BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eike von Repgow

um 1180/90 - nach 1233

 

Sachsenspiegel

 

Das Sächsische Landrecht

 

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Zweites Buch

 

Fol. 33v (Artikel 29 ff.) der Wolfenbütteler Bilderhandschrift des Sachsenspiegels: Cod. Guelf. 3.1 Aug. 2°, um 1350 (HAB Wolfenbüttel)

 

 

Artikel 1.

Wur an den herren weder dat rike dun.

 

Von Bündnissen der Fürsten

Svar herren mit eiden sik to samene sekeret, se ne besceiden dat rike dar buten, so hebbet se weder deme rike gedan.

 

 

Artikel 2.

Wo sik de klegere an der klage versumt.

 

Von Versäumung des Gerichts durch den Grafen

Versumt die greve sin echte ding, dat alene verlüset die klegere. Versumt he der dinge ienich, die um ungerichte ut geleget werdet, man mut der klage beginnen al von voren.

 

 

Artikel 3.

Welker klage de man dach hebben sal, unde wo lange der

he beklaget wert vor gerichte in sin antwerde.

 

Wann gewinnt der Beklagte Frist zur Antwort

§ 1

Beklaget man enen man in sine jegenwarde umme egen oder len, dat he in rechten geweren hevet, man sal ime degedingen to me nesten dinge, of he sprict: me n'is hir umme herre nicht gedegedinget; to der anderen klage bedet he des dinges, dat sal man ime geven, sint sal he antwerden.

§ 2

Grot man enen man to kampe de ungewarnet dar komen is, unde ime umme die sake dar nicht gedegedinget n'is, he sal dach hebben na siner bord, of he's bedet, dat he sik dar to warne, sven it kamp gelovet is, unde er nicht. Die vri scepenbare man over ses weken; die dinstman over virteinnacht, unde andere vri lude.

§ 3

Um al ander sake dar man den man umme scüldeget, sal he antwarden to hant, bekennen oder besaken.

 

 

Artikel 4.

We sik ut der vestinge tien wil.

We sik ut tiüt.

Welk borgetoch des richteres si.

Welke echte not des mannes borge bewisen mut.

 

Verfahren beim Ausziehn aus der Verfestung

§ 1

Sve sik ut der vestinge tien wel, deme sal die richtere vrede werken vore to komen, of man's von sinent halven geret. Svenne he sik uppe'n hilgen ut getiüt, so sal ine die richtere unde dat lant ut laten mit vingere unde mit tungen, als man ine in die vestinge dede. Weigeret man ime des mit unrechte, unde tiüt he sik ut uppe'n hilgen, he is en unvervest man. So sal man ime ok vrede werken, unde he sal bürgen setten vore to komene to dren dingen, of man't von ime eschet, dar sal he sik to antwerde bieden, of ieman over ine klagen wille. Ne klaget nieman over ine binnen den dren dingen, so sal man ine ledich delen von der klage.

§ 2

Tiut sik aver en man ut der vestinge, dar die klegere to antwerde nicht n'is, unde lovet he oder sat he burgen vore to komene to rechte, unde ne kumt he nicht vore, dat burgetoch hevet de richtere gewunnen, unde nicht die klegere, of he'ne weder in de vestinge dut, als he to rechte sal.

§ 3

Sve aver burgen sat vore to komene, nimt it ime echtnot dat he nicht vore komen ne mach, die echten not sal sin burge benomen unde beweren uppe'n hilgen unde anders nein sin bode.

 

 

Artikel 5.

We nenen borgen setten sal.

Binnen welker tiet unde wur man scult, bute, wedde gelden sal.

 

§ 1

Grundbesitz befreiet von Bürgenstellung

Sve so egenes also vele hevet, dat it betere is den sin weregelt, binnen deme gerichte, de ne darf nenen burgen setten, of man ine um ungerichte beklaget.

§ 2

Zeit und Ort der Bezahlung von Schuld, Buße, Gewette

Over virteinnacht sal man scult gelden, de man vor gerichte gewint; gewedde over ses weken; bute na me gewedde over virteinnacht. Wint aver de man sine bute er deme gewedde, man sal se lesten over ses weken, unde it gewedde dar na over virteinnacht. To des huse sal man't gelden, deme man't scüldich is, bi sunnen schine, of he hus binnen deme gerichte hevet, oder to des richteres nesten hus, of jene dar ungehuset is.

 

 

Artikel 6.

We sine rechte bute versprikt.

Wo man vergulden scult bewisen sal.

Wur umme en man wedde.

Welke gave unde ordele man nicht weder reden mach.

 

§ 1

Verlust der Buße

Sve sine rechten bute versprict vor gerichte, die ne hevet nene bute mer.

§ 2

Beweis bezahlter Schuld

Alle verguldene scult sal de man vulbringen selve dridde, die it sagen unde horden.

§ 3

Strafe des säumigen Gerichtspflichtigen

Sve to dinge nicht ne kumt, den delt man weddehaft, of he dar plichtich is to komene, he ne moge't mit rechte weder reden.

