BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Schubartgymnasium Aalen

gegründet 1912

 

Aus den Zeiten der Lateinschule

 

Oberstudienrat Herbert Plickert:

Aus der Geschichte unserer Schule

(bis 1914)

 

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Der Weg zur Vollanstalt

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Als im Jahre 1909 der Aalener Gemeinderat die Frage der Errichtung eines neuen Hauses für die höhere Schule zu erörtern begann, kam man auch darauf zu sprechen, daß man angesichts der zunehmenden Zahl der Schüler, die die Hochschulreife erstrebten, den Ausbau der Aalener Schule zur Vollanstalt ins Auge fassen könnte. Um die damit verbundenen Mehrkosten in tragbaren Grenzen zu halten, konnte man zur Einsparung die Möglichkeiten ergreifen, die das „Reformrealgymnasium“ bot. Das Französische, als erste Fremdsprache für beide Züge, ersparte einen Lateinlehrer in der Unterstufe, und statt dreier Parallelklassen konnte man mit zweien auskommen. So fielen die Mehrkosten für die auszubauende Oberstufe nicht zu schwer ins Gewicht.

Die Aalener Pläne fanden in Stuttgart nur zur Hälfte ein geneigtes Ohr, es liege „bei dem gegenwärtigen Andrang zum akademischen Studium kein öffentliches Interesse vor, diesen Andrang durch Errichtung weiterer Vollanstalten zu steigern“; nur die Einführung des Reformlehrplans wurde genehmigt.

Ein zweiter Anlauf der Stadtverwaltung mit dem Angebot, den Ausbau ohne staatliche Zuschüsse durchführen zu wollen, scheiterte im April 1912.

Doch in Aalen gab man sich nicht geschlagen. Der Gemeinderat und der Bürgerausschuß wandten sich in einer Eingabe an die Landstände, sie mögen bei der Regierung zu Gunsten der Aalener Pläne interzedieren. In höchst geschickter Weise hatte Oberbürgermeister Schwarz seine Argumente ausgewählt: Die Schülerzahl von 400 im Schuljahr 1911/12 lasse für die geplante Oberstufe Klassenstärken von 17 – 18 Schülern erwarten; bei der noch immer zunehmenden Zahl der Einwohner von Aalen wäre auch für die Zukunft mit einem ausreichenden Zustrom zur Schule zu rechnen und – nun mit einer deutlichen Wendung gegen das Kultministerium – Schüler, die gewillt seien, die Reifeprüfung abzulegen, würden es tun, gleichgültig, ob in Aalen eine Vollanstalt bestehe oder nicht; schließlich der Hinweis, es genüge nicht, daß nur ein einziges Reformrealgymnasium im Lande vorhanden sei, nämlich das in Stuttgart.

Zahlreiche Eltern erklärten sich bereit, über das obligate Schulgeld hinaus noch freiwillige Beiträge leisten zu wollen. Im Juli 1912 genehmigte das Kultministerium den mit so viel Energie und Verhandlungsgeschick verfolgten Aufbau der Oberstufe, jedoch mit der Einschränkung, keine Staatszuschüsse gewähren zu wollen, „solange ein Landesinteresse für den Ausbau der Schule nicht anerkannt wird.“ Das war wohl die Antwort auf das letzte der Schwarz'schen Argumente. Als im November 1913 die Schüler der obersten Klasse ihr letztes Jahr am „Pennal“ begonnen hatten, wurde der neue Name festgelegt: Reformrealgymnasium und Oberrealschule Aalen.

Schon in Vorahnung des drohenden Krieges fand am 31. Juli 1914 die Schlußfeier im Festsaal statt. Rektor Fleischmann, der Nachfolger des 1913 verstorbenen Rektors Rommel, wies noch einmal auf die Entwicklung von 1897 bis 1914 hin: von 200 zu 400 Schülern, von 9 zu 22 Klassen, von 9 zu 21 haupt- und 7 nebenamtlichen Lehrern. Er überreichte das Zeugnis der Reife 4 Schülern aus dem gymnasialen und 3 Schülern aus dem realen Zug der Anstalt:

 

Heinrich Pahl

Heinrich Pahl

Walter Schieber

Richard Stützel

Norbert Tugendhat

August Glucker

Richard Majer

Otto Mecheels

 

Das Aalener Schulwesen hatte den Stand erreicht, der der wachsenden Bedeutung der Stadt entsprach. Und rückschauend kann man es als besonderes Glück bezeichnen, daß der Aufbau der Vollanstalt noch vor dem Kriege gelungen war. In den 20er Jahren wäre er ungleich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich gewesen. Was hatte schließlich den Erfolg herbeigeführt? Es waren die Zielstrebigkeit und die vertrauensvolle und einsichtige Zusammenarbeit von Stadtverwal­tung, Gemeindevertretung, Schule und Öffentlichkeit. So lange diese Voraussetzungen weiter bestehen, wird das Schulwesen in Aalen auch in der Zukunft blühen, wachsen und gedeihen.