BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Jakob Brucker

1696 - 1770

 

Erste Anfangsgründe der

philosophischen Geschichte

 

Vorrede 1750

 

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Vorrede.

 

Gegenwärtiger Auszug ist das erstemal im Jahre 1736 im Drucke erschienen, nachdem die kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie geendiget waren. Die Absicht dabey war den Anfängern in diesem Stücke der Gelehrsamkeit auf Gymnasiis und niedern Schulen einen Leitfaden in die Hand zu geben, nach welchem sie die Anfangsgründe davon lernen und zum Gebrauche der Fragen selbst bey anwachsenden Studien geführet werden könnten. So unvollkommen dieser Auszug nach meiner dermaligen Einsicht ist, so hat er doch das Glück gehabt, von vielen geschickten Schulmännern ihren Untergebenen angepriesen und zum Gebrauche angewiesen zu werden. Ein Beweiß davon ist, der völlige Abgang der ersten Ausgabe, welcher die Herren Verleger veranlasset, auf eine neue zu gedencken, und mich zu ersuchen, selbige zu übersehen, und was nöthig wäre zu ändern und zu verbessern. So mühsam diese Arbeit mir vorkam, so willig war ich doch, sie zu übernehmen, da ich nicht geschehen lassen konnte, daß dieser Auszug in seiner mangelhafften alten Gestalt wiederum hervortretten sollte. Ich habe in den fünfzehn Jahren, seit dem ich diesen Auszug verfertiget, die gantze philosophische Historie aufs neue umgeschmoltzen und ausgearbeitet, woraus das grosse Werck der historiae criticae philosophiae, und aus diesem die kürtzern institutiones historiae philosophiae entstanden sind. In diesem Wercke habe ich, wie es bey wiederholten Arbeiten zu gehen pflegt, vieles ändern, verbessern und ergäntzen müssen, das an einer vollständigen Geschichte der Philosophie noch fehlte, so daß es eine gantz andere Gestalt bekommen hat. Es war demnach unvermeidlich, daß ich diesen wiederholten Auszug nach eben dieser Arbeit auch ergäntzte und verbesserte, und zumal ihn also einrichtete, daß diejenigen, welche daraus auf niedern Schulen in der philosophischen Historie den Anfang gemacht, aus den institutionibus oder dem grossen Wercke selbst auf hohen Schulen weiter und leichter fortschreiten, und desto bälder zu ihrem Endzwecke kommen könnten. Es mußten also hin und wieder namhaffte Zusätze, doch so kurtz als möglich und es die Natur eines Auszugs haben will, gemacht, manches deutlicher erkläret, verschiedene Satze, welche ich nach der Hand richtiger eingesehen, verändert, die gantze Eintheilung aber also eingerichtet werden, daß sie mit den lateinischen Wercken übereinträfe, und man damit den gesuchten Endzweck desto leichter erhalten möchte. Es sind also etliche gantz neue Capitul hinzu gekommen, in welchen solche Materien enthalten sind, welche ich das erstemal noch nicht untersucht hatte, z. E. von der Orientalischen Philosophie; von den Schicksalen der Griechischen Philosophie ausser Griechenland u. d. g. Sonderlich mußte hin und wieder die Vorstellung der Lehrsätze ergäntzet, und der Zusammenhang deutlicher vor Augen geleget werden, weil doch dieses das richtigste und nützlichste Stück in der philosophischen Geschichte ist. Da sich auch seit der ersten Ausgabe die deutsche Schreibart sehr geändert, verbessert und gereiniget, so war ich auch darauf bedacht, in dieser neuen Ausgabe dieselbe so gut als möglich, und nur die Sache selbst zugelassen, zu verbessern, und ins reinere zu bringen. Und auf solche Weise liefere ich dann dem geneigter Leser und sonderlich gelehrten und fleißigen Schulmännern, und der ihr untergebenen Jugend dieses Schulbüchelgen in einer gantz erneuerten Gestalt, in der Hofnung, daß der dadurch gesuchte Endzweck um so leichter werde erreichet werden können, da die unvollkommene und mangelhaffte erste Ausgabe nicht ohne Nutzen gewesen ist. Villeicht werden fleißige und lehrbegierige Jünglinge dadurch zu einem Geschmacke an einem in dem Cirkel der Wissenschafften unentbehrlichen Theil derselben gebracht und erwecket, wann sie sich diese erste Linien bekannt gemacht, sodann die Institutiones zur Hand zu nehmen, und das grosse Werck dabey zu Rathe zu ziehen, dadurch aber ein wichtiges Stück der Gelehrsamkeit sich geläuffig zu machen. Getreue Lehrer aber werden hier abermal Gelegenheit haben, den Nutzen der ihnen anvertrauten Jugend zu befördern, und dabey der Mühe überhoben seyn, das was in der ersten Ausgabe mangelte, selbst zu ergäntzen. Ist zu dieser Absicht etwas durch diese wiederholte Arbeit beygetragen worden, so werde ich mir es zu einem Seegen rechnen. Der HErr gebe zu allem Pflantzen und Begießen sein himmlisches Gedeyen!

 

Geschrieben Augspurg

den 15. Tag des Weinmonats im

Jahr 1750.