BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Paul Rebhun

um 1500 - 1546

 

Ein Geistlich spiel,

von der Gotfurchtigen und

keuschen Frawen Susannen,

gantz lustig und

fruchtbarlich zu lesen

 

5. Akt

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

Der junge Daniel läßt die beiden Richter verhaften

(Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1555)

 

Actus quintus

Scena prima.

 

Susanna. Joachim. Giezi. Helchias.

Elisabeth. Rebecca. Abed.

 

Susanna:

O Gott in ewigkeit der du alleine

All heymlich ding erkennst / beyd groß und kleine

Der du zuvor weist alls / ehe dans geschihet

Dein auge auch in das verborgen sihet

5

Du du erkennst / das dise haben geben

Ein falsch gezeügnus / das sie mich vom leben

Zum tode brengen unverdienter sache

Darumb o mein Gott dich zu mir bald mache

Und richt mein unschuld mit gerechtem grichte

10

Dann ich des lasters schuldig bin mit nichte

Das sie mit lügen habn auff mich ertichtet

Und drauff zum tod verurteilt / und gerichtet /

Die weil ich dann nu soll auffgebn mein sele

So wil ich dirs in deine hendt bevelen

15

Dann du o mein Gott wirst mich nicht verlassen

Und diser rach zur zeit dich recht anmassen

 

Joachim:

Ach Gott das unschult bleiben sol verschwigen

Und recht dem gwalt / sol undern füssen ligen

Wie lang wiltu zu disen dingen schweigen

20

Und deine augn zu uns herab nicht neygen?

Wie kum wir ytzt in sölche schwere schande?

Ach herr erlöß uns durch dein starcke hande

 

Giezi:

Fraw / wollt uns das umb Gottes willn vergeben

[Hr]

Das wir ytzt unser hendt an euch werdn legen

25

Wir wolten uns viel lieber des endhalten

Wo wir nicht müsten ghorsam sein den alten

Drumb wolt euch nu gedültig drein ergeben

Und eure hendt für euch zusamen legen

 

Susanna:

Ach last mir noch ein klein weil frey mein hende

30

Das ich die meinn müg gsegnen für meim ende

Gesegn euch Gott mein aller liebster herre

Wolt euch meinn todt nicht lassen kümmern sehre

Denn Gott der wirdt den grossen gwalt noch rechen

Mein unschult lassen auch herfür noch brechen

35

Mein liebe kindlein laß ich euch zur letze

An disen wollt euch eures leids ergetzen

Und sie in Gottes forchten stets erhalten

Auff das sie mügen sein ein freud euch alten

 

Joachim:

Fart hin nach Gottes will / mein liebste frawe

40

Eur angesicht ich werd nicht mehr anschawen

Eur seel die nehme Gott zu seinen henden

Und wöll das leyd in freude wider wenden.

 

Susanna:

Mein liebsten eldern euch ich auch gesegen

Mein lieber Gott der wöll euch lohn drumb geben

45

Das yhr auff tügnt / und frumbkeit mich gelehret

Dann yhr mich habt eins grossen trosts gewehret

Das ich in unschuld sterb / und nicht mit schulde

Drumb wollt auch yhr das leiden mit gedulde

Mein Gott der wird es alls zum besten wenden

50

Und euch nach mir auch gebn ein seligs ende

 

Helchias:

Mein liebste tochter weil wir das solln sehen

So kan es uns forthin nicht wol hie gehen

Dann dises leid wird machen / das wir werden

Nicht lang hie mügen bleibn auff diser erden

[Hv]

Drümb / weil es ja nicht anders kan geschehen

So fahr du hin /wir wolln dir bald nachgehen

 

Elisabeth:

O tochter mein / da ich dich underm hertzen

Getragen hab/ fült ich nicht sölchen schmertzen

Als ich ytzunder deinenthalben habe

60

Drumb werd ich auch nu eilen zu dem grabe

Mein Gott der wöll in jehner welt uns geben

Beysam ein ewig unvergencklich leben

 

Susanna:

