BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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18.

Der Hauptmann zu Capernaum. Der Jüngling zu Nain.

 

Jesus fuhr fort, wohlthätige Handlungen zu verrichten an allerlei unglücklichen Menschen.

Es lebte in Capernaum ein römischer Hauptmann, ein Heide, der einen todtkranken Knecht hatte, und hielt seinen Knecht werth. Dieser brave Mann scheute sich Jesum selbst um eine Wohlthat anzusprechen, eben weil er ein Fremder im Lande, und ein Heide war. Er hielt sich dessen nicht für würdig, und war es doch viel mehr, als so manche, die den rechten Glauben haben wollen, und doch ihr armes Gesinde in der Krankheit verderben lassen. Er bat daher die Aeltesten von der Stadt um ein gutes Wort für ihn. Die Aeltesten sprachen zu Jesu: «Er ist es werth, daß du ihm diese Wohlthat erweisest. Denn er hat uns lieb, und hat uns unsere Schule erbauet.» Ein so schönes Zeugniß gaben diesem Fremdlinge die Juden, die sonst alle Fremdlinge haßten. Jesus, der Menschenfreund, der jedem frommen Gemüth so gut war, gieng augenblicklich mit den Aeltesten und war schon nahe an dem Hause des Hauptmanns. Da schickte ihm der brave Mann eilig einige seiner Freunde entgegen und ließ ihm sagen: «Ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach gehest. Du darfst ja nur ein Wort sprechen, so ist mein Knecht gesund.» Er glaubte ohne Zweifel, Jesus würde nicht gerne in das Haus eines Heiden gehen. Diese feine Denkungsart und dieses Vertrauen erkannte Jesus mit Wohlgefallen. Er sprach zu dem Volk, das ihn begleitete: «Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber es werden viele kommen,» sagte er, «von Morgen und von Abend (die nicht von Abraham abstammen) und werden doch mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich seyn.» Dem braven Hauptmann aber ließ er sagen: «Dir geschehe, wie du geglaubt hast.» Er hatte recht geglaubt. Sein Knecht ward gesund in der nämlichen Stunde.

Einst als er zu einer Stadt mit Namen Nain kam, eben trugen sie einen todten Jüngling hinaus, den einzigen Sohn einer Wittwe, und meinten sie tragen ihn auf den Begräbnißplatz. Nein, sie trugen ihn nur Jesu entgegen. Als Jesus die weinende Mutter sah, die ihr Einziges und Bestes und Letztes, ihren Sohn, zu seinem Grabe begleiten wollte, jammerte ihn derselbigen. Er sprach zu ihr: «Weine nicht!» Er rief dem todten Knaben zu: «Ich sage dir, stehe auf!» Da richtete sich der Todte auf und redete, und Jesus gab ihn seiner Mutter wieder.