BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Daniel Stoppe

1697 - 1747

 

Der Parnaß im Sättler,

oder Scherz- und Ernsthafte Gedichte

 

1735

 

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S. 84

Cantata.

 

Aria.

 

Hoffe nur, geplagtes Herze!

Daß der Himmel nach dem Schmerze

Dich auch einst erfreuen kan.

Weg mit ängstlichen Geberden!

Hoffe nur und stelle dir

Gottes treue Sorgfalt für,

Diese wird ja wohl an mir

Nicht erst zum Tyrannen werden.

Wen heut das Glück verfolgt, den lacht es morgen an. Da Capo.

 

Die Hoffnung hält mich nur, sonst läg ich wirklich schon,

Ihr angenehmer Thon

Verstopft mein Ohr von jener ungereimten Melodie,

Mit der die schwermendlauten Grillen

Bey der verdrüßlichen Melancholie

So Kopf als Herze füllen.

Gesetzt mein Glücke wankt, gesetzt auch, daß es fällt,

Die Hoffnung, die mich stets mit starken Armen hält,

Entreist mich der Gefahr,

Von der ich ohne sie unmöglich zu befreyen war.

Ach! Hoffnung! ach! du läßt mich sicher stehen,

Wenn andre neben mir in der Verzweiflung untergehen.

 

Aria.

 

Nehmt die Messer statt des Bogens,

Fiedelt euch selber die Kählen entzwey!

Der Satan giebt den Tackt, wenn die Verzweiflung musiciret,

Die nebst der Melodie das Leben rächelnde verliehret.

Ach! geigt so schön ihr wollt! ich tret euch niemahls bey,

Nehmt die Messer statt des Bogens,

Fiedelt euch selbst die Kählen entzwey!

 

Die Hoffnung spielt auf einem andern Thone,

Drum kriegt sie auch den Segen ganz gewiß zum Lohne.

Denn wer nur warten kan,

Trifft endlich sein Vergnügen an.

Die Ungeduld meynt zwar das Glücke zeitig zu ereilen,

Allein sie pfleget es nur desto länger zu verweilen.

 

Aria.

 

Das Glücke kommt selten per posta, zu Pferde,

Es geht zu Fusse Schritt vor Schritt.

Sein Eigensinn ist nicht zu zwingen,

Man mag auch noch so sehr nach seiner Ankunft ringen,

Es ändert darum nicht den langsamfortgesetzten Tritt.

Das Glücke kommt selten per posta, zu Pferde,

Es geht zu Fusse Schritt vor Schritt.

 

Was will ich mich vergebens grämen?

Gibt mir der Himmel nichts, so kan ich ihm nichts nehmen.

Verhängniß! ach! ich schreibe dir

Nichts für.

Vergnüge mich, wie, wenn und wo es dir gefällt!

Mein Wohlseyn bleibt in deine freye Wahl gestellt.

 

Aria.

 

Mein Glücke nimmt sich Zeit. Ich laß es mir gefallen.

Es kommt nun wenn es kommt, so nehm ichs freudig an.

Kommt es nicht heute, so kommt es doch morgen.

Der Himmel wird mich doch versorgen,

Er weiß schon, daß ich warten kan.

Mein Glücke nimmt sich Zeit. Ich laß es mir gefallen.

Es kommt nun wenn es kommt, so nehm ichs freudig an.