§ 4

Verlust des Widerspruchsrechts

Svelke gave die man siüt, oder svelk ordel die man vinden hort, ne weder redet he des tohant nicht, dar na mach he's nicht weder reden.

 

 

Artikel 7.

Wo vele unde welke sake echtnot sin.

 

Fälle und Wirkung der echten Noth

Vier sake sint, die echte not hetet: vengnisse, unde süke, godes dinst buten lande, unde des rikes dienst. Svelke dirre sake den man irret, dat he to dinge nicht ne kumt, wirt se besceneget alse recht is von eneme sinen boden, sve he si, he blift is sunder scaden, unde gewint dach bit an dat neste ding, als he von der echten not ledich wirt.

 

 

Artikel 8.

We ungerichte nicht vulklaget.

We ungerichte vul klaget.

 

Folgen der Nichtvollendung und der Abweisung peinlicher Klagen

Sve so ungerichte klaget up enen, die dar nicht to jegenwarde n'is, kumt he seder vore, unde ne klaget jene up ine nicht, he mut deme richtere gewedden unde jeneme gebüten; ok delt man jeneme der klage ledich. Vulvorderet aver he sine klage, al untgat he ime mit rechte, he ne lidet dar nene not umme, he ne hebbe ine kempliken vorgeladen.

 

 

Artikel 9.

We begint to antwerdene unde to dage nicht kumt.

Wes de kleger unde up den de klage gat bürgen solen setten.

Wanne unde welken vangen man man to borge dun sal.

 

§ 1

Nichterscheinen des Beklagten

Sve so ok begint to antwerdene, unde wirt ime en ding geleget mit ordelen, ne kumt he nicht vore, he is in der klage gewunnen.

§ 2

Verbürgung der Partheien

Die richtere sal ok burgen hebben von deme klegere, unde von deme uppe den de klage gat, dat se to rechte vor komen; se solen ok irs rechtes uppe dat gerichte sien.

§ 3

Wann lässt man Gefangene zur Bürgschaft

Svenne de klage mit ordelen geverst wirt bit an den anderen dach um enen gevangenen man, so sal man ine to borge dun, he ne si in der hanthaften dat gevangen.

 

 

Artikel 10.

Wat man richten moge binnen gebunden dagen.

Wo ho man borgen setten sal vor gerichte.

 

§ 1 und 3-6: Gerichtliche Handlungen in gebundenen Tagen

§ 1

Den vorvesten man mut man wol bestedegen binnen gebundenen dagen. Nicht ne mut man aver over in richten, dar ne sie de hanthafte dat.

§ 2

Höhe der Bürgschaft vor Gericht

Neman n'is plichtich hoger borgen to settene vor gerichte, denne alse sin weregelt stat, it ne si scult der he bekant, oder die mit rechte up ine gebracht wert.

§ 3

Binnen gebundenen dagen ne mut man nicht sveren, wenne den vrede, unde ok uppe den man, die mit der hanthaften dat gevangen is.

§ 4

Sve den vrede brict binnen gebundenen dagen, den ne beschermet die gebundenen dage nicht; also ne dut die kerke noch die kerchof an der dat, die he dar inne dut.

§ 5

Svat so man anderes klaget binnen gebundenen dagen sunder ungerichte, dat mut die richtere wol richten over den man die dar to antwerde is, unde sal gebieden, dat he bekenne unde betere to rechter tiet, oder dat he besake. – Nicht ne mut he aver dingen binnen gebundenen dagen.

§ 6

Svar man aver eide lovet, die sal man lesten to me nesten ungebundenen dage.

 

 

Artikel 11.

We ede lovet vor scult.

Wemen icht gelden sal, ne wardet hes nicht.

 

§ 1

Nichtleistung

Sve so aver eide lovet vor scult, unde ne lestet he ir nicht to rechter tiet, he is an der scult gewunnen, dar die eide vore gelovet waren, it ne neme ime echt not die man bewise. Waren die ede vor gerichte gelovet, man mut deme richtere gewedden, unde dem manne sine bute geven deme die eide gelovet waren.

§ 2

Nichtempfang gelobter Eide

Is de man rede to lestene sinen eid, den he gelovet hevet, to rechter tiet, unde ne wel is jene nicht, oder n'is he dar nicht dar man ine dun sal, des eides sal he ledich sin unde der scult dar he den eid vore lovede, of he des getüch hevet.

§ 3

Versäumung des Empfangs einer Zahlung

Sveme man aver penninge oder silver gelden sal, ne wardet he des to me rechten dage nicht, oder ne annamet he's nicht, he ne hevet dar mede sin gelt nicht verloren; den dach hevet he aver dar mede verloren. Hadde he ok jeneme gelovet dar vore in to ridene, he is des inridenes ledich, unde nicht des geldes noch der scult, dar he vore inriden solde.

§ 4

siehe Artikel 10 § 5: Gerichtliche Handlungen in gebundenen Tagen

Binnen gebundenen dagen ne mut man nicht dingen.

