BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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62.

Cornelius.

 

Zur nämlichen Zeit taufte Petrus auch einen welschen Hauptmann in Cäsaria, einen Heiden aus Rom. Der Hauptmann war fromm und gottesfürchtig sammt seinem ganzen Hause, wohlthätig gegen die Armen und eifrig im Gebet. Es kam zu ihm em Engel und sprach: «Corneli, dein Gebet und deine Almosen sind vor Gott, und nun sende Männer gen Joppe und laß zu dir rufen Simon mit dem Zunamen Petrus, der wird dir sagen, was du thun sollst.» Petrus war damals in der Stadt Joppe, aber er würde schwerlich mit den Boten des Hauptmanns in das Haus eines Heiden gegangen seyn und ihn getauft haben, wenn ihn Gott nicht durch eine wunderbare Erscheinung dazu ermuntert hätte. Denn Petrus und alle seine Anhänger standen damals noch im Wahn, Jesus sey nur den Juden ein Heiland, obgleich er den heiligen Geist hatte. Denn auch der heilige Geist und alle Gnade Gottes thut an den Menschen nicht alles auf einmal, sondern er gibt denen, die ihn annehmen, Trieb und Gelegenheit, täglich verständiger und frömmer zu werden, und leitet in die Wahrheit. Gott gab dem Apostel durch die sonderbare Erscheinung zu erkennen, daß jetzt zwischen Juden und Heiden kein Unterschied mehr gelte. In jedem Volk sey ihm angenehm, wer ihn fürchtet und recht thut.

Als Petrus zu dem Hauptmann kam, war in dem Haus eine große Freude und Hoffnung, Es waren alle Freunde und Verwandte des Hauptmanns versammelt. Der Hauptmann fiel zu den Füßen des Apostels nieder und wollte ihn anbeten. Aber der hochherzige Apostel richtete ihn auf, und sprach: «Ich bin auch ein Mensch!» Als sie die ersten Reden mit einander gewechselt hatten, that ihm Petrus das Evangelium kund, daß Gott verkündet habe den Frieden durch Jesum Christum, der da sey ein Herr über Alles, daß ihn die Juden gekreuziget und getödtet haben. Aber Gott habe ihn auferweckt am dritten Tage und habe ihn verordnet zum Richter der Lebendigen und der Todten, und daß, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen. So war immer die Rede der Apostel. Dabei blieben sie für den Anfang stehen. Das ist das Fundament ihrer Lehre,

Als Petrus erkannte, daß das Evangelium von dem Hauptmann und seinen Freunden freudig angenommen wurde, ließ er sie ebenfalls taufen, und blieb bei ihnen noch etliche Tage.