, Ode XXVIII (Sommer 1770)
Der Raub der Europa (Oktober 1770)
Der Vogelsteller. Die 2. Idylle des Bion (Ende 1770 ?)
Der verlone Amor. Die 1. Idylle des Moschus (Ende 1770 ?)
Der wandernde Prinz von Troja (November/Dezember 1770)
Gesang einer Feenkönigin (November/Dezember 1770)
Leben des Grafen Rochester (Ende 1770)
Colemira, eine Küchenekloge (Februar/März 1771)
Einladung zu einer Feyerlichkeit auf dem Lande (Februar/März 1771)
Olint und Sophronia (1771)
[Tankred und Erminia] (1771)
Gemälde der Alcina (1771)
[Der Anfang des ersten Gesangs von Tassos befreitem Jerusalem] (1771)


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      Anakreontische Verse (1./2. Jahrhundert n. Chr.)
      An eine silberne Trinkschaale.


      O Vulkan, Bearbeiter des Silbers, verfertige mir keine Waffen, denn was habe ich mit Gefechten zu thun? verfertige mir eine Trinkschaale, und gieb ihr eine so tiefe Höhlung, als du nur kannst.
      Bilde darauf keine Gestirne, keine Wagen, keinen furchtbaren Orion ab. Was frag ich nach den Plejaden! nach dem Gestirn des Bootes? Ziere sie mit Weinstöcken, die mit Trauben behangen sind, mit einer Gruppe von goldnen Wintzern, dem schönen Lyäus, dem Amor und Bathyll.


      ΑΝΑΚΡΕΟΝΤΕΙΟΝ·
      ΕΙΣ ΠΟΤΗΡΙΟΝ ΑΡΓΥΡΟΥΝ.


Τὸν ἄργυρον τορεύων 
Ἥφαιστέ μοι ποίησον 
πανοπλίαν μὲν οὐχί· 
τί γὰρ μάχαισι κάμοί; 
5
ποτήριον δὲ κοῖλον 
ὅσον δύνηι, βαθύνας. 
ποίει δέ μοι κατ' αὐτοῦ 
μήτ' ἄστρα μήτ' Ἅμαξαν, 
μὴ στυγνὸν Ὠρίωνα. 
10
τί Πλειάδων μέλει μοι, 
τί γὰρ καλοῦ Βοώτου; 
ποίησον ἀμπέλους μοι 
καὶ βότρυας κατ' αὐτῶν 
14
καὶ μαινάδας τρυγώσας . . . 
20
ὁμοῦ καλῶι Λυαίωι, 
Ἔρωτα κἀφροδίτην.

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      Bion (Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.)
      Der Vogelsteller.


      Ein junger Vogelsteller, der in einem dichten Walde den Vögeln nachstellte, sah den fliehenden Amor auf dem Ast eines Buchsbaums sitzen. Wie er ihn sah, freuete er sich, weil er das Ansehn eines großen Vogels hatte, band alle Rohrstäbe zusammen, und lauerte auf den Amor, der hier und da herumhüpfte. Der Knabe wurde unwillig, weil er nirgends seine Absicht erreichte, warf die Rohrstäbe von sich, gieng zu einem alten Pflüger, welcher ihn diese Kunst gelehrt hatte, redte ihn an, und wies ihm den Amor, der noch auf dem Zweige saß. Aber der Greiß schüttelte lächelnd das Haupt, und antwortete dem Knaben, unterlaß diesen Fang, nahe dich diesem Vogel nicht, fliehe weit von ihm hinweg. Es ist ein böses Thier. Beglückt wirst du seyn, wenn du ihn nicht fängst. Wenn du aber zum Manne gereift bist, alsdann wird dieser Vogel, der jetzt fliehet und herumhüpft, plötzlich von freyen Stücken kommen, und sich auf dein Haupt setzen.

      ΒΙΟΝ·
      ΙΞΕΥΤΑΣ ΚΑΙ ΕΡΩΣ.