 

 

Artikel 12.

We, wur, wo en over den anderen ordel vinden

unde scelden moge unde nicht vinden noch scelden moge.

We unrecht ordel vint oder de vulbord weder sprikt.

Wur man um en sculden ordel tien sole.

Wat des recht si de nicht vulkumt.

We nen ordel scelden mut.

 

§ 1-3: Persönliche Erfordernisse zum Urtheil-Finden und Schelten

§ 1

Ordel ne mut en man ok nicht vinden over sinen herren, unde over sinen man, unde over sine mage, dar't in an ir lief, oder an ir gesunt, oder an ir ere ga.

§ 2

Scepenbare lüde muten wol ordel vinden over iewelken man. It ne mut aver uppe se neman ordel vinden, dat an ir lief, oder an ir ere, oder an ir erve ga, noch ordel scelden, he ne si in evenburdich.

§ 3

Buten koninges banne mut iewelk man over den anderen ordel wol vinden unde ordel scelden, die vulkomen is an sime rechte, um also gedan sake, die man ane koninges ban richten mach.

§ 4-15: Verfahren beim Fragen, Finden, Widersprechen, Schelten des Urtheils

§ 4

Schilt man en ordel, des sal man tien an den hogesten richtere, unde to lest vor den koning; dar sal die richtere sine boden to geven, die dar horen, welk ire vulkome vor deme koninge. Die boden solen wesen scepenbare vri, of it in ener grafscap geschiet. Geschiet it aver in ener marke, so mogen't wesen allerhande lüde, sve si sin, deste sie vulkomen sin an irme rechte. Die sal die richtere bekostegen; brot unde bier sal he en genuch geven, unde drü gerichte to dem etene die des dages tidich sin, unde enen beker vul wines; tvei gerichte sal man den knechten geven. Vif garve iewelkem perde under dage unde under nacht, unde sal se vore beslan. Sesse solen der knechte wesen, unde achte der perde. – Svenne se den koning erst ereschet binnen sessischer art, so solen se to hove varen, unde dar na over ses weken dat ordel weder bringen.

§ 5

Die dat ordel schilt, ne vulkumt he's nicht, he mut dar umme gewedden deme richtere, unde jeneme sine bute geven, des ordel he besculden hevet, unde deme richtere sine kost gleden, die he mit den boden verdan hevet.

§ 6

Nenes gesculdenen ordeles mut man tien ut ener grafscap in ene marke, al hebbe die greve de grafscap von dem markgreven. Dit is dar umme, dat in der marke nein koninges ban n'is, unde ire recht tveit; dar umme sal man is vor dat rike tien.

§ 7

Sve ordeles gevraget wirt unde des nicht vinden ne kan, darn he dar sin recht to dun, dat he's nicht vinden ne kunne, so mut man's wol enen anderen vragen, dar na den dridden unde den vierden; die leste gewint is dach also lange, als jeneme gedegedinget is, uppe den dat ordel gat.

§ 8

Schilt en sasse en ordel, unde tiüt he's an sine vorderen hant unde an die meren menie, he mut dar umme vechten selve sevede siner genoten wider andere sevene; svar die mere menie segevichtet, die behalt dat ordel. Iewelk verseget man geweddet deme richtere, unde gift deme bute, die up ine gevuchten hevet. Um ordel ne mut man niergen vechten denne vor deme rike.

§ 9

Vreget man enen man ordeles, unde vint he't na sinem sinne, so he't rechtest wet, al si it wol unrecht, he ne lidet dar nene not umme.

§ 10

Wedersprict en die vulbort unde vint he en ander ordel, svelker die merren volge hevet, die behalt sin ordel, unde blivet is beide sunder gewedde, wende ir nen des anderen ordel besculden ne hevet.

§ 11

Sve so en ordel beschilt, die sprict alsüs: dat ordel dat die man fevunden hevet, dat is unrecht, dat scelde ik unde tie des, dar ik is to rechte tien sal, unde bidde dar umme enes ordeles, war ik is durch recht tien sole.

§ 12

Schilt en svave enes sassen ordel oder en sasse jenes, dat muten sie vor me koninge besceden, alse hir vore geredet is.

§ 13

Stande sal man ordel scelden. Sittene sal man ordele vinden under koninges banne, manlik up sime stule. Die aver to den beken nicht geboren is, de sal des stules bidden mit ordelen, en ander ordel to vindene. So sal ime jene den stul rumen, die't irste ordel vant.

§ 14

Svelk ordel jene denne vint, dat biede he to haldene mit sime rechte, unde tie des dar he's durch recht tien sole, unde bidde dar der boden to. Um en gesculden ordel ne sal man nener vulbort vragen. De't ok gevunden hevet, de ne mut dar nicht af laten ane jenes willen, deme dat ordel gevunden is to sinem vromen.

§ 15

Wirt en man gevangen um ungerichte unde vor gerichte gebracht, he ne mut nen ordel scelden, noch die man die vechten sal, sint he binnen den warf kumt.

