BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Wilhelm Weitling

1808 -1871

 

Kerkerpoesien

 

1844

 

______________________________________________________________________________

 

 

S. 1

I.

Der Morgen.

(März 1844.)

 

Horch! es schlägt die Uhr vom nahen Turm

Jetzt die Stunde. Eins! zwei! drei! — ich höre

Weiter nichts. Es heult ein wilder Sturm.

Alles ist noch mäus'chenstill. — Ich kehre

5

Mich noch einmal auf die Seite um. —

Einen neuen Tag bringt zwar der Morgen,

Doch der neue Tag die alten Sorgen;

Träumend geht indeß die Nacht herum.

 

S. 2

Aber sieh! im Dämmerscheine bricht

10

Durch des Fenstergitters breite Latten

An den Wänden sich ein fahles Licht,

Würfelartig mit des Gitters Schatten;

Sollte das die Morgendämmrung sein?

Nein? es ist ein Strahl vom Mondenlicht,

15

Das jetzt durch die letzten Wolken bricht;

Doch mich dünkt es wie ein Morgenschein.

 

Bleicher scheint der Mond, es schweigt der Sturm;

In den stillen Zellen regt sich's wieder,

Und der Wächter schickt vom nahen Turm

20

Läutend seinen guten Morgen nieder;

Kündend, daß das Träumen nun vorbei,

Daß die Freiheit nur ein Traum gewesen,

Nur ein Wahn, von dem wir früh genesen,

Daß der Kerker eine Wahrheit sei.

 

S. 3

Trüber, nebelgrauer Dämmerschein

Wie bei Nacht ein See in weiter Ferne

Anzuseh'n, hüllt jetzt die Zelle ein.

Nun erbleichen, glaub' ich, auch die Sterne;

Ja! denn einer roten Wolke Schein

30

Wirft jetzt an die Wände meiner Zelle

Eine matte rosig-graue Helle.

Das mag wohl ein schöner Morgen sein! —

 

Röte, Morgen, draußen mir die Flur,

Oder färbe meine dunkle Zelle,

35

Mir ist's gleich zur Geistesfreiheit nur

Seh'n ich mich hinaus in deine Helle.

Unter'm Himmel wird die Flur nur grün,

Wo die Flur der Himmel hat begossen.

Wenig Tränen hab' ich hier vergossen,

40

Wenn mir nun auch wenig Fluren blüh'n.

 

S. 4

Schöner Morgen, mir ein schöner Traum!

Schöner Abend, mir ein süßes Hoffen!

Meiner Hoffnung Lebensblütenbaum

Hat des Schicksals Blitz noch nicht getroffen;

45

Seine Wurzel greift ins Leben ein:

Darum hoff ich, daß auf dieser Erde

Noch für mich ein Morgendämmern werde,

Das wird meiner Freiheit Morgen sein! —
 

 

S. 5

II.

Achtundvierzig Stunden im Dunkeln.

(Ende Januar 1844.)

 

Da steh' ich wieder in dem finstern Loch

Und stoße an die unsichtbaren Wände

Bald mit der Nase, bald mit Fuß und Hände. —

Gott Lob! nun kenn' ich diese Strafen doch!

5

Sieht man dort oben in der dunk'len Zelle

Den Herren draußen immer noch zu helle,

So wird man hier auf Tage oder Stunden

An diese schwarze Finsternis gebunden.

 

S. 6

Ihr blinden Blindenleiter! es ward Licht

10

Einst ohne Richter, Polizei und Pfaffen.

Die Uebel, die ein blinder Geist geschaffen,

Die heilet man durch Augenblindheit nicht.

Mit Blindheit ist das arme Volk geschlagen,

Drum' sieht es nicht, wess' Bürden es muß tragen,

15

Doch die es seh'n, läßt man nach falschem Richten

Durch Blindheit, Frost und Hunger hier vernichten.

 

Ihr gebt uns täglich nur ein halb' Pfund Brot.

Im Dunkeln weiter nichts; so aufgerieben

Durch Hunger, zur Verzweiflung fast getrieben,

20

Fand oder gab sich mancher hier den Tod. —

Wem nur des Hauses schmale Kost gewähret,

Dess' Körperkraft wird früher auch verzehret,

Am frühesten dahin in diesen Mauern,

Wo Tod und Krankheit auf den Schwachen lauern.

 

S. 7

Mit der Bewegung geht es herzlich schlecht,

Man taumelt hin und her auf Krug und Scherben,

Und könnte schier vor langer Weile sterben:

Denn steh'n und sitzen kann man auch nicht recht.

Das Liegen auf dem Boden ist noch schlimmer.

30

Und liegen kann man wahrlich doch nicht immer:

Man muß ja ohnehin auf harten Weiden,

Die Nacht hindurch hier Schlaf und Ruhe meiden. —

 

Es müssen Kranke in der Nähe sein;

Man hört sonst nichts als husten durch die Wände:

35

Das ist der armen Sünder traurig Ende

Nach einem Leben voller Schmerz und Pein

Doch jene, die von anderer Arbeit prassen,

Die stehlen, doch sich nicht erwischen lassen,

Die mit Betrug Gesetz und Recht umgehen,

40

Sieht man oft hoch in Rang und Würden stehen.

 

S. 8

Schon sechsunddreißig Stunden zugebracht!

Von Hunger weiß ich noch nicht viel zu sagen,

Doch fängt der Puls an heftiger zu schlagen,

Und länger wird mir diese zweite Nacht.

45

Als Knabe konnte ich noch Geister sehen,

Säh' ich nur jetzt hier einen vor mir stehen,

Von einem, der ins Dunkle einst gekommen,

Und aus Verzweiflung drin das Leben sich genommen.

 

Ein Flämmchen schlug jetzt über mir empor,

50

Von meinem Kopfe bis hinauf zur Decke

Jetzt wieder, da den Kopf ich danach strecke:

Das ist gewiß das Gas im Feuerrohr.

Doch nein! dann hätt' es einen Schein gegeben.

So täuscht der Mensch sich oft in diesem Leben:

55

Ich blickte scharf, damit ich etwas sähe.

Und dabei stieg das Blut mir in die Höhe. —

 

S. 9

Was hör' ich? Eine Stimme auf dem Gang,

Sie kommt von einer off'nen Zellentüre.

Das ist der Pfaffe, so viel ich hier spüre.

60

Dort liegt vielleicht ein Sünder sterbend krank

Auf seinem Bette in den letzten Zügen,

Den will der Pfaffe noch einmal belügen;

Zur guten Letzt ihm für das and're Leben

Noch eine Lüge auf die Reise geben.

 

65

Man hört ihn laut; doch aber scheint mir nicht,

Daß er am Bette drinnen in der Zelle,

Sondern von draußen von der Türe Schwelle

Das Wort des Trostes zu dem Kranken spricht.

Jetzt hat er ihn in Gottes Hand empfohlen,

70

Doch so geschwind, als stände er auf Kohlen.

Was kann man auch für fünfundsechzig Batzen

Des Tages viel mit einem Kranken schwatzen!