Kumpt her yhr lieben kindlein zu meinn henden

Und last mich euch umbfahen fur meim ende

65

Der liebe Gott der wöll sich eur erbarmen

Und euch nu selber fürn in seinen armen

Die weil es yhm nicht gfelt / das ich fort mehre

Auff erden hie euch leyten sol / und nehren /

Auch dich mein liebe schwester Gott wol gsegnen

70

Und dir kein ubel lassen hie begegnen

 

Rebecca:

Ach schwester mein / das dir sol widerfaren

Ein sölcher todt / dein Gott wol dich bewahren

 

Abed:

Fraw / zeit ist da / wir sollen euch nu binden

 

Susanna:

Kann ich dann ja nicht lenger gnade finden?

75

So wil ich mich in eure gwalt ergeben

Und meinem Gott auff opfern hie mein leben

 

 

Scena secunda.

 

Susanna. Resatha. Giezi. Daniel. Simeon.

Gamaliel. Zacharias. Nahor. Ichaboth. Abed.

 

Susanna:

O Almechtiger herr und Gote

[Hijr]

Der du kanst mitten aus der note

Die deinn erretten / und verwalten

80

Die sich an dein verheissung halten

Du wollst dich auch zu mir her keren

Und deine trew an mir bewehren

Auff das dein nahme werd geehret

Und vieler hertz zu dir bekeret

 

Resatha:

85

Wie lang verziecht yhr mit der sachen

Wolt yhrs nicht schir ein ende machen?

Was soll das lange weynn / und klagen

Das sie die yhrn dest mehr thut plagen?

 

Giezi:

Nu fraw wollt eure seel verwahren

90

Wir dörffen nu nicht lenger harren

 

Daniel:

Ich wil am blut kein teyl nicht haben

Mit euch auch nicht die schulde tragen

 

Simeon:

Horcht da /

 

Gamaliel:

                  was da?

 

Zacharias:

                              wes ist die stimme?

 

Nahor:

Einn jungen knabn ich wol vernimme

 

Resatha:

95

Wo kümstu her mit deinem schreyen?

Halts maul man sol dirs sonst zerblewen

 

Gamaliel:

Haltt innen herr / fart nicht mit gwalte

Wer weiss / wies hab mit yhm ein gstalte

Last hören vor was yhn beweget

100

Das er ein solches gschrey erreget

 

Nahor:

Sag an mein sohn / was bringst für mehre

Das du uns nachschreyst also sehre?

 

Daniel:

Von Israel yhr grossen thoren

[Hijv]

Wer hat euch so mit esels ohren

105

Gekrönt / das yhr nichts mehr verstehet

Und gar nicht auff die warheit sehet

Das yhr so gar unweis / und blinde

Verdampt von Israel ein kinde

Die sölches hat verschult mit nichte?

110

Kert eilend wider zu gerichte

Dann dise habn auff sie getichtet

Ein falsch gezeügnus / und gerichtet

Als schelck / und bubn von haut und haren

Wie yhr ytzunder werd erfahren

 

Ichaboth:

115

Das leugst du bueb in deinen rachen

Du solst uns wol ein yrthum machen

Zum henger weck / und laß uns gehen

Was solstu dich darauff verstehen?

Der böse geist hat dich besessen

120

Dast dich der klugkeit thust vermessen

Drumb schweig man sol dich sonst zerhawen

Und tödten auch sampt diser frawen

 

Nahor:

Ey nicht also / nempt euch der weilen

Man muß den knabn nicht ubereylen

125

Er hat nichts unrechts noch gehandelt

Wer weyß wies Gott mit yhm noch wandelt

Es wird so plumpsweis nicht geschehen

Drumb last uns vor das end besehen

 

Simeon:

Mein lieber sohn / so dir ist geben

130

Von Gott bevelch / was für zu legen

Das angelanget dise sachen

Drinn wir vieleicht was unrechts machen

So bitt wir wollest an die spitzen

Zu uns in das gerichte sitzen

135

Und selber dise sache richten

[Hiijr]

Die wir nicht recht habn künnen schlichten

So last die richter greiffen balde

Und secht nicht an yhr grosse gwalde

 

Ichaboth:

Was? sol der loß bueb uns noch richten?

