BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Heinrich Lautensack

1881 - 1919

 

Frank Wedekind's Grablegung.

Ein Requiem

 

1919

 

____________________________________________________

 

 

 

Ein Requiem

 

Grablegung Frank Wedekinds, des größten deutschen Dramatikers,

im Waldfriedhof in München, Dienstag, den 12. März 1918.

 

Pantomime für den Film.

– Flammen wie bei Homunculus –

 

1.

Die Hiobsbotschaft: Der Dichter am 9. 3. verschieden!

Bahnhof. Droschke. Lautensack kommt. Der Regisseur: Dramatiker Heinrich Lautensack, Schüler Frank Wedekinds. Mit Gepäck.

2.

Prinzregententheater. Äußere Prinzregentenstraße. Panorama.

3.

Ohne Titel. Portal.

4.

Wagen kommt gefahren. Lautensack, seine Freundin Gertrude Rolfs. Wie er über die Brücke fährt: «Der Friedensengel strahlt Weltfriedensschluß! Oh meine liebste Freundin: und mein Lehrer und Meister sollte das Deutsche Reich als Herrn der Erde nicht mehr erleben!» Im Hintergrund Friedensengel.

5.

Schild (blauweiß. Antiqua. Hoch an Mauer): Prinzregentenstraße.

6.

Haus, Innere, Prinzregentenstraße 50. Droschke hält vor Haustür. Lautensack über Bürgersteig. Geht bis Türe von links her, zu einem Fenster mit Dame aufsehend erst noch (ich weiß nicht, ob die Dame im Bilde war ... ejal!). Er sieht Läutewerk mit Bewohnerliste. Nahaufnahme: Seine Hand drückt auf

7.

III. Wedekind.

8.

Fortsetzung von 6. Er tritt ins Haus. Oder auch nicht. Es muß noch ein Stück von 6 her.

9.

Das klösterlich-mönchisch beschauliche und doch so prächtig eingerichtete geistige Arbeitszimmer des Verewigten. Schreibtisch. Wie wenn der Dichter und Dramatiker noch lebte.

10.

Nahaufnahme: Schreibtisch mit Bild der Witwe und göttlichen Frau Tilly als . . . . . . . (?)

11.

Fortsetzung von 9.

12.

Bilder Frank Wedekinds, a. Leidenszüge, b. Aus seinen letzten Erdentagen.

13.

Guitarre im Korbsessel. Das verklungene Lautenspiel....

Auf Deinen Saiten reglos Deine Hand.

Dein Pierrot-Antlitz weiß wie Alabaster.

Im Wind des Vorhangs wallt vom Silber-Kapodaster

Ein rosa und ein grün und schwarzes Band

Mit weißem Trauerrand.

– Laute, ganz kurz –

Du beugst Dich vor dem hassenden Publikum.

Die Laute streckend weit von Deinem Leib.

Dich wie vor Lulu weg vom Auditorium,

Das hierher kam aus lauter prassendem Zeitvertreib

Faul gähnend ohne Bleib.

– Laute, ganz kurz –

Was hebst Du an mit Deiner runden Stimme?

Was steigt als Erstes Deinem Kehlkopf auf?

Der Zoologe von Berlin. Der kurze Lebenslauf

Brigitte B.'s. Ilse!! Und einer Blinden grimme

Mädchenstimme....                   – Blende –

14.

Nationalmuseum. – Blende –

15.

Die Grablegung.

Mein Vorbild: Meister hin!

Hin aus dem Erdenleben!

Aus diesem Weltkrieg hin,

Den wir beenden eben!!       – Blende –

16.

Eingang zum schönsten aller Waldfriedhöfe. Portal.

17.

Die Gedächtnishalle. Im Orchester: Armida von Händel. Altsolo.

18.

Gedächtnishalle: Scheinbar Inneres: Auf schwarzem Samt, Photos: a. Dr. Max Halbe, der Dichter der Jugend, b. Heinrich Mann, der berühmteste deutscheste Romancier, c. Dr. Felix Holländer, von Prof. Max Reinhardts Deutschem Theater, d. Kurt Martens, Redakteur des Zwiebelfisch. e. Dr. Joachim Friedenthal, Vertreter des Berliner Tageblatts, f. Dr. juris Rosenthal. – Blende –

19.

Gedächtnishalle. Der Giebel aufgenommen, wie wenn alles zum Himmel emporflöge. Noch drehen! Dazu: Kinderlied aus dem Mysterium Franziska des erblichenen Titanen. Gedächtnishalle. Ende des Giebels. Himmel darüber. Wieder Halle von außen: Chorgesang. Mählich beginnt Chopinscher Trauermarsch. Orchester. Alles groß. Homunculus.

20.