 

S. 10

Ein alter Zellenbruder sagte mir:

Daß die, mit welchen es wird streng genommen,

75

Acht Tage lang in solche Löcher kommen;

Ja, vierzehn Tage war schon einer hier:

Daß, wer in Wort und Tat sich grob vergangen,

Dem legt man an die Arme schwere Stangen

Von Eisen, die oft dreißig Pfunde wiegen;

80

Mit diesen muß er an der Kette liegen.

 

Er sagte, daß fünf Tage lang gestrippt

Schon mancher lag an Füßen und an Händen,

Und konnte weder Glied noch Hose wenden. —

Das ist die Nächstenliebe, die man übt!

85

Wer mit den Brüdern gleichen Teil will haben

Und gleiches Recht, den läßt man hier begraben,

Und läßt ihn durch Direktor, Wärter, Pfaffen

So bald als möglich in den Himmel schaffen.

 

S. 11

Es schafft der Mensch sich selbst die größte Pein;

90

Gerechtigkeit muß er an Feinden üben,

Und dennoch soll der Christ die Feinde lieben,

Nicht Richter, nicht Verfolger sein. —

Was ist Gerechtigkeit? Es sind Sentenzen,

Sind Phrasen, die von fern wie Wahrheit glänzen.

95

Doch würde uns Pilatus heute fragen,

Was Wahrheit sei, was würden wir ihm sagen? —
 

 

S. 12

III.

Der Kirchengang am Weihnachtsfeste.

Ein Traum in der Mitte Juli's

      (Ende Dezember 1843.)

 

Es war in einer rabenschwarzen Nacht;

Die Häuser waren alle zugemacht;

Die Straßen alle öde, still und leer;

Kein Lampenschein drang durch die Fenster mehr

5

Und finster war es wie in einem Schacht.

Die Finsternis kam mir so schaurig vor;

S. 13

Kein Glockenschlag schlug an mein lauschend Ohr,

Kein Fußtritt hallte in der weiten Ferne,

Erloschen waren Lichter, Mond und Sterne.

10

Kein Wächter rief vom Turm und keine Wach' am Tor,

Als ob die ganze Stadt für mich gestorben wär',

Als hätte ich darin gar nichts zu suchen mehr.

Es kam mir vor, als sei ich hier zuletzt

In eine große Totenstadt versetzt,

15

Deren Bewohner mir einst wohl bekannt. —

Da griff mich's plötzlich bei der rechten Hand,

«Halt Freund!» so riefs, «und saget mir,

In welcher Straße sind wir hier?»

Ich glaub' in der zum «heilgen Geist» genannt,

20

Erwidert ich, «dann können wir nicht fehlen»;

Fuhr jener fort: «ich will's euch nicht verhehlen.

Ich war seit langem nicht mehr hier.

(Ich war bewegt.) Doch warum wandelt ihr

In finst'rer Nacht so ganz alleine hier?

25

Was treibt Euch, diesen nächt'gen Gang zu wagen?»

S. 14

Das, sprach ich, will ich Euch wohl sagen:

Christtag ist heute, und wie ich vernommen,

Will mancher heute früh zur Kirche kommen.

Dies Evangelium dahier in meiner Hand,

´30

(Ihr seht es nicht, doch ist's Euch wohl bekannt,

Wenn Ihr bisher der Wahrheit Freund gewesen.)

Das will der Priester am Altare lesen,

Beim Kerzenglanz geschmückter Weihnachtsbäume,

Drum eil' ich so, damit ich's nicht versäume. —

35

Jetzt regten sich zu uns'rer linken Hand

Auf einmal ein'ge dunkele Gestalten,

Die zu dem Tore einer Kirche wallten;

Es war zu der zum heil'gen Geist genannt —

Die Türe war noch zu, die Kirche war noch dunkel,

40

Kein Schein erhellte sie, kein Licht, kein Sternenfunkel.

Ein leises Pochen schlug jetzt an mein Ohr,

Die Leute waren's an dem Kirchentor.

«Laßt uns hier nicht die schöne Zeit verlieren!»

Rief jetzt der Freund, «vertraut euch mir.

S. 15

Ich will Euch durch den engen Kreuzgang führen,

An dessen Ende werden wir

Zur linken Hand die kleine Tür

In jedem Falle offen finden.

Von hier aus können zwischen alten Stühlen hin

50

Wir uns zur Sakristei durchwinden.

Pfarrer und Küster sind wahrscheinlich drin

Von nächt'gem Weine oder frühem Schaffen

In irgend einem Winkel eingeschlafen».

Ich bin dabei, rief ich, mein Freund, es scheint

55

Der Fall mir wahr, der Vorschlag gut gemeint.

Es wäre spaßig, wenn wir niemand fänden.

Indeß es muß ja doch bald Morgen sein! —

Wir traten in den engen Kreuzgang ein;

Die Linke tappte an den feuchten Wänden,

60

Die Rechte hielt der rätselhafte Freund,

Mit dem ich hier so sonderbar vereint.

Es war, als ob der Schall von meinen Schritten sich

Jetzt in der Ferne immer mehr verliere,

S. 16

Und ungeduld'ger fühlt ich nach der Türe. —

65

Doch jetzt verließ die Hand des Rätselhaften mich;

Ich stürzte mit dem Evangelium

In eine enge kalte Tiefe nieder,

Ich tappte rings im engen Kreis herum

Und fand des Unbekannten Hand nicht wieder;

70

Nur eine Stimme, ähnlich der zuvor,

Senkte noch diese Töne mir ins Ohr:

«Sag an, ist's möglich, daß durch solche schwarze Nacht

In solche Tiefe noch ein Hoffnungssternchen lacht? —»

«Wenn mir», entgegnet' ich, «auch ihre Sternchen nicht mehr blinken,

75

So wird, hast Du ein gutes Herz, hast Du ein gut' Gewissen,

Und nicht durch Falschheit und Verrat des Freundes Herz zerrissen,

Dir wohl noch Hoffnung blüh'n; der Mut darf dann Dir noch nicht sinken.»

S. 17

Es schauderte mich in der grauenvollen Tiefe;

Ich drängte enger mich und fest in eine feuchte Ecke.

80

O, daß ich lieber doch im Züricher Zuchthaus schliefe!

Ich wachte auf und wickelte mich fester in die Decke.
 

 

S. 18

IV.

Der Geburtstag.

(5. Okt. 1843.)

 

Schon wieder floh ein Jahr an diesem Kerker hin,

Dess' nahen Sturz ich mit Besorgnis schaue.

Bald wird das Letzte dran vorüber zieh'n.

Der Zahn der Zeit nagt an dem zarten Baue.

5

Ich lebe noch! Wer hätte das gedacht,

Ich lebe noch! Was doch die Hoffnung macht!

Und noch soll nicht der Gliederbau zerbrechen,

Die Losung meiner Freiheit auszusprechen!

 

S. 19

Verborgen wie Planetenschatten zieh'n,

10

So ziehet auch der Traum von unserm Leben

Mit unser'm rätselhaften Sein dahin

Und niemand kann des Rätsels Lösung geben. —

Auf welchem Sterne weilten wir vorher?

Umsonst, der Geist erinnert sich nicht mehr,

15

Kennt nicht das Lebensmeer, von dessen Wogen

Der Blick zuerst auf diese Welt geflogen. —

 

Ein ewig Würgen schlingt die Formen ein,

Die uns das Wesen unser's Seins verhüllen

Und ohne Unterbrechung sich erneu'n:

20

Das nennt man leben, Leidenschaften stillen. —

Einst war ich frei; — bin ich es jetzt nicht mehr,

Weil sich ein Kerker formte um mich her,

Den man mit einer Nadel kann zerstechen,

Den eines Pflänzleins Same kann zerbrechen? —

 

S. 20

Voran begier'ge Zeit; mich schreckt es nicht,

Wenn hinter mir in diesem kurzen Leben

Der Jugendfreuden letzte Brücke bricht;

Doch laß mich wenigstens erst Abschied nehmen

Von meiner Leidenschaften Phantasien,

30

Und dann ein Lichtstrahl durch die Schatten zieh'n

Zu der Planetenschatten fernsten Räumen

Mit meinen Hoffnungen und meinen Träumen. —

 

Vor einem Jahr stand ich am See allein

Und schaute nach den finstern Bergen drüben.

35

Wo wirst du, dacht ich, übers Jahr wohl sein!?

Was wirst du hoffen und was wirst du lieben!?

Heut' stell' ich mir dieselbe Frage auf,

Es paßt vielleicht dieselbe Antwort drauf.

Nur wenn dereinst mein letzter Kerker leer,

40

Ist dies für mich auch keine Frage mehr.
 

 

S. 21

V.

Der Weihnachtsbaum.

(Weihnacht 1843)

 

Zur Weihnachtszeit läßt sich die Stimme hören:

«Der Weihnachtsmann! Der Weihnachtsmann!

Wer singen und wer beten kann,

Dem will ich heute ein Geschenk verehren;

5

Doch wer nicht singt und betet, auf mein Wort,

Wer keinen Spruch weiß richtig zu zitieren,

Dem werde ich die Rute präsentieren,

Den steck' ich in den Sack und schlepp' ihn fort.» —

 

S. 22

Ich hörte neulich diese Stimme wieder,

10

Doch leise, man vernahm sie kaum. —

(Es war in einem Weihnachtstraum.)

Im Gange draußen schlich es auf und nieder.

Es klopfte an die Türe an. — Herein!

Rief ich, herein! und laßt mir hier das Pochen,

15

Sonst geht es euch wie mir seit ein'gen Wochen,

Man sperret euch ins Dunkle ein. —

 

Da dehnen sich die Wände meiner Zelle,

Und vor mir in dem weiten Raum

Erglänzt ein schöner Weihnachtsbaum

20

Voll Flittergold in bunter Kerzen Helle.

Verwundert schau' ich auf und seh' auf jedem Zweig

Hier einen Gott, dort eine Göttin stehen;

Jedweden Volkes Gott war da zu sehen,

Aus jedem Land und jedem Himmelreich.

 

S. 23

Und oben in des Baumes Spitzen,

In einer lichten Glorie Schein,

Umringt von vielen Engelein,

Sah ich das holde Jesukindlein sitzen.

Den gold'nen Szepter in der rechten Hand,

30

Und eine gold'ne Kugel in der Linken,

Erhob es sich, dem Zellenchor zu winken,

Der rund herum im Kreise stand.

 

«Welch' einen Jammer», sprach es, «muß ich sehen!

Das also nennt man Christentum!

35

Ist denn das Evangelium,

Das ich gelehrt, so gar schwer zu verstehen? —

Ei! ei! welch' eine Ordnung auf der Welt!

Glaubt nur nicht, daß ich lasse für die Sünden

Ein zweites Mal mich kreuzigen und binden;

40

Viel lieber bann' ich Eigentum und Geld.

 

S. 24

Doch komm' ich nicht, Vorwürfe euch zu machen.

Ich kann nur lieben und verzeih'n.

Ich komme heut', euch zu erfreu'n,

Will jedem eine kleine Freude machen. —

45

Seht ihr die Lose in der Götter Schoß?

Das sind die Wünsche, die sich bald erfüllen.

So wähle jeder nun nach Wunsch und Willen

Sich einen Gott und ziehe dann sein Los.

 

Nun regten sich die leidenden Gestalten

50

Bei Hunderten im lichten Raum,

Und drängten hastig nach dem Baum,

Die Lose von den Göttern zu erhalten.

Bei manchem ging es über Kopf und Bein,

Die Götter lachend sich die Seite hielten,

55

So drollige Gesichter manche spielten,

Denn jeder wollte gern der Erste sein.

 

S. 25

Doch Petrus, der Apostel einst gewesen,

Und spielend hier den Heil'gen bloß,

Beim Hahne stehend auf dem Moos

60

Am Stamm des Baumes, sah das wilde Wesen.

Er trat hervor und sprach: Ich fürchte sehr,

Die Herren möchten durch das starke Reißen

Am Ende uns mitsamt dem Baum umschmeißen.

Drauf stellte sich die Ordnung wieder her.

 

65

Und alles staunte an die Götterwonne.

Da sah man jung und morgenschön,

Der Freude Gott auf Rosen steh'n,

Den kleinen Bachus auf der großen Tonne. —

Die Hoffnung hielt den Anker in der Hand,

70

Die Wahrheit konnte man im Spiegel sehen.

Die Weisheit sah ich bei der Eule stehen,

Das Glück auf einer runden Kugel stand. —

 

S. 26

Der Gott der Zeit schnitt doppelte Gesichter,

Die Freundschaft trug ein brennend' Herz,

75

Gerechtigkeit eines von Erz,

Der Pegasus heut' dieses Traumes Dichter.

Der Diebe Gott trug Federn hinter'm Ohr,

Verschwendung prangte stolz in Gold und Seide,

Die Unschuld war so weiß wie Schnee und Kreide,

80

Das Laster aber schwarz als wie ein Mohr.

 

Der Glaube trug das Kreuz noch in den Händen,

Unsterblichkeit den Schmetterling,

Die Treue einen gold'nen Ring;

Doch aller Blicke sich zu einer wenden,

85

Und wie mit einer Stimme rief der Chor:

«Du nur allein kannst uns're Leiden enden!

Zieh', Göttin mit den segensreichen Händen,

Aus deinem Schoße unser Los hervor!

 

S. 27

Da hob die Göttin ihre phryg'sche Mütze,

90

Die unter Pluto's Füßen lag,

An einem Zipfel auf und sprach:

«Es haben Jupiter die Gottheit mit Blitze

Und Pluto, die der finstern Unterwelt,

Auf mein Symbol, auf diese rote Mütze,

95

Euch zu bedeuten, daß sie sonst nichts nütze,

Mit Hohn und Uebermut den Fuß gestellt.

 

«Auch Euren Losen ist es so gegangen;

Was davon nicht verweht, zerstreut,

Und nicht der Unterwelt geweiht,

100

Ward von den andern Göttern aufgefangen.

Ich sah den Mut, sich eifrig drum bemüh'n,

Geduld darnach der Erde Schoß durchwühlen,

Zufriedenheit damit im Grase spielen,

Die Schmeichelei sie aus dem Kote zieh'n,

 

S. 28

«Drum kann ich heute kein Geschenk Euch bringen;

Durch Gnade und Gerechtigkeit

Könnt Ihr vielleicht in nächster Zeit

Sonst durch den Tod nur zu mir dringen. —

Ich habe keine Macht in diesem Haus,

110

Bin nur Figur an diesem Weihnachtsbaume.

