BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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im Schlosse.“ Wie das? „Nun ja! Mary, Betsy und Fanny sagen aus, daß sie sich am Tage in ein hübsches Fräulein, aber bei Nacht in ein Ungeheuer verwandeln, mit eigenen Augen hätten sie es gesehen, Ihre schwarzen Hände mit glühenden Krallen.“ „Ach! meine Handschuhe, meine Handschuhe,“ rief ich aus, und bald war das furchtbare Räthsel gelöst. Seitdem gebe ich mir alle Mühe, die armen Mädchen zu versöhnen, vergebens! trete ich in ihr Zimmer, so erbleichen sie, erst lautes Gespräch, dann Todtenstille. – sie ist eine Hexe, heißt es nun. Während der Spielstunde Emilys singe ich am Flügel oft meine Solfeggien, aus der Singschule von Gomis. Am rechten Gitter des Parks sammeln sich dann nicht selten Frauen, Männer und Kinder. Die Hexe orgelt und pfeift wieder, sagen sie. –

Weil ich nun glücklich im Zuge bin, der Romantik Randzeichnungen zu liefern, so darf die mystische Figur unserer Pförtnerin keineswegs fehlen. – Ohnlängst machte ich noch spät einen Gang über die Wiesen nächst dem Tunnel vorbei, wo das Pförtnerhäuschen steht. Es ist düster und doch heimlich. Die Thüre stand offen. Vor der­selben lag ein schwarzer Spitzhund, der knurrend der sil­bergrauen Mismi entgegen sieht, die mit stattlich erhöhtem Rücken und vorsichtig näher schleicht – flugs die Kralle ihm in's Auge und den Nacken packt die Pfote – das knurrt und schnurrt! die Stimme aber aus dem Häuschen überschallt Beide. Die Pförtnerin, eine Frau von ohngefähr dreißig Jahren, schwingt den Besen, die schwarzen Haare hängen    aufgelöst   ihr   über   die  Schultern   hinab,   und

 

die dunklen Augen sprühen mich so recht geheimnißvoll an. Dabei ließ sie sich in ihrem Gesang nicht stören, so viel ich merkte war es ein altes Kriegslied.

Ende Oktober werden wir unsere Rückreise antreten, und es mahnen auch die herbstlich winterlichen Stürme ganz ernstlich, es den Vögeln nachzumachen. So hoffe ich denn, theurer Vater, Deinen nächsten Brief in Paris vorzufinden, eine Aussicht, die eben so magnetisch, als wohlthuend auf mich wirkt. Nur noch ein paar elegische Verse:

 

An Irland.

O armes Volk! bekämpft sinkst Du dahin!

und bist vom Licht, o Erin! nun verlassen.

Sonst sah dich, heil'ge Insel, man erglüh'n

Für Lieb und Treu, sie innig zu umfaßen!

Und nun! am schweren Joch Dich müd' zu zieh'n,

Ist Deines Herzens stete Trauerklage;

Die Blume welkt, ein Reich muß auch verblüh'n,

Muß weinen so am eignen Sarkophage.

 

 

XVII.

 

Paris, am 20. November 1832.   

 

Gott sey gelobt! Da bin ich wieder in Paris, und das Meer durfte mich nicht behalten, wie sehr es auch dazu Lust gehabt hätte. Wenn der Spiegel oder sonst ein Spleen der Einbildung  mich  nicht trügt, so hat die Seefahrt meine

 

 


 

Das Pförtnerhäuschen des Schlosses.