BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Irmgard Bock

* 1937

 

„So kommen auch Frauen

schon auf die verrückte Idee,

Hochschullehrer zu werden.“

 

Frauen in den Fächern

Psychologie und Pädagogik,

am Beispiel der LMU München

 

2003

 

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1.

Die Verortung der Fächer Psychologie und Pädagogik

in der Universität in den letzten 100 Jahren

 

Damit das Folgende richtig eingeordnet werden kann, ist es notwendig, die Ent­wicklung der Fächer Psychologie und Pädagogik und ihre Verortung in der Universität ganz grob zu skizzieren.

Als 1903 die Frauen auch in Bayern offiziell zum Studium zugelassen wurden, umfaßte die Universität insgesamt fünf Fakultäten: die theologische, juristische, staatswirt­schaftliche, medizinische und philosophische. Letztere war seit 1865 in zwei Sektionen mit einem gemeinsamen Dekan aufgeteilt. Während die Sektion II die Fächer umfaßte, die dann ab 1937 die naturwissenschaftliche Fakultät ausmachten, gehörten zur Sektion I – ab 1937 Philosophische Fakultät genannt – neben der Philosophie, den Geschichtswis­senschaften und den Philologien auch die Fächer Psychologie und Pädagogik. Im WS 1969/70 wurde diese Philosophische Fakultät wieder geteilt und schlicht mit den Kennzeichen Philosophische Fakultät I und II bedacht. Die Pädagogische Hochschule wurde gleichzeitig der Universität gleichgestellt, bildete aber geschlossen eine eigene Fakultät. Unsere Fächer gehörten von da an der Philosophischen Fakultät I an, bis dieses Konstrukt einer erneuten Änderung zum Opfer fiel. 1975 wurden aus den Fakultäten Fachbereiche gebildet. Psychologie und Pädagogik bildeten nach heftigen Kämpfen in der Fakultät den FB 11. 1977 endlich wurde die Fakultät 21, die sich 1969 aus der Pädagogischen Hochschule in Pasing gebildet hatte, aufgelöst. Die einzelnen Lehrstühle/Institute wurden auf die übrigen Fakultäten verteilt. Die Didaktiken entschieden sich für eine Ansiedlung bei den Fachfächern, Psychologie und Pädagogik wurden dem Fachbereich 11 eingegliedert. In dieser Zeit entstanden das Institut für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie aus den psychologischen Lehrstühlen der ehemaligen pädagogischen Hochschule und dem Lehrstuhl für Pädagogik II, das Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik und das Institut für Sonderpädagogik neben den weiterhin bestehenden Instituten für Pädagogik und für Psychologie.

Die erneute Umbenennung in Fakultät (oder Rückbenennung) erfolgte schon bald; es blieb von der alten Sprachregelung aber der Fachbereichsrat als Organ der Selbst­verwaltung erhalten. Die Nähe der Fächer, die hier auch organisatorisch zum Ausdruck kommt, wurde erst jüngst durch die Bildung von zwei Departments auf der Grundlage des Art. 41 Abs.1 BayHschG gelockert.

Psychologie und Pädagogik haben sich als selbständige Wissenschaften aus der Philosophie entwickelt. 1894 war unter dem Dach der Philosophie das Psychologische Institut gegründet worden. Seit 1913 gab es den ersten Lehrstuhl für Pädagogik, aber erst seit 1949 kann man wirklich davon sprechen, daß beide Fächer selbständig (nicht nur interimistisch) vertreten wurden (vgl. Geiger [1989], 52). Auch das 1923 gegründete pädagogische Seminar wurde häufig von Vertretern der Psychologie mit geleitet. (Vgl. Geiger [1989], 37) Bedeutsam war daneben eine enge Verbindung zur Altphilologie, die z. T. die Pädagogikvorlesungen übernahm, während der Einfluß der Theologie (J. Göttler) größer auf die Ausbildung der Volksschullehrer war. Es gab ein pädagogisch-katechetisches Seminar an der Theologischen Fakultät und der Ordinarius Göttler hatte sei dem WS 1911/12 zusätzlich einen Lehrauftrag für das Bayerische Volksschulwesen. Aus der Lehrerbildung entwickelten sich die übrigen an unserer Fakultät vertretenen Fächer.