140

Das wollen wir gestehn mit nichten /

Yhr herrn / werd yhr einn frevel uben

Und uns mit unrecht hie betrüben

So sol es nicht umb sonst geschehen

Der schad der soll an euch auß gehen

 

Resatha:

145

Wie das yhr setzt an unser stelle

Einn buebn / das er uns richten sölle

Den jemand hat an uns gehetzet

Das er sich unser schandt ergetzet?

Wo habt yhr das jemals erfahren

150

Das einem knabn von jungen jahren

Gebüret hett zu widerfechten

Was außgesprochen ist im rechten?

 

Daniel:

Last euch nicht schrecken / noch abwenden

Yhrn zorn den solln sie nicht volenden

155

Last sie nur gfencklich bald annehmen

Wir wollen sie wol recht bezemen

Und yhren hochmut niderlegen

Denn Got yhn selbs wird widerstreben

Drumb hülfft sie gar kein widerfechten

160

Allein bevelcht sie bald den knechten

 

Gamaliel:

Yhr knecht die frawen ledig lasset

Und an eur strick die Richter fasset

Dörfft euch vor yhn nicht fürchten sehre

Sie werden habn kein gwalt nicht mehre /

165

Ich ließ mich wol eins zwey beduncken

[Hiijv]

Es wer erlogen / und erstuncken

Was sie von diser frawen sagten

Weil sie so hefftig auff sie klagten

On das wir habn im maul kein zene

170

Und lassen uns beyr nasen dehnen

Nu müß wir lernen von eim knaben

Was wir zuvor gethan solin haben

 

Abed:

Yhr hört wol dise mähr yhr herren

Drumb wollt euch wider uns nicht sperren

175

Und gebt euch gfangen also balde

Wir müssen euch sonst mit gewalde

Angreiffen / und die hend anlegen

Drumb thut euch selber bald ergeben

 

Ichaboth:

Ach Gott wie kum wir zu der sache

180

Das diser bueb solch yrthum mache?

Auff das er uns zu schanden bringe

Ich meyn das er nach unglück ringe

 

Daniel:

Last euch yhr klaffen gar nicht hindern

Und thut sie bald vonander sündern

185

So wil ich kumen zu den sachen

Und yhre boßheit sichtbar machen

Den einn hieher furs grichte füret

Den andern haltt / wo sichs gebüret

Biß das ich einen hab vernuhmen

190

Als dann sol auch der ander kumen

 

Simeon:

Fluchs dran / was euch der knab thut sagen

Das thut / dörfft weiter nicht viel fragen

Yhr ungnad sol euch fort nicht schaden

Wenn yhr sie gleich auff euch thut laden.

 

 

Scena tertia.

 

[H4r]

Abed. Ichaboth. Giezi. Resatha.

Joachim. Helchias. Susanna.

 

Abed:

195

Wolan so nim du da zuhanden

Den Ichaboth mit deinen banden

Und fürn bey seits / wie sie gesaget

Biß Resatha wird außgefraget

Verwahr yhn auch mit gutem vleisse

200

Auff das er sich von dir nicht reysse

 

Ichaboth:

Ach das erst du mir solst gepieten

Dazu mit stricken meiner hütten.

Und beide uns soll gfangen halten

Die yhr erst ward in unsern gwalden

 

Giezi:

205

Das müst yhr selbs am besten wissen

Was yhr für bossen habt gerissen

Das yhr die schantz so habt versehen

Das wir mit euch umb müssen gehen

 

Resatha:

Das macht der junge tellerlecker

210

Der rotzlöffel / und fingerklecker

Ach das man zu eim jungen knaben

Mehr zuversicht / und glaubn sol haben

Denn zu uns alten / und regenten

Die wir in disen regimenten

215

Nu lange zeit her seind gesessen

Ach hat man aller ehrn vergessen

Das man so blützlich stöst zu boden

Die / so erst ytzund schwebten oben?

 

Abed:

Das glück das thut sich bald verwenden

220

Ytzt ehrt es einn / bald thuts yhn schenden

 

Joachim:

[H4v]

Was wil da werden liebe frawe?