Ἰξευτάς ἔτι κῶρος ἐν ἄλσεϊ δενδράεντι 
ὄρνεα θηρεύων τὸν ἀπότροπον εἶδεν Ἔρωτα 
ἑσδόμενον πύξοιο ποτὶ κλάδον· ὡς δὲ νόησε, 
χαίρων ὥνεκα δὴ μέγα φαίνετο τὤρνεον αὐτῶι, 
5
τὼς καλάμως ἅμα πάντας ἐπ' ἀλλάλοισι συνάπτων 
τᾶι καὶ τᾶι τὸν Ἔρωτα μετάλμενον ἀμφεδόκευε. 
χὠ παῖς, ἀσχαλάων ὅκα οἱ τέλος οὐδὲν ἀπάντη, 
τὼς καλάμως ῥίψας ποτ' ἀροτρέα πρέσβυν ἵκανεν 
ὅς νιν τάνδε τέχναν ἐδιδάξατο, καὶ λέγεν αὐτῶι 
10
καί οἱ δεῖξεν Ἔρωτα καθήμενον. αὐτὰρ ὁ πρέσβυς 
μειδιάων κίνησε κάρη καὶ ἀμείβετο παῖδα· 
«φείδεο τᾶς θήρας, μηδ' ἐς τόδε τὤρνεον ἔρχευ. 
φεῦγε μακράν· κακόν ἐντι τὸ θηρίον. ὄλβιος ἔσσηι 
εἴσόκε μή νιν ἕληις· ἢν δ' ἀνέρος ἐς μέτρον ἔλθηις
15
οὗτος ὁ νῦν φεύγων καὶ ἀπάλμενος αὐτὸς ἀφ' αὑτῶ 
ἐλθὼν ἐξαπίνας κεφαλὰν ἐπὶ σεῖο καθιξεῖ».

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      Moschos (um 150 n. Chr.)
      Der verlorne Amor.


      Mit lauter Stimme rief einst Venus ihren Sohn, den Amor. Hat jemand, so sprach sie, den Amor auf den Kreuzwegen herumirren gesehn, der wiße, daß er mir entflohen ist. Ich will denjenigen, der mir Nachricht von ihm giebt, belohnen. Ein Kuß der Venus soll die Belohnung seyn. Wer ihn aber selbst zu mir führt, soll keinen bloßen Kuß, nein, noch etwas mehr haben. Der Knabe ist an tausend Merkmahlen kenntlich. Man kan ihn unter zwanzig andern kennen. Seine Haut ist nicht weiß, sondern feuerfarben, scharf und flammenvoll seine Augen, böse sein Herz, süß seine Worte. Er spricht nicht, was er denkt. Seine Reden sind so süß, wie Honig. Wird er aber zornig, so ist sein Herz grausam und betrügerisch. Es ist ein verschlagner Knabe, der niemahls die Wahrheit redt, lauter grausame Spiele spielt. Sein Haupt ist schöngelockt, sein Gesicht verwegen. Er hat nur ein paar kleine Händgen, und wirft doch seine Pfeile so weit. Bis in den Acheron wirft er sie, bis zum König des Orchus. Sein Leib ist gewandloß, seine Seele verhüllt. Beflügelt, wie ein Vogel, flattert er bald zu diesem, bald zu jenem, zu Jünglingen, zu Mädchen, und setzt sich auf ihre Herzen. Er hat einen kleinen Bogen, und einen Pfeil auf dem Bogen. Der Pfeil ist nur klein, er fliegt aber bis zum Aether. Um seinen Rücken hängt ein goldner Köcher, voll von jenen scharfen Pfeilen, womit er mich selbst so oft verwundet. Alles ist grausam, alles. Selbst die Sonne wird von der kleinen Fackel, die er trägt, entflammt. Bekommet ihr ihn gefangen, so führt ihn gefeßelt fort, bemitleidet ihn nicht; seht ihr ihn weinen, so nehmt euch in Acht, daß er euch nicht betrügt, und wenn er auch lächelt, schleppt ihn doch fort. Fliehet, wenn er euch küßen will. Sein Kuß ist schädlich, seine Lippen sind Gift. Spricht er, nehmt diese Waffen hin, ich schenke sie euch alle; so berührt sie nicht, es sind betrügrische Geschenke, sie sind alle in Feuer getaucht.

