B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Gottlieb Klopstock
1724 - 1803
     
   



O d e n   u n d   E l e g i e n .

A n   H e r r n   B o d m e r .
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Der die Schikungen lenkt, läßt oft den frömmsten Wunsch,
      Mancher Seeligkeit goldnes Bild,
unvollendet, und weht da Labyrinth hin,
      Wo ein Sterblicher gehen will.
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In der Fernen sieht GOtt, auf der Unendlichkeit
      Uns unsichtbaren Schauplaz hin.
Herzen finden sich nicht, die für einander doch,
      Und zur Liebe geschaffen sind.
Izo trennet die Nacht fernerer Himmel sie;
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      Izo lange Jahrhunderte!
Niemals sah dich mein Blik, göttlicher Addison;
      Niemals lehrte dein Mund mich selbst.
Niemals lächelte mir Rowe, Britanniens
      Unschuldsvolle Bewohnerin.
15
Auch dich werd' ich nicht sehn, der du in ferner Zeit,
      Wenn ich lange gestorben bin,
Für mein Herze gemacht, und mir der ähnlichste,
      Nach mir einmal auch seufzen wirst,
Auch dich werd' ich nicht sehn, wie du dein Leben lebst;
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      Werd' ich einst nicht dein Genius.
Also ordnet es GOtt, welcher ins Feuer sieht,
      Tiefer hinan ins Unendliche!
Oft erfüllet er auch, was das erzitternde
      Volle Herz kaum zu wünschen wagt.
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Wie von Träumen erwacht, sehn wir dann unser Glük,
      Sehn's mit Augen und glauben's kaum.
Dieses Glüke ward mir, da ich das erstemal
      Bodmers Armen entgegen kam.