Der wandelnde Sarg. Die tiefgebeugte und doch innerlich aufrechte Witwe. Die geistige Elite Münchens. Die allernächsten Freunde: Max Langheinrich, Carl Rößler, Anton Dreßler, der Münchener Bühnen-Klub, Josef Schaumberger, die Berliner Presse- und Theaterabgesandten.

21.

Die Grablegung. Orchester schweigt. August Weigert vom Münchner Schauspielhaus spricht einen zukunftsfrohen Nachruf des Dichters Erich Mühsam. Zwei Schlußzeilen Gedicht . . . . . . . . . . . . . (?) Nochmal Grab. – Blende –

22.

Abfahrt der schmerzzerrissenen Witwe Frau Tilly Wedekind. Am Arm ihres Schwagers, des Gemahls der Kgl. sächs. Kammersängerin Erika Wedekind. Herauskommen aus Portal.

22a.

Geleit bis zum Wagen: Titel der Nachkommenden folgt noch   Blende –

23.

Der verschüttete und überkränzte Hügel. Lautensack tritt ans Grab: «Dein geringster Schüler kommt nach dreien Nächten noch einmal zu Dir, Meister! Du schliefst sanfter als wir, Lebender, wo wir ruhelose Geister –!!» Und er deklamiert:

Bleib nun in waldger Grabesruh,

Bleib nun in Deiner Waldestruh.

Gewärmt von ihrem Blute

Dem Herzsaft Deiner Frau

Die mit der Wittib Mute

Dich hütet in baldger Blumenau

Und schattig reiner Waldeskühle.

In nimmer erlöschender Wonne und Trauer und Herz und Schmerz und Sonne und Schauer und Lieb und Treu und in Wiedersehnsfreude auf Erden in dem Gruftgebäude in Waldesduft und himmlischem Muttergefühle....

Deiner beiden Töchter Dischka (?) und Pamele,

Die Kinder ihres Leibs und Deiner Brust und Lust und Seele,

Die beiden Prinzessinnen, die gleichen Mutter und Vater ähnlichen Sachen,

Kommen bald

Zu Dir in' Wald

Und künden

Dir ein anderes Deiniges

Und zünden

Familien-Frühlings-Erwachen,

Du Über-fürchte nichts!         – Blende –

24.

Dasselbe bekränzte Grab: Zu Heinrich tritt Freundin Gerda.

Inschriften auf den Kranzschleifen, a. Gattin, b. Max Langheinrich, c. . . . d. . . . Deutlich lesbar. Erst Kranz dann Schleife.

Sie teilen sich ins Halten.         – Blende –

25.

Rückfahrt per Auto durch Waldfriedhof. Drei schönste Motive aus Beethovens Heroica. Auto mitphotographiert. – Blende –

26.

Klinik Professor Breckler. Nymphenburg. Hubertusstraße.

27.

Sterbezimmer des Märtyrers der Ärzte. (Oder wenn das zu deutlich): Nach fünf schweren Operationen, die das schaffende und krönende Dichter-Leben zu früh und ungerecht endeten! Man siehts.

28.

Straße. Passage.

29.

Unmittelbar gegenüber.

30.

Eine Grimasse des Schicksals: Frank Wedekinds erster Münchener Wirkungskreis bei der ehemals satyrischen Zeitschrift Simplizissimus. Gebäude.

30a.

Nymphenburg.

31.

Durch die Propyläen.

32.

Goldener Hirsch. Eingang. Die ehemalige Herberge der Münchener Elf Scharfrichter. Elf-Scharfrichter-Marsch oder wenn nicht erhältlich Schumanns Zirkusmarsch.

33.

Hof. Zu den Theatergarderoben und ehemaligen Direktionsräumen.

34.

Inneres des Theaters. Dunkel tot. Wedekinds Laute. Bild 12a.

Heute steht sehr viel zu Deinem Preis zu lesen

Und manche reine Opferflamme schwelt.

Doch paßt's zu Dir – und wills Dein Lied und ganzes Wesen,

Daß dieses Notenblatt im Ruhmeskranz nicht fehlt.

Bühne. Nahaufnahme.

Oh ihr Tage meiner Kindheit

Nun dahin auf immerdar,

Da die Seele noch voll Blindheit

Noch voll Licht das Auge war.

(Vision: Gertrud als Ilse, mit offenem Haar, mänadisch)

Meine Seele wurde sehend....

Meine Augen wurden blind....     – Blende –

35.

Franz-Joseph-Straße. (Schild blau weiß Antiqua Mauer)

36.

Schluß aus Beethovens Neunter Symphonie. Des Dahingeschiedenen Wohnung aus der Elf-Scharfrichter-Zeit. Haus.

37.

Der Komponist und Sänger Anton Dreßler –   ganz allein, dirigierend

–   Blende – Fabrikmarke – Frank Wedekind-Film –