Behüt' Euch Gott! Gedenket mein im Traume.»

Sie sagte es und brach in Tränen aus. —

 

Wehmütig hob zum Schoß der andern Götter,

Und zweifelhaft der Zellenchor

115

Nun den betrübten Blick empor,

Und mancher fluchte still ein Donnerwetter

Dem Höllengott und Donn'rer auf den Hals. —

«Die schönsten Lose hat man uns gestohlen»,

Sprach jetzt ein Dieb, «hier ist nicht viel zu holen,

120

Und klein die Weihnachtsfreude jedenfalls.»

 

S. 29

«Das Alles», fuhr er fort, «darf nicht genieren;

Das Glück birgt dort in seinem Schoß

Für mich vielleicht das große Los;

Ich will's versuchen, will mein Glück probieren.» —

125

Drauf griff er in der Göttin Schoß hinein. —

Ich, um mich an dem neuen Spiel zu laben

Und eine sich're Freude heut' zu haben,

Beschloß, beim Ziehen bis zuletzt zu sein.

 

Ich wollte nach der Lose Inhalt fragen,

130

Allein, kaum faßte sie die Hand,

Als Los und Zieher auch verschwand;

Drum konnte niemand mir ihn heute sagen.

Bei Glück und Ehre ich viel Zieher sah',

Auch nach Gesundheit hört' ich viele Fragen,

135

Doch niemand wußte, wo sie war, zu sagen,

Statt ihrer war der Arzt des Hauses da.

 

S. 30

Die Heiterkeit stand einsam und verlassen,

Den Glauben ließ man ungestört,

Zufriedenheit niemand begehrt,

140

Und mit der Liebe hört' ich manche spaßen.

Doch endlich wurde es an Spielern leer,

Des Glückes Lose nach und nach verschwanden,

Auch bei der Ehre sich nur wen'ge fanden,

Sogar die Unschuld hatte keine mehr. —

 

145

Von welcher Gottheit, dacht ich, wirst du ziehen?

Es ist hier mit der Freiheit aus,

Gesundheit ist auch nicht zu Haus,

Um Weisheit nutzt es nicht, sich zu bemühen.

Da glänzten aus der Hoffnung weitem Schoß

150

Noch viele frische Lose grün und helle;

Ich nahm mir eins und war in meiner Zelle

Mit meinem Traume und mit meinem Los.

 

S. 31

Ich las: «Du wirst so bald nicht untergehen,

Wirst mit Geduld, Verstand und Mut,

155

In deines Geistes Abendglut

Noch deiner Freiheit Morgenröte sehen.» —

So sei dies Los denn nun mein größtes Glück,

Die Hoffnung meine schönste Weihnachtsgabe;

Wenn ich auch sonst nichts mehr zu hoffen habe,

160

Mir ist's genug in jedem Mißgeschick.
 

 

S. 32

VI.

Das Gewissen.

(Ende Nov. 1843.)

 

Es rüstete die Wache sich,

Daß sie zum alten Kerker mich

Zurück nun wieder führe;

Da öffnet sich die Türe:

5

Zwei scharfe Blicke treffen sich,

Doch einer senkt sie nieder,

Die Türe schließt sich wieder.

Der, dacht ich mir, hat gelesen,

Was meiner Rede Schluß gewesen.
 

 

S. 33

VII.

Der Verräter.

(Anfang Dez, 1843.)

 

Abscheulich Ungeheuer! Wieviel Silberlinge

Hast du in diesem Handel dir gemacht?

Betrügerischer Krämer, friß nun, sauf und singe,

Solch' Höllenwerk hätt' Judas nicht vollbracht;

5

Er ward durch Neid und Rache angetrieben,

Du aber Scheusal nur durchs Geld;

Ihm ist die Reue noch geblieben,

Die Schande dir, sonst nichts auf dieser Welt. —
 

 

S. 34.

VIII.

Meinem Verhörrichter.

(Anfang Dez. 1843.)

 

Du hast, was «Bären fangen» deutlich ist gewesen

Mir dreist und keck «Lärm schlagen» vorgelesen,

Und bist mit Wortetauschen umgegangen,

Als wolltest du den Teufel selber fangen.

5

Hast wider meinen Willen noch zuletzt,

Das Wörtchen «Ja» ins Protokoll gesetzt.

Du hast — genug, du wirst mich wohl verstehen,

«Ließ ich es doch zum Teil recht gern geschehen. —
 

 

S. 35

IX.

Meinem Ankläger.

(Anfang Dez. 1843.)

 

Die Angriffspunkte hast du feig verdeckt,

Sie hinter «Religionsstörung» versteckt!

Wie jener hast «Lärm schlagen» du gelesen,

Was «Bären fangen» deutlich ist gewesen.

5

Noch manches bleibt in diesem Spiel verborgen;

Beseitigt mich, dann seid ihr ohne Sorgen.
 

 

S. 36

X.

Die Begegnung

am 23sten und 24sten November 1843.

(Anfang Dez. 1843.)

 

Ich denke noch, mein junger Freund, wie ich

Das erste Mal im Café dich gesehen.

Mit Wohlgefallen sah ich damals dich

Im lichten Sommerkleide vor mir stehen,

5

Und uns're Blicke trafen sich.

Mein schwarz Gewand schien Trauer dir zu deuten;

Dein Lichtes deutete ich Freuden;

Es deutete auf einen guten Tag!

Dein schwarzes nun mir eine lange Nacht

10

Im Kerker traurig zugebracht.

Es hat dein Mund bewegt, gebrochen

Mein hartes Urteil ausgesprochen,

Worin ein härteres noch lag.

S.37

Mehr noch als ich hast du den Schmerz empfunden;

15

Dein Zartgefühl goß Balsam in die Wunden,

Erwies dem Herzen Sympathie.

Die Szene, Freund, vergeß ich nie.
 

 

S. 38

XI.

Wunden und Balsam. 1)

(Ende Dez. 1843.)

 

Huh! Huh! wie kalt und schaurig! — Um mich her

Wird's Nacht, und in mir Nacht, und in der Ferne

Kein tröstend Bild, von meinem Hoffnungssterne

Glänzt kaum ein letzter schwacher Schimmer mehr.

5

Horch! Horch! welch eine Stimme rief mir zu?:

«Mein Wilhelm komm nun, komm, im Grab ist Ruh!

Zu mir mein Sohn! Dein Herz ist schier gebrochen;

O zögre nicht, bis sie es ganz durchstochen! —

 

S. 39

Wer rief? Bist du es liebe Mutter? —

10

Weh! Du hast zu viel vom bitt'ren Kelch getrunken,

Du bist für mich zu früh ins Grab gesunken,

Und rufst mich, ach, zu früh in deine Näh'! —

Ich täusche mich, der Geist spricht immer «Nein!

Die Mutter kann noch nicht gestorben sein!»

15

Doch das Gefühl läßt sich den Schmerz nicht wehren,

Den bitt'ren Kelch bis auf den Grund zu leeren.

 

O bleicher Tod, brich mir nicht solche Bahn;

Der Weg zu dir ist nicht so schwer zu finden;

Auch soll mich an die Welt kein Leben binden,

20

Kein irdisch' Glück, kein egoist'scher Wahn.