      ΜΟΣΧΟΣ· 
      ΕΡΩΣ ΔΡΑΠΕΤΗΣ.


Ἁ Κύπρις τὸν Ἔρωτα τὸν υἱέα μακρὸν ἐβώστρει· 
«ὅστις ἐνὶ τριόδοισι πλανώμενον εἶδεν Ἔρωτα, 
δραπετίδας ἐμός ἐστιν· ὁ μανύσας γέρας ἑξεῖ. 
μισθός τοι τὸ φίλημα τὸ Κύπριδος· ἢν δ' ἀγάγηις νιν,
5
οὐ γυμνὸν τὸ φίλημα, τὺ δ', ὦ ξένε, καὶ πλέον ἑξεῖς. 
ἔστι δ' ὁ παῖς περίσαμος· ἐν εἴκοσι πᾶσι μάθοις νιν. 
χρῶτα μὲν οὐ λευκὸς πυρὶ δ' εἴκελος· ὄμματα δ' αὐτῶι 
δριμύλα καὶ φλογόεντα· κακαὶ φρένες, ἁδὺ λάλημα· 
οὐ γὰρ ἴσον νοέει καὶ φθέγγεται· ὡς μέλι φωνά, 
10
ὡς δὲ χολὰ νόος ἐστίν· ἀνάμερος, ἠπεροπευτάς, 
οὐδὲν ἀλαθεύων, δόλιον βρέφος, ἄγρια παίσδων. 
εὐπλόκαμον τὸ κάρανον, ἔχει δ' ἰταμὸν τὸ μέτωπον. 
μικκύλα μὲν τήνωι τὰ χερύδρια, μακρὰ δὲ βάλλει· 
βάλλει κεἰς Ἀχέροντα καὶ εἰς Ἀΐδεω βασίλεια.
15
γυμνὸς ὅλος τό γε σῶμα, νόος δέ οἱ εὖ πεπύκασται, 
καὶ πτερόεις ὡς ὄρνις ἐφίπταται ἄλλον ἐπ' ἄλλωι, 
ἀνέρας ἠδὲ γυναῖκας, ἐπὶ σπλάγχνοις δὲ κάθηται. 
τόξον ἔχει μάλα βαιόν, ὐπὲρ τόξω δὲ βέλεμνον - 
τυτθὸν μὲν τὸ βέλεμνον, ἐς αἰθέρα δ' ἄχρι φορεῖται -
20
καὶ χρύσεον περὶ νῶτα φαρέτριον, ἔνδοθι δ' ἐντί 
τοὶ πικροὶ κάλαμοι τοῖς πολλάκι κἀμὲ τιτρώσκει. 
πάντα μὲν ἄγρια ταῦτα· πολὺ πλέον ἁ δαῒς αὐτῶ· 
βαιὰ λαμπὰς ἐοῖσα τὸν ἅλιον αὐτὸν ἀναίθει. 
ἢν τύγ' ἕληις τῆνον, δήσας ἄγε μηδ' ἐλεήσηις, 
25
κἢν ποτίδηις κλαίοντα, φυλάσσεο μή σε πλανάσηι·
κἢν γελάηι, τύ νιν ἕλκε, καὶ ἢν ἐθέληι σε φιλῆσαι, 
φεῦγε· κακὸν τὸ φίλημα· τὰ χείλεα φάρμακον ἐντί. 
ἢν δὲ λέγηι, ‹λάβε ταῦτα· χαρίζομαι ὅσσα μοι ὅπλα›, 
μὴ τὺ θίγηις πλάνα δῶρα, τὰ γὰρ πυρὶ πάντα βέβαπται.»