BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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25.

Von dem donr vnd von dem plitzen.

 

Der donr kümt von erdischem vaiztem dunst, dâ von diu feur in den lüften werdent, als vor gesait ist, und kümpt in dér weis. seind der dunst an im selber warm ist und der wolken stat kalt, sô er dann kümt an die stat der wolken, sô wellt er über sich auf zuo dem feur oder in daz obrist reich des luftes, dar umb, daz er leiht ist und warm, sam daz feur leiht ist und haiz. wenn er denne an diu kalten wolken stœzt, sô stôzent si in her wider ab. von dem stôzen vert er snell hin wider, sô stœzt den dunst diu kelten noch vester her wider. daz geschiht sô lang, unz daz er sô gar snell und vesticleichen wirt her nider geworfen, sam ain geschôz, daz man auz pühsen scheuzet. dâ von wirt der vaizt dunst enprant in seinem snellen flug, alsô daz er flammen geit, und die flammen haiz wir plitzen. aber daz reizen, daz der dunst tuot in den wolken und in den lüften, daz haizt der tonr. dar umb koment diu zwai mit enander donr und plitzen. iedoch siht man den plitzen, ê wir den tonr hœrn, wann daz gesiht streckt sich verrer und sneller dan daz gehœrd. alsô seh wir oft auf den püeheln ob den pächen, dâ die weschen waschent, den slag mit den pleueln, ê wir den galm hœren. nu möhst dû sprechen: wir sehen oft plitzen ân den donr und hœrn oft den donr ân plitzen. daz ist dar umb, daz oft die wäzzrigen wolken gar vinster und dicke sint und derleschent die flammen ob der dicken, alsô daz wir ir niht sehen. wenne daz geschiht, sô hœr wir donr ân plitzen. ez geschiht auch, wenn ez gar haiz ist gewesen des tages in sumerzeiten, daz die vaizten dünst verr von uns entzünt werdent, alsô daz sich der galm verstôzt, daz er niht zuo uns kümt: sô seh wir den himelitzen oder den plitzen ân donr. iedoch sint läut, die wænent, daz der donr ain stain sei, dar umb, daz oft ain stain her ab vellt mit dem donr in grôzem weter. daz ist niht wâr, wan wær der donr ain stain, sô machte er wunden den läuten und den tiern, die er dersleht, sam ander vallend stain tuont. des geschiht doch niht, wan wir sehen, daz die läut, die der donr sleht, kain wunden habent. si sint aber swarz an dem slag, daz ist dar umb, daz der haiz dunst si verprent und verprent in daz pluot in dem herzen, dar umb erstickent si ân wunden. ez kêrt auch der mensch daz antlütz gegen dem slag, dar umb, wenn ez der donr sleht, sô wil ez warten, waz daz sei, und hêrt daz antlütz umb, und in dem kêren stirbt ez. wizz auch, daz der donr allermaist schat hertem ding sam stahel ist und vels und stain. daz ist dar umb, daz diu selben dinch den dunst niht durch varn lâzent, dar umb zerpricht er si und zekleubt si oft ze stucken. aber lindem ding schadet er niht sô sêr, dar umb zerpricht er oft daz swert in der schaiden und die spæn, alsô daz daz leder ganz beleibt an der schaiden. der donr ist mangerlai, wann oft gillt er sam der ainem ain plâtern voller luftes auf dem haupt zerslüeg. daz ist dar umb, daz daz wolken sich umb und umb hât gesament umb den donrigen dunst, sô mag er nindert auz, unz er daz wolken zerpricht an ainer seiten sam der luft die plâtern tuot. er hillt auch oft sam der ain leinein tuoch nâch der leng rizze, daz ist, wenn er nâch der tiefen diu wolken und den luft reizt. er prastelt auch oft sam dâ tännein holz prastelt in ainem feur. daz ist dar umb, daz der dunst stückelot oder in stuckes weise beslozzen ist und in mangen stücken nâch ainander auz prichet, reht sam der haiz luft in dem feur auz luftigem holz oder sam der luft tuot auz vil castanien oder auz aicheln, die man ganz in ain feur richt. der plitzen wirkt auch gar wunderleicheu werch und ist schädleich gar an vil dingen. daz êrst ist, daz er dem menschen diu augen oft verplendet, daz in reht ansiht. daz ist dâ von, daz er im die cristallischen fäuhten verprent in dem augapfel, dar an des gesihtes