BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Kaspar Hauser

1812 - 1833

 

Georg Friedrich Daumer:

Enthüllungen über Kaspar Hauser

 

1859

 

______________________________________________________________________________

 

 

[227]

Vorbemerkungen.

 

Ich verfaßte vorstehende Aufsätze, wie ich schon in der Vorrede berührte, an Orten, wo ich nur einen kleinen Theil meiner Bücher und Manuskripte zur Hand hatte und Manches auf den hier behandelten Gegenstand Bezügliche, in meinem Gedächtniß nicht vollständig Aufbewahrte entbehrte. Als es späterhin vorlag, brachte ich in dem fertig gewordenen Theile noch verschiedene daraus geschöpfte Notizen an; es schien jedoch besser, keine völlige Umarbeitung vorzunehmen und lieber einen Anhang, wie diesen, hinzuzufügen, in welchem ich mich um so freier bewegen und noch viel Interessantes, was jene reichhaltigen und selbst hiedurch noch keineswegs erschöpften Quellen enthalten, beliebig vortragen könne. [228]

So wird man denn hier unter Anderem den Anfang einer Schrift finden, die ich schon vor Jahren wider den Grafen Stanhope zu schreiben begann, aber unvollendet ließ. Der Inhalt ist theilweise so ziemlich derselbe, wie derjenige der obigen Cap. XII. und XIII.; es sind jedoch Züge darin, die in jenem Aufsatze nicht vorkommen, da sie mir nicht mehr von selbst erinnerlich waren, so wie dort wiederum Einiges zu finden ist, was ich früherhin auszusprechen, Anstand nahm. Das Fragment scheint mir so, wie es ist, ein gewisses historisches Interesse zu haben; man wird daraus ersehen, wie ich mich damals bei frischester Anregung und im Bewußtsein und Gefühle jüngst erlebter Dinge zu äußern veranlaßt war. Man wird es vielleicht verzeihen, wenn ich auf diese Weise Einiges, was schon in jenem Capitel enthalten, noch einmal biete, wie es ohne besonderen Grund nicht in der Ordnung wäre.

Sehr angenehm war es mir, auch noch einige Briefe des Herrn v. Tucher aufzufinden, die über das Betragen des Grafen Stanhope ein helles Licht verbreiten. Ich habe mich schon oben gelegentlich darauf bezogen, und gebe sie nun hier im Auszuge, d. h. mit Weglassung einiger für meine Zwecke unnöthiger Stellen, doch in übrigens unveränderter Form. Es wird daraus ersichtlich sein, wem in Wahrheit der Vorwurf verkehrter Behandlung des Findlings und verderblichen Einflusses auf ihn zu machen [229] ist, den Nürnberger Vorgesetzten desselben, die von dem ungerechten und unwissenden Dänen so hart und heftig beschuldigt werden, oder dem englischen Graf, dem er so viel Lob und Ehre zollt. Jene erscheinen hier gerade als diejenigen, welche die Prinzipien einer vernünftigen und maßvollen Erziehung und Leitung nachdrücklichst aussprechen und geltend zu machen suchten, während der Engländer recht eigentlich darauf ausgegangen zu sein scheint, den jungen Menschen, den er an sich gerissen, moralisch und physisch zu beschädigen und zu Grunde zu richten. Ich selber stand zu jener Zeit mit Herrn v. Tucher (Tucher?) in den freundschaftlichsten und vertrautesten Verhältnissen, wie der Umstand beweist, daß mir derselbe diese Briefe mittheille und zur Aufbewahrung in meiner Sammlung überließ.