BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clemens Brentano

1778 - 1842

 

Gedichte 1804 - 1815

 

1811

Januar: Gründung der Christlich deutschen Tischgesellschaft

mit Arnim, Kleist, A. Müller, Chamisso, Fouqué.

März: Brentano trägt dort seine Satire

«Der Philister vor, in und nach der Geschichte» vor.

11. März: Arnim heiratet Brentanos Schwester Bettina.

Juli: Aufenthalt auf dem Familiengut Bukowan (Böhmen)

und in Prag (bis Juli 1813). Arbeit an den Rheinmärchen.

Oktober: Freundschaft mit Karl August Varnhagen.

Das Romanfragment «Der schiffbrüchige Galeerensklave» entsteht.

Jahresende: Beginn der Arbeit an dem Drama «Aloys und Imelde».

 

_______________________________________________________________________

 

 

 

Nun, gute Nacht! mein Leben,

Du alter, treuer Rhein!

Deine Wellen schweben

Schon klar im Sternenschein;

Die Welt ist rings entschlafen,

Es singt den Wolkenschafen

Der Mond ein Lied.

 

Der Schiffer schläft im Nachen

Und träumet von dem Meer,

Du aber, du mußt wachen

Und trägst das Schiff einher.

Du führst ein freies Leben,

Durchtanzest bei den Reben

Die ernste Nacht.

 

Wer dich gesehn, lernt lachen;

Du bist so freudenreich,

Du labst das Herz der Schwachen

Und machst den Armen reich,

Du spiegelst hohe Schlösser,

Und füllest große Fässer

Mit edlem Wein.

 

Auch manchen lehrst du weinen,

Dem du sein Lieb entführt,

Gott wolle die vereinen,

Die solche Sehnsucht rührt.

Sie irren in den Hainen

Und von den Echosteinen

Erschallt ihr Weh.

 

Und manchen lehret beten

Dein tiefer Felsengrund,

Wer dich im Zorn betreten,

Den ziehst du in den Schlund.

Wo deine Strudel brausen,

Wo deine Wirbel sausen,

Da beten sie.

 

Mich aber lehrst du singen,

Wenn dich mein Aug' ersieht,

Ein freudenselig Klingen

Mir durch den Busen zieht;

Treib fromm nur meine Mühle,

Jetzt scheid' ich in der Kühle

Und schlummre ein.

 

Ihr lieben Sterne decket

Mir meinen Vater zu.

Bis mich die Sonne wecket,

Bis dahin mahle du.

Wird's gut, will ich dich preisen,

Dann sing' in höhern Weisen

Ich dir ein Lied.

 

Nun werf' ich dir zum Spiele

Den Kranz in deine Flut,

Trag' ihn zu seinem Ziele,

Wo dieser Tag auch ruht.

Und nun muß ich mich wenden,

Und segnend dich vollenden,

Den Abendsang.

 

1811, aus der «Iris»-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Nun, gute Nacht! mein Leben,

Du alter, treuer Rhein!

Deine Wellen schweben

Klar im Sternenschein;

Die Welt ist rings entschlafen,

Es singt den Wolkenschafen

Der Mond ein Lied.

 

Der Schiffer schläft im Nachen

Und träumet von dem Meer;

Du aber du mußt wachen

Und trägst das Schiff einher;

Du führst ein freies Leben,

Durchtanzest bei den Reben

Die ernste Nacht.

 

Wer Dich gesehn, lernt lachen;

Du bist so freudenreich,

Du labst das Herz der Schwachen

Und machst den Armen reich,

Du spiegelst hohe Schlösser,

Und füllest große Fässer

Mit edlem Wein.

 

Auch manchen lehrst du weinen,

Dem du sein Lieb entführt,

Gott wolle die vereinen,

Die solche Sehnsucht rührt;

Sie irren in den Hainen

Und von den Echosteinen

Erschallt ihr Weh.

 

Und manchen lehret beten

Dein tiefer Felsengrund;

Wer dich im Zorn betreten,

Den ziehst du in den Schlund;

Wo deine Strudel brausen,

Wo deine Wirbel sausen,

Da beten sie.

 

Mich aber lehrst du singen,

Wenn dich mein Aug ersieht,

Ein freudeselig Klingen

Mir durch den Busen zieht;

Treib fromm nur meine Mühle,

Jetzt scheid ich in der Kühle

Und schlummre ein.

 

Ihr lieben Sterne decket

Mir meinen Vater zu,

Bis mich die Sonne wecket,

Bis dahin mahle du;

Wird's gut, will ich dich preisen,

Dann sing in höhern Weisen

Ich dir ein Lied.

 

Nun werf ich dir zum Spiele

Den Kranz in deine Flut,

Trag ihn zu seinem Ziele,

Wo dieser Tag auch ruht;

Gut Nacht! ich muß mich wenden,

Muß nun mein Singen enden,

Gut Nacht! mein Rhein!

