BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Heinrich Hoffmann

1809 - 1894

 

Struwwelpeter

 

100. Auflage

IV. Die Geschichte von den schwarzen Buben

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte von den schwarzen Buben.

 

Es ging spazieren vor dem Thor

Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.

Die Sonne schien ihm auf's Gehirn,

Da nahm er seinen Sonnenschirm.

Da kam der Ludwig hergerannt,

Und trug sein Fähnchen in der Hand.

Der Kaspar kam mit schnellem Schritt,

Und brachte seine Bretzel mit;

Und auch der Wilhelm war nicht steif

Und brachte seinen runden Reif.

Die schrien und lachten alle drei,

Als dort das Mohrchen ging vorbei,

Weil es so schwarz wie Tinte sei!

 

Da kam der große Nikolas

Mit seinem großen Tintenfaß.

Der sprach: Ihr Kinder, hört mir zu,

Und laßt den Mohren hübsch in Ruh'!

Was kann denn dieser Mohr dafür,

Daß er so weiß nicht ist, wie ihr?

Die Buben aber folgten nicht

Und lachten ihm ins Angesicht

Und lachten ärger als zuvor

Ueber den armen schwarzen Mohr.

 

Der Niklas wurde bös und wild, –

Du siehst es hier auf diesem Bild!

Er packte gleich die Buben fest,

Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West',

Den Wilhelm und den Ludewig,

Den Kaspar auch, der wehrte sich.

Er tunkt sie in die Tinte tief,

Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.

Bis übern Kopf ins Tintenfaß

Tunkt sie der große Nikolas.

 

Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,

Viel schwärzer als das Mohrenkind,

Der Mohr voraus im Sonnenschein,

Die Tintenbuben hinterdrein:

Und hätten sie nicht so gelacht,

Hätt' Niklas sie nicht schwarz gemacht.