BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Schubartgymnasium Aalen

gegründet 1912

 

Das Aalener Kinderfest

 

1888 - 2002

 

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Mechtild Theiss

Das Aalener Kinderfest

 

Als ich 1950 neu nach Aalen kam, erzählten mir die Mitschülerinnen gleich begeistert vom Kinderfest. Und schon bald darauf zog ich mit dem Festzug durch Aalens Straßen zum Festplatz beim Schubartgymnasium.

Das Kinderfest war seit 1888 – nur durch die beiden Weltkriege unterbrochen – das große Aalener Stadtfest. Schon morgens um 5 Uhr fuhren Lastwagen mit Bläsern der Stadtkapelle durch die Straßen. Von der Musik geweckt, wußte man, daß das Fest stattfindet – was wetterbedingt manchmal fraglich gewesen war.

 

Das letzte Kinderfest im Sommer 1939, kurz vor dem von Nazi-Deutschland begonnenen 2. Weltkrieg: Aufstellung zum Festzug (Stadtarchiv Aalen)

 

Die Schüler versammelten sich in den Schulen und gingen gemeinsam zum Gottesdienst, wobei zum Beispiel die katholischen Kinder vom Schubartgymnasium aus zuerst die evangelischen Kinder zur Stadtkirche begleiteten, bevor sie zur Salvatorkirche gingen. Danach gab es in den Schulen eine Bretzel und eine Rote Wurst, den hatten vorher Schüler der jeweiligen Klasse bei den Aalener Bäckern und Metzgern abgeholt. Auch wurden kleine Geschenke, die Aalener Geschäftsleute gespendet hatten, unter den Schülern verlost.

Um 14 Uhr zog dann der Festzug vom Bahnhofsplatz durch die Stadt in Richtung Schubartgymnasium. Voraus trabten Pferde des Reitervereins, dann folgte der Oberbürgermeister mit den Gemeinderäten. Sie nahmen in der Rombacher Straße auf einer Tribüne Platz und konnten so den langen Festzug sehen.

 

Kinderfest 1951: 5000 Kinder waren dabei. 10 Kostümgruppen wurden mit einem Preisgeld von 10 DM ausgezeichnet. Hier die Gruppe «Auf der schwäb'sche Eisebahna».

 

Nun kamen sämtliche Aalener Schüler mit ihren Lehrern. Jede Schule hatte ein Motto für ihre Darstellungen gewählt. So zogen Blumenkinder, Handwerker, Gestalten aus Märchen oder der Stadtgeschichte vorbei.

 

Kinderfest 1951: Die Kostümgruppe «Frauenklasse».

 

Es gab geschmückte Wagen, verschiedene Musikkapellen unterbrachen den Zug der Kinder. Viele Zuschauer säumten die Straßen – nicht zuletzt, weil die Kinder nach dem Festzug abgeholt werden mussten.

Auf dem Festplatz an der Parkschule begrüßte der Oberbürgermeister von der kleinen Tribüne oberhalb des Platzes unter der großen Eiche den Festzug, und dann sangen alle gemeinsam das Lied: «Geh aus mein Herz und suche Freud'».

 

Kinderfest 1951: Das Topfrennen.

 

Anschließend konnten sich die Kinder auf dem Rummelplatz vergnügen. Der war zunächst auf dem Parkschulplatz, später dann im Greut. Da gab es neben dem Kettenkarusell und der Schiffschaukel schon 1951 eine Autoscooter-Bahn.

 

Kinderfest 1951: Autoscooter-Bahn.

 

Kinderfest 1951: Riesenrad.

 

Und an einem kleinen Stand konnte man sogar ein leckeres Stück «Türkischen Honig» erstehen. Den gab es damals sonst nicht in Aalen.

Die Erwachsenen ließen sich gern im Schatten der Waldbäume bewirten und feierten bis in die Nacht.

 

Kinderfest 1951: Prost!

 

2002 hörte die lange Tradition des Aalener Kinderfestes auf. Die Stadt war auch zu groß geworden, die Wege zu weit. Seit 1975 sind die «Reichstädter Tage» das große Aalener Stadtfest.

 

Aalener Wochenschau - Kinderfest 1951

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