BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Daniel Stoppe

1697 - 1747

 

Briefe an Gottsched

 

Auswahl

 

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Brief an Gottsched vom 10. April 1736

UB Leipzig, 0342 III. Bl. 377-378

 

 

Hochedelgebohrner, Hochgelahrter p/

insonders Hochzuehrender Gönner!

 

Ich sage Ihnen vielen Dank, so wohl vor Dero gütige Auflösung meines ungegründeten Zweifels, als auch vor die Uebersendung der beygelegten Gedichte.

In die Bücher-Sammlung der Gesellschaft folgt hier ein gebundnes Exemplar von meinem Buche 1) nebst den 8. g. in den Fiskum, 2) die in dem Buche liegen. Was meine unter Händen habende Fabeln 3) betrift, bin ich der Anzahl nach schon bis auf 43. Stücke kommen. Ich wünschte nichts mehr als eine Kritik von der Gesellschaft über diejenigen Stücke zu lesen, die Ihnen die vergangne Messe eingehändiget habe, 4) damit ich dasjenige, was nach dem richtigen Geschmacke der Gesellschaft daran ausgesetzet worden, in den noch zu machenden Stücken desto glücklicher vermeiden könnte. Haben Sie die empfangenen Fabeln nicht mehr bey der Hand: so dürfen Sie nur befehlen, ich will Ihnen andere durch Einschluß gewisser Freunde nach der Messe franco überschicken. Ich hätte zwar noch unterschiedene Dinge zu fragen z. e. ob von dem verbo stehen das Imperfectum Er stund oder Er stand besser sey? allein ich kan es Ihnen nicht anmuthen, weil Sie mit andern Verrichtungen überhäuft sind oder überhäuft seyn. Können Sie sich so viel abmüssigen daß Sie mir diese Messe antworten: so dürfen Sie Dero Schreiben nur an die Frau Richterin von hier, die neben dem Kraniche in dem ersten Hause, auf den Apfel zu, logiret, überschicken. Inzwischen bin mit aller Hochachtung

 

Eurer Hochedelgebohren/ Meines Hochzuehrenden

Gönners/ ergebenster Diener/ Daniel Stoppe

 

Hirschberg d. 10. April 1736.

 

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1) Gemeint ist Stoppes «Der Parnaß im Sättler», erschienen 1735.  

2) Stoppes Mitgliedsbeitrag für die «Deutsche Gesellschaft». 

3) Stoppe bezieht sich auf seine Arbeit an «Neue Fabeln oder Moralische Gedichte, der deutschen Jugend zu einem erbaulichen Zeitvertreibe aufgesetzt», deren erster Band 1738 erschien. 

4) Diese - sehr positive - Kritik der Gesellschaft zu seinen Fabeln erschien dann 1739 in deren «Beyträgen zur Critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit»