BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Paul Rebhun

um 1500 - 1546

 

Ein Geistlich spiel,

von der Gotfurchtigen und

keuschen Frawen Susannen,

gantz lustig und

fruchtbarlich zu lesen

 

4. Akt

 

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Susanna wird angeklagt

(Antoine Coypel um 1690)

 

Actus quartus

Scena prima.

 

Resatha. Ichaboth. Simeon. Gamaliel.

Zacharias. Nahor. Abed.

 

Resatha:

Das wir euch habn fordern lahn liebn herrn / und alten

Neben uns auff disen tag gericht zu halten

Dran man sonst kein grichts sachen zu handeln pfleget

Wolln wir euch nicht bergn / was uns dazu beweget

5

Dann uns gestern hat ein solche sach angstossen

Die man nicht sol ungericht lang hangen lassen

Was es sey darauff wolt vleissig achtung geben

Wie her Ichaboth die selb euch für wird legen

 

Ichaboth:

Lieben herren euch ist klar / und unverholen

10

Wie uns Got dürch Mosen hat mit ernst bevolen

Das wir die zubrecher yhrer ehe solln richten

Zu dem tode / und der selbn verschonn mit nichten

Einer sey / was stands er sei / jung oder alte

Edel / gwaltig / reich / lieb / oder wolgehalten

15

Sol man keines standt / person / noch gwalt ansehen

Sonder uber yhn das urteil lassen gehen

Bei verlüst des lebens / und götlicher hulde

Das wir nu auf uns nicht lassen sölche schulde

Sonder als gerechte richter werdn befunden

20

Achten wir / das wir mit recht nicht schweigen kunden

Einen ehebruch den wir beyde selber gsehen

Welchen / so wir wolten die person ansehen

Oder vom gesetze unser augen keren

Oder höher achten freundschafft / gunst / und ehre

[Fijr]

Wolten wir in keinem weg euch offenbaren

Weil uns aber Moses gleich als zeücht bein haren

Und auff unsern nacken dringt mit Gottes gsetzen

Wollen wir gunst / ehr / und gwalt hindan ytzt setzen

Und den ubeltheter bey seim nahmen nennen

30

Und darüber ytz mit euch / was recht / erkennen /

Nu yhr wisset alle wol / und habt gespüret

Wie im schein ein erbar leben hat gefüret

Fraw Susann Helchie kindt / und Jochems weibe

Das man meint kein unzucht wer in yhrem leibe

35

Dise haben wir im ehebruch selbs befunden

Wo / und wie / das wolln wir alles machen kunde

Wenn sie selbs personlich wird für grichte stehen

Drumb so solln die knechte bald nach yhr hin gehen

So yhrs auch fur gut ansecht / drumb saget here

40

Was eur yeden duncket / das am besten were

 

Simeon:

Eure wort die haben mich betrubet sehre

Das ich sölche klag von fraw Susannen höre

Welch ich nicht kund glaubn / wo ich nicht thet versehen

Mich zu euch / das yhr nicht thut unwarheit jenen

45

Weil dann yhr sölchs / wie yhr sagt / habt selbs gesehen

Kan ich eurem vorschlag auch nicht widerstehen

Sonder sage / das man sie sol lassen holen

Und darnach sie urteiln / wie uns Got bevolen

 

Gamaliel:

Unerhört ist mir von fraw Susann die mähre

50

Dann man nie vermerckt / das sie ein sölche wehre

Sol sie dann die untugnt ytzt so habn besessen

 

Resatha:

Wollet eures leids / und nicht eur wort vergessen

Glaübet mir / es wundert eben uns so sehre

Als einn andern / glaübtens auch nicht das so were

55

Wo wirs selber hetten sichtlich nicht erfaren

Meint yhr dann das wir alhie der warheit sparen

[Fijv]

Oder das uns wol mit sey /. das wir solln richten

Einen menschen der es hett verschuld mit nichten?

