BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

I. Von dem Menschen

in seiner gemainen Natur.

 

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44.

Von den pantadern.

 

Die pantâdern pindent diu pain zesamen in allen glidern. etleich sprechent, daz si entspringen in dem hirn. in den pantâdern ist niht pluotes sam in den runstâdern. die pantâdern sint von nâtûr lang und niht dick. die runstâdern verainent sich wider, wenn si gezwaiet werdent mit sniten oder mit slegen, aber die pantâdern niht. kain pantâder ist in des menschen haupt, si sint aber in den henden und in den füezen. ain iegleich tier, daz pluot hât, daz hât pantâdern. die pantâdern werdent beraubt ze stunden irr zimleichen fäuhten: sô ziehent si sich zesamen, und daz ziehen martert den menschen jæmerleichen. die pantâdern sint auch dar zuo nütz, daz si die sinnleichen und die wegenden kräft tragent von dem hirn in alliu andriu glider und daz si den ganzen leip sterkent. etleich tier habent der âdern niht, sam die visch, die der gaistâdern niht habent. dû scholt auch wizzen, daz man in den reden von den âdern oft ain für die andern nimt, alsô daz man die gaistâdern nimt für die pantâdern und daz man ze latein nervos arterias haizet. alsô hât unser puoch ietzo gerett von den pantâdern an vil sprüchen, wan die rehten pantâdern, die Galiênus ligamenta haizt, entspringent in den painen und dar umb sô enpfindent si als wênich als diu pain, die si zesamen pindent.