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Schultz 1995)

 

 

*

 

Wie oft ich dir gesungen,

Weißt besser du als ich;

Wie manchen Kranz geschlungen,

Weißt besser du als ich.

 

Die hohen Sterne schwanken

So düster heut in dir,

Es schwanken die Gedanken

So düster heut in mir.

 

Dir schickt die Blumenketten

Die schöne Ameley;

O helfe mir erretten

Die schöne Ameley.

 

Wie froh mein Herz geschlagen,

Weißt besser du als ich;

Wie ich mein Leid soll klagen,

Weißt besser du als ich.

 

Du gabst mir in den Wellen

Die schöne Ameley,

O wolle mir gesellen

Die schöne Ameley.

 

Gute Nacht, tu dich bedenken,

Was mir das Beste sei;

Tu in dem Traum mir schenken

Die schöne Ameley.

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Wie klinget die Welle!

Wie wehet ein Wind!

O selige Schwelle!

Wo wir geboren sind.

 

Du himmlische Bläue!

Du irdisches Grün!

Voll Lieb und voll Treue,

Wie wird mein Herz so kühn!

 

Wie Reben sich ranken

Mit innigem Trieb,

So meine Gedanken,

Habt hier alles lieb.

 

Da hebt sich kein Wehen,

Da regt sich kein Blatt,

Ich kann draus verstehen,

Wie lieb man mich hat.

 

Ihr himmlischen Fernen!

Wie seid ihr mir nah;

Ich griff nach den Sternen

Hier aus der Wiege ja.

 

Treib nieder und nieder,

Du herrlicher Rhein!

Du kömmst mir ja wieder,

Läßt nie mich allein.

 

Meine Mühle ist brochen,

Und klappert nicht mehr,

Mein Herz hör' ich pochen

Als wenn's die Mühle wär'.

 

O Vater! wie bange

War es mir nach dir,

Horch meinem Gesange,

Dein Sohn ist wieder hier.

 

Du spiegelst und gleitest

Im mondlichen Glanz,

Die Arme du breitest,

Empfange meinen Kranz.

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Weit bin ich einher gezogen

Über Berg und über Tal,

Der treue Himmelsbogen

Er umgibt mich überall.

 

Unter Eichen, unter Buchen,

An dem wilden Wasserfall

Muß ich nun die Herberg suchen

Bei der lieb' Frau Nachtigall.

 

Die im brünst'gen Abendliede

Ihre Gäste wohl bedenkt,

Bis sich Schlaf und Traum und Friede

Auf die müde Seele senkt.

 

Und ich hör' dieselben Klagen

Und ich hör' dieselbe Lust

Und ich fühl das Herz mir schlagen

Hier wie dort in meiner Brust.

 

Aus dem Fluß, der mir zu Füßen

Spielt mit freudigem Gebraus,

Mich dieselben Sterne grüßen

Und so bin ich hier zu Haus.

 

Echo nimm dir recht zu Herzen

Und erlern die Melodei

Meiner Freuden, meiner Schmerzen:

Ameleya! Ameley!

Blühet stolz ihr Königskerzen,

Ameleya! Ameley!

 

Wunderinseln, sel'ge Augen,

Die ein liebes Antlitz sehn,

In dem Monde untertauchen,

In der Sonne auferstehn.

 

Sonn und Mond, ihr lichten Hügel,

Schließet ein die ird'sche Kluft

Und das Leben senkt den Flügel

In des Traumes Zaubergruft.

 

Wo die Tiefe sich entsiegelt,

Und die Liebe frank und frei

In der ganzen Seele spiegelt

Ameleya! Ameley!

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen,

Wenn winkend aus wiegendem See

Süß sinnend die Sternelein scheinen,

Werd' heiter, weich' weiter, du wildwundes Herz.

 

Komm Kühle, komm küsse den Kummer,

Süß säuselnd von sinnender Stirn;

Schlaf schleiche, umschleire mit Schlummer

Die Schmerzen, die schwül mir die Seele umschwirrn.

Flöß flehend du Flötengeflüster

Mir Himmel und Heimat ans Herz,

Leucht lieblich und lispele düster

Und fächle, daß lächle im Schlummer der Schmerz.

 

Sieh! sind schon die Sonnen gesunken,

Glück glimmet in Abendlichts Glut

Und Finsternis feiert mit Funken,

Licht locket ins Leben das liebende Blut.

 

Wir wanken in wohnsamer Wiege,

Wind weht wohl ein Federlein los,

Wie's wehe, wie's fliege, wie's liege,

Fein fiel es und spielt es dem Vater im Schoß.

