BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Gottlob Frege

1848 - 1925

 

Der Autor

 

Friedrich Ludwig Gottlob Frege wird 1848 in Wismar als Sohn eines Mathematiklehrers geboren. Nach der Schulzeit beginnt er auf Rat seines Lehrers Leo Sachse - dessen Name er später oft in Beispielen seiner Schriften verwendet - ein Studium der Mathematik an der Universität Jena. Dort sind vor allem der Physiker Ernst Abbe und der Philosoph Kuno Fischer für ihn prägend. 1871 wechselt er an die Universität Göttingen, wo er 1873 mit einer Arbeit «Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene» promoviert. Er kehrt nach Jena zurück und ist dort nach seiner Habilitation als Privatdozent tätig. 1879 publiziert er sein Epoche machendes Werk «Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens», mit dem er zum Mitbegründer der modernen Logik wird. Seit 1896 ist er ordentlicher Professor an der Universität Jena. Nachdem er 1893 den ersten Band seines Hauptwerks «Die Grundgesetze der Arithmetik» veröffentlicht hat, wird er durch Bertrand Russells berühmten Brief vom 16. Juni 1902 in eine tiefe Krise gestürzt. Dieser hatte in Freges Werk einen gravierenden Widerspruch entdeckt, die «Russellsche Antinomie». In seiner Antwort an Russell schreibt Frege: «Ihre Entdeckung des Widerspruchs hat mich auf's Höchste überrascht und, fast möchte ich sagen, bestürzt, weil dadurch der Grund, auf dem ich die Arithmetik sich aufzubauen dachte, in's Wanken geräth». 1903 erscheint der zweite Band der «Grundgesetze», 1904 stirbt seine Frau und Frege leidet zunehmend unter Depressionen, die seine Schaffenskraft fast zum Erliegen bringen. Nach seiner Emeritierung 1918 zieht er sich nach Bad Kleinen in seine Heimat Mecklenburg zurück. Dort stirbt er 1925.

 

 

Bertrand Russell an Jean van Heijenoort am 23. November 1962: «As I think about acts of integrity and grace, I realise that there is nothing in my knowledge to compare with Frege's dedication to truth. His entire life's work was on the verge of completion, much of his work had been ignored to the benefit of men infinitely less capable, his second volume was about to be published, and upon finding that his fundamental assumption was in error, he responded with intellectual pleasure clearly submerging any feelings of personal disappointment.»

 

 

Das Werk

 

Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene (1873)

Rechnungsmethoden, die sich auf eine Erweiterung des Grössenbegriffes gründen (1874)

Rezension von: H. Seeger, Die Elemente der Arithmetik (1874)

Rezension von: A. v. Gall and E. Winter, Die analytische Geometrie des Punktes und der

Geraden und ihre Anwendung auf Aufgaben (1877)

Rezension von: J. Thomae, Sammlung von Formeln welche bei Anwendung der

elliptischen und Rosenhainschen Funktionen gebraucht werden (1877)

Über eine Weise, die Gestalt eines Dreiecks als komplexe Grösse aufzufassen (Vortrag, 1878)

Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen

Denkens (1879)   >>>

Anwendungen der Begriffsschrift (Vortrag, 1879)

Logik (unveröffentliches Manuskript, 1879?)

Rezension von: Hoppe, Lehrbuch der analytischen Geometrie I (1880)

Booles rechnende Logik und die Begriffsschrift (unveröffentliches Manuskript, 1880?)

Über den Briefwechsel Leibnizens und Huygens mit Papin (Vortrag, 1881)

Über die wissenschaftliche Berechtigung einer Begriffsschrift (1882)

Über den Zweck der Begriffsschrift (Vortrag, 1882)

Booles logische Formelsprache und meine Begriffsschrift (unveröffentliches Manuskript, 1882)

17 Kernsätze zur Logik (unveröffentliches Manuskript, 1882?)

Geometrie der Punktpaare in der Ebene (Vortrag, 1883)

Dialog mit Pünjer über Existenz (unveröffentliches Manuskript, 1883?)