Mein Gott der wird eur not anschawen

Und alle sach zum besten wenden

Vergebns wird er den knabn nicht senden

 

Helchias:

225

Ich hoff die schand sol werdn gerochen

Dann Gott der hat uns hülff versprochen

Und wil uns ja kein mal verlassen

Wenn wirs im glaubn nur kunten fassen

 

Susanna:

Wie wünderlich seind dein gerichte

230

O Herr / wer sich darein kündt richten

Wie seltzam greiffstu zu den sachen

Die weil du mich wilt ledig machen

 

 

Scena quarta.

 

Daniel. Resatha. Ichaboth. Simeon. Gamaliel.

Zacharias. Nahor. Abed.

 

Daniel:

Nu für den einn herzu mit gwalde

So wil ich yhn verhören balde

 

Resatha:

235

Wie kumt yhr auff die weys yhr herren

Das yhr euch last das maul auffsperren

Und gebet zu eim jungen puben

Das er an uns sol frevel uben

 

Daniel:

Du alter pub darffst nicht lang fragen

240

Ich wil dir bald die antwort sagen

Was meinstu das dein unrecht gwalte

Dir Gott zu gut sol ewig halten?

In boßheit hast zubracht dein jugent

Und dich gevlissen keiner tugent

245

Darnach hastu mit falschem scheine

[Ir]

Dich gstelt / als werstu frumb / und reyne

Mit sölchem schein die leüt betrogen

Das sie dich habn herfür gezogen

Da du nu bist inn sattel gsessen

250

Deins Gottes hastu gar vergessen

Die grechtigkeit thetst unterdrucken

Die unschuld sich fur dir must bücken

Die ungerechten / die dir gaben

Geschenck / die liest du ledig traben

255

Wer aber dir nicht thet zu gfallen

Der selbig must das glag bezalen

In allen sölchen falschen handeln

Thetst du on Gottes forchte wandeln

An Gottes gsetz dein hertz nie keret

260

Da er durch Mosen also lehret

Den unschüldigen und den frumen

Den laß nicht umb sein leben kumen

Sölchs aber hastu alls verachtet

Noch je ein mal bey dir betrachtet

265

Das Gott dein tück werd hinderkumen

Du hast auch des nicht wahr genuhmen

Das nichts so gar subtil wird gspunnen

Es kumt ein mal auch an die sunnen

Nu aber ist die stund außgloffen

270

Das / Gottes urteyl dich hat troffen

Und eben uber diser sachen

Darinn du wolst zu schanden machen

Ein frume fraw / da solstu werden

Zu schand vor aller welt auff erden

275

Drum sag mir her du grechter richter

Viel mehr sag ich du lügentichter

Bey welchem baum du habst im garten

Die zwey der unzucht sehen warten

Wie du vorhin auff sie gewaschen

280

Sag an / wo thets du sie erhaschen?

 

[Iv]

Resatha:

Ich hascht sie unter einer aschen

Umb gelegenheit des reyms willen

seind andere baum hie genennet

denn im text stehen.

 

Daniel:

Gottes urteyl sol dich recht erhaschen

Dann du in deinen hals thust liegen

Damit du dich wirst selbs betriegen

285

Drumb siech / Gott hat das schwert gegeben

Seim engel / das er dir dein leben

Zerscheittern sol / und dein nicht schonen

Dann ytzt wil er dein sünd belohnen /

Fürt den beyseits / und bringt auch here

290

Den andern / das ich yhn verhöre /

Wol her der du vom bösen samen

Des Kanaams / und nicht vom stammen

Des rechten Juda bist geboren /

Auff dich ist kumen Gottes zoren

295

Darumb dast dich unkeüschen alten

Anfechten liest Susannen gstalte

Die böse lust dein hertz verkeret

Der gleich yhr vielmals habt bethöret

Die töchter Israel / und zwungen

300

Das sie nach eurm gefalln gesungen

Und eurem willen raum gegeben

Dann sie nicht dorfften widerstreben

Aus forcht eur grossen ungenaden

Die sie nicht thürsten auff sich laden /

305

Von Juda aber das frum weibe

Hat euch nicht wolln yhrn keüschen leibe

Zu eurem willen underlassen

Des hat sie müssen auff sich fassen

Eurn zorn / und sich des lebns erwegen

310

Drumb hat yhr auch falsch kundtschafft geben

Und euch vereyniget beysammen

Das yhr sie wolt zum todt verdammen

Weil du nu gsagt / du habs gesehen

[Iijr]

