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Lukas Wenger berichtet aus seinem Verbundstudium bei KUKA

 
Lukas Wenger Verbundstudent bei KUKA / © Teresa Herzgsell
Hallo Lukas, vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Gespräch nimmst. Du hast an der Technischen Hochschule Augsburg ein Verbundstudium absolviert, das heißt, dass du parallel Maschinenbau studiert und eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei KUKA gemacht hast. Warum hast du dich für diese Studienvariante entschieden?

Lukas Wenger: Bereits meine Schullaufbahn war praktisch ausgerichtet, von der Realschule ging es für mich an die FOS. Deshalb war mir früh klar, dass für mich der Praxisbezug auch im Studium sehr wichtig ist. Das wurde dadurch verstärkt, dass ich mit einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen bin und Interesse an einer Berufsausbildung hatte.

Das Verbundstudium war von Anfang an klar das „non plus ultra“ für mich, da es aus meiner Sicht eine einmalige Chance ist, umfangreich theoretisches Wissen zu erlernen und parallel einen vertieften Einblick in die Praxis zu erhalten. Die Berufsausbildung und das theoretische Fundament aus dem Studium ergänzen sich ideal und stellten dadurch für mich eine große Bereicherung dar.

Welche Vorteile hat aus deiner Sicht das duale Studium Maschinenbau an der THA?

Lukas Wenger: Als Verbundstudent kann ich Verknüpfungen zur Praxis herstellen und so leichter ein gutes Produkt entwickeln. Durch meine Berufsausbildung habe ich ein Bewusstsein für Fertigung und Montage bekommen, ich weiß wie sich ein Material verhält, sehe die verbindenden Schritte und kenne die Herstellungsverfahren. Dadurch kann ich bereits bei der Entwicklung berücksichtigen, dass das Produkt nicht nur die Kundenanforderungen erfüllt, sondern auch effizient und kostengünstig hergestellt werden kann.

Ich habe im Grundlehrjahr, also dem ersten Jahr des Verbundstudiums, bei KUKA in der Ausbildungswerkstatt die Arbeit mit Metallen gelernt: Feilen, Fräsen, Drehen, Schweißen. Dabei konnte ich praktisch sehen, wie Produkte gefertigt werden und wie sich Materialien dabei verhalten. Im Studium habe ich dann gelernt, warum das so ist. Die Erfahrungen aus der Praxis habe ich so durch das Studium theoretisch durchdrungen und verstanden.

Es ist auch sehr praktisch, dass sich das Verbundstudium komplett in einer Stadt bzw. an einem Ort abspielt, die KUKA als Unternehmen, die THA und die Berufsschule. Es ist alles in Augsburg.

Eindrücke aus dem KUKA Bildungszentrum

 

Bilder: © KUKA

 
Wie sieht die Kombination aus Ausbildung und Studium in der Praxis aus? Lässt sich ein typischer Semesterablauf skizzieren?

Lukas Wenger: Verbundstudium heißt Berufsausbildung und Bachelorstudium in 4,5 Jahren. Im ersten Jahr beginnt die Berufsausbildung und am Ende des ersten Lehrjahrs steht die Abschlussprüfung Teil 1. Diese macht 40% der Abschlussnote der Berufsausbildung aus. Im ersten Lehrjahr habe ich alle Grundlagen für den Ausbildungsberuf erlernt, alle Fertigungsprozesse. Der Start ins Studium kommt dann im zweiten Jahr.

Das Semester ist ganz „normaler“ Studienalltag an der Hochschule, wie für alle Studierenden. Die vorlesungsfreie Zeit nach den Prüfungen verbringt man im Unternehmen. Das heißt, vom ersten Vorlesungstag bis zum letzten Prüfungstag war ich an der Hochschule. Am ersten Tag nach der letzten Klausur ging es dann im Unternehmen weiter, außer man nimmt sich Urlaub.

Während der Zeit im Unternehmen durchläuft man verschiedene Abteilungen. Da ist man jeweils für vier bis fünf Wochen. Nach dem 4. Semester wird die Abschlussprüfung Teil 2 absolviert und damit die Berufsausbildung abgeschlossen. Im Anschluss daran bekommt man erste Einblicke in eine ingenieursnahe Tätigkeit durch das Praxissemesters. Zum zweiten Mal in einer solchen Tätigkeit ist man während der Bachelorarbeit eingesetzt. Die wird zu einem dem Studium angepassten Thema im Unternehmen verfasst. Sobald die letzten Prüfungsleistungen im Studium abgeschossen sind und die Bachelorarbeit abgegeben, ist das Bachelorstudium und damit das gesamte Verbundstudium abgeschlossen.

Lukas Wenger mit Ausbildungsleiter Manfred Schußmann in der Ausbildungswerkstatt / © Teresa Herzgsell
Mit welchen Herausforderungen warst du sowohl im Betrieb als auch an der Hochschule konfrontiert?

Lukas Wenger: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt ein tolles Netzwerk unter den Auszubildenden und Studierenden bei KUKA. Wissen und Erfahrungen werden geteilt, über die Hochschule und das Unternehmen.