 

Gamaliel:

Lieben herrn / eur wort wil ich mit nichte straffen

60

Sonder müget meinenthalben wol verschaffen

Das sie werd eur meinung nach fur gricht gestellet

Und das urteil uber yhre that gefellet

 

Zacharias:

Weiber list ist ungezelt sagt man gemeine

Drumb so denck ich nicht das sie die sey aleine

65

Welche sei so rein / als hettens taubn erlesen

Und so gar kein lust nicht hab zu sölchem wesen

Oder auch nicht kund ein mal die schantz versehen

Drumb / die weil yhr sölchs von yhr habt selbs gesehen

Mügt yhr billich handeln auch mit yhr der massen

70

Wie yhr gsaget / und für gricht sie holen lassen

 

Nahor:

Lieben herrn / ich gib es zu / das sei geschehen

Das von fraw Susannen yhr ein sölchs habt gsehen

Dann kein mensch so grecht nie ward / der nicht het fallen

Kunnen / wies dan leider teglich geht uns allen

75

Das man aber sie laß holen durch die knechte

Bsorg ich / dass uns ettwo nicht groß unglimpff brechte

Dann ein frawn / die sich bißher hat ghalten rechte

Auch geboren ist von tugentreichem gschlechte

Yhrer tugnt / und erbarkeit nicht lassen gniessen

80

Wurde manches bidermensch auff uns verdriessen.

 

Resatha:

Meint yhr nicht / wir haben sölches auch betrachtet

Und zuvor denn yhr / bewogen und geachtet?

Weil yhr aber neulich habt von uns gehöret

Das uns Moses durch das gsetz gestrencklich weret

85

Das man / kein person noch wirde sol ansehen

Solt yhr billich anders lassen euch verstehen

Uber das / wie yhre tugnt bißher geschehen

[Fiijr]

Nichts denn spiegelfechten gwest / werd yhr wol sehen

Wenn wir euch der sach nu geben volln berichte

 

Nahor:

90

Nu wol an / so wil ichs hindern auch mit nichte

Mügt derhalben sie gefangen lassen bringen

Das wir weyter handeln uber disen dingen

 

Resatha:

Hört yhr knecht / geht hin / und bringt uns her gefangen

Fraw Susannen / denn sie hat was böß begangen

95

So sie sich des wehren wolt / so fürts mit gwalte

Secht und last euch niemand hindern noch auffhalten

 

Abed:

Weisen hern / wir wollen thun als trewe knechte

Was yhr uns bevelcht / wolln wir außrichten rechte

 

 

Scena secunda.

 

Abed. Giezi. Joachim. Abdi.

 

Abed:

Was ists mein lieber gselle

100

Das wir fur gricht solln stellen

Die erbar fraw Susannen?

Was wird sie habn begangen

So ubels / das wir sollen

Mit gwalt sie hieher holen?

 

Giezi:

105

Es wird kein gringe sache

Furwar nicht sein / die mache

Die fraw Susann zu schanden

Das wirs mit strick / und banden

Sölln öffentlich herfüren

110

So man doch nie mocht spüren

An yhr / das sie böß handelt

Wie hat sichs ytzt verwandelt?

 

[Fiijv]

Abed:

Wir wollens dann woll sehen

Wenn sie für gricht wird stehen

115

Was man zu yhr wird klagen

Itzt wil ichs niemand sagen

 

Hie kumpt Joachim wider anheim

und redet das underwegen

Joachim:

Ich weis nicht wie mir gschehen

Es wird nicht recht zugehen

Mir ist mein herz so sehre

120

Beschwert / als wenn yhm wehre

Ein mülstein auffgeleget

Darumb ich bin beweget

Mich ahnet eines bösen

Got wöll mich draus erlösen

125

Wenn nur meim frummen weibe

Nichts böss an yhrem leibe

Wer ettwo widerfahren

 

Abdi:

Ey Got wirts wol bewaren

Und alls zum besten keren

130

Last euch eur herz nichts bschweren.

