BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clemens Brentano

1778 - 1842

 

Romanzen

vom Rosenkranz

 

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Romanze X

Schöpfungsgeschichte des Moles

 

«Als das Licht sich hat entzweiet,

Stieg was leicht und sank was schwer,

Und das Eine war gezweiet

Zwischen Gott und Luzifer.

 

Luzifer, dem stolzen Geiste,

Diente nun der feste Kern,

Und was unterridisch kreiste,

Nannte ihn den mächtgen Herrn,

 

Der von unten aufwärts greifet

Und mit Wonne und mit Schmerz

Was unsicher oben schweifet

Niederreißt ans erzne Herz.

 

Und der Oberfläche Zweifel

Stehet an der Scheide Weg,

Und das eben ist der Teufel,

Daß so eben ist sein Weg.

 

Aber nieder sah mit Neide

Gott zum festen Erdenstern,

Und er wollte, daß sie beide

Anteil hätten an dem Kern.

 

Wollte, daß als Friedensgeisel

Einer zwischen beiden geh,

Und, des großen Künstlers Meißel

Lobend, an der Sonne steh;

 

Der, den Geist der Erde preisend,

Hafte an dem Grunde schwer,

Mit der Stirne aufwärts weisend,

Mit dem Leibe irdisch wär.

 

Und der Herr sprach: «Nieder reise

Zu der Erde, Gabriel,

Bring in ihre sieben Kreise

Des Allmächtigen Befehl,

 

Daß sie dir des Staubes reiche

Aus den sieben Tiefen schnell,

Daß ein Bildnis, das mir gleiche,

Ich ihr draus zum Herren stell.»

 

Als der Seraph niedersteigend

Zu der irdschen Feste schwebt,

Lag die Erde einsam schweigend,

Von der Geister Puls durchbebt.

 

Wo des Engels Flug ausgreifet,

Spaltet sich das Firmament,

Und aus seinen Ufern schweifet

Bang das nasse Element.

 

Und es dreht sich das Eisen

Schmerzlich in der Erde Herz,

Daß die Quellen los sich reißen

Aus der Tiefe himmelwärts.

 

Auf den Fittichen gebreitet

Steht der Seraph vor dem Kern:

«Erde, dir ist Heil bereitet

Durch den Willen deines Herrn!

 

Sei gegrüßt, Gebenedeite!

Denn mit dir will sein der Herr,

Und aus deinem Eingeweide

Soll erstehen dir der Herr.

 

Und die Frucht aus deinem Leibe

Soll dem Herren ähnlich sehn;

Daß dir Gottes Liebe bleibe,

Soll sein Bild aus dir erstehn.

 

Drum aus deinen sieben Reisen,

Von der Rinde bis zum Kern,

Laß mich eine Handvoll greifen;

Also ist der Will des Herrn!»

 

Vor des Engels lautem Schreie

Widertönt der Erde Erz,

Und mit einem tiefen Schreie

Tönet auf aus ihr das Herz:

 

«Gabriel! zum Herrn ich schreie,

Tief in innrer Angst erbebt,

Daß er mir den Wunsch verzeihe,

Daß ich bleibe unbelebt.

 

Daß ich jungfräulich im Scheine

Seines Lichtes freudig steh,

Nimmer um den Menschen weine,

Nicht in Sünde untergeh.

 

Jetzo bin vor Gott ich reine;

Soll ein Herr aus mir erstehn,

Wie soll bleiben er der meine,

Wenn er in das Licht gesehn?»

 

Und den Seraph hat das Weinen

Der Jungfräulichen bewegt,

Zu des ewgen Lichtes Scheinen

Ihn der Flügel wieder trägt.

 

Und wo er im Flug verweilet

In der weiten Himmelshöh,

Geht die Sonne, da er eilet,

Auf, daß sie die Erde seh.

 

Und er sprach: «O Herr, verzeihe!

Mich durchdrang ihr rührend Flehn;

Ihre Bitte, Herr, verleihe,

Laß in Reinheit sie bestehn!»

 

Doch der Herr sprach: «Will im Scheine

Meiner Sonnen keusch sie gehn,

Will sie bleiben immer reine,

Eh ihr auf die Augen gehn?

 

Sie liegt in des Traumes Zweifel,

Wenn mein Bild nicht auf ihr lebt;

Aus ihr schreiet nur der Teufel,

Wenn sie zierend widerstrebt.»