kraft ligt. daz ander ist, daz er die plüet verderbt auf den paumen und aller maist die zarten plüet an dem weinreben; dar umb verhüllet diu nâtûr diu fruhttragerlein, daz sint die frühtigen knödel auf den paumen, mit pletern, sam dâ ain amme ir kint verhüllet mit windeln, und macht dem weinreben gar praiteu pleter, daz er sein weintrauben dâ mit verhüll vor dem plitzen. daz dritt ist, daz er oft dem menschen daz hâr verprent under den üehsen und anderswâ und doch seinem leib niht schadet. daz ist dar umb, daz der dunst niht sô vast vert, daz er dem menschen schad; seind aber er prinnet und hin und her lauft an dem menschen gar snell, sô verprennet er daz dürr lind hâr an im ân des menschen versêrung. alsô geschach, daz Marcia, der Rœmer fürstinne, von ainem donr geslagen wart und starp daz kint in irm leib. aber ir geschach niht. daz was dar umb, daz diu fruht in dem leib dannoch kranch was und daz von der frawen derschrecken diu pant sich rizzen, dâ mit daz kint gepunden was, und daz selb reizen raiz auch dem kind sein âdern und sein herzlein ab. ez spricht unser puoch, daz der donr oder der plitzen niemant schad, der in vor hœr oder sehe, ê der slag zuo im kom. wærleich daz dünket mich ain leihter spruch ân maisterschaft, wan unser vorsehen hilft niht dar zuo, sich möht dann der mensch sô snell vor dem slag verpergen. ez spricht auch daz puoch mêr, daz der plitzen oder der donr niht alle zeit den menschen ertœd, wenne er ez trift; aber er tœd ander gesellteu dinch wenn er si trift, ez sei paum oder tier, und under den tiern sêrt er allermaist den adlarn, aber under den paumen allermaist den lorpaum, alsô spricht Plinius. Seneca spricht, daz ze seinen zeiten der donr ain vaz voller weins zeslüeg, alsô daz der wein ain kurzez stündel stüend pei ainander âne vaz, sam er in dem vaz gestanden was. daz was dar umb, daz der slag sô snell was, daz der wein niht sô snell zervliezen moht. alsô seh wir, daz ainr ain offen glas mit wein oder mit wazzer sô snell umbslingt in ainer slingen oder in der hant, daz nihts her auz fleuzt. auch ist der wein leiht zæh gewesen, daz hât auch dar zuo geholfen. Nu maht dû frâgen, seind der dunst, dar auz der donr und der plitzen wirt, aufgêt winterszeiten und sumerzeiten, war umb donrt ez niht in dem winter sam in dem sumer? daz ist dar umb, daz in dem winter diu hitz niht sô grôz ist, daz si starken vesten rauch aufgeheben müg sam zuo dem donr gehœrt, und mag in auch sô hôch niht geheben in die lüft, daz er mit sô grôzer ungestüemikait her nider valle. dar umb hebt diu sunne in dem winter neur dunst auf, der zuo regen gehœrt oder zuo snê oder zuo winden und zuo feurn, diu niht plitzen haizent. diu selb sach ist auch in dem herbst und in dem lenzen, ez sei dann gar selten. ez sprechent auch etleich, daz in den landen pei der sunnen aufganch sumerzeiten niht donr werden, aber si werdent dâ selben winterszeiten. daz ist dar umb, daz in den landen sumerzeiten diu hitz sô gar übrigs grôz ist, daz kain dunst in den lüften zuo wolken getwungen wirt, wan diu grôz hitz diu zesträut den dunst und lâzt in niht dick werden. aber winterszeiten sô ist diu hitz in den landen sänft, reht sam si ist in dem sumer mit uns. dar umb sô donrt ez; in dem winter in den selben landen. ez ist auch in den landen gegen der sunnen underganch sam mit uns, wan dâ ist ez niht übrigs haiz sumerzeiten. Plinius spricht, daz dreierlai donr sein oder plitzen. die êrsten sint die niht spaltent, aber si prennent und die sint trucken an in selber. die andern dönr sint fäuht, die prennent niht, aber si spaltent und swerzent diu dinch, dar auf si vallent. die dritten haizt man clâr oder behend dönr, die sint aller selzeinst und aller wunderleichst und gar haimleicheu dinch der nâtûr: diu verstelnt und schöpfent den wein haimleichen aus den vazzen, alsô daz si der vaz niht rüernt mit ainem merkleichem schall, si lâzent aber ir fuozstapfen an den vazzen.