BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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«Der Tod ist verschlungen in den Sieg, Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott aber sey Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unsern Herrn Jesum Christum.»

 

 

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Ich habe mir vorgenommen Christi Liebe und Leben oft zu betrachten und es meinem Wandel gegenüber zu stellen. O daß diesem Bestreben auch gründliche Besserung folge! Wie drängt es mich Jedem zuzurufen: komm und sieh! Laß sein Wort deine Richtschnur seyn und überschwänglich wird dein Friede seyn!

 

 

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Sonntag, am 10. Mai.   

 

In drei Tagen reisen wir von hier ab. – Leb' wohl denn, liebes Nizza! Einen Blick des Nachdenkens auf den verflossenen Winter zu richten, möchte mir heilsam seyn, denn Gottes weise Führungen erreichen erst dann ihren Zweck, wenn wir sie dankbar erkennen. Ja, Er hat Alles wohl gemacht! Hieher führte Er mich, abgetrennt von allen Freunden, nur daß ich desto sicherer den himmlischen Freund fände. Von allen Zerstreuungen hielt Er mich ferne, damit in Ihm ich mich sammeln möchte. Mit welchem Uebermaß von verborgenen Freuden weiß Er oft ein dem Anschein nach karges Leben zu überschütten! «Die Hungrigen   füllt   Er   mit   Gütern,  und  lässet  die Rei­chen   leer!»   Auf   diesem  stillen  Olivenberge  waren  die

 

Wunder seiner Schöpfungen meine Burg und Festung. Ueberall ist Gott, in der sichtbaren wie unsichtbaren Schöpfung ewig derselbe. Aber nicht die Natur allein, der ich hier inniger vertraut war, zog mich in Seine Erkenntniß, es ist Sein Wort, das ich Jahre lang unbeachtet gelassen. Doch kaum hatte er mein Rufen vernommen, oder vielmehr in mir selbst gerufen, als ich dem Vater wieder gegeben ward durch den Sohn. Lange war mir die Sünde mit ihrer Lust und ihren Schmerzen lieber, als der Wille meines Vaters und die, in Jesu, geöffnete Quelle des Lebens. Wie glücklich wär' ich nun, könnte ich die verlorne Zeit wieder mein nennen. Solche Erinnerungen schneiden aber tiefer ein, als man auszusprechen vermag. Leichter ist es, einen geliebten Todten zu beweinen! –

 

 

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Vermischte Gedanken.

 

 

Warum beschäftigt man sich oft so viel mit den Freuden und Leiden der Vergangenheit, da die einen dadurch bedauert, die andern verdoppelt werden. Doch ich kenne ein Andenken, das mich heiliget, es geschieht, wenn ich mir jene Augenblicke wiederhole, wo Gott, sei es durch ernste Mahnungen, sey es durch Freundlichkeit, mehr oder weniger augenscheinlich, mich seines Rufes würdigte.

 

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Es  muß  auf  dieser Erde gelitten seyn, und doch, wa­rum  schicken  wir uns nicht gutwilliger Weise dazu an, da

 

 


 

Leb' wohl denn, liebes Nizza.