 

Und der Herr sprach: «Niedersteige

Zu der Züchtgen, Michael!

Daß sie dir des Staubes reiche,

Nach des Ewigen Befehl!»

 

Als der Seraph sie umkreisend

Sieht im Mittagsglanze stehen

Und, des Herren Milde preisend,

Sich im Sonnenstrahl ergehn,

 

Rühret ihn, den göttlich Freien,

Der nicht kannte irdisch Weh,

Ihr metallisch heißes Schreien,

Daß ihr hart Gewalt gescheh.

 

Und er blieb, zur Höhe eilend

Bittend vor dem Ewgen stehn,

«Herr!» sprach er, «hör Gnad erteilend

Schonend an der Erde Flehn!

 

Ich hab sie im Sonnenkleide

Also schuldlos schlummern sehn,

Aller Tränen Augenweide

Unter meines Fittichs Wehn.

 

Als ich meine Flüge breitend

Sie mit meinem Flug erweckt,

Ihre Schmerzen tief mitleidend,

Hat mich ihr Geschrei erschreckt!»

 

Und der Ewge sprach: «So steige

Zu der Jungfrau, Raphael,

Daß sie dir des Staubes reiche,

Bringe ihr des Herrn Befehl!»

 

Und der Seraph niederschweifet

Überm blauen Wogenmeer,

Und die Erde lag umreifet

Von dem Abendglanz umher.

 

In dem roten Sonnenscheine

War sie so in Trauer schön,

Stille lauschend, wie sie weine,

Blieb er auf den Wogen stehn.

 

Und von ihrem heißen Weinen

Wurden seine Flügel schwer,

Und er mußte mit ihr weinen

Nieder in das dunkle Meer.

 

Da er in die Wogen weinet,

Da erbitterte das Meer,

Und ihr Herz in Schmerz versteinet

Floß in salzgen Quellen her.

 

Und der Engel wollte weichen,

Da die Sonne stieg zur See,

Und er stellt zum Friedenszeichen

Ihr den Mond in blauer Höh.

 

Da er zu dem Licht aufreisend

Durch das hohe Himmelsfeld,

Rollen seine Tränen kreisend

Um die Erd das Sternenzelt.

 

Und der Herr sprach: «Niedersteige

Zu der Erde, Azrael!

Daß sie dir des Staubes reiche,

Bringe ihr des Herrn Befehl!»

 

Und der Seraph weit ausbreitet

Er die Flügel um sich her,

Daß der Schatten mit ihm schreitet

Und die Nacht so tief und schwer.

 

Ihn soll nicht ihr Schmerz ergreifen,

Er will sie nicht trauern sehn,

Und vor ihm an ihren Reifen

Mond und Sonne untergehn.

 

Von der neuen Lichter Scheine

Die Geblendeten vergehn,

Als sie freudg und alleine

In ihr eigenes Herz gesehn,

 

Und fand allerlei Gebeine,

Die das Licht in ihr erregt,

Fand in sich die edlen Steine

Dunkel schimmernd ausgelegt.

 

Und traumwandelnd sie beschleichet

Nun der schlaue Azrael,

Und die Träumerin sie reichet

Sieben Staube dem Gesell.

 

Da er zu dem Ewgen steiget,

Ließ er sie im Schlafe stehn,

Der der Erde hat gezeiget,

Daß sie müsse untergehn.

 

Da den Staub dem Herrn er reichet,

Spricht der Ewge: «Azrael!

Wer das Leben so beschleichet

So vollbringet den Befehl,

 

Der soll alle Seelen leiten

Zu dem Himmel, zu der Höll,

Die sich von dem Leben scheiden,

Todesengel Azrael!»

 

Und die Erden schärfer scheidend

Ließ des Meisters Will entstehn,

Tiere immer höher schreitend

Kriechen, schwimmen, fliegen, gehn.

 

Und die sieben Erden einet

Er zum Menschen noch zuletzt;

Der da lachet und auch weinet

War zum Erdherrn eingesetzt.

 

Ihn haucht an der Herr der Geister,

Hat ihm einen Geist geschenkt,

Daß er ähnlich sei dem Meister,

Irdisch lebend göttlich denkt.

 

Von der Erd zum Sternenkreise

Reicht er, wenn er aufgestellt;

Sonnen gleich zu Gottes Preise

War das Antlitz ihm erhellt.