 

 

Artikel 13.

Wo man iewelk ungerichte richten sole.

Welk richter rechtes weigeret.

 

§ 1 und 3-7: Strafe für verschiedene Verbrechen

§ 1

Nu vernemet um ungerichte, welk gerichte dar over ga. Den dief sal man hengen; geschiet aver in me dorpe des dages en düve, die min den drier schillinge wert is, dat mut die burmeister wol richten des selven dages to hut unde to hare, oder mit dren schillingen to losene. So blift jene erenlos unde rechtlos.

§ 2

Gerichtsgewalt des Bauermeisters

Dit is dat hogeste gerichte dat die burmeister hevet; des selven ne mut he nicht richten, of it overnachtich wirt na der klage. Umme mer penninge unde umme andere varende have mut he wol richten vorbat.

§ 3

Dit selve gerichte gat over unrechte mate unde unrechte wage, over valschen kop, of man's overvündich wirt.

§ 4

Alle mordere, unde die den pluch rovet oder molen oder kerken oder kerchof, unde vorredere unde mortbernere, oder die ire bodescap wervet to irme vromen, die sal man alle radebraken.

§ 5

Die den man slat oder vat oder rovet, oder bernet sunder mortbrand, oder wif oder maget nodeget, unde den vrede breket, unde die in overhure begrepen werdet; den sal man dat hovet afslan.

§ 6

Die düve hudet oder rof, oder emanne mit helpe dar to sterket, werdet si des verwunnen, man sal over sie richten als over jene.

§ 7

Svelk kersten man oder wif ungelovich is unde mit tovere umme gat, oder mit vorgiftnisse, unde des verwunnen wirt, den sal man uppe'r hort bernen.

§ 8

Rechtsverweigerung durch den Richter

Svelk richtere ungerichte nicht ne richtet, die is des selven gerichtes sculdich, dat over jenen solde irgan. Nieman n'is ok plichtich des richteres ding to sukene, noch rechtes ime to plegene, die wile he selve rechtes geweigeret hevet.

 

 

Artikel 14.

Welk dotslach dem manne an den hals nicht gat.

Wat he dar umme liden sole.

 

Wie befreit sich, wer jemanden in Nothwehr erschlagen, vom peinlichen Verfahren

§ 1

Sleit en man den anderen durch not to doden, unde ne darn he nicht bi ime bliven, dat he ine vor gerichte bringe unde over ine richte, vor sines lives angeste; kumt he sunder den doden vor gerichte, unde bekant he's, er man over ine klage, unde biut he sik dar umme to rechte, man ne sal ime sinen hals dar umme nicht verdelen. Deme richtere sal man erdelen up ine dat hogeste gewedde der penninge, die man ime pleget to weddene, unde den magen ir weregelt; de sal man vore laden ire weregelt to nemene to me nesten dinge, unde to dem anderen, unde to me dridden; ne komet se denne nicht vore, he sal dar mede besitten, wante sie't mit klage ime af gewinnen, unde man sal ime vrede werken. Umme den man ne mach ime nieman an sinen hals spreken, dar he sik to rechte umme geboden hevet, ir man up ine klage.

§ 2

Brinct man aver den doden vor gerichte umbegraven, unde klaget man up ine, he mut antwerden umme sinen hals, oder he mut den doden bereden.

 

 

Artikel 15.

Wirt ein gelovet were vor gerichte gebroken.

Wat were bute si.

 

Vom Bruch der bei einer Forderung gelobten Gewere

§ 1

Svelk man vor gerichte vorderet sogedane sake, dar he ene gewere umme geloven mut, unde gelovet he de, unde kumt dar na en ander, unde vorderet die selven sake, unde ne mach die, die die gewere gelovet hevet, jenen nicht af wisen mit rechte, he mut sine vorderunge laten mit ener werebute, unde mut deme richtere wedden. – Werebute dat is sin vordere hant, dar he die gewere mede lovede, oder sin halve weregelt.

§ 2

Lovet aver en man ene gewere, dar he herwede oder erve vorderet, oder vrowen die rade vorderet, oder ienege varende have, unde wirt in an der gewere burst, dat se in gebroken wirt mit rechte, se geweddet deme richtere dar umme, und latet die have mit bute.

 

 

Artikel 16.

Vor wene man were dun sal umme dotslach unde lemnisse.

Welk ungerichte an den hals oder hant gat.

Iewelk man hevet bute na siner bord.

Von des vronen boden wedde.

Von weregelde nasen, mundes, ougen.

Wat man mit enem halven weregelde beteren mach.

Vor welk ungerichte man bute gift.

 

§ 1

Gelobung der Gewere bei Klagen für Nahverbundene

Gewere sal iewelk man dun umme dotslach unde umme lemesle unde wunde, vor sinen herren dem he bestat, unde vor sine svertmage.

§ 2

Verbrechen, die an Hand und Leben gehn

Sve den anderen lemet oder wundet, wirt he des beredet, man sleit ime de hant af. Svelk ungerichte man aver up enen man beredet mit kampe, dat gat ime an dat lif.

