BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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1.

Die Erschaffung der Erde.

 

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber die Erde war nicht alsbald so schön, wie sie jetzt ist, eingerichtet zur Wohnstätte der Menschen. Das Licht, die Luft, Gestein und Grund, die Keime aller Gewächse und aller lebendigen Wesen, lagen noch ohne Ordnung, eingehüllt in Wasser und wässerichte Dünste, und es gährte und bewegte sich alles durcheinander. Da scheidete sich zuerst allmählig das Licht oder die Helle von der bewegten Masse.

Es scheidete sich die Luft, und erhob sich und zog wasserichte Dünste mit sich in die Höhe. Also wölbte sich über der Erde der schöne hohe Himmelsbogen, und der Wolkenhimmel gestaltete sich, und die Luft dehnete sich aus zwischen Himmel und Erde.

Nach dem scheidete sich das Wasser und floß zusammen in das Meer, daß das Erdreich trocken wurde, und es thaten sich lebendige frische Wasserquellen in der Erde auf, die ergießen sich in die Bäche und Ströme, und laufen in das Meer. Als aber die Wasser abgelaufen waren von dem Erdreich, giengen die Keime der Gewächse auf, und das Erdreich wurde geschmückt mit Gras und blumenreichen Kräutern und Frucht tragenden Baumen, die blühen, und bringen ihren fruchtbaren Samen in sich selbst, jedes in seiner Art.

Nach dem klärte sich der Wolken-Himmel auf, und die Sonne erschien in ihrer Herrlichkeit am reinen blauen Firmament und leuchtete auf die stille Erde herab, und gleicherweise, als sie untergegangen war, der Mond und die Sterne.

Es war noch kein lebendiges Wesen vorhanden, das sich über die schönen Lichter hätte freuen können. Aber bald fieng es an, sich im Wasser zu bewegen an großen und kleinen Fischen. Es flogen Vögel in der Luft umher und kamen immer mehr, und setzten sich auf die Zweige der Bäume in ihrem farbenreichen Gefieder, und freuten sich in tonreichen Weisen. Es kamen Thiere auf der Erde zum Vorschein , jegliches in seiner Art. Der Falter flatterte um die schönen Blumenhäupter, Das Lamm hüpfte und weidete auf dem Anger. Im Wald ergieng sich der prächtige Hirsch. Ueberall in den Höhen und Tiefen bewegte sich ein fröhliches Leben. –

Dieß alles ist so geworden durch Gottes allmächtigen Willen, durch sein lebendiges Wort. Gott sprach: «Es werde» – und es ward.

 

Herr! wie sind deine Werke so groß und viel! du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.