 

Ruhend ihm die Stirne reichte,

Wo die Sonne aufersteht;

Ruhend ihm die Ferse reichte,

Wo die Sonne untergeht.

 

Und die Tiere und die Geister

Blieben betend vor ihm stehn,

Glaubten ihn den ewgen Meister,

So war herrlich er und schön!

 

Doch da sie ihm näher schreiten,

Haben sie ihn erst erkennt,

Da er schrie: «Die Herrlichkeiten

Gottes sind ohn Zahl und End!»

 

Aber Gott sah ihn mit Neide,

Wollte ihn verkleinern gern,

Auf daß künftig unterscheide

Man den Diener von dem Herrn.

 

Ließ vom Schlafe ihn beschleichen,

Den erfunden Azrael,

Zu ihm, zu den irdschen Reichen

Stieg er, daß er ihn bestehl.

 

Machte um viel Ellen kleiner

Und beraubt sein eigen Werk,

Streute um ihn her die Beiner,

Daß er seine Herrschaft merk.

 

Und da Adam war alleine,

Sah die Tiere paarweis gehn,

Wollt der Herr, daß er nicht weine,

Ihm nach einem Weibe sehn.

 

Und er rief: «Hernieder steige

in die Tiefe, Azrael!

Daß sie dir des Staubes reiche,

Bringe ihr des Herrn Befehl!»

 

Aber alle sieben Kreise

Waren durch und durch belebt,

Daß den Staub er zu sich reiße,

Harten Kampf der Geist erhebt.

 

Als er in der Nacht ausgreifet,

Griff er in ein Pfauennest,

Und den Vogel hochgeschweifet

Steckt im Wolkengurt er fest.

 

Weiter fassend zu ihm schleichet

Eine Katze augenhell,

Funken sprühen, wenn er's streichet,

Aus dem glatten Schmeichelfell.

 

Aus der Wurzel sodann reißt er

Belladonna Azrael,

Und Fünffingerkraut; der Meister

Wird schon wissen, was ihm fehl.

 

Eine Purpurschnecke reichet

Ihm sodann das weite Meer,

Und aus seiner Höhle steiget

Basiliskus zu ihm her.

 

Und mit diesen Sechsen einet

Er den König, der sich hebt,

Und in roter Schminke scheinet,

Wenn Merkur bei Sulphur lebt.

 

Diese böse Sieben reichet

Klug dem Engel Luzifer,

Der vor ihm im Dunkel schleichet,

Als wenn er die Erde wär.

 

Diese Sieben formt zum Leibe

Nun der Herr, die sonst getrennt,

Gibt dem Adam sie zum Weibe;

Lilith war das Weib genennt.

 

Adam! Adam! du mußt leiden,

Dir ist bös ein Weib gesellt!

Wer mag dich von Lilith scheiden,

Die vom Herrn dir ward bestellt?

 

Schreiend, widergellend, keifend

Eifert sie und widerbellt,

Mit den tausend Augen schweifend,

Die der Pfauenschweif enthält.

 

Und da heuchelt sie und schmeichelt

In dem weichen Katzenfell,

Und wenn er betört sie streichelt

Kratzt und beißt sie den Gesell.

 

Nach der Belladonna weisend

Er sie etwas giftig nennt,

Bald auf seinen Wangen beißend

Das Fünffingerkraut entbrennt.

 

Purpur und Zinnober weiset,

Wie es mit der Wahrheit steht,

Wenn der Basiliske gleißend

Aus der falschen Schminke geht.

 

Ewig waren sie entzweiet,

Sie erkannt ihn nicht als Herrn,

Den Schemhamphorasch laut schreiend

Flog sie in die Lüfte fern.

 

Da sprach Adam: «Herr der Geister,

Lilith floh aus meiner Welt;

Sie will nicht, daß ich als Meister

Über sie sei aufgestellt!»

 

Gott ließ nun drei Engel reisen,

Die sie fanden überm Meer;

Sie zur Güte hinzuweisen,

Machte sie den Engeln schwer.

 

Und nichts konnte sie erweichen,

Daß sie zu dem Adam kehr,

Und die Engel, daß sie schweige,

Drohn zu stürzen sie ins Meer.

 

Da schwur sie, zur Qual alleine

Sei geschaffen sie zur Welt,

Zu der eignen Kindlein Peine

Sei zum Leben sie bestellt.

