BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Marie Herzfeld

1855 - 1940

 

 

Die Autorin

 

Marie Herzfeld wird am 20. März 1855 in Güns (Ungarn) als älteste Tochter eines jüdischen Arztes geboren. Ihre umfassende Bildung und ihre Sprachkenntnisse hat sie sich vermutluch autodidaktisch angeeignet. Um das Jahr 1868 lebt die Familie in Wien, wo sich der Vater als Arzt niederläßt, wohl in recht bescheidenen Verhältnissen. Während der Vater und die Geschwister in den 80iger Jahren die jüdische Gemeinde verlassen und katholisch werden, hält die Mutter am alten Glauben fest und auch Marie konvertiert erst nach dem Tod der Mutter 1894. Im Jahre 1888 erscheint ihre erste Übersetzung skandinavischer Literatur: Bjørnstjerne Bjørnsons Roman «Capitän Mansana». In den 90iger Jahren erscheinen in rascher Folge weitere Übersetzungen. Doch die bescheidenen Einkünfte lassen ein unabhängisches Leben nicht zu, und so lebt sie weiter als «Haushälterin» in der Familie. Ab 1895 ist sie im Wiener Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen (VSKW) aktiv und steht in regem Kontakt mit Marie von Ebner-Eschenbach, Karl Emil Franzos, Rainer Maria Rilke, Gustav Klimt und Hugo von Hofmannsthal. Um 1900 wandte sie sich unter dem Einfluß von Jacob Burckhardt und der italienischen Musikerin Alice Barbi, Ehrenmitglied des VSKW, der italienischen Renaissance zu. Erste Frucht ihres «zweiten Lebensprojekts» ist ihr Leonardo-Buch: «Leonardo da Vinci. Der Denker, Forscher und Poet». 1909 erscheint Leonardos «Traktat von der Malerei» und ab 1910 ist sie Herausgeberin und z. T. Übersetzerin der berühmten Reihe «Das Zeitalter der Renaissance», von der bis 1928 insgesamt 14 Bände erscheinen. Über ihr späteres Leben ist wenig bekannt. Meist lebt sie im Haushalt eines ihrer Geschwister. Am 22. September 1940 stirbt die Fünfundachtzigjährige im Haus ihres Bruders in Mining.

 

 

Man hätte der zarten schmächtigen Erscheinung dieser Frau, der das geistige Österreich manches an Dank schuldig ist, zunächst kaum die Kräfte für das Viele zugetraut, das sie in ihrer Tätigkeit versammelte in der literarischen, der wissenschaftlichen, der gesellschaftlichen. ... Wie leistete sie das alles? Doch dieser eigenwillige Kopf, die Art wie sie ihn trug und der feingezogene Mund, das war, wie es Menschen eigen ist, die selbst ihr Los bestimmten; diese grundgescheiten Augen mit dem prüfenden und wägenden Blick in dem Lichter der Freude und des Einverständnisses funkelnd aufblitzen konnten, gehörten einem Menschen, der sich zu entscheiden wußte...

(Max Mell, Gedenken an eine besondere Frau, in: «Die Presse» vom 20. März 1955, S. 15)

 

 

Das Werk

 

Bjørnstjerne Bjørnson, Kapitän Mansana (Übersetzung, 1888)    >>>

Arne Garborg, Bei Mama (Übersetzung, 1891)

Menschen und Bücher - literarische Studien (1893)

Arne Garborg, Frieden (Übersetzung, 1894)

Knut Hamsun, An des Reiches Pforten, Schauspiel in vier Aufzügen (Übersetzung, 1895)

Die skandinavische Litteratur und ihre Tendenzen (1898)

Jens Peter Jacobsen, Niels Lyhne (Übersetzung, 1898)    >>>

Jens Peter Jacobsen, Frau Marie Grubbe (Übersetzung, 1898)    >>>

Jens Peter Jacobsen, Novellen, Briefe, Gedichte (Übersetzung, 1898)    >>>

Arne Garborg, : Der verlorene Vater (Übersetzung, 1901)

Arne Garborg, Bei Mama (Übersetzung, 1891)

Leonardo da Vinci, der Denker, Forscher und Poet (Auswahl, Übersetzung und Einleitung, 1904)

Sophus Michaelis, Revolutionshochzeit - Schauspiel in 3 Aufzügen (Übersetzung, 1908)

Leonardo da Vinci, Traktat von der Malerei (Übersetzung und Einleitung, 1909)

Das Zeitalter der Renaissance: ausgewählte Quellen zur Geschichte der italienischen Kultur

(Herausgeberin und z.T. Übersetzerin, 1910-1928)

Loris - Blätter der Erinnerung (1931/32)

Über ein Skizzenblatt Leonardos als Beitrag zur Charakterdeutung des Meisters (1932)

 

 

Sekundäres

 

Marie Herzfeld (Biographie)

Marie Herzfeld (Wikipedia)

Quellen