Schon öfters sah dich grauenvollen Mann

Der Jüngling fest und unerschrocken an;

Schon öfters nahmst den Anfang und das Ende

Von meinem Sein du in die kalten Hände.

 

S. 40

Doch nicht zu Mittag sagt man gute Nacht.

Wohl ist mir schon die Welt samt allem eitel,

Doch brennt des Geistes Glut erst jetzt den Scheitel.

O lösche sie mein Gott! dann ist's vollbracht.

Soll Schwächling ich als Held zu Grabe geh'n

30

Muß ich zu dir um diese Gnade flehn;

Doch soll ich deine Geisteskräfte tragen,

So hilf, o Gott! mir leiden, dulden, wagen.

 

Ich sä'te geistig in der Zukunft Schoß,

Und sah zufrieden auf des Geistes Werke,

35

Ich flehte nicht um neue Geistes-Stärke,

Und ruhig blickt' ich auf mein bittres Los.

Da ließest du mein schwaches Selbstvertrauen

In meines Geistes lichten Spiegel schauen;

Der Wahrheit Bilder neu sich mir enthüllten

40

Und meine Seele mit Bewund'rung füllten.

 

S. 41

Ruf mich noch nicht, o Mutter, laß mich hier,

Dies Feuer darf im Kerker nicht verlodern,

Der Spiegel nicht an meiner Leiche modern,

Der heilge Geist der Wahrheit sagt es mir.

45

Wie? oder soll der Bau zu Grunde gehen?

Ich glaub es nicht! ein Wunder kann geschehen.

Die Hoffnung soll und darf mir niemand rauben;

Ich halt' sie fest und — sterb in diesem Glauben.
 

 

S.42

XII.

Erhebung.

(Ende Dez. 1843.)

 

So hilf mir nun, o Gott, den Kampf bestehen!

Der Wahrheit Schätze soll ich dir bewahren,

Die läßt du nicht versinken in Gefahren,

In Kerkernacht und Tod nicht untergehen! —

5

Ringt in Gethsemane ein Herz sich wund,

So stärkt dein Engel es, macht es gesund,

Und will ans Kreuz man einen Märt'rer schlagen,

So kommt ein Simon, es zum Berg zu tragen.
 

 

S. 43

XIII.

Die Versuchung.

(Jan. 1844.)

 

Wenn ich hier soll Direktor sein,

So gebet mir ein Herz von Stein

Und nehmt mir das Gewissen,

Das kann man hier wohl missen.

5

Doch wär ich durch und durch von Stein,

Möcht ich doch hier nicht Pfarrer sein,

Für solch' ein Plätzchen würd' ich danken. —

Warum nicht gar! auch für die sechzehnhundert Franken?

Achthundert noch darüber! —

10

Das ist was and'res; die sind nicht von Stein.

Von Silber möcht' ich auch Direktor sein,

Das wäre mir dann lieber. Wirklich? Nein!
 

 

S. 44

XIV.

Achtzehn Stunden im Dunkeln.

(Anfang Dez. 1843.)

 

Ein wohlbekanntes Sprichwort sagt:

Im Dunkeln

Ist gut munkeln.

Das ist erlogen. Gott sei's geklagt!

5

Ich hab's empfunden,

War drinnen achtzehn Stunden.
 

 

S. 45

XV.

Das Scheusal.

(Febr. 1844.)

 

Hier hinter dieser Mauer

Liegt ohne Rast und Ruh'

Ein Scheusal auf der Lauer

Und horcht mir immer zu.

 

5

Da lauscht es meine Lieder,

Und schreibt sie in ein Buch,

Und kommt und lauschet wieder

Auf jeden Atemzug.

 

Da lauscht es aller Töne,

10

Es lauscht auf jedes Wort,

Auf Seufzer und Gestöhne,

Und lauscht in einem fort.

 

S. 46

Da liegt es auf der Lauer,

Und lügt und heuchelt noch

15

Mir Freundschaft durch die Mauer,

Durchs offne Röhrenloch.

 

Da legt es eine Schlinge,

Wie es nur immer kann,

Damit es bald mich finge,

20

In Wort und Rede an.

 

Da schimpft es auf die Fürsten,

Da seh ich's, daß mir bangt,

Auf eine Antwort dürsten,

So wie es sie verlangt.

 

25

Und besser, immer besser,

Legt es die Schlingen ein.

Es schiebt ein großes Messer.

Mir zu dem Loch herein.

 

S. 47

Ich lege mich zur Ruhe,

30

Es horcht mir immer zu;

Es hat, was ich auch tue,

Das Scheusal keine Ruh'.

 

Nur zu! gehorcht, gelauert;

Nur pfiffig und gescheit.

35

Vergeht, so lang' es dauert,

Dabei doch schnell die Zeit.
 

 

S. 48

XVI.

Die Vöglein.

(Febr. 1844.)

 

Ihr Vöglein auf den Latten,

Sucht immer alle neun

Mit Brüdern, Schwestern, Gatten,

Den warmen Sonnenschein. —

 

5

Ihr Vöglein auf den Latten,

Ihr habt ja Flur und Hain;

Was macht ihr mir hier Schatten,

Raubt mir den Sonnenschein? —

 

Ihr Vöglein auf den Latten,

10

Im warmen Sonnenschein,

Fliegt auf die grünen Matten,

Und laßt mich hier allein.
 

 

S. 49

XVII.

Die Sonne.

(Febr. 1844.)

 

Wenn vom blauen Firmament

Uns're liebe Sonne draußen

Senkrecht auf die Scheitel brennt,

Dringt sie erst in diese Klausen.

 

5

Dann werf ich den Blick gespannt

Auf des Fenstergitters Schatten,

Hingeworfen auf die Wand,

Würflicht von den schrägen Latten.

 

S. 50

Wie der Sonne Strahl sich bricht!

10

Durch die schmalen Lattenspalten

Regelt sich ein farbig Licht

In verschiedenen Gestalten.

 

Oftmal, wahrhaft wunderlich,

Je nach dem die Wellen zogen,

15

Zeigten viele Farben sich,

Formend einen Regenbogen.

 

Aber still! — Es fällt mir ein:

Wenn das die Tyrannen schauen,

Möchten sie zu größ'rer Pein,

20

And're Fenster lassen bauen. —
 

 

S. 51

XVIII.

Der Mond.

 

«Komm, du liebes Mondenlicht,

Komm mit deinem Silberschein,

Komm herein!

Sollst mir recht willkommen sein;

5

Schienst mir schon so lange nicht.

Auf das bleiche Angesicht.

 

Lange tappt' ich her und hin,

Hoffend, daß ich in der Näh'

Heut' dich säh'.

10

Und nun, eh' ich's mir verseh',

Scheinst du auf mein Bette hin

Siehst, daß ich noch munter bin.

 

S. 52

Bargen finst're Wolken dich? —

Meine Suppe aß ich seit

15

Ein'ger Zeit

Hier in nächt'ger Dunkelheit,

Wartete damit auf dich

Manches Mal und täuschte mich.

 

Lieber, zwar kann ich dich nicht

20

In des blauen Himmels Höh'n

Voll und schön,

Hier durch diese Latten seh'n;

Aber bald, ich zweifle nicht,

Seh' ich frei dein volles Licht.
 

