BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Joseph von Eichendorff

1788 - 1857

 

Der Autor

 

Joseph Karl Benedikt von Eichendorff wird 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor (heute Racibórz) als Sohn eines katholischen preußischen Offiziers geboren. Mit 12 Jahren beginnt er mit seinen Tagebuchaufzeichnungen und erste literarische Versuche folgen. Nach dem Besuch des katholischen Gymnasiums in Breslau studiert er in Halle und Heidelberg Jura. Nach einer ausgedehnten Reise nach Paris und über Nürnberg und Regensburg nach Wien setzt er sein Studium an der neugegründeten Berliner Universität fort. Dort trifft er Arnim, Brentano und Kleist. In Wien schließt er 1812 sein Studium ab. Nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen tritt er 1816 in den preußischen Staatsdienst. Nach dem Tod des Vaters 1818 wurden die meisten hochverschuldeten Güter der Familie bis auf das Schloss Lubowitz und das Gut Seldnitz verkauft. 1831 zieht er mit der Familie nach Berlin und wird 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 1844 läßt er sich pensionieren und verbringt seinen letzten Lebensjahre im Haus seiner Tochter in Köthen. Er stirbt 1857 in Neisse (heute Nysa).

 

 

«Eichendorff verherrlicht was ist und meint doch nicht das Seiende. Er war kein Dichter der Heimat sondern der des Heimwehs, im Sinne des Novalis, dem er nahe sich wußte. Selbst in jenem «Es war als hätt' der Himmel», das er unter die «Geistlichen Gedichte» einreihte und das klingt, als wäre es mit dem Bogenstrich gespielt, trägt das Gefühl der absoluten Heimat nur darum, weil es nicht unmittelbar die beseligte Natur meint, sondern mit einem Akzent unfehlbaren metaphysischen Takts bloß gleichnishaft ausgesprochen wird: «Und meine Seele spannte / Weit ihre Flügel aus, / Flog durch die stillen Lande, / Als flöge sie nach Haus.» ... Aber wenn irgendwo, dann hat in der Dichtung der Stellenwert des Konservativismus zum äußersten sich verändert. Hilft er heute, nach dem Zerfall der Tradition, als willkürliches Lob von Bindungen, bloß zur Rechtfertigung eines schlechten Bestehenden, so wollte er einmal auch ein sehr anderes, das erst an seinem Gegensatz, der hereinbrechenden Barbarei, ganz sich wägen läßt. Wieviel an Eichendorff aus der Perspektive des depossedierten Feudalen stammt, ist so offenbar, daß gesellschaftliche Kritik daran albern wäre; in seinem Sinne aber lag nicht nur die Restauration der entsunkenen Ordnung, sondern auch der Widerstand gegen die destruktive Tendenz des Bürgerlichen selber. Seine Überlegenheit über alle Reaktionäre, die heute die Hand nach ihm ausstrecken, bewährt sich daran, daß er, wie die große Philosophie seiner Epoche, die Notwendigkeit der Revolution begriff, vor der ihn schauderte: er verkörpert etwas von der kritischen Wahrheit des Bewußtseins derer, die den Preis für den fortschreitenden Gang des Weltgeistes zu entrichten haben.» (Aus: Theodor W. Adorno, «Zum Gedächtnis Eichendorffs», entnommen dem Band «Noten zur Literatur I», Suhrkamp-Verlag).

 

 

Das Werk

 

Die Zauberei im Herbste (Märchen, 1808)

Ahnung und Gegenwart (Roman, 1815)

Über die Folgen von der Aufhebung d. Landeshoheit d. Bischöfe u. d. Klöster in Deutschland... (1819)

Das Marmorbild (Erzählung, 1819)

Krieg den Philistern (Dramatisches Märchen , 1824)

Aus dem Leben eines Taugenichts, Das Marmorbild, Lieder und Romanzen (1826)

Meierbeths Glück und Ende. Tragödie mit Gesang und Tanz (1828)

Ezzelin von Romano (Trauerspiel, 1828)

Der letzte Held von Marienburg (Trauerspiel, 1830)

«Auf meines Kindes Tod» (Gedichtzyklus, 1832)

Viel Lärmen um Nichts (Autobiographische Erzählung, 1832)

Die Freier (Lustspiel in Prosa und in Versen, 1833)

Über Garantien (ca. 1833)

Dichter und ihre Gesellen (Roman, 1834)

Das Schloß Dürande (Erzählung, 1836)

Gedichte (1837)

Unstern (Erzählung, 1839)

Die Entführung (Erzählung, 1839)

Der Graf Lucanor (Übersetzung aus dem Spanischen, 1840)

Werke (4 Bände, Erster Theil: Gedichte, 1841)

Eine Meerfahrt (Erzählung, 1841)

Die Glücksritter (Erzählung, 1841)

Die Wiederherstellung des Schlosses zu Marienburg (1844)

Geistliche Schauspiele von Calderon (Übersetzungen aus dem Spanischen, 1846)

Ueber die ethische und religiöse Bedeutung der neueren romantischen Poesie in Deutschland (1847)

Die deutschen Volksschriftsteller (1848)

Libertas und ihre Freier (Erzählung, 1848)

Der deutsche Roman des achtzehnten Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum (1851)

Julian (Epos, 1853)

Geistliche Schauspiele von Calderon, 2. Band (Übersetzungen aus dem Spanischen, 1853)

Zur Geschichte des Dramas (1854)

Reinschriftzusammenstellung von Gedichten (Handschrift, 1854)

Robert und Guiscard (Epos, 1855)

Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands (2 Teile, 1856)

Lucius (Epos, 1857)

Autobiographische Fragmente

Tagebücher

Briefe

Gedichte in zeitlicher Folge

 

 

Sekundäres

 

Eichendorff bei Zeno

Eichendorff bei Helmut Schulzes Litlinks

C. ter Haar, Joseph von Eichendorff. Aus dem Leben eines Taugenichts, Kommentar, Materialien

C. Öhlschläger. Die Macht der Bilder. Zur Poetologie des Imaginären in «Die Zauberei im Herbste»

Joseph von Eichendorff, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe (Max Niemeyer Verlag)

Quellen, Kolophon