BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1807

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1953

 

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Was ist der Menschen Leben?

 

Was ist der Menschen Leben? ein Bild der Gottheit.

Wie unter dem Himmel wandeln die Irdischen alle, sehen

Sie diesen. Lesend aber gleichsam, wie

In einer Schrift, die Unendlichkeit nachahmen und den Reichtum

Menschen. Ist der einfältige Himmel

Denn reich? Wie Blüthen sind ja

Silberne Wolken. Es regnet aber von daher

Der Thau und das Feuchte. Wenn aber

Das Blau ist ausgelöschet, das Einfältige, scheint

Das Matte, das dem Marmelstein gleichet, wie Erz,

Anzeige des Reichtums.

 

Das Gedicht gelesen von Martin Heidegger