Ein Punkt im Verbundstudium ist, dass man sich für den gesamten Zeitraum an ein Unternehmen vertraglich bindet. Daher lernt man “nur” eine Unternehmenskultur kennen. Ich empfinde dies aber nicht als großen Nachteil, da es für mich bei KUKA viele Bereiche zum Kennenlernen gab und die KUKA mich immer unterstützt hat, verschiedene Erfahrungen zu sammeln. Beispielsweise ist auch ein Auslandssemester oder eine Tätigkeit für KUKA im Ausland im Verbundstudium möglich.

Wie ist es dir gelungen Ausbildung, Studium und Freizeit auszubalancieren?

Lukas Wenger: Die Balance geht relativ gut. In den Prüfungsphasen ist es wichtig, den Fokus ca. vier Wochen voll darauf zu setzen, aber das ist auch beim „normalen“ Studium so. Gut ist, dass die Konzentration immer auf einer Sache liegt, also auf dem Studieren unter dem Semester oder der Arbeit im Unternehmen während der Semesterferien. Die Dinge sind der Reihe nach geordnet und in den Semesterferien haben Verbundstudenten bei KUKA jedes Jahr 30 Urlaubstage, so bleibt auch privat Zeit.

Ich war zum Beispiel auch während meines Verbundstudiums aktiv in Vereinen und habe noch eine Zusatzqualifikation über die Bayerische EliteAkademie erworben. Hier hat mich KUKA durch freie Zeiten unterstützt, so dass ich diese Qualifikation machen konnte.

Was hat dir dabei geholfen dein duales Studium erfolgreich zu meistern?

Lukas Wenger: Das Unternehmen und die Netzwerke, die man sich aufbaut, tragen das Studium und die Ausbildung mit. Ich bekomme außerdem Hilfe, Unterstützung und Verständnis in stressigen Phasen durch Familie und Freunde. In der Prüfungsphase müssen andere Dinge pausieren, das versteht auch mein privates Umfeld.

Wie konntest du deine Kenntnisse aus dem Studium bei KUKA, deinem Ausbildungsbetrieb, einbringen?

Lukas Wenger: Das Spiel funktioniert in beide Richtungen, die Praxis hilft beim Durchdringen der Theorie und die Theorie unterstützt in der Praxis. Zum Beispiel dabei, Schrauben oder Verbindungen auszulegen. Durch das Studium kann ich die Fähigkeiten der Schraube besser beurteilen. Ich kenne die Werkstoffe und die Grundlagen. Die Theorie ist die Basis für das Berufsbild, vor allem bei den ingenieursnahen Tätigkeiten im Unternehmen.

 
Ausbildungswerkstatt KUKA
© KUKA
Welchen Rat hast du für Leute, die sich für ein duales Maschinenbaustudium interessieren?

Lukas Wenger: Rechtzeitig anfangen sich zu informieren! Kontakte herstellen und Entscheidungen treffen, was soll es sein, Ausbildung oder Studium, oder eben beides? Bei vielen Firmen beginnt bereits ein Jahr vor Schulabschluss der Bewerbungszeitraum für ein duales Studium. Mir haben bei der Orientierung Schülerpraktika sehr geholfen. Ein Tipp ist die Homepage von “hochschule dual” da findet man viele Information.

Ganz wichtig ist der persönliche Kontakt, zum Beispiel über Messen auf denen man das Gespräch mit Unternehmensvertretern, Auszubildenden und Studierenden suchen kann. Außerdem organisiert die Arbeitsagentur in Augsburg ein „speed dating“ für das duale Studium. Da können Interessierte Firmen kennen lernen.

 
Ganz zum Schluss. Würdest du ein duales Studium empfehlen und was sind deine besten Erinnerungen an diese Zeit?

Lukas Wenger: Ich kann das Verbundstudium auf jeden Fall empfehlen und ich würde es wieder genauso machen: Maschinenbaustudium mit Berufsausbildung. Es ist ein großer Vorteil, wenn man Ingenieur werden möchte, dass man Theorie und Praxis verbinden kann. Deshalb habe ich mich auch dazu entschieden, nach dem Bachelorverbundstudium noch ein duales Masterstudium zu machen.

Ich habe viele schöne Erinnerungen an das erste Lehrjahr in der Ausbildungswerkstatt, an die tolle Umgebung und das Umfeld im Unternehmen. Gleichzeitig habe ich auch im Studium an der THA Freunde gewonnen und zusammen viele schöne Stunden verbracht. Besonders die Abwechslung hat für mich die 4,5 Jahre spannend gemacht.

Ein richtig spannendes Projekt war die Verlagerung einer Matrix-Zelle.

[Eine Matrix-Zelle ist eine hochflexible Anlage für die Produktion. Diese wurde von einer Halle in eine andere verlegt, d. h. komplett abgebaut und wiederaufgebaut.]

Wir haben das Projekt zu zweit geleitet. Wir hatten großartige Ansprechpartner und haben die Verlegung mit neun Azubikollegen umgesetzt. Das war eine Möglichkeit, Einblick in ein großes Projekt und in Führungsverantwortung zu bekommen.

4,5 Jahre hören sich sehr lang an, aber die Zeit geht im Flug vorbei.

KUKA SmartProduktion (vormals Matrix-Produktion)
KUKA SmartProduktion (vormals Matrix-Produktion) / © KUKA

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