Das diser ehebruch sey geschehen

315

So thue mir disen baum ytzt kunde

Da du sie hast beysamen funden

 

Ichaboth:

Ich fand sie unter einer linden

 

Daniel:

Die rach des herrn sol dich auch finden

Dann du ein rechte lüg hast gsaget

320

Und fälschlich dise fraw verklaget

Drumb siech der engel Gott des herren

Der wartt auff dich / und ist nicht ferren

Das schwert ist yhm in seine hende

Gegebn / das er dein lebn behende

325

Abhaw / und euch ytzt beide tödte

Und diß unschuldig blut erredte /

Fürn weck die weil er ist nu gfraget

Und hat sein lüg auch auff gesaget

zun Radthern:

Yhr herrn die weil yhr habt gesehen

330

Wie sie mit lügen hie bestehen

So wist yhr nu was euch gebüret

Das rechten vollnt mit yhn außfüret

Yhr seyt der engel den ich meine

Dem Gott hat gebn das schwert alleine

335

Die ubeltheter hie zu straffen

Und frid vor yhn den frumen schaffen

Drumb secht / das yhr in euren henden

Das schwert nicht unrecht thut verwenden

Die schneid wolt gegn den bösen keren

340

Die frumen mit dem rucken ehren

Das ist / auff eurer sorg sie tragen

Als auff eim rucken / und handhaben

In sonderheit merckt dise lehre

Das yhr forthin nu nimmer mehre

345

Eim grossen herrn zu wolgefallen

[Iijv]

Yhm seiner sach solt bald zufallen

Ehe yhr die sach im grund verstehet

Und allenthalben wol besehet

Dann offt ein herr aus zorn und neyde

350

Dem armen denckt zu thun ein leyde

Wenn ers dann sonst nicht kan verfügen

So denckt er yhm darauff ein lügen

Verlest sich auff sein ehr und gwalte

Man werd yhn für keinn lügner halten

355

Und nur seim wort on widerreden

Von stundan gwissen glauben geben

Wie dann mit disen ist geschehen

Drumb wollt euch forthin baß fürsehen

Euch auch kein gwalt vom recht last schrecken

360

Ob einer schon die zeen thut blecken

Er wird euch drumb so bald nicht fressen

Dann Gott des grechten nie vergessen

 

Simeon:

Wir dancken Gott in ewigkeite

Das er ist noch zu rechter zeite

365

Itzt kumen / und nicht zugelassen

Das würd unschüldig blut vergossen

Und dich du ausserwelter knabe

Die weil dir Gott hierinn sein gabe

Hat mehr gegeben / denn uns alten

370

Wolln wir in allen ehren halten

Und uns mit nicht des lassen bschweren

Fürbaß zu volgn deinn guten lehren

Was rhatt abr nu yhr herrn / und alten

Wie mans mit disen zweyn sol halten?

 

Gamaliel:

375

Ein urteyl hat uns Gott gegeben

Dem sollen wir nicht widerstreben

Drumb dörff wir nu nicht lang radtschlagen

Den todt / den solln sie selber tragen

[Iiijr]

Den sie der frawen auffgeleget

380

Durch yhre bitterkelt beweget

Dann weil sie falsch gezeugnüs geben

Gebürt sichs nicht das sie solln leben

Drumb sol mans itzt on alle gnade

Mit steynen werffen bald zu tode

 

Zacharias:

385

Ich thue der meinung auch zu fallen

 

Daniel:

So thut mirs auch nicht ubel gfallen.

