BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Kaspar Hauser

1812 - 1833

 

Rezeption

 

Richard Dehmel,

Lied Kaspar Hausers

Übertragung des Verlaine-Gedichts

Gaspard Hauser chante

1898

 

Quelle:

Richard Dehmel: Erlösungen, Gedichte und Sprüche

Berlin: Berlin Schuster & Loeffler, 2. Aufl. 1898, S. 28

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

Lied Kaspar Hauser's.

 

Nach Verlaine.

 

Ich kam so fromm, ein Waisenkind,

das nichts als seine stillen Augen hat,

zu den Leuten der großen Stadt;

sie fanden mich zu blöd gesinnt.

 

Mit zwanzig Jahren wurd' ich klug

und fand die Frauen schön und gut;

sie nennen das die Liebesglut.

Ich war den Fraun nicht schön genug.

 

Ohne Vaterland und Königshaus,

und wol auch kein sehr tapfrer Held,

wollt ich den Tod im Ehrenfeld;

der Hauptmann schickte mich nach Haus.

 

Kam ich zu früh, kam ich zu spät

in diese Welt? was soll ich hier!

Oh Gott, ihr lieben Leute ihr,

sprecht für den Kasper ein Gebet!