BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Joachim Johann Daniel Zimmermann

1710 - 1767

 

Sechs Cantaten

 

1738

 

Audio: Die Landlust (Hermann Prey, YouTube)

 

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[322]

Fünfte Cantate.

Die Landlust.

 

ARIA.

 

In euch, ihr grünen Auen,

In dir, beblühmtes Feld, [323]

Lässt sich die Anmuht schauen,

Die Eden dargestellt.

Wo find' ich so viel Schöne,

Als hier mein Aug' erfrischt?

Und so ein Lust-Getöne;

Als Wald und Wasser mischt?

Wo lebt man mit Vertrauen?

Wo ist die beste Welt?

In euch, ihr grünen Auen!

In dir, beblühmtes Feld!

 

Hier fährt mein Blick durch die belaubten Gänge,

Worin ich geh, allmälig in die Enge,

Die sich doch nach und nach verliert

Und mich zuletzt in freye Felder führt.

O seht, wie blühet unsre Freude

Auf tausend Zweigen dort, dort auf begras'ter Weide!

Wie glänzt die blaue Luft! wie grünt der Felder Flur!

Wie treflich mahlet die Natur!

So mancherley Gestalt spielt hier auf weiten Flächen:

Hier dünne Weiden an den Bächen;

Dort starre Sträuche voller Schlee,

Und Heerden in dem Klee.

Die Lerche steigt indeß, und mit ihr ihre Lieder,

Ich gehe mit Vergnügen fort,

Bis Busch und Schatten kömmt, daselbst leg ich mich nieder,

Und um mich her schallt ein vermengter Klang

Von mancherley Gevögel und Gesang,

Bis ich von dem vergnügten Ort,

Mit satten Augen und Gehöre,

Nach Heerd und Dach zurücke kehre.

O Unschuld-volle Lust, o ruhiges Ergetzen,

Wo ist dir etwas gleich zu schätzen!

 

ARIA.

 

Lasst hier Gesang und Saiten schallen,

Hier, wo der Wald durch Wiederhallen, [324]

In unsre Lieder stimmt!

Der Nachschall ruft aus seinen Büschen,

Daß er die Töne, so wir mischen,

Und alles unsre Lust vernimmt.

Lasst hier Gesang und Saiten schallen,

Hier, wo der Wald durch Wiederhallen

In unsre Lieder stimmt!