BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eduard Mörike

1804 - 1875

 

Wispeliaden

 

Sommersprossen

 

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[6]

Horatius ad Thaliarchum.

(Chansons, Livre 1, od. 9.)

 

Vides, ut alta stet nive candidum

Soracte, nec jam sustineant onus

silvae laborantes, geluque

flumina constiterint acuto;

 

5

Dissolve frigus, ligna super foco

large reponens; atque benignius

deprome quadrimum Sabina,

o Thaliarche, merum diota.

 

[7]

 

Des Vtus Horazius Flakkus aus Wenusia

Ersten Buches der Oden die Neunte.

 

Schau, wie, an Altersweisheit ein Sokrates,

Höchlings der Berg steht, und wie die Silphe sich,

Ihn untergrabend, umsonst abmühet,

Und die Gewässer wie Spießglas zwitzern!

 

5

Wärme dich, Guter! stapple den Holzstoß auf,

Reichlich, nicht etwa über dem Sparherd bloß!

Und vielleicht ist Sabinchen 1 so gütig,

Uns, Daliarch, ein Quart Rein-Wein [sic] zu wismen. 2

 

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1) Wahrscheinlicherweise Horazens Gattin. 

2) Die übrigen Verse blieben weg, weil ich sie nicht für antique halte.