 

Simeon:

Im nahmen Gots / so seys beschlossen

Yhr blut das sol ytz werdn vergossen /

Ihr knecht / fürt hin die lügentichter

390

Und haltt sie weiter nicht für richter

Nach yhrm verdienst solt yhr sie ehren

Mit steynen solt yhrs zu beschweren

Yhr keins solt yhr aus gunst verschonen

Man wurd euch sonst mit yhn auch lohnen

 

Abed:

395

Ich hoff es sol an uns nicht feilen

Wir wolln yhn recht yhrn lohn mitteilen

Endlaufft uns einr er wirdts wol sehen

Wenn er wirt undern steynn auffstehen

 

 

Scena quinta.

 

Giezi. Resatha. Abed. Olympa.

Ichaboth. Ruth.

 

Giezi:

Wolan yhr herrn ziecht auff die fart

400

Es ist mit euch nu ungehart

Es gfall euch ubel oder wol

Yhr hört wol was geschehen sol

 

Resatha:

[Iiijv]

Wir hören leider alzu viel

 

Abed:

Yhr selber fürt euch in das spiel

 

Olympa:

405

Yhr herrn gedenckt yhr noch daran

Das yhr mir unrecht habt gethan

Und mich umb meinen acker bracht?

Ytzund hat Gott eur sund gedacht

Und rechet ab die alte schuld

410

Die er biß her hat lang gedult

 

Ruth:

Yhr herrn habt yhr auch ytzund nicht

Der weil / das yhr mein sache richt?

Darnach yhr gestern eylet sehr

Das wirdt euch ytzund alzu schwer

 

Ichaboth:

415

O wee / wie hat sichs glück verkert

Erst neülich warn wir hoch geehrt

Ytzund seyn wir der werlet Spot

Und stecken in der tieffsten not

Wie gar ist nichts gewiß auff erdn

420

Wer hett gedacht / das uns solt werdn

Ein sölches schendlichs end beschert?

O glück wie hastu dich verkert?

 

Giezi:

Nu secht euch für / es kost das lebn

Yhr must ytzund den geist auffgebn

 

Resatha:

425

O wee meins kopffs /

 

Ichaboth:

                        O wee meins rucks

 

Giezi:

Was siechst dich umb? wirft auff sie flucks

 

Resatha:

O Gott biß gnedig zu der stundt

Mein seel die fert dahin vom mundt

 

Ichaboth:

[I4r]

O Gott nicht siech mein sünde an

430

Die ich von jugent hab gethan

Kum mir zu hülff in diser not

Das mich nicht halt der ewig todt

 

Abed:

Wolan / halt inn / sie habn sein sat

Sie ligen beyd an rechter stadt

435

Sie werdn kein frawen schenden mehr

Noch fälschlich brengen umb yhr ehr

 

Giezi:

Ey ja wir habn yhn gebn dafür

Ein ertzeney / ligt für der thür

Sand Steffans brot mans nennen thut

440

Die ist für sölch gebrechen gut

Der kaufft man umb einn groschen viel

 

Abed:

Mir nicht / das ich yhr kauffen wil

Der ertzeney zu meinem leib

Ich wil on das mit willn keim weib

445

Abschneidn yhr ehr / und gut gerücht

So darff ich diser salben nicht

 

Giezi:

Ich wolt das ich die alle sol

Mit kißling schmaltz recht salben wol

Die von yhrm nechsten sagen schandt

450

Die sie an yhm nie habn erkandt

Ich wolt yhn yhre zungen schmirn

Sie sollns in dreyen tagn nicht rürn

 

Abed:

Wir wollen davon lassen ab

Und dise schicken zu dem grab

455

Was solln sie da lign auff der erdn

Das sie dem volk das maul auffspern

 

Giezi:

Potzhinden / diser hat viel schmer

[I4v]

Er wird zu tragn sein leiden schwer

 

Abed:

Die helküchlein die er verzert

460

Die haben yhm den bauch beschwert

Greyfft auch ein wenig zu yhr gselln

Vom tranckgelt wir euch schencken wölln

 

 

Scena sexta.

 

Susanna. Beniamin. Jahel. Joachim.

Helchias. Elisabeth.

