BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1787

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 1, Gedichte bis 1800

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1946

 

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Die heilige Bahn

 

Ist also diß die heilige Bahn?

Herrlicher Blik – o trüge mich nicht!

Diese geh' ich?? schwebend auf des Liedes

Hoher fliegender Morgenwolke?

 

Und welch' ist jene? künstlich gebaut

Eben hinaus mit Marmor beschränkt

Prächtig gerad, gleich den Sonnenstralen –

An der Pforte ein hoher Richtstuhl?

 

Ha! wie den Richtstuhl Purpur umfließt

Und der Smaragd wie blendend er glänzt

Und auf dem Stuhl, mit dem großen Scepter

Aristoteles hinwärts blikend

 

Mit hellem scharfem Aug' auf des Lieds

Feurigen Lauf – und jenes Gebirg'

Eilt sie hinweg – muthig in die Thäler

Stürzt sie, ungestüm, und ihr Boden

 

Ist wie des Nordens Flammengewölk

Wallend vom Tritt des rennenden Gangs –

Waffengeräusch rauschen seine Tritte

Über alternde Wolkenfelsen.

 

Ha! sie ist heiß die heilige Bahn –

Ach wie geübt der Große dort rennt

Um ihn herum – wie da Staunen wimmelt

Freunde – Vaterland – fernes Ausland.

 

Und ich um ihn mit Mükengesums

Niedrig – im Staub – Nein Großer, das nicht.

Muthig hinan! –! – Wanns nun da ist, voll ist