BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Emma Herwegh

1817 - 1904

 

Zur Geschichte der deutschen

demokratischen Legion aus Paris

 

1849

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

Vorwort.

 

Man hat über das Entstehen, die Absicht und das Resultat der deutschen, demokratischen Legion aus Paris schriftlich und mündlich so Viel und so schlecht gefabelt, daß es mir im Interesse der Wahrheit nicht unwichtig scheint, die Sache in ihrem rechten Lichte hinzustellen, so, wie es aber nur der vermag, der, wie ich, vom Anfang bis zum Schluß dem ganzen Unternehmen Schritt für Schritt mit Sympathie und thätiger Theilnahme gefolgt ist.

Alle andere Bedenken, die mich zu jeder andern Zeit bestimmen würden, den litterarischen Weg nie zu betreten, müssen in einem Augenblicke, wie der jetzige wegfallen, wo es weder einer besondern Begabung, noch eines schriftstellerischen Berufs bedarf, auch seine Stimme für die Freiheit zu erheben, und der Verläumdung energisch entgegen zu treten; sondern nur eines Menschen, dessen Gefühlsnerven etwas über den Kreis seiner Privatverhältnisse hinausreichen, dessen Herz ein starker Resonanzboden alles dessen, was in dem der ganzen Menschheit pulsirt.

Diese Eigenschaft dünkt mich, ist weder eine ausschließlich männ­liche noch weibliche, sie gehört beiden Geschlechtern an, so weit sie sich eben mit Beibehaltung der ihnen eigenthümlichen Auffassungsweise zu Menschen emanzipirt haben.

Ich mache diese lange Vorrede zu einer vielleicht recht kurzen, recht unbedeutenden Arbeit, um mich von vornherein gegen den Verdacht zu wahren, die Zahl der schriftstellerischen Frauen (mit dem technischen Ausdruck „bas bleus“ genannt) irgendwie, selbst auch nur vorüber­gehend vermehren zu wollen.

Vor dieser Laufbahn hat mich Alles geschützt, was überhaupt schüt­zen kann:

Der Mangel an Beruf, an Neigung dazu, und vor Allem Eins, das am Sichersten und zugleich am Schönsten vor der litterarischen Pest bewahrt, ein gutes, liebendes Geschick.

Ich nehme heut die Feder zur Hand, wie ich schon bemerkt, als die mir im Moment einzig zu Gebot stehende Waffe im Interesse der Wahrheit und in dem der armen gefangenen Freunde, Etwas, sei es auch noch so gering zu thun.

Der Deutsche, so weit ich ihn kenne, giebt leichter Geld für Ge­schriebenes als für Lebendiges aus, und da mir's vollkommen einerlei, ob man diese kleine Brochüre aus Interesse, Neugier, ja selbst aus Bös­willigkeit kauft, ob man sie mit Gleichgültigkeit, mit Geringschätzung oder mit Befriedigung bei Seite legt, vorausgesetzt, daß man sie kauft, so denk ich, ich fang' ohne Weiteres an.

 

E. H.