§ 3

Von Buße

Iewelk man hevet bute na siner bord, he ne hebbe se verworcht.

§ 4

Was wettet der Frohnbote

Svenne die vrone bode deme richtere geweddet, durch dat he ime an sime rechte versumt hebbe, so weddet he des koninges malder: dat sin tvene unde drittich slege mit ener gronen ekenen gart, die tvier dum elne lang si.

§ 5-9: Besserung verschiedener Verletzungen

§ 5

Den mund, nase unde ogen, tunge, oren unde des mannes gemechte, unde hende unde vote, dirre iewelk, wirt die man dar an gelemt unde sal man't ime beteren, man mut it ime gelden mit eneme halven weregelde.

§ 6

Iewelk vinger unde ten hevet sine sunderliken bute, na deme dat ime an deme weregelde geboret sin tegede del.

§ 7

Die wile die man nicht ne stirft, svo dicke man ine lemet in ener dat, man beteret eme mit eneme halven weregelde. Svo dicke man aver enen lamen man anderwerve lemet in enem anderen lede, also dicke sal man eme beteren mit eme halven weregelde.

§ 8

Svene man ane vleischwunde sleit, oder beschilt logennere, deme sal man bute geven na siner bord.

§ 9

Wundet man ok enen man an en let, dat ime vergulden is vor gerichte, howet man't ime san suver af, he ne mach dar nen hoger gelt an ervorderen denne sine bute.

 

 

Artikel 17.

We de sone vor den doden vader nicht ne antwerdet.

Wo dicke unde wo de vader sinen sone ut tien moge.

 

§ 1

Der Sohn haftet nicht für des Vaters Vergehn

Die sone ne antwerdet vor den vader nicht, svenne he stirft, svat so he ungerichtes hevet gedan.

§ 2

Vertretung des Sohns durch den Vater

Die vader mach den sone enes ut nemen, of he um ungerichte beklaget wert, die wile he von ime nicht gesunderet n'is, also dat he svere uppe den hilgen, dat die sone der dat unscüldich si. Wirt aver beide vader unde sone beklaget um ene dat, dere ne mach he ine nicht af genemen, he ne hebbe sik selven aller irst untredet.

 

 

Artikel 18.

Wan man vinden sole, women over enen man richten

unde en gut tügen sole.

 

Ordnung in Findung der Urtheile

§ 1

Man ne sal nemanne vinden to rechte, wu man over enen man richten sole, he ne si aller irst verwunnen also vern, dat man over ine richten sole.

§ 2

Man ne sal ok nicht vinden to rechte, wo en man en gut oder ene gewere des gudes getügen sole, ime ne si aller irst die getüch mit ordelen erdelt.

 

 

Artikel 19.

Wo de vader den sone von ime delet.

Wo de herre utnimt sinen egen man.

 

§ 1

Absonderung des Sohns

Die vader mach wol den sone sunderen von ime vor gerichte mit iewelkem gude, dat die sone annamen wel, svo kleine is si.

§ 2

Befreiung des Verurtheilten durch des Herrn Eid

Die herre mut wol ut nemen enes sinen man, svenne he verdelt is, of he dat geweren darn uppe den hilgen, dat he sin inboren egen si, unde dat he der dat unscüldich si, dar he mede beklaget is. So blift jene erenlos unde rechtlos.

 

 

Artikel 20.

Wo de bruder des getveiden bruder erve nimt.

We vul weregelt, bute hebben sal.

 

§ 1

Vollgeschwister erben vor Halbgeschwistern

Brudere unde sustere nemt ires ungetveider broder unde süster erve vor den bruder unde vor die süster, die getveiet von vader unde von muder sin. Ungetveide broder kint sin ok gelike na deme getveiden brudere an dem erve to nemene.

§ 2

Wergeld und Buße Verstümmelter

Vul weregelt unde vulle bute sal hebben iewelk man, al darve he ittelikes ledes, die wile he vor gerichte sine lemesle nicht ne bewiset, so dat he dar vormunden mede gewinne, oder it ime vergulden werde.

 

 

Artikel 21.

Uppe wene dat gebu dat uppe tinsgude,

lene, liftucht steit ervet.

 

§ 1 und 2: Vererbung des Gebäudes auf einem Zinsgut

§ 1

Die tinsman, sve he si, die erft sin gebu uppe sinen erven uppe tinsgude; it ne sie en man von ridderes art, die't sime wive to morgengave hebbe gegeven.

§ 2

Wirt it ok ledich eme herren, die nimt dat gebu mit sament deme lene; die man ne hebbe wif, dere he't to morgengave hebbe gegeven.

§ 3

Vererbung des Gebäudes auf einer Leibzucht

Hevet ok en wif lifgetucht an egene oder an lene, svat se gebuwes dar uppe hevet svenne sie stirft, dat ne erft se nicht an iren nesten mach, it nimt die, deme dat gut ledich wirt; wende iewelk man mut wol sin gebu beteren unde ergeren uppe sime lene weder sines herren willen; also mut die vrowe up irer lifgetucht.