 

Joachim:

Es wird vergebns nicht gschehen

Die sach wird ubel stehen

Es sey gleich was es wölle

 

Abdi:

Ich wüst nicht / waß sein sölle

 

Joachim:

135

Ey siech was die stadtknechte

Dort thun? es geht nicht rechte

Das sie mit band und stricken

Vor meinem haus sich schicken

Als wolln sie jemands binden

140

Wen werdn sie drinnen finden

Der ubels hab begangen

So / das er werd gefangen

[F4r]

Und gfüret mit gewalde

 

Abdi:

Weiß nicht wafür ichs halde

 

 

Scena tertia.

 

Abed. Elizabeth. Joachim. Susanna. Helchias.

Giezi. Beniamin. Jahel. Rebecca.

 

Abed:

145

Glück zu /

 

Elisabeth:

                  Hülff Got sie wollen dran

 

Joachim:

Was richt yhr da für lermen an?

 

Susanna:

O lieber herr /

 

Elisabeth:

                  O lieber sohn

Wie sol wir unserm leide thun?

 

Abed:

Die herren habn uns her gesandt

150

Wir sollen eure fraw zu handt

Gefangen füren für gericht

Was sie hab than / das wiß wir nicht

 

Joachim:

Das sey mir fern / das yhr hinaus

Mein fraw soll füren aus dem haus

155

Wie müst sie das verschüldet han?

 

Helchias:

Ach sohn / sie hat nichts ubels than

Die richter zeihen sie einr that

Die sie mit nicht verschüldet hat

 

Joachim:

Was ist es dann? zeigt mirs doch an

 

Susanna:

160

Ach lieber herr / ich hab nichts than

 

Helchias:

Sie habn aus zorn auff sie erdacht

Wie sie einn ehebruch hab verbracht

 

[F4v]

Joachim:

Mein fraw? ach got wo kumt das her

Das sie wird gschmecht an yhrer ehr?

 

Giezi:

165

Nu last uns hie nicht lang verharn

Vor gricht da werdt yhrs wol erfarn

Die hern habn uns gepoten schwindt

Das jo wir nicht lang aussen sindt

Und das uns niemand hie auffhalt

170

So sol wirs füren mit gewalt

 

Joachim:

Ach fraw / woher kumt dise schand?

 

Susanna:

Ach mein got / dir ists alls bekam

 

Helchias:

Schweyg liebe tochter got wird sein

Der helffer / und erretter dein

 

Elisabeth:

175

Ach das ich hab erlebt dy zeit

Das ich an meinem kind sölch leidt

Und jahmer / erst erfaren sol

 

Abed:

Ey schweygt / got wird es schaffen wol

 

Beniamin:

Wo solt yhr hin lieb muter mein?

 

Susanna:

180

Ach liebes kind ins todes pein

 

Jahel:

O we / laß mie mein memmelein

 

Giezi:

Nein liebes kind es kan nicht sein

Wir wolln dirs widerbrengen schon

 

Jahel:

Nen / nen / ye wed ye ettwas thon

 

Susanna:

[Gr]

Laß gut sein liebes kindlein mein

Es wil doch ytz nicht anders sein

 

Rebecca:

O liebe Schwester tröst dich got

Und helffe dir aus diser not

 

 

Scena quarta.

 

Abed. Resatha. Joachim. Ichaboth. Helchias.

Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Giezi.

 

Abed:

Weyse herrn / da bring wir euch verstricket

190

Fraw Susann / nach welcher yhr geschicket

 

Resatha:

Fürts herzu / und deckt yhr auff das gsichte

Schafft auch / das sie sich gerad auffrichte

Das ein jederman sie wol beschawe

Wer sie sey / die früm / und keüsche frawe

 

Joachim:

195

Weysen herrn / was hat verschult mein weibe

Die kein untugnt hat in yhrem leibe

Das yhr yhr ein sölche schand auffleget?

Hat euch dann yhr unschuld nichts beweget?

Drinn sie hat bißher yhr lebn gefüret

200

Wie dann niemand anders hat gespüret /

Oder hab ich das umb euch verschuldet?

Das ich hab bißher von euch geduldet

Oft in meinem haus gericht zu halten

Das yhr also fart mit sölchen gwalten

205

Gegn den meinn / von den euch nie geschehen

Irgnt ein leid / wie sol ich das verstehen?

