BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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aber ist sie aufrichtig, so wird sie wiederkehren, um die Tugend mit desto größerer Innigkeit zu umfassen.

 

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Wie in Indien die Pflanzen bei weitem großartiger sind, weil sie unmittelbarer die Strahlen der Sonne in sich aufnehmen, so auch verhält es sich mit unserm geistlichen Leben. Je mehr wir uns Gott nahen, je mehr sich die edlen Kräfte, die er uns gegeben, zur Vereinigung mit ihrem Schöpfer, entfalten.

 

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Am 13. Mai, Mittwoch früh.   

 

Seit mehreren Tagen sitzt ein hartnäckiger Husten mir auf dem Nacken, und Geist und Körper sind gleich müde. Die hiesige dünne Luft jagt mir das Blut noch einmal so schnell durch die Adern. Das Clima Nizzas ist für Schwindsüchtige zuträglich, aber doch müssen auch kräftigere Naturen bon gré, malgré an dieser Cur Theil nehmen

 

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Um zwölf Uhr kam heute Abbé R...di um Abschied zu nehmen. Ich darf nie vergessen, daß ich ihm, Manzoni's Werke zu kennen, verdanke; auch machte ich unter seiner Leitung in der italienischen Sprache wirklich bedeutende Fortschritte. Ohngeachtet seiner Jugend ist er mir ehrwürdig, denn er lebt seinem Berufe getreu und liebt die Wahrheit.

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Menton, Abends.   

 

Der Weg bis Menton ist derselbe, den ich schon bei meiner Fahrt nach Laghetto beschrieben. Immer geht es längs dem Meere hin, links Felsen von den wunderlichsten Formen übereinander gelagert, hinter diesen Schnee­gebirge, deren Gipfel in die Wolken tauchen, und rechts dunkele Abgründe. Um die schwarze Felsenburg Eza [Éze] dampfte es aus, ein Pful von Nebeln. Weiße Nebelgestalten schwammen um uns her, aber der blaue Himmel schaute tröstend drein. Es war mir dieß ein Bild meiner Seele, deren Nebel und Finsternisse nur die Gnade Gottes zu theilen vermag. – Nächst Menton sind die Thäler voll der schönsten Waldungen, aber da, wo kein starrer Felsen mehr, ist eine Welt des Ueberflusses. Hecken von weißen Rosen, wilde Oleanderbüsche, rankende Reben, süß­duftende Blumen bedecken den Boden. Die Zitronen­haine sind das üppigste, das ich je gesehen. Man denke sich hohe Kirschbäume Blüthe an Blüthe, und verwandle jede Blüthe in eine goldige Zitrone und so möchte jener Zitronensegen am treusten wiedergegeben seyn. Wir schlichen, müde von der Reise, durch die engen Straßen des Städtchens der Höhe zu, wo ich hübsche Gruppen von noch hübscheren Mädchen bemerkte. Die Züge einiger Frauen waren so fein geistig, als gehörten sie Bildern an und keinen Wesen. Man vergißt schnell ihre braunen Lumpen und bekleidet sie mit der Glorie einer Madonna.

 

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Menton von Westen

Menton von Osten