§ 4

Vererbung des Gebäudes auf einem Lehn

Hevet ok en man enen sone, die sin lenerve is unde nicht sin erve na lantrechte, he behalt doch sines vader gebu uppe sime lene mit mereme rechte, den die, die sin erve is na lantrechte.

§ 5

Wann sind Gebäude mitverliehen

Liet ok en herre en gut enem manne sunder underscheit, svat dar gebuwes uppe is, dat is des mannes mit sament deme gude, als it des herren was, he ne bedinge't ut.

 

 

Artikel 22.

Wo man tügen sal jegen den richtere.

Women den man vertüget, dat he sik begeven hebbe.

Wo mangen man men vragen sal, dar man mit seven mannen tügen wel.

Of man mit dem sakeweldigen tüges vulkumt.

 

§ 1

Zeugniss gegen den Richter

Svat en man jegen den richtere getügen sal, dar to ne bedarf he des richteres getüges nicht, dar ime de scüldegunge nicht hoger wen an sin gewedde ne gat; dat getücht he selve dridde der dingplichten, die dar ordel vindet. Is aver die scult hogere, so mut he den scultheiten oder den vronen boden to getüge hebben in des richteres stat over den richtere.

§ 2

Zeugniss mit dem Richter

Svar en man sines getüges vulkumt mit deme scultheiten, oder mit deme vronen boden, unde mit den scepenen, dar sal die richtere ok getüch sin von der warheit irs getüges, den he gehort hevet, al ne wiste he's er nicht. Weigeret die richtere getüch to wesene wider recht, jene is doch vulkomen an sime getüge.

§ 3

Beweis des Mönchslebens

Begift sik en man der werld, die to sinen jaren komen is, unde dut he monickes kledere an, unde sceret he sik dar na, al ne du he's vor gerichte nicht, wel he's dar na besaken, man mach it up ine getügen ane gerichte, de man selve sevede jenes genote, die sik dar begeven hevet, die ene an disseme levende hebbet gesien, oder mit den bruderen dar he sik begeven hadde; he hebbe horsam gedan oder ne hebbe, he hevet doch den herschilt neder geleget.

§ 4

Vom Zeugniss mit sieben Männern

Svar man mit seven mannen getügen sal, dar mut man wol enen unde tvintich man umme den getüch vragen.

§ 5

Beweis durch des Gegners Zeugniss

Tiüt en man sines getüges uppe den selven man, uppe den die getüch gat, die sal durch recht segen bi sime ede, wat eme wetelik dar umme si, oder untseggen dat he dar umme nicht ne wete. Vulkumt jene sines getüges mit eme denne over ene selven, he ne bedarf over ene nenes getüges mer; he mut san dar umme deme richtere gewedden, unde jeneme geven sine bute alse he eme solde, of he mit getüge nicht vulkomen ne were; wende he ene to getüge brachte weder rechte unde weder sine witscap.

 

 

Artikel 23.

Wo manich echt wif de man hebben mach.

 

Von der Ehe Verwittweter

Die wile en man ane wif nicht wesen ne wel oder ne mach, so mut he wol echt wif nemen, al sin eme driü wif dot oder viere oder mer. Tu der selven wis nimt en wif man, unde wint echte kindere bi deme lesten, als bi dem irsten, unde beerft se mit irme rechte unde mit irme gude.

 

 

Artikel 24.

Wo man were mit rechte breket.

 

Wie wird der Besitz eines Gutes mit Recht verloren

§ 1

Man ne sal niemanne ut sinen geweren wisen von gerichtes halven, al si he dar mit unrechte an komen, man ne breke sie eme mit rechter klage, dar he selve to jegenwarde si, oder man lade ine vore von gerichtes halven to sinen rechten degedingen, unde he denne nicht vore ne kome, so verdelt man ime die gewere mit rechte.

§ 2

Iewelk man mach sines rechten gudes wol mit rechte anich werden, of he't verkoft oder versat oder uplet, oder sic verjaret jegen sinen herren, oder of it ime verdelt wirt to lantrechte oder to lenrechte, oder to svelker wis he's af gat unbedvungen, so is he der were geloset mit rechte. Dar um ne mut man niemanne mit rechte sine gewere af getügen, jeneme die de gewere hevet, se ne werde ime af gewunnen dar he to antwerde si, oder he ne werde dar umme beklaget unde geladet to sinen rechten degedingen.

 

 

Artikel 25.

Wo man roflike were breken sal.

 

Verfahren beim Richten über Raub

§ 1

Wirt aver en man beklaget umme roflike gewere, dar man die hanthaften dat bewisen mach, unde wirt die richtere mit deme gerüchte dar to geladet, de richtere sal volgen to hant, unde richten deme klegere umme den rof unde over den rovere unde over sine unrechten vullest aller erst. Tu hant dar na sal he ine geweldigen siner gewere, of it jene, uppe den die klage gat, nicht ne weder redet mit rechte.