 

Susanna:

O Gott der du allein gerecht

Du hast mich nu gerochen recht

465

Und mich errett aus disem todt

Denn du allein in aller not

Der helffer bist / und nicht verlest

Die sich auff dich verlassen fest

Dein zusag bleibet allzeit wahr

470

Kein mensch dich lügen zeihen thar

Du hast deinn kindern / zusag than

Du wölst sie nimmer mehr verlahn

Sie sölln die rach nur dir zugebn

Du wöllest sie wol rechen ebn

475

Das hast an mir auch wahr gemacht

Und deiner zusag recht gedacht

Darumb ich dich auch preysen wil

Weil ich in mir das leben fül

Und wil auch weiter des zu dir

Versehen mich / du werdest mir

480

Mein leben lang in aller noth

Erzeygen dich einn trewen Gott /

O lieben frummen eldern mein

Und yhr o liebster gmahel fein

Last uns von hertzen lobn / und ehrn

[Kr]

Den almechtigen Gott / und herrn

Der sich so freuntlich her geneygt

Und uns sölch wolthat heut erzeigt /

Und yhr auch liebsten kindlein mein

Last das euch zum exempel sein

490

Das yhr stets fürchtet Gott den herrn

Yhn liebt / vertrawt / und haltt in ehrn

Dann yhr ja ytzt habt gsehen frey

Wie Gott der her mir gstanden bey

Mich hat errett bey meinem lebn

495

Und mich gesund euch widergebn

 

Beniamin:

Ja liebe hertzne muter mein

Wir wollen nu viel frümer sein

 

Jahel:

Ich auch wil fumb / und thosam sein

 

Susanna:

Ja thu es / du liebes töchterlein

 

Joachim:

500

Susanna liebste frawe mein

Ein steynen hertz furwahr müst sein

Das Gott nicht dancket fur die gnad

Die er uns heüt erzeiget hat

Das er euch hat errett so fein

505

Und wunderlich vons todes pein

Ich hatt mich eur schon gar verzign

Nu abr ich euch thue wider kriegn

So solt yhr mir viel lieber sein

Weil yhr eur ehe gehalten rein

510

Und Gott eur unschuld selbs bekant

Mit dem / das er von euch die schand

Hat in die lügner selbs gesteckt

Und wider sie den knabn erweckt

 

Helchias:

Das ist mir auch ein grosser trost

[Kv]

Das du dich rein erhalten hast

Und heut bestehst mit allen ehrn

Vor Gott / und auch vor disen herrn

Das kann ich Gott verdancken nicht

Das er dein unschult hat gericht

 

Elisabeth:

520

Ja freilich künn wir nimmer mehr

Bezalen Gott die grosse ehr

Die er an uns hat heut gewandt

Das er den knaben hat gesandt

Dein unschuld hie zu offenbarn

525

Drumb solln wir auch kein zeit nicht sparn

Und dancken Gott on unterlaß

Das er uns hat erzeiget das /

 

 

Scena septima.

 

Abed. Simeon. Susanna. Daniel.

Joachim. Nahor. Abdi.

 

Abed:

Weisen herrn / wir haben eur geschefft volendet

Und die ubeltheter zu dem tod versendet

530

Auch bestatt zur erden / wie sich das gebüret

Hoff wir haben diese sach recht außgefüret /

 

Simeon:

Gott sey lob / das er die unschuld hat gerochen

Und den argen richtern yhren gwalt gebrochen

Die uns hatten schir gefürt in grosse sünde.

535

Wo uns Gott nicht hett erret durch dises kinde

Und sich selbs der frawen unschuld angenuhmen

Und das unrecht blutvergiessen underkumen /

Fraw Susanna / das wir eur auch nicht vergessen

Bitt wir euch / wolt uns in argem nicht zumessen

[Kijr]