 

S. 53

XIX.

Das verplauschte Böcklein.

(Ende Dez. 1844.)

 

Ein Böcklein schwatzte seinen Stallgenossen

Von schlechter Zeit und teurem Korne vor.

Das Horn- und Klauenvieh spitzt' hoch das Ohr.

«Es hat mich», sagte jenes, «stets verdrossen,

5

Wenn ich gesehen, wie ihr euch müßt plagen,

Den Acker pflügen, Lasten zieh'n und tragen,

Und was, ihr Ochsen, ist dann euer Lohn?

Ihr Esel, sprecht, was habet ihr davon?

 

S. 54

Heu gibt man euch und Häcksel nur zu fressen,

10

Und alle Tage knapper zugemessen,

Indeß des Herren Reitpferd nebenan

Am Korne übersatt sich fressen kann,

Und manche junge, fette Kuh

Bei fetten Klee genießt der Ruh.

15

Von Hunden und von Katzen will ich weiter gar nichts sagen,

Die wissen kaum vor Stolz, wie sie die Schwänze sollen tragen.

 

Das finde ich nicht recht! — Das sollte nicht so sein;

Und ist auch nicht von Anfang so gewesen,

Das kann man ja im Buche Moses lesen.

20

Da fällt mir eben jetzt die schöne Stelle ein:

«Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht binden.»

Im Neuen Testamente könnt ihr Aehnlich's finden.

Drum sollte allem Hornvieh man und Eseln sagen:

«Ihr seid nicht auf der Welt, für andere euch zu plagen.»

 

S. 55

Die Katze, die den Weibern alles plauscht,

War an der Tür und hatte dort gelauscht.

Sie läuft darauf zurück geschwind ins Haus

Und kramt der Frau des Böcklein's Rede aus;

Die sagt's dem Herrn, und dieser zornentbrannt,

30

Kommt mit der Peitsche in den Stall gerannt,

Beginnt die Ochsen drin zurecht zu setzen,

Und's Böcklein mit den Hunden fortzuhetzen.

 

Drauf spricht er zu dem Meisterknecht:

«Sperr mir den Bock bis nächstes Frühjahr ein,

35

Doch laß ihn während dieser Zeit allein.

Er hat's verdient, es g'schieht ihm recht!

Laß mir ihn auf die Wiese nie,

Und nie zu einem andern Vieh!» —

Der Meisterknecht, ein harter Mann, oh weh!

40

Der hatte seine Freude dran. Juchheh!

Er ließ das Böcklein scheeren; heh! heh! heh!

Es durfte sich nicht wehren. O geh!

Er sperrt es in ein finster Loch. Buh! buh!

S. 56

Das arme Böcklein spürt es noch. Huh! huh!

45

Er schnitt ihm ab die frische Luft; O weh! o weh!

Es atmete nur Kerkerduft. Herr Jemine! —

Es fehlt ihm endlich Licht und Luft und Wärme,

Vor Hunger kollern Magen ihm und Därme.

Der Wintertage lange Schatten flieh'n

50

An seinem Schatten langsam hin

Und krank sieht er sie zieh'n,

An Ochs und Esel öfters denkend,

Sich über ihre Dummheit kränkend. —

Ob ich wohl auch solch Böcklein bin? —
 

 

S. 57

Fortsetzung.

Ein Traumgedicht.

(Mel.: Wär nur der Kreuzweg nicht gekommen!)

 

Das Frühjahr ist gekommen.

Bald wankst du nun zum Loch hinaus.

O Böcklein! Böcklein, wie siehst du aus!

Wie langsam schleichst du her;

5

Man kennt dich ja kaum mehr.

Komm, zieh mit uns zu Frühlingslust und Freude,

Und stärke dich an frischer Luft und Weide. —

Das Böcklein senkte stumm den Blick,

An Ochs und Esel denkt's zurück,

S. 58

Denkt an genoss'ne Freuden,

Und an die künft'gen Leiden.

Der harten Herrn Charakter war ihm nur zu gut bekannt,

Es wußte, frei und ledig kam es nicht aus ihrer Hand. —

Von seinem Schicksal lief indeß die Kunde

15

Durch alle Dörfer in der weiten Runde.

Die Herr'n, um wen'ger sich der Tyrannei zu schämen,

Und um die Sympathie der Heerden ihm zu nehmen,

Manch' lügenhaft Gerücht in Zug und Schwung nun brachten,

Und aus dem Böcklein gar ein wildes Untier machten,

20

Das auszuliefern in der Wölfe Magen

Man ferner kein Bedenken dürfe tragen. —

Nun manches Rindvieh's Herz der Schmerz durchwühlte,

Und mancher Ochs beim Heu um Rache brüllte;

Manch' Esel kratzte jetzt sich hinter'n Ohren,

25

Und mancher Hase sprach: Es ist verloren.

 

S. 59

Drei Knechte packen das Böcklein auf,

Und legen es auf den Wagen;

Der Wolfsschlucht zu, im schnellsten Lauf

Sie mit dem Tier nun jagen.

30

Die Wölfe nahmen das Böcklein beim Horn,

Berochen es hinten, berochen es vorn.

(Es wundert mich über die Maßen,

Daß sie's nicht den Augenblick fraßen.)

Und einer von ihnen also begann:

35

«Du willst dich noch lange verstellen, du Wicht!

Willst tun, als seist du das Ungetüm nicht;

Damit kommst du bei uns nicht an.

Wir werden, um die reine Wahrheit aufzudecken,

Dir die geborgte Haut bis auf das Fleisch durchlecken.»

40

Darauf mit ihren scharfen Zungen

Das grauenvolle Spiel begann,

Und niemand nahm des Tier's sich an.

Die Red' im Stalle war verklungen,

Das Zugvieh kaute nach wie vor am Heu;

S. 60

Im Stalle ward die alte Litanei,

Im Hof das alte Lied gesungen.

 

Vom Böcklein man nichts mehr vernahm. —

Da fiel nach manchem Jahr und Tag — o Wunder!

Ein lichter Funken in den alten Zunder:

50

Ein Löwe zu der Wolfsschlucht kam.

«Was»! hob er mit den Wölfen an, «was treibt ihr da für Sachen?

Wollt ihr durch solch' Verfahren mir die Heerden schüchtern machen?

Laßt mir das Böcklein frei!»

Das Böcklein hob sich auf und tat noch ein'ge Schritte

55

In freier Luft, dann stürzt es in der Heerde Mitte.

Es war mit ihm vorbei! —

Der Löwe macht ein ernst Gesicht,

Die Heerde stand betroffen da;

Den Wölfen war das Weinen nah,

60

Den Herr'n von Zürich nicht.
 

 

S. 61

XX.

Verzage nicht!

(30. Dez. 1843.)

 

Des trüben, grau bedeckten Tages Licht

Ist nun entschwunden, dunkel wird die Zelle.

So schwindet Tag auf Tag, wie Well' auf Welle

Im Meer der Zeit, und endlos brandend bricht

5

Hier ein Geschlecht dem anderen die Bahn.

Schon treibt der Wogenschlag uns stark voran;

Das letzte Ufer deutlich vor uns liegt;

Von hier aus sieht sich's minder furchtbar an.

Ein Luftzug und die Brandung ist getan.