§ 2

Svar ime de richtere nicht ne richtet, oder nicht vulrichten ne mach, dar sal ime die koning richten, so he erst kumt in sessische art, of man der klage getüch hevet.

 

 

Artikel 26.

Wanne man nie pennige slan sal.

We mit valschen penningen koft.

Wo man markede, münte erhebben mute.

Man ne mut nene penninge slan den anderen liek.

Wo lange man mit alden penningen kopen müte.

 

§ 1

Erneuern der Münzen

Penninge sal man vernien alse nie herren komet.

§ 2 und 3: Verfälschen der Münzen

§ 2

Büt de montere enen valschen penning ut, so dat he dar mede kopen wel, it gat ime an den hals. Sve sin recht verworcht hevet mit düve oder mit rove, vint man under ime virdehalven penning, it gat ime an die hant, he ne moge'r geweren hebben. – Sve an sime rechte vulkomen is, vint man bi eme enen schilling valscher penninge, die penninge hevet he verloren unde nicht mer. Hevet he aver mer, it gat ime an die hant, he ne moge'r geweren hebben.

§ 3

Velschet die montere sine penninge, unde ne halt he se nicht na irme rechte, die wile ne mach he niemanne valsches tien, dar he wandel umme dun dorve. Penninge sal die montere halden pündich, unde even svar, unde gelike wit.

§ 4 und 5: Schlagen der Münzen

§ 4

Nieman ne mut market noch monte erheven ane des richteres willen, binnen des gerichte it leget. Ok sal die koning durch recht sinen hantscho dar to senden, to bewisene dat it sin wille si.

§ 5

Nieman ne mut ok penninge slan anderen penningen gelik, se ne hebben sunderlik beschet.

§ 6

Verrufen der Münzen

Svenne man die penninge verbüt, over virteinnacht, dar na mut man mit den penningen gelden unde pand losen. Sve dar mede koft boven rechte tiet, die montere mut se ime wol to breken, he sal se aver ime weder geven.

 

 

Artikel 27.

Von tolne unde leide. We unrechten wech sleit, of he't pand weret.

 

§ 1 und 3: Zolltarif

§ 1

Sve so brücge toln oder water toln untvurt, die sal ine virvalt gelden. Sve so market toln untvurt, die sal drittich schillinge geven. Vier vutgengere gevet enen penning; en ridene man enen halven; en geladen wagen viere vort unde weder to varene: dit gift man to water tolne; to bruege tolne den halven deil.

§ 2

Von Zollfreiheit und Geleite

Papen unde riddere unde ir gesinde solen wesen toln vri. Iewelk man sal ok wesen toln vri, he vare oder ride oder he ga, svar he scepes oder brucge nicht ne bedarf; unde mit rechte si he geleides vri, svar he sines gudes oder sines lives genenden wel. Sveme aver he geleide gidt, die sal in scaden bewaren binnen sime geleide, oder he sal ne ime gelden.

§ 3

En idel wagen gift halven toln jegen enen geladenen; die halve wagen den halven deil.

§ 4

Von Fahren und Reiten über bestelltes Land

Sve so unrechten wech sleit over gewunnen land, vor iewelk rat sal he geven enen penning, die ridene man enen halven, unde solen den scaden gelden, of dar sat uppe stat; dar vore mut man se wol panden. Weret se dat pand weder recht, man bestedeget se mit deme rüchte; so muten se beteren dat rucht mit dren schillingen unde muten doch pandes recht dun.

 

 

Artikel 28.

We dem anderen scadet an holte, grase, vischen.

Welk water gemene si.

Wo verne die vischer dat stat nütten müte.

 

§ 1-3: Beeinträchtigung von Privatländereien und Gewässern

§ 1

Sve so holt houwet, oder gras snit, oder vischet in enes anderen mannes watere an wilder wage, sin wandel dat sint dre schillinge; den scaden gilt he uppe recht.

§ 2

Vischet he in diken die gegraven sin, oder houwet he holt dat gesat is oder barende böme, oder brict he sin ovet, oder howet he malbome, oder grevet he up stene die to marcstenen gesat sin, he mut drittich schillinge geven. Vint man ene in der stat, man mut ine wol panden oder uphalden vor den scaden ane des richteres orlof.

§ 3

Sve nachtes gehouwen gras oder gehouwen holt stelet, dat sal man richten mit der weden. Stelt he't des dages, it gat to hut unde to hare.

§ 4

Benutzung gemeiner Flüsse

Svelk water strames vlüt, dat is gemene to varene unde to vischene inne. Die vischere mut ok wol dat ertrike nütten, also vern alse he enes gestriden mach ut deme scepe von deme rechten stade.

 

 

Artikel 29.

Weme in watere icht to vlütet.

