BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Kaspar Hauser

1812 - 1833

 

Rezeption

 

Stefan George

Kaspar Hauser singt

Übertragung des Verlaine-Gedichts

Gaspard Hauser chante

1915

 

Quelle:

Stefan George, Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil,

Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 28-29

 

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Kaspar Hauser singt.

 

Sanften blickes ein stiller waise

Zu grosser städte getös

Kam ich auf meiner reise –

Niemand nannte mich bös.

 

Im zwanzigsten jahre ein grauen

(Man heisst es auch liebesglut)

Gab mir die schönheit der frauen –

Sie waren mir nicht gut.

 

Wenngleich ohne heimat und erben

Wenngleich ich für tapfer nicht golt ·

Im kriege wollt ich sterben ...

Der tod hat mich nicht gewollt.

 

Kam ich zu spät · zu frühe?

Ich weiss nicht wie mirs ergeht.

O ihr all! schwer ist meine mühe –

Sprecht für mich ein gebet!