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Schwanenlied

 

Wenn die Augen brechen,

Wenn die Lippen nicht mehr sprechen,

Wenn das pochende Herz sich stillet

Und der warme Blutstrom nicht mehr quillet:

O dann sinkt der Traum zum Spiegel nieder,

Und ich hör der Engel Lieder wieder,

Die das Leben mir vorüber trugen,

Die so selig mit den Flügeln schlugen

Ans Geläut der keuschen Maies-Glocken,

Daß sie all die Vöglein in den Tempel locken,

Die so süße wildentbrannte Psalmen sangen:

Daß die Liebe und die Lust so brünstig rangen,

Bis das Leben war gefangen und empfangen;

Bis die Blumen blühten;

Bis die Früchte glühten,

Und gereift zum Schoß der Erde fielen,

Rund und bunt zum Spielen;

Bis die goldnen Blätter an der Erde rauschten,

Und die Wintersterne sinnend lauschten,

Wo der stürmende Sämann hin sie säet,

Daß ein neuer Frühling schön erstehet.

Stille wird's, es glänzt der Schnee am Hügel

Und ich kühl' im Silberreif den schwülen Flügel,

Möcht' ihn hin nach neuem Frühling zücken,

Da erstarret mich ein kalt Entzücken –

Es erfriert mein Herz, ein See voll Wonne

Auf ihm gleitet still der Mond und sanft die Sonne

Unter den sinnenden, denkenden, klugen Sternen

Schau' ich mein Sternbild an in Himmelsfernen;

Alle Leiden sind Freuden, alle Schmerzen scherzen

Und das ganze Leben singt aus meinem Herzen:

Süßer Tod, süßer Tod

Zwischen dem Morgen- und Abendrot.

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Lureley.

Singet leise, leise, leise,

Singt ein flüsternd Wiegenlied,

Von dem Monde lernt die Weise,

Der so still am Himmel zieht.

 

Denn es schlummern in dem Rheine

Jetzt die lieben Kindlein klein,

Ameleya wacht alleine

Weinend in dem Mondenschein.

 

Singt ein Lied so süß gelinde,

Wie die Quellen auf den Kieseln,

Wie die Bienen um die Linde

Summen, murmeln, flüstern, rieseln.

 

Herzeleid.

Wer nie sein Brod in Tränen aß,

Wer nie die kummervollen Nächte

Weinend auf seinem Bette saß,

Der kennt euch nicht, ihr himml'schen Mächte!

 

Wer einsam nie am Strome ging,

Wer nie wie die trauernde Weide

Sein Haupt zum Spiegel niederhing,

Der weiß noch nichts vom schweren Herzenleide.

 

Chor.

Sieh! wie wandelt der Mond so helle,

Horch! wie eilet die Quelle so schnelle,

Summ, summ, summ,

Kein Tröpflein kommt um.

 

Liebesleid.

Wer vor dem Fels die Hände ringt

Und eines Hirten Liedes fluchet,

Vom Brunn des Mondes nicht mehr trinkt,

Den hat das bittre Elend heimgesuchet.

 

Wer keine Blume brechen mag,

Sie lieber mitleidlos vernichtet

Mit seines Pilgerstabes Schlag,

Den hat der Liebe Leid wohl hingerichtet.

 

Chor.

Sieh! wie schlummern die Blumen so leise,

Horch auf der Nachtigall klagende Weise,

Summ, summ, summ,

Der Schmerz geht herum.

 

Liebeseid.

Wer glaubt, daß der Treue Schwur,

Den leicht die Lippe spricht in trunknen Stunden,

Ein leerer Schall des Rausches nur,

Des Ehre ist an einer Frauen Haar gebunden.

 

Und wer die Götter lachen hört,

Als er den Liebesmeineid ausgesprochen,

Von dem hat sich der gute Geist gekehrt,

Sein Herz wird mit dem Glückesrad gebrochen.

 

Chor.

Sieh! wie das Auge der Eule glüht,

Horch! wie die Fledermaus rauschend zieht,

Summ, summ, summ,

Der Meineid geht um.

 

Liebesneid.

Wer Steine wirft in's grüne Haus,

Wo treue Turteltauben girren

Und falsche Lichter stellet aus,

Den Schwimmer auf der Liebesfahrt zu irren;

 

Wer in dem Taue auf der Flur,

Um einer Hirtin Tugend anzuschwärzen,

Verrät der nächt'gen Liebe Spur,

Der nährt den Wurm des Neids in bösem Herzen.

 

Chor.

Sieh! wie ringelt zwischen Blumen die Schlange,

Horch! wie seufzet die Nachtigall bange,

Summ, summ, summ,

Der Neid geht herum.

 

Reu und Leid.

Wer vor der Sünden Strafe bebt

Und nicht vor ihrem innern Tod erschrecket,

Noch fremde Schuld in seine webt,

In dem ist noch die Buße nicht erwecket.

