BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

I. Von dem Menschen

in seiner gemainen Natur.

 

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50.

Von den träumen.

 

Nun schüll wir durch ain kluoghait sagen ain clain, waz etleich träum bedäutent an dem menschen. wem vil träumt von regen und daz er daz mer sehe und fliezendeu wazzer, der hât vil wäzzeriger fäuhtin in seim leib und sint im diu pat guot und sämleicheu fürbung. aber wem träumt von fewer und von plitzen und von kriegen, der hât vil materi in im, diu dâ haizt diu rôt colera. wem träumt vil von rôter varb und von hôhzeiten und süezem ezzen und von lustigem oder dem träumt von des pluots flüzzen, der hât übrigez pluot in seinem leib. und wem träumt, daz er vil swarzer ding sehe oder prauner ding oder der im vil fürht und vil derschricket in dem slâf, der hât vil in im der materi, diu dâ haizt diu swarz colera ader melancolia. wem aber träumt, daz er stê auf ainer snêstat oder an ainer kelten, der hât übrig kelten in im. und wem träumt, daz er in ainem haizen pat sei oder an der haizen sunnen sei oder pei ainem haizen feur, der hât übrig hitz in im. wem träumt, daz er flieg, daz bedäut überig trüeken an im und behendikait und leihtikait seins pluots und anderr seinr fäuhten. wem träumt, daz er swær trag oder beswært sei, der ist ze vol. wem aber träumt, daz er durch unsauber stinkende stet gê, der hât vil fauler stinkender fäuhten in seinem leib. wem träumt, daz er gê in gärten oder durch stet, die wol smeckent, daz bedäut ain gleichait und ain klârhait seinr fäuhten und daz si niht faulkait pei ir hât. wem aber träumt, daz er sich wind durch eng stet und fenster, daz bedäut, daz die rœrn und diu glider in dem leib siech sint und beswært, die der nâtûr den luft zuo ziehen sölten und daz si ir niht sô vil luftes zuo geziehen mügent sam ir nôt wær. Daz ist diu lêr Rasis von den träumen, die von inwendiger schickung des menschen koment, und mag ain weiser mensch an im selber prüefen von den träumen, wenne im lâzens nôt ist oder tranch ze nemen nâch der ärzt rât. aber ander träum die koment von gedenken, die der mensch wachend hât, und etleich von dem einfluz der stern kreft und etleich von dem einfluz des götleichen gaistes und auch etleich von dem einplâsen des pœsen gaistes. von den träumen ist ain sunderleicheu kunst lanch genuog, dâ mit well wir unser red niht betrüeben. Mit der red hab daz êrst stuck diss puochs ain end. daz ander stuck sol sagen von den vier elementen, von den winden, von regen, taw, snê, reif, tonr, plitzen und von andern sachen, die in den elementen geschehent, und auch von den siben planêten. daz dritt stuck wirt sagen von aller tier nâtûr, si gên oder si slingen sich auf der erd, si swimmen in dem wazzer oder si fliegen in dem luft. daz vierd stuck von allen paumen und von irr art. daz fünft stuck von allen kräutern und edeln wurzen. daz sehst von allen edeln stainen. daz sibent von allem gesmeide. daz aht und daz letzst von mangen wunderleichen prunnen. wenn wir daz allez volpringen, sô hab wir mangen haimleichen nutz volprâcht ze dienst der werden muoter und dar nâch guoten freunden.