Die Grundlagen der Arithmetik: eine logisch-mathematische Untersuchung über

den Begriff der Zahl (1884)   >>>

Rezension von: H. Cohen, Das Prinzip der Infinitesimal-Methode und seine Geschichte (1885)

Über formale Theorien der Arithmetik (Vortrag, 1885)

Erwiderung auf Cantors Rezension der Grundlagen der Arithmetik (1885)

Entwurf zu einer Besprechung von Cantors Gesammelten Abhandlungen zur Lehre

vom Transfiniten (unveröffentliches Manuskript, 1890-92)

Funktion und Begriff (Vortrag, 1891)

Über das Trägheitsgesetz (1891)

Über den Begriff der Zahl: 1. Eine kritische Auseinandersetzung mit

Biermann (unveröffentliches Manuskript, 1891?)

Über den Begriff der Zahl: 2. Eine kritische Auseinandersetzung mit Kerry (1891?)

Über Sinn und Bedeutung (1892)   >>>

Über Begriff und Gegenstand (1892)   >>>

Rezension von: G. Cantor, Zur Lehre vom Transfiniten (1892)

Ausführungen über Sinn und Bedeutung (unveröffentliches Manuskript, 1892-95)

Grundgesetze der Arithmetik, Band I (1893)   >>>

Rezension von: E. Husserl, Philosophie der Arithmetik I (1894)

Kritische Beleuchtung einiger Punkte in E. Schröders Vorlesungen über die Algebra der Logik (1895)

Le Nombre Entier (1895)

Brief an den Herausgeber der Rivista di Matematica (1896-99)

Über die Begriffsschrift des Herrn Peano und meine eigene (Vortrag, 1897)

Logik (unveröffentliches Manuskript, 1897)

Begründung meiner strengeren Grundsätze des Definierens (unveröffentliches Manuskript, 1897?)

Logische Mängel in der Mathematik (unveröffentliches Manuskript, 1898?)

Über die Zahlen des Herrn H. Schubert (1899)

Über Euklidische Geometrie (unveröffentliches Manuskript, 1899?)

Briefwechsel mit Bertrand Russell (1902)

Grundgesetze der Arithmetik, Band II (1903)   >>>

Über die Grundlagen der Geometrie (1903)

Notizen Freges zu Hilberts Grundlagen der Geometrie (unveröffentliches Manuskript, 1903?)

Was ist eine Funktion? (1904)

Über die Grundlagen der Geometrie (1906)

Antwort auf die Ferienplauderei des Herrn Thomae (1906)

Über Schoenflies: Die logischen Paradoxien der Mengenlehre (unveröffentliches Manuskript, 1906)

Was kann ich als Ergebnis meiner Arbeit ansehen? (unveröffentliches Manuskript, 1906)

Einleitung in die Logik (unveröffentliches Manuskript, 1906)

Kurze Übersicht meiner logischen Lehren (unveröffentliches Manuskript, 1906)

Die Unmöglichkeit der Thomaeschen formalen Arithmetik aufs neue nachgewiesen (1908)

Anmerkungen zu Philip E. B. Jourdain, The Development of the Theories of Mathematical Logic

and the Principles of Mathematics (1910)

Vorlesungen über Begriffsschrift I, nach der Mitschrift von Rudolf Carnap (1910/11)

Vorlesungen über Begriffsschrift II (unveröffentliches Manuskript, 1913)

Logik in der Mathematik (unveröffentliches Manuskript, 1914)

Meine grundlegenden logischen Einsichten (unveröffentliches Manuskript, 1915)

Der Gedanke. Eine Logische Untersuchung (1918)

Die Verneinung. Eine Logische Untersuchung (1918)

Vorschläge für ein Wahlgesetz (unveröffentliches Manuskript, 1918)

Aufzeichnungen für Ludwig Darmstaedter (unveröffentliches Manuskript, 1919)

Logische Untersuchungen. Dritter Teil: Gedankengefüge (1923)

Logische Allgemeinheit (unveröffentliches Manuskript, 1923)

Tagebuch (unveröffentliches Manuskript, 10. März - 9. April 1924)

Zahl (unveröffentliches Manuskript, 1924)

Erkenntnisquellen der Mathematik und der mathematischen

Naturwissenschaften (unveröffentliches Manuskript, 1924-25)

Zahlen und Arithmetik (unveröffentliches Manuskript, 1924-25)

Neuer Versuch der Grundlegung der Arithmetik (unveröffentliches Manuskript, 1924-25)

 

 

Sekundäres

 

Gottlob Frege (Wikipedia)

Quellen, Kolophon