Das wir habn zuvor ein urteil lassen gehen

Welchem nach / euch grosser gwalt von uns wer gschehen

Dann wir achten /das es Gott so hat gewendet

Das der Richter boßheit wurd an euch geendet

Und eur tugnt / man dester klerer künt ersehen

545

Wie dann auch zu beydem teil nu ist geschehen /

Dann die Richter habn nu yhren lohn endpfangen

Yhrer boßheit / die sie habn biß her begangen

Aber eure tugnt wirdt weiter außgetragen

Denn man hett zuvor gewüst davon zu sagen

550

Alle menschen / die von diser gschicht werdn hören

Werden euren nahmen halten stets in ehren

Auch so werd yhr manchem bider weib hie geben

Ein exempel eines reynen keuschen leben

Uber das / die yhr ein kleine weil mit schanden

555

Neülich seyt alhie vor unsern augn gestanden

Solt von uns dafür sybnfeltig ehr nu haben

Welchs yhr Gott zu dancken habt / und disem knaben

Welchen Gott aus gnaden ytzt zu uns her sandte

Das eur unschuld jederman nu würd bekandte

 

Susanna:

560

Lieben herrn / das urteil das yhr heut thet sprechen

Wil ich euch forthin in argem nicht zurechen

Sonder wils für Gottes willen auch erkennen

Und sein wunderthat zu grossem danck annehmen

Welch er hat an seiner armen meid erzeyget

565

Und so veterlich sich her zu mir geneyget

Dich auch liebes kind wil ich in ehren haben

Weil dich mein Gott hat begabt mit sölchen gaben

Und durch dich mich hat errett von diser gwalde

Weil ich leb / wil ich gegn dir mich danckbar halten

570

Und für Gott meins herrn gesandten dich erkennen

Auch nach Gott / dich meines lebens heyland nennen /

 

Daniel:

Fraw Susanna keiner ehrn ich nicht begehre

[Kijv]

Dann ich meinenthalben nicht bin kumen here

575

Sonder Gott der hat eur unschuld angeschawet

Und eur hertz / welchs yhm mit starcken glaubn vertrawet

Welches halbn / er eur gebet hat angenuhmen

Und verschafft / das ich den todt müst underkumen

Drumb so gebet Gott allein hierumb die ehre

Dann so habt yhr auch schon than / was ich begehre

 

Joachim:

580

Lieber sohn / und yhr mein liebe herrn / und alten

Billich soll von Gottes lob uns-nichts auffhalten

Wolln der halbn wir all zu gleich mit höchstem vleise

Uns gegn unserm lieben Gott mit danck beweysen

Und der wolthat forthin nimmer mehr vergessen /

585

Weyter aber alle / die yhr hie gesessen

Thue ich auff das freuntlichst bitten / und begehren

Das yhr euch / mir nach zu volgn / wollt nicht beschweren

Und den tag mir helffen wollnt mit freudn volenden

Dran mir Gott mein leid in freud hat wollen wenden

590

Dann wir wollen lob / und danck dem herren singen

Wolln uns frölich auch erzeygn mit tantzn / und springen

Alles unserm lieben Gott zu lob / und ehren

Alle unkost sol mich gar mit nicht beschweren

Dann die weil mein weib heut stund in todes gfare

595

Meins bedunckens ich gereyt ein widwer ware

Weil sie aber Gott erhalten hat beym leben

Und mirs gleichsam wider zu der ehe gegeben

Wil ich auch gleich als ein newe wirtschafft halten

Drumb ich nochmals bitt / mein liebe herrn / und alten

600

Wollet euch / dabey zu sein / nicht lassen bschweren

Gott zu lob / und mir zu lieb / meinr frawn zu ehren

 

Nahor:

Wollet yhm ein antwort gebn von unsernt wegen

Wie yhrs macht / so sols uns auch nicht sein endgegen

 

Simeon:

Lieber Joachim eur bitt wir habn verstanden

[Kiijr]

Wollen euch auch all zugleich nachvolgn zu hande

Dann eur frumen frawn / und euch zu lieb / und ehren

Soll uns diß / und anders mehr zu thun nichts bschweren

 

Joachim:

Des bedanck ich mich gegn euch mit höchstem vleise

Wil mich wider dienstlich gegen euch beweisen /

 

Abdi

ad spectatores:

610

Alle die yhr habt meim herren helffen klagen

Und ob fraw Susannen hertzlich mitleidn tragen

Wollet euch auch frölich widerumb beweisen

Und mit yhm den herrn für seine wolthat preisen.

 

Cui uni sit gloria,

in secula Amen.