10

Drum Herz, mein klopfend Herz, verzage nicht! -

 

S. 62

Ein Traum, ein Wahn ist dieses kurze Sein,

Ein Wogenspiel oft, was wir denken, schaffen;

Ein Wellenschaum, den wir zusammenraffen,

Hüllt unsers Leben ganzes Wirken ein.

15

Jetzt fluten wir noch stolz und kühn daher,

Im Augenblick darauf sind wir nicht mehr. —

Horch, heulend dort sich Wog* auf Woge bricht,

Wo meines Auges dunkler Leuchtturm steht,

Und meiner Hoffnung letztes Banner weht.

20

Hier Mut gefaßt mein Herz, verzage nicht! —

 

Wildschäumend brausen nach vollbrachtem Lauf,

Mit sichtbarlichem bangen Widerstreben,

Die vielen jungen hoffnungsvollen Leben

Zum letzten steilen Ufer brandend auf.

25

Doch Zeit und Leben schickten nach wie vor

Den Wogenschall der Brandung uns ins Ohr.

S. 63

Die Welle, die der Sturm am Ufer bricht,

Schwillt schäumend eine andre Welle an,

Und jede endet brandend ihre Bahn.

30

Drum tröste dich mein Herz, verzage nicht! —

 

Verzage nicht! Mußt du dem Ufer nah'n,

Und was du hast mit in die Brandung führen:

Mehr als das Leben kannst du nicht verlieren,

Und alles Leben ist ein kurzer Wahn. —

35

Du wogst ja auf mit schaumbekränzter Flut,

Gefärbt in deines Geistes Morgenglut,

Gemildert durch der Wahrheit reines Licht,

Im tiefbewegten Hafen läufst du ein,

Kann deine Brandung wohl noch schöner sein?

40

Drum aufgepocht mein Herz, verzage nicht! —

 

Verzage nicht! Liegt auch das Jenseits noch

Geheimnisvoll und dunkel dir verhüllet,

Wenn nur dein Schicksal dich mit Trost erfüllet;

Was brauchst du mehr, mein Herz, dies bleibt dir doch.

S. 64

Das Leben ist ein Traum in ew'ger Nacht,

Ein Schattenspiel, im ew'gen Licht gemacht.

Aus Nacht hervor der junge Morgen bricht,

Aus Dunkelheit das lichte Morgenrot.

Gewöhne dich an Kerkernacht und Tod,

50

Dann Herz, mein Herz, verzagst du brechend nicht.
 

 

S. 65

XXI.

Hoffnung.

(Ende Dez. 1843.)

 

Draußen in der freien Luft,

In dem Frucht- und Kräuterduft,

Draußen in dem weiten Feld,

Im Gewühl der regen Welt,

5

Draußen in dem lichten Raum,

Pflanzt' ich einen schönen Baum.

 

Hoffnung hieß der schöne Baum,

Freiheit hieß der lichte Raum;

Schweizerland die rege Welt,

10

Freies Wort das weite Feld;

Freundschaft hieß der Kräuterduft,

Froher Mut die frische Luft.

 

S. 66

Krankheit barg den frohen Mut,

Kerkernacht der Freundschaft Glut;

15

Freies Wort — im Schweizerland

Ward's verfolget und verkannt;

Meine Freiheit sah ich flieh'n,

Nur die Hoffnung blieb mir grün.

 

Hoffnung! o wie blütenreich

20

Hing dir draußen jeder Zweig;

Blüt' an Blüte, Blatt an Blatt

Strotzest du, doch plötzlich hat

Wilder Sturm zur Frühlingszeit

Mir damit den Weg bestreut.

 

25

Traurig schritt ich drüber hin

Bis zum Kerker, wo ich bin;

Doch es hat mich seit der Zeit

Diese Reise nicht gereut;

Mit zufried'nem, ruh'gem Blick

30

Denk ich jetzt daran zurück. —

 

S.67

Hoffnung! schöner Lebensbaum!

Brauchst so wenig Licht und Raum;

Deine Wurzel, zart und fein,

Senkt sich tief in's Herz hinein,

35

Wo kein Himmel sie begießt,

Keine Träne auf sie fließt.

 

Deine Blüten welken hin,

Aber and're seh' ich blüh'n,

Die kein wilder Sturm erreicht,

40

Und kein gift'ger Wurm beschleicht,

Volle Knospen, frisch und grün,

Die im Leben nie verblüh'n.
 

 

S. 68

XXII.

Die beiden Pfade.

(Ende Nov. 1843.)

 

«Zwei Pfade», sprach mein Schutzgeist, «steh'n dir offen;

Willst du nach England oder Deutschland zieh'n?

Sonst bleibt für jetzt dir schwerlich mehr zu hoffen.

Die Wahl ist frei, sag an, wo willst du hin? —»

 

5

«Laß, Lieber», sprach ich, «mich vorher doch wissen,

Was England und was Deutschland mir verspricht;

Wohl kann ich eines wie das andre missen,

Die Freiheit aber in der Freiheit nicht.»

 

S. 69

«Das», sprach er, «kann ich so genau nicht sagen.

10

Du magst nun hierhin oder dorthin zieh'n,

Dein Kreuz wirst du doch müssen mit dir tragen,

Glaub' sicherlich, dem wirst du nicht entfliehn.»

 

«In Deutschland wirst du leiden von den Feinden,

Und vielleicht bald, recht bald zu Grunde geh'n.

15

In England dich vielleicht von deinen Freunden

Verkannt, verlassen und verleumdet seh'n.»

 

«In Deutschland rechne auf des Königs Gnade,

In England auf ein ganz besond'res Glück.

Nun geh! doch merke: keiner dieser Pfade

20

Führt leicht dich auf den anderen zurück.» —

 

Verzweifelnd blickt ich vorwärts, denn es graute

Mir vor der Wahl; — ich rief: so muß ich seh'n,

Daß das, woran ich meine Hoffnung baute,

Auf beiden Pfaden kann verloren geh'n! —

 

S. 70

Kann selt'nes Glück und eines Königs Gnade

Mich nur allein befrei'n von fern'rer Qual,

Bleibt mir verhüllt das Ende beider Pfade,

Dann, guter Geist, verzicht' ich auf die Wahl! —

 

Ach, Glück und Gnade sind kein süßes Hoffen,

30

Und Freundesbrot wird oft ein bitt'res Gift;

Drum laß mir wenigstens die Wahl nicht offen,

Damit mich nicht zuletzt noch Reue trifft. —

 

Der Geist entschwand mitsamt den beiden Pfaden;

Es war nun mit der harten Wahl vorbei. —

35

Was nun geschieht, läßt sich jetzt schwer erraten;

Vielleicht errat' ich es im künft'gen Mai.
 

 

S. 71

XXIII.

Die Nacht.

(Im Januar 1844.)

 

Entschwunden ist die matte Tageshelle;

Mit starken Schritten naht die stille Nacht

Den trauernden Gefangenen in der Zelle,

Der seinen Schmerz den stummen Wänden klagt. —

5

Indem ich täglich neue Träume mache,

Ist mir's, als ob ich einen Traum durchwache. —

Wie sonderbar! ein Traum geträumt im Traum,

Und selber Traum dies kurze Träumerleben,

Zu dem wir immer neue Träume weben,

10

Und Welten bannen in des Kerkers Raum. —

 

S. 72

So schweigend, denkend, wird in stiller Zelle

Von manchem hier der Abend zugebracht:

Denn lichter sprudelt die Gedankenquelle

In stiller Einsamkeit und finst'rer Nacht.