 

Wer seine Zeit und die Gebrechlichkeit

In seiner eignen Schuld wagt anzuklagen,

Dem hat die Reue und das bittre Leid

Noch nicht so recht an's kranke Herz geschlagen.

 

Chor.

Horch! wie der Wurm im Holz dort naget,

Horch! wie die Unke im Teiche klaget,

Summ, summ, summ,

Die Reue geht um.

 

Mildigkeit.

Wer nie der Vöglein Brut gestört,

Wer auf der Schwalbe frühen Morgensegen

Mit süß erquickter Seele hört,

Der geht der Armut mildreich auch entgegen.

 

Wer die zerknickte Ähre gerne hebt

Und gern die Mücke aus dem Netz befreit,

Der Spinne schonend, die es sinnreich webt,

Des Herz ist voll von göttlichem Mitleid.

 

Chor.

Sieh! an den Dorn hängt das Lamm die Wolle,

Daß sich das Vöglein weich betten solle,

Summ, summ, summ,

Das Mitleid geht um.

 

Liebesfreud.

Wer lachend früh die Sonne grüßt

Und heiter an den Mittag blicket,

Und fromm im Abendsterne liest,

Zufrieden, wie die Nacht ihr Haus beschicket:

 

Der wird auch froh in Liebesaugen sehen

Und greifet in das falsche Rad dem Glücke,

Es muß vor seinem Frieden stille stehen,

Daß Liebesfreude gründlich ihn entzücke.

 

Chor.

Sieh! wie lächelt gen Morgen die Ferne,

Horch! wie grüßet die Lerche die Sterne,

Tireli, Tireli –

Der treue Müller ist hie.

 

1811, aus der End-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Säus'le, liebe Mirte!

Wie still ist's in der Welt,

Der Mond, der Sternenhirte

Auf klarem Himmelsfeld,

Treibt schon die Wolkenschafe

Zum Born des Lichtes hin:

Schlaf, mein Freund, o schlafe,

Bis ich wieder bei Dir bin.

 

Säus'le, liebe Mirte!

Und träum' im Sternenschein,

Die Turteltaube girrte

Auch ihre Brut schon ein.

Still zieh'n die Wolkenschafe

Zum Born des Lichtes hin,

Schlaf', mein Freund, o schlafe,

Bis ich wieder bei Dir bin.

 

1811, aus der «Iris»-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

*

 

Hörst du, wie die Brunnen rauschen,

Hörst du wie die Grille zirpt?

Stille, stille, laß uns lauschen,

Selig, wer in Träumen stirbt.

Selig, wen die Wolken wiegen,

Wem der Mond ein Schlaflied singt,

O wie selig kann der fliegen,

Dem der Traum den Flügel schwingt,

Daß an blauer Himmelsdecke

Sterne er wie Blumen pflückt:

Schlafe, träume, flieg' , ich wecke

Bald dich auf und bin beglückt.

 

1811, aus der «Iris»-Fassung der Rheinmärchen (Frühwald 1968)

 

 

*

 

Im ABC die Consonanten

Sind unter den stummen Gesellen verstanden,

Die 5 Dolmetscher sind die Vokalen

Ich kann sie sprechen, ich kann sie malen,

Und läßt mir Gott den Wunsch gelingen,

So sollen sie mich zu Ehren bringen

 

Entstanden 1811 (Boëtius 1985)

 

 

*

 

Geheime Liebe

 

Unbeglückt muß ich durch's Leben gehen,

Meine Rechte sind nicht anerkannt;

Aus der Liebe schönem Reich verbannt,

Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!

 

Nicht die schwache Zunge darf's gestehen,

Nicht der Blick verstohlen zugesandt,

Was sich eigen hat das Herz ernannt,

Nicht im Seufzer darf's der Brust entwehen!

 

Tröstung such' ich bei der fremden Nacht,

Wenn der leere lange Tag vergangen,

Ihr vertrau' ich mein geheim Verlangen;

 

Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,

Und der lange leere Tag kommt wieder,

Still in's Herz steigt meine Liebe nieder.

 

1811 (Frühwald 1968)

 

 

*

 

O Zorn, du Abgrund des Verderbens,

Du unbarmherziger Tyrann,

Du nagst und tötest ohne Sterben

Und brennest stets von neuem an,

Wer da gerät in deine Haft,

Bekömmt der Hölle Eigenschaft!

 

Wo ist, o Liebe, deine Tiefe,

Der Urgrund deiner Wunderkraft?

Herz, nur ein einz'ges Tröpflein prüfe

Von dieses Quelles Eigenschaft,

O, wer in diesem tiefen Meere

Gleich einem Tröpflein sich verlöre!

 

1811/12 (Kemp 1978)