BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Calais, den 28. August 1833.   

 

Es gingen zwei Freunde einen langen Weg, und da der Abend kam, klagte der eine, keinen Schritt mehr weiter vor Müdigkeit gehen zu können. – Auch die Natur schien sich in die Stille kehren zu wollen. Nur ein wachsamer Hofspitz hatte aus Pflichtgefühl keine Ruhe und sprang wie ein Be­sessener auf meinen müden Wanderer los. Dieser, sich auf­raffend, erreicht nun mit beflügelten Schritten den Hügel, dann das Thal und die Wiese und bald ist er in der ersehn­ten Herberge. So geht es zur Zeit geistiger Trägheit auch; wenn es gar nicht mehr fort will, wenn alle Kräfte Frie­dens-Allianz geschlossen und sich zum Schlaf wie verbün­det haben, so kann nur ein Biß oder Stoß von Außen das Uhrwerk geistiger Thätigkeit vor dem Einrosten bewahren. Auch jetzt erfahre ich Aehnliches. Ich muß mich selbst schrecken um aufzuwachen. Seit lange ist die Feder stumpf und die Tinte eingetrocknet. Welche Ueberwindung, wieder einmal mit Namen zu nennen, das was heimlich in uns redet! Viel lieber schließt sich der Geist in sich selber zu leeren Träumereien ab und die Gedankenflur gleicht dann   einem   Stoppelfeld,   über   das  der  Wind  zeit­licher  Umstände  und  Verhältnisse  bequem streifen kann,

 

 


 

Calais