 

Und der Herr sprach: «Ja, so bleib es!

Doch, um sie zu bändigen,

Sollen Kinder ihres Leibes

Täglich hundert untergehn!»

 

Und seit diesen Fluch der Meister

Ließ ergehen für ein Recht,

Sterben täglich hundert Geister

Aus der Lilith Urgeschlecht.

 

Um den Adam zu beschleichen,

Gott sein Haupt in Schlummer senkt,

Stiehlt die Rippe ihm, ein Zeichen,

Daß der Mensch denkt und Gott lenkt.

 

Denn er war durch Schaden weiser,

Scheute sich vor Luzifer,

Und er geht Werke leiser,

Will nun keine Erde mehr.

 

Und die Rippe wird zum Weibe;

Heva hat er sie genennt,

Sie war Fleisch von Adams Leibe,

Und sie haben sich erkennt.

 

Ihre Locken zu den Seiten

Flocht und schmückte ihr der Herr,

Salbte sie, und tanzend schreiten

Mußte sie zu Adam her.

 

Tausend Engel, sie zu preisen,

Vor dem klaren Weibe gehn,

Singend, spielend sie umkreisen

Rings mit himmlischem Getön.

 

Und es tanzten rings den Reigen

Sonne, Mond und Sterne fern

Nach der Engel Harf und Geigen

Vor der Braut des Erdenherrn.

 

Während seinen Segen beiden

Reichet gütig nun der Herr,

Zu der Mahlzeit sie zu leiten

Eilten dann die Engel her.

 

Auf dem Tisch von Edelsteine

Da die Hochzeitsspeisen stehen,

Schenkend wohlgekühlte Weine

Engel um die Tafel gehn.

 

Gott zeigt in dem Paradeise

Einen Baum, der hoch aufstrebt,

Spricht: «Die Frucht nehmt nicht zur Speise,

Sie ist tödlich!» und entschwebt.

 

Da er von der Erde weichet,

Von dem Herren zum Geschenk

Raphael ein Buch ihm reichet,

Daß er seiner Liebe denk.

 

Aller Schöpfung Heimlichkeiten

In dem Buch verzeichnet stehn,

Und die Engel aller Seiten

Schleichen, in das Buch zu sehn.

 

Hinter seinem Rücken schreibet

Ab das Buch der Samael,

Luzifer ihn dazu treibt,

Daß auch nicht ein Buchstab fehl.

 

Doch zu viel sitzt seinem Weibe

Bei dem Buche der Gesell,

Und sie schweift zum Zeitvertreibe

Durch den weiten Garten schnell.

 

Und sie sieht zur ihr herreiten

Auf dem ragenden Kameel,

Der sie will zur Freiheit leiten,

Stolz den hohen Samael.

 

«Wollet mich zum Baum doch leiten»,

Spricht er, «der im Garten steht,

Der verboten ist euch beiden,

Auf daß ihr euch nicht erhöht!

 

Aus des Buches Heimlichkeiten

Hab ich heute eingesehn:

Wer der Früchte ißt, wird schreiten

Auf zu Gott, ja gleich ihm stehn.»

 

Und geführet von dem Weibe

Greift zum Baume Samael;

Daß er ungetötet bleibe,

Zeigt er essend ohne Hehl.

 

Und das Weib zum Baume greifet;

Aber wehe! vor ihr schnell

Zu der Erde niederschweifet

Todesengel Azrael.

 

Sie gedacht in tiefem Leide,

Daß sie nicht alleine sterb.

«Sterben wir doch besser beide,

Daß kein Weib ihn mehr erwerb.»

 

Zu dem Mann ist sie geeilet,

Der bei seinem Buche steht;

Bis die Sünde er geteilet,

Eher sie nicht von ihm geht.

 

Und der Herr sah es mit Neide,

Und aus Adams Händen schwebt

Weg das Buch, daß er mit Leide

Seinen Blick zu Gott erhebt.

 

Und er schlug sein Haupt und weinte,

In den Gichon-Fluß sich stellt,

Und so jammerte und weinte,

Daß er bis zum Haupt ihm schwellt.

 

Und der Schimmer seines Leibes

Rostet und wird träg und schwer,

Und es wird zum Fluch des Weibes,

Daß mit Schmerzen sie gebär.