15

Mein Hoffnungsgrün soll dieser Quell erfrischen,

Das Wissen drin sich neue Perlen fischen.

Gedanken nähren Geist und Hoffnung noch. —

Das freie Wort kann ein Tyrann wohl hemmen,

Doch den Gedanken kann er uns nicht nehmen,

20

Was unser Geist durchdacht, das bleibt uns doch.

 

Da draußen füllt bei großen Festgelagen

Sich mancher Schlemmer noch den weiten Bauch;

Viel' and're nimmt der Hunger bei dem Kragen,

Wie hier im Haus die armen Schlucker auch,

25

Aus welchen Frost und Elend Tränen pressen,

Gesundheit, Mut und Lebenskraft, indessen

S. 73

Ein anderer sich fette Renten macht.

Das nennt man Freiheit! dieses Sklavenjoch!

Und «sie soll leben!» schrei'n die Pinsel noch. —

30

Ist's möglich! Gott, welch finst're Geistesnacht! —

 

Es schlägt jetzt acht. Der Spulen und der Räder

Geschnurre schweigt. Das Tag'werk ist vollbracht.

Nun kriechen ein'ge auf die weiche Feder;

Dort auf ein Bett, von Weidenholz 2) gemacht,

35

Im Dunkeln drin der arme Doppelsünder 3),

Ich aber, wie die andern Zellenkinder,

Der grau und gelb gekleid'te Sünderrest,

Der mit ins Haus kein Federbett genommen 4),

Auch keine Extra-Strafe heut bekommen,

40

Nun aufs gewohnte Aehrenhülsennest 5).

 

S. 74

Die Schlüssel rasseln noch an ein'gen Türen; —

So — nun wird's stille. — Das bedeutet Nacht.

Des Wärters Schritte sich im Gang verlieren,

Der Wächter schleichend seine Runde macht. —

45

Nun nichts mehr als Gestöhne in den Zellen,

Und in den weiten Höfen Hundebellen. —

So ruhe sanft, du armer Sünderchor,

Und überfliege die bestand'nen Leiden,

Die Kette deiner Hoffnungen und Freuden,

50

Wach oder träumend wie die Nacht zuvor.

 

Elf Uhr! — Der erste Schlaf ist schon vorüber.

Das ist zu früh. — Mein Nachbar hustet noch.

Heut schrie er durch die Mauer mir herüber:

«Wenn du mich husten hörst, so huste doch

55

Mir allemal des Nachts als Antwort wieder;

Das schlägt die Langeweile etwas nieder,

S. 75

Von der wir hier bei Tag und Nacht geplagt.»

Den gleichen Zustand hab' ich einst empfunden.

Die Zeit ist golden, bleiern hier die Stunden:

60

Drum huste ich, so wie er mir gesagt.

 

Nun hör' ich wieder jede Stunde schlagen.

Und doch wird mir dabei die Zeit nicht lang.

Von langer Weile weiß ich nichts zu sagen:

Das macht mein Los erträglich. Gott sei Dank!

65

Besonders schnell entflieh'n die nächt'gen Stunden.

Schon drei Uhr! Wie die Zeit so schnell entschwunden!

Und doch genoß ich wenig Schlaf und Ruh.

Ich habe, glaub' ich, träumend wach gelegen,

Der Ruhe konnt' ich nicht nach Wunsche pflegen,

70

Mein Nachbar hustete mir immer zu.

 

S. 76

Horch! Was war das? Es krachte! — Da, schon wieder!

Das sind die dicken Balken an der Tür.

Der Zahn der Zeit nagt dieses Bollwerk nieder;

Bald wird es fallen, aber früher wir. —

75

Vereinigt hat der Mensch den Bau errichtet,

Vereinzelt aber wird er drin vernichtet.

Vereinigt kann er draußen widersteh'n,

Wenn Neider und Tyrannen sich vermessen,

Aus ihn der Tränen bitterste zu pressen;

80

Vereinzelt muß er hier zu Grunde geh'n.

 

Wie licht es hier an meinem Bette schimmert,

So nahe, daß ich's reiche mit der Hand.

Die Venus ist's, die durch das Gitter flimmert,

Beleuchtend meine dunkle Kerkerwand.

S. 77

Einst durfte sie, ein Frauenbild, mir winken

Und liebend ich an ihren Busen sinken;

Jetzt lacht sie mir ein heit'res Sternenbild,

Ein Ruhepunkt in höher'n Regionen,

Ein Weltenball, wo and're Träumer wohnen,

90

Die auch vielleicht wie mich ein Schmerz durchwühlt.

 

Die Uhr schlägt fünf! Gleich wird der Wächter läuten.

Die Nacht ist aus, ein neuer Morgen graut. —

O holde Freiheit! Schönste von den Bräuten,

Die träumend meines Geistes Auge schaut,

95

Wann wirst du unser Hochzeitsbett bereiten,

Wann mich heraus aus diesem Kerker leiten? —

Was mich erfreute, gab ich für dich hin;

Ich lebte ja — nur, um für dich zu werben;

Ich muß dich haben, oder für dich sterben,

100

So wahr ich hier für dich im Kerker bin.

 

S. 78

Die schwarze Nacht hebt ihren Fittig wieder;

Der Himmel leuchtet wieder uns ins Grab.

Ach, manche Wimper zog der Tod hier nieder,

Und manchen Faden schnitt die Parze ab.

105

Habt ihr mir Freiheit oder Tod zu geben?

Ich' will es sehen, will den Zweifel heben.

Ich will durch Kerkernacht, durch Dunkelheit und Tod,

Durch alle finst're Schattenbilder dringen,

Ein kühner Bräutigam, die stolze Braut erringen.

110

Hurrah! du meiner Freiheit Morgenrot!
 

___________

 

1) Gedichtet, als ich krank vor Hunger und Frost eine schwere Disziplinarstrafe seit mehreren Tagen erwartete. Eine Korrespondenz an meine Freunde war damals aufgefangen worden. Mein Mut war sehr gesunken. Meine Hoffnung hatte wenig Nahrung mehr und meine Trauer war um so größer, als ich glaubte, ein «System der Prüfung der Wahrheit» gefunden zu haben, und fürchtete, es ginge mit mir für die Gesellschaft verloren. Daher dies Selbstgefühl eignen Wertes, welches sich in den letzten Strophen äußert, und welches der Leser zu würdigen und zu verzeihen wissen wird, indem es in der damaligen Lage den Zweck hatte, meinen Mut und meine Hoffnung zu beleben; ebenso das folgende.

      Der Verf.
 

2) Eine Bettlade, in welche abends eine mit Weiden ausgepolsterte Matratze gelegt wird.
 

3) Ein Sträfling, welcher gegen die in der Anstalt eingeführte Ordnung gefehlt hat.
 

4) Was einigen erlaubt wird.
 

5) Die Kopfkissen und Matratzen der Sträflinge sind mit Aehrenhülsen gefüllt, worauf sich's sehr gut schläft.