 

Verfahren mit zugeflossenen Sachen

Sveme enes anderen mannes have, dat varende have het, in watere to vlüt, die sal se jeneme weder geven, deste he sik dar to tie als recht is, unde he ime sine kost gelde na guder lüde kore. He sal't ok up bieden unde halden unverdan ses weken. Vreget dar ieman na, he sal's bekennen. Besakt he's so man dar na vreget, so is it diuvech, of man't seder under ime vint, unde mut it mit bute weder geven unde mit gewedde, wende he't düfliken gehalden hevet. Nene düve ne hevet he aver dar an gedan, die eme an sin ere oder an sin gesunt oder an sin lief ga, wende he't undüflike unde unroflike ut von jenes mannes weren gebracht hevet.

 

 

Artikel 30.

We sik erve to seget von lovede.

 

Von Erbverträgen

Sve so ime erve to seget nicht von sibbe halven, denne von gelovedes halven, dat hebbe man vor unrecht; ,man ne moge getügen, dat dat gelovede vor gerichte gestedeget si.

 

 

Artikel 31.

We des erve nemen sole, de sin lif umme ungerichte verlüset oder sik selven dodet.

We de düve oder rof behalde, dar he sinen lif umme verlüset.

 

Vom Nachlass des Gerichteten oder Selbstmörders

§ 1

Sve von gerichtes halven sinen lief vorlüset, oder dut he ime selven den dot, sin negeste gedeling nimt sin erve. –

§ 2

Düve oder rof die man under ime vint, dat sal die richtere behalden under ime jar unde dach; of sik dar binnen nieman to ne tüt na rechte, die richtere kere't in sine nut.

§ 3

Nieman mach verwerken enes anderen mannes gut, of he't under ime hevet, dennoch he sinen lief verwerket.

 

 

Artikel 32.

We des herre vor den knecht antwerden sole.

Of de herre den knecht verdrift.

Of de knecht dem herren untgat.

 

§ 1

Haften des Herrn für den Knecht

Nieman n'is plichtich vor sinen knecht to antwerdene vorbat, wen alse sin lon geweret, he ne werde sin bürge. –

§ 2

Lohn des entlassenen Knechts

Verdrift aver die herre den knecht, he sal eme sin vulle lon geven.

§ 3

Lohn des entlaufnen Knechts

Untgat die knecht deme herren von mutwillen, he sal deme herren alse vele geven, als ime die herre gelovet hadde; unde svat so ime vergulden is, dat sal he tvigelde weder heven.

 

 

Artikel 33.

Welk knecht ut sines herren dinste komen mut.

Wat sin lon si.

 

Wann darf der Knecht den Dienst aufsagen

Svelk knecht aver elik wif nimt, oder ene vormuntscap an irstirft von kinderen die binnen iren jaren sin, die mut wol ut sines herren dienste komen, unde behalt also vele lones, alse ime geboret bit an die tiet. Is aver ime mer gegeven, dat mut he weder geven sunder wandel.

 

 

Artikel 34.

We enen knecht sleit dur des herren willen.

We man antwerden sole umme enen gevangen man.

 

§ 1

Verletzung des Knechts um des Herrn willen

Sve so enes mannes knecht sleit oder veit oder rovet nicht denne durch des herren scult, na rechte sal he en beiden bute geven; he ne dürne dat uppe'n hilgen geweren, dat he't deme herren to lastere noch to scaden ne hebbe gedan, so is he der enen bute ledich. To lastere seg ik dar umme: of he ine sleit durch des herren scult unde nicht durch des knechtes, oder durch ir beider scult. To scaden seg ik dar umme: of he ene also geslagen hevet, dat sin herre sines dienstes an ime gehindert is; dat sal he deme herren beteren, alse die knecht solde, of he ut des herren dienste ane recht were gekomen, unde mit bute en beiden; he ne neme sik des lasteres unde des scaden af up den hilgen jegen des mannes herren, den he geslagen oder gevangen hevet.

§ 2

Wem antwortet man um einen Gefangnen

Sve so enen man gevangen hevet, die mut antwerden iewelkeme sime herren, unde iewelkeme sime mage, unde sime wive, wirt he dar umme gescüldeget, die wile he ine in hechte hevet.

 

 

Artikel 35.

Wat hanthaftich dat si.

 

Begriff der handhaften That

Die hanthafte dat is dar, svar man enen man mit der dat begript, oder in der vlucht der dat, oder düve oder rof in sinen geweren hevet, dar he selve den slotel to dreget, it ne si so klene, dat man't in en venster steken moge.

 

 

Artikel 36.

Wene man nener hanthaften dat tien moge.

Wo man gut anvangen moge.

Wo men't weren sole.

Wo man sik dar to tien sole.

 

Verfahren bei der Zurückforderung geraubten oder gestohlnen Gutes

§ 1

Sve so over den anderen dach sine düve oder sinen rof under enen manne vint, die dat openbare gekoft hevet, unde unhalinge gehalden hevet, unde des getüch hevet, den ne mach man nener hanthaften dat sculdegen, al vinde man die düve under ime, he ne hebbe vor sin recht verloren. Wan mit des richteres orlove mut he sin gut wol anevangen mit rechte. –

§ 2

Wil aver jene sin gut weren ime, er it vor dat richte kome