 

Gott stürzt sie vom Paradeise,

Und sie stürzten ab, getrennt;

In der Erde tiefstem Kreise

Adam sich zuerst erkennt.

 

Erez Hattachtona heißet

Sie und Welt im finstern Kern;

Aber Luzifer beweiset

Sich als einen guten Herrn.

 

Er schickt zu dem zweiten Kreise

Adamah, den Erdgesell,

Daß den Boden er aufreiße

Und das Bergwerk ihm bestell;

 

Wo er hundert Jahre bleibet.

Lilith drang da zu ihm her,

Und mit diesem bösen Weibe

Zeuget Zwerg und Riesen er.

 

Heva lebt im tiefern Kreise

Mit dem Geiste Samael,

Zeugt mit ihm in gleicher Weise

Geister und Dämonen schnell.

 

Da bevölkert er die Kreise,

Wie er wollte, Luzifer,

Ließ er sie zur Arka reisen,

Die die vierte Erde wär.

 

Und hier fanden sie sich beide,

Und da sie sich hier erkennt,

Ward geboren ihrem Leide

Stolz ein Sohn und Kain genennt.

 

Und nun stiegen nach der Reihe

Um drei Erden still einher

Bis zur Tebhel alle dreie,

Unsere Erde, unser Meer.

 

Adam hier ein Buch aufschreibet,

Was er unten hat gelernt,

Und was ihm erinnerend bleibet

Aus dem Buch, das Gott entfernt.

 

Viel vom Bann und Glück der Geister

Ihm die Eva auch erzählt,

Wenig hat ihr starker Meister

Samael vor ihr verhehlt.

 

Alles in das Buch er schreibet,

Alles in dem Buche steht,

Und das hohe Buch es bleibet

Als er stirbt dem Sohne Seth.

 

Von dem Seth zum Tubalkaine

Hat sich dann das Buch entfernt,

Der die harten Eisensteine

Daraus künstlich schmieden lernt.

 

Jubal lernt daraus der Geigen

Und der Flöten süß Getön,

Und aus seines Stammes Zweigen

Alle Pfeifer auferstehn.

 

Und so steigt es immer weiter

Von Geschlechte zu Geschlecht,

Und auf seiner ewgen Leiter

Stehen alle Künste recht.

 

Mündlich, schriftlich, stets erweitert

Geht es durch die trübe Welt,

Die es mit der Kunst erheitert,

Mit Erkenntnissen erhellt.

 

Noah schrieb hinein die Reise

Durch der Sündflut hohes Weh

Und der Tiere Art und Weise,

Ihrer Sprache A B C,

 

Und des Weines Zaubereien,

Und wie man am Firmament

Aus der Sterne klaren Reihen

Menschliches Geschick erkennt.

 

Abram, daß die Kunst mög bleiben

Die Gestirne zu verstehn,

Wollte sie auf Körper schreiben,

Die durch Feu'r und Wasser gehn.

 

Er schrieb sie zum Trost der Seinen

Auf zwei Säulen himmelwärts,

Eine von gebrannten Steinen

Und die andre war von Erz.»

 

So sprach Moles zu dem Meister,

Der in hoher Freude steht,

Daß die Weisheit aller Geister

Nun in seinen Händen steht.

 

«Aber sag,» spricht er zum Geiste,

«Wie sich deine Mutter nennt?»

«Heva,» sprach er, «mit mir kreiste

Durch den Vater Samael.

 

Und du selber, starker Meister,

Stammest von der Lilith her;

Dein Urvater, Adam heißt er,

Und der Taufpat Luzifer.

 

In Ägypten hat verbreitet

Sich dein mächtiges Geschlecht,

Und durch deinen Vater streifte

Es herüber ungeschwächt.»

 

«He! mein Vater, he! wie heißt er?»

Spricht nun Apo zum Gesell.

«Amber, Amber, lieber Meister,»

Spricht der Hund, «doch ist's nicht hell!

 

Denn es mag die Heimlichkeiten,

Die die Liebe zwirnt und dreht,

Selbst der Teufel nicht entscheiden;

Mancher erntet ungesät.»

 

Also sprachen diese beiden,

Bis es an dem Turme schellt,

Apo zu den letzten Leiden

Einer Kranken ward bestellt.

 

Und der Geist ward immer dreister:

«Mach, daß sie das Sakrament,»

Sprach befehlend er zum Meister,

«Nicht empfängt vor ihrem End!»