 

Ichaboth:

Lieber Jochem / danck wir euch des wissen

Sind auch zu verschulden das gevlissen

Itzund aber kan es nicht geschehen

[Gv]

Dann uns Gots gepot im weg thut stehen

Welchs uns hart gepeut nicht anzuschawen

Waser stands eins sey / man oder frawe

Gwaltig / reich / schön / oder ungestalte

Noch wie sich zuvor hat eins gehalten

215

Sondern wo / wie / wenn eins ubel handelt

Und dem Gottes gsetz endgegen wandelt

Sol das selb sein straff darumb bald leiden

Wolln wir anders Gottes zorn vermeiden

Aber wie eur fraw nicht sey on sünde

220

Werdet yhr in diser sach wol finden

Welche wir ytzt wollen offenbaren

Wie wirs selbs gesehen / und erfaren

Resatha ich wil euch das bevelen

Wolt die sach hie öffentlich verzelen

 

Resatha:

225

Kumpt / und last uns yhr die hand aufflegen

Weil wir zeügnus uber sie soln geben /

Lieben herrn / das sey euch allen kunde

Da wir gestern umb die zwelffte stunde

On gefehr spaczirten in dem garten

230

Unser rhue ein weil zu pflegn / und warten

Unversehens kam die fraw Susannen

Mit zwey meiden in den garten gangen

Underm schein / als wolt sie badn ein weile

Drumb sie sandt die meid von yhr in eile

235

Ließ die thür am garten fest verwahren

Das yhr boßheit niemand soll erfaren

Da die meyd nu wardn hinaus gewichen

Bald ein junger gsel herfür kam gschlichen

Eylt zu yhr / und thet sie bald umbfangen

240

Dran zu spürn / das sie sölchs mehr begangen

Dann sie sich nichts weret uber alle

Sonder ließ yhr sölches wolgefallen

Senckt sich nider bald mit yhm zur erden

[Gijr]

Da wir warten / was daraus wolt werden

245

Bald sie sich ergab zu seinem willen

Thet mit yhm der liebe lust zu spilen

Da wir sölche schand von yhn ersahen

Lüff wir zu / und woltens beyde fahen

Aber wir dieweil wir schwach und alte

250

Kundten nicht den jungen gseln erhalten

Dann er riß sich schwind aus unsern henden

Lüff zur thür / und sprang hinaus behende

Aber sie ergriff wir im auffstehen

Und gepoten yhr sie solt verjehen

255

Wer der junge gsell gewesen were

Dem sie hett so fein gezilet here

Aber sie wolt yhn mit nichte nennen

Sölches thue wir öffentlich bekennen

Das wirs selbs mit unsern augn habn gsehen

260

Draus dann nu auch gut ist zu verstehen

Das yhr züchtig lebn bißher alleine

Sey gewest ein eüsserlicher scheine

Drunder sie yhr boßheit hat verhület

Also das es niemand hat gefület

265

Biß das stündlein ytzt ist ausgeloffen

Das man yhre list hat angetroffen

Drumb alhie ein jeder mensch nu schawe

Wer da sey die hochgelobte frawe

 

Joachim:

Weise herrn die sach macht mich bestürtzet

270

Auch so ist mir dise zeit verkürtzet

Das ich künd erfaren wie yhm were

Und mein weib erretten möcht yhr ehre

Denn ich aller erst gewandert kumen

Drumb ich noch die sach nicht hab vernuhmen

275

Hoffe aber und bin des vertrawen

Das ich hab ein frum und keüsche frawen

 

Ichaboth:

[Gijv]

Joachim / yhr dörfft nicht lang erfaren

Dann wir euch der warheit nicht thun sparen

Wie yhr ytzt von yhm habt hören verjehen

280

Also / und nicht anders / ist es gschehen

Dann wir seind euch nicht so feind furwahre

Das wir euch mit willen umb ein hare

Schaden wolten / gschweig in diser sachen

Wo wirs nach dem gsetz nicht müsten machen.

 

Helchias:

285

Liebe hern / erlaubt mir auch zu sagen

Und meinr tochter unschuld furzutragen

Dann sie mich viel anders hat berichtet

 

Ichaboth:

Ist kein wunder / das die lügn ertichtet

Die ein sölche missethat darff wagen

290

Wie man ytzt von uns hat hören sagen

Drumb die weil wir sie auff wahrer thate

Gfunden haben / geben wir kein state

Yhrer lügn die sie aus list ertichtet

Sonder nach dem gsetz sols werdn gerichtet

295

Waser straff yhr zuerkandt wirdt werden

Sol sie leiden hie auff diser erden /

Drumb yhr herrn / wir beyde euch ytzt fragen

Yeder wöll von rechtswegn uns das sagen

Was in diser sach yhr thut erkennen

300

Auch den todt / den sie verschült / uns nennen

 

Simeon:

Weil sichs mit Susannen helt der massen

Wie ich mir von euch hab sagen lassen

Sprich ich / das man über sie laß gehen

Was vom ehebruch im gesetz thut stehen

 

Gamaliel:

305

Weyl yhr uns der frawen schuld genennet

Und das öffentlich auff sie bekennet

Wil ich eurem zeügnus nach aussagen

[Giijr]

Das von rechtswegn sie den todt sol tragen

Der im gsetz dem ehebruch ist gestellet

310

Das sie werd mit steinn zu todt gefellet

 

Zacharias:

Meine meinung wil ich bald dar geben

Weil sie das gethan / soll sie nicht leben

Sonder wie uns heist des herrn gepote

Soll sie gworffen werdn mit steinn zu tode

 

Nahor:

315

Eurm bericht kan ich nicht widerfechten

Drumb ich das erkenn nach unserm rechten

Das man sie mit steynn zu tode werffe

Wie das gsetz gepeut mit seiner scherffe.

 

Ichaboth:

Weil yhr habt / wie recht / die sach erkennet

320

Auch den todt aus Mose gsetz ernennet

Wolln wir auch das urteyl drüber schliessen

Ungeachtet wen es thue verdriessen

Und den stab / wie gwöhnlich ist / zübrechen

Das wir nach dem gsetz den ehebruch rechen /

325

Nu yhr knecht / yhr wist euch wol zu halten

Nehmet hin das weib in eur gewalte

Steynigt sie / wie euch das urteil lehret

Was man widerklafft / euch dran nicht keret

 

Giezi:

Lieben herrn was yhr uns heist außrichten

330

Dörffen wir versagen euch mit nichten

Weil yhr dann die fraw uns gebt zu straffen

Wolln wir eur gepot mit vleis verschaffen /

 

 

[Giijv]

Chorus quartus.

 

[G4r]

O Gott du richter aller welt

Der du hast selbs bestelt

335

All oberkeit / und gwalte

Du wolst dein ordnung nicht verlahn

Drauff selber achtung han

Wie man darinn sich halte

Dann dir ja wol bekant

340

Wo du dein hand

Abzeuchst / wies pflegt zu stehen

Kein frevel ist zu groß

Den man nicht laß

Der grechtigkeit für gehen

345

Wie wir ytzund wol sehen

 

Die unschuld / so beschützt sol werdn

Mit füssen wird getreten

Des Pharao verstockter mut

350

Yhr viel besitzen thut

Vor den kan niemand retten

Denn du o herr und Gott

Der alle not

Der deinen selbs erferest

355

Und widers teüffels rat

Mit wunderthat

Yhn alls zum besten kerest

Dein kunst an yhn bewehrest

 

Denn das dein art / und gwohnheit ist

360

Wie in der schrifft man list

Wol dem der sölchs kan mercken

Das wider aller werlet weys

Mit rhat und gutem vleis

Dich stelst in allen wercken

365

Wen du wilt hebn endbor

Den läst zu vor

Ein zeit im elend stehen

[G4v]

Biß das man denckt / sey aus

Werd nichts mehr draus

370

So läst dein hülff erst sehen

O hülff das wirs verstehen.