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Medien und Kommunikation

Wir begleiten Unternehmen und Institutionen bei der Entwicklung und Umsetzung von Informations- und Kommunikationsmaßnahmen, die helfen, ökologische und soziale Zukunftsfähigkeit zu etablieren.

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> Kontakt: Claus Kaelber

Geschichten von der Zukunft.
Über das Arbeiten mit Szenarien

Szenarien können zugleich Instrument und Ergebnis eines gemeinsamen Nachdenkens sein. Mit Szenarien können Fragestellungen angeregt werden, die Diskussionsteilnehmer über vertraute Denkmuster hinausführen und durch ungewohnte Perspektiven zur Neubewertung von Situationen befähigen. Szenarien fördern nicht nur Kommunikationsprozesse in der Arbeitsgruppe, sie eröffnen und provozieren auch eine Diskussion nach außen. Szenarien erfordern aber zugleich eine fundierte Recherche. Valide Informationen über relevante Entwicklungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik sind eine unabdingbare Voraussetzung.

Für eine sorgfältige Auswahl und kritische Überprüfung der Quellen muss ausreichend Zeit eingeplant werden, Erfahrungen im Umgang mit Medien und journalistischen Formaten, kritische Routine beim Recherchieren und Selektieren von Fachliteratur erleichtern die Vorbereitung. In der Trend- und Zukunftsforschung orientieren sich Einschätzungen über maßgebliche Veränderungsdynamiken leider oft an den Logiken des Marketings einer bestimmten Branche. Um relevante Aussagen zu treffen, müssen aber Entwicklungen und teilweise Widersprüche aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Lebensbereichen verbunden werden. 

Entscheidungen und strategische Perspektiven gewinnen an Relevanz und Realitätstauglichkeit wenn auch als kontrovers, dabei aber als plausibel vorstellbar empfundener Input berücksichtigt wird. Aus der Wahrnehmungsperspektive eines einzelnen Akteurs gelingt das selten. Ohne die Einwürfe, Erweiterungen und Widersprüche anderer Akteure entstehen kaum Bilder, die die Heterogenität der Gegenwart, um so weniger denkbare Zukünfte, einzufangen vermögen.

Jede sinnvolle Zukunftserzählung beschreibt eine vorstellbare Welt, in der wir leben und arbeiten könnten. Szenarien sind keine subjektiven Träume oder Dystopien, sie basieren vielmehr auf einem systematischen Denk- und Diskursprozeß, bei dem Informationen verdichtet und zu einem auf zukünftige Herausforderungen gerichteten Orientierungswissen gebündelt werden. Szenarien komprimieren mögliche Entwicklungen zu einer für Dritte nachvollziehbaren Erzählung „aus der Zukunft“. Lässt man sich darauf ein, können sie neue Ideen und Lernprozesse anstoßen.

Der 1972 publizierte Bericht an den „Club of Rome“ mit dem programmatischen Titel „Grenzen des Wachstums“ ist als einer der bekanntesten szenarioähnlichen Ansätze zu einem globalem Narrativ geworden. Dennoch wird in fast jedem Workshop zu Fragen des gesellschaftlichen Wandels von den Teilnehmern das Argument vorgetragen, dass wenig von dem, was der Bericht damals thematisiert hat, eingetreten sei. Dies ist ein Trugschluss, da in den 1970er und 1980er Jahren nach der Veröffentlichung des Berichts überhaupt erst ein schrittweises Sensibilisieren für die Relevanz seiner Argumente und Inhalte stattfand.

Szenarien sind ein vor allem ein kommunikatives Angebot, in deren weiterem Verlauf ein gesellschaftliches Umdenken und Anpassen an soziale, kulturelle und politische Wirklichkeiten, im Großen und im Kleinen, stattfinden kann.

Welche gegenwärtig wahrnehmbaren Entwicklungen tragen so viel zukunftsrelevante Bedeutung, dass sie für Veränderungsprozesse einen bedeutsamen Ausgangspunkt zur Erarbeitung von Szenarien darstellen? Nach der Identifikation relevanter Einflussfaktoren ist zu diskutieren, in welchem Bezug sie zueinander und zur Fragestellung des Gesamtvorhabens stehen. Trends und die Dynamiken ihrer gesellschaftlichen Annahme oder Ablehnung implizieren nicht nur positive Gestaltungsmöglichkeiten, sie können ebenso auch Ursachen für fundamentale Verwerfungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein. Szenarien münden aber aus sich selbst heraus weder in einem Ausblick auf eine vollkommene Gesellschaft noch in dystopischen Untergangserzählungen. Szenarien eigenen sich für Zeithorizonte, die einerseits nicht in der unmittelbar nächsten Zukunft liegen, andererseits aber so weit entfernt sind, dass eine Auseinandersetzung über die Bedeutung und Gestaltung möglicher Veränderungen und Anpassungen Sinn machen.

Es sollte damit deutlich werden, dass eine herausragende Qualität in der Entwicklung von Szenarien im wechselseitigen, stets gemeinsamen Aneignen, Vernetzen und Verdichten von Informationen und Folgerungen liegt. Diese Arbeitsschritte werden von den Teilnehmenden oft als spielerischer Lernprozess beschrieben, in dessen Verlauf sie ihre Wahrnehmungsroutinen durchbrechen und neue Einblicke über systemische Zusammenhänge möglicher Zukünfte gewinnen konnten. Diese „Erzählungen aus der Zukunft“ eignen sich über den kreativen Erarbeitungsprozess hinaus als kommunikatives Instrument, um die gemeinsam erarbeiteten Sachverhalte in einer „oral history“ auch an Bezugsgruppen weiter zu vermitteln, die nicht an dem Workshop oder
Seminar teilnehmen konnten.

Ein aktuelles Beispiel: Im Winter 2018 wurden mit Studierenden des 6. Semesters eines Designstudiengangs der Hochschule Augsburg die Grundlagen für verschiedene Szenarien zum Thema „When we are 45“ erarbeitet. Wie steht es um die Erwartungen an die Zukunft, wenn Erfolg und Wohlstand relative Stellgrößen geworden sind und die „große Erzählung“ vom guten Leben im Erwachsenenalter immer unschärfer zu werden scheint? Die Teilnehmenden, alle etwa Anfang 20, entwickelten in vier Arbeitsgruppen auf der Basis vorab spezifizierter Einflussbereiche ein Ranking relevanter Faktoren, die aus ihrer Sicht soziale, berufliche, kulturelle und politische Rahmenbedingungen und damit Handlungsoptionen mit Blick auf das Jahr 2040 mitbestimmen. Daraus sind vier „Zukünfte“ konstruiert worden, die im Verlauf des Sommers 2019, begleitet von Illustrationen, Zeichnungen und Collagen der Studierenden, als öffentlicher Diskursbeitrag zu den Chancen und Hürden kollaborativer Planungsarbeit vorgestellt werden.

Kontakt

Claus Kaelber
info@e-transform.de


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