BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

___________________________________________________

 

 

68.

Von der turteltauben.

 

Turtur haizt ain turteltaub. der vogel ist gar käusch und schämig. diu si hât irn gemahel liep und helt im allain trew, alsô vil, daz si ir kain ander liep nimt wenn er gestirbt. und wenn si witib ist, sô fleugt si neur auf die dürren est der paum und waint und ist traurig und singt niht. si laidigt kainen vogel und ist ze mâl gar gedultig wider all die vogel, die si laidigent. si macht gar auz ain wênig ästleinen ain nest, dar inn si ruowet und ir air auzprüett. Ambrosius spricht, daz diu turteltaub auzwendig umb ir nest ains krautes pleter werf, daz haizt ze latein squilla und haizt merzwifal, als her nâch kunt wirt, wenn wir von der kräuter kraft sagen. daz tuot diu turteltaub dar umb, daz diu tier irn kinden iht schaden, wan diu tier vliehent diu vergiftigen pleter des krautes. der turteltauben art ist, wer ir pluot nimt auz dem rehten flügel und tuot ez dem menschen in sein krank augen, den ist ez hilfleich. diu turteltauben mügent niht wol gevliegen in dem wind, der von mittem tag wæt, daz ist der sudenwint und haizt ze latein auster. Pei der turteltauben verstên ich ain rain pider weip, diu allain irm ainigen liep trew helt und ist gedultig mit allen weipleichen zühten. si schilt sich mit niemant, hœrt aber si oder siht ain unzuht von andern läuten, sô wirt ir antlütz rôsenvar und schämt sich umb fremd unzuht. diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir haus und umb ir wonung, daz all aufmacherinne und pœs werberinne oder werber vliehent. eyâ, waz ist daz kraut? treun, vester muot und niht ôrnaigen und verslahen mit rehtem ernst und mit zühtigem zorn allez üppigz werben und unrainen schimpf. wer der zarten turteltauben pluot nimt (daz sint ir weipleich gepærd) auz irm rehten flügel (daz ist auz der klârhait irr vernunft und auz irr weipleichen gestalt) und tuot ez in diu kranken augen der krankmüetigen frawen, die werdent gesehent, wan si schawent ir sünd und ir unzuht an in selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist. diu fraw mag niht gevliegen, daz ist, si mag sich niht geüeben an dem wind gegen mittem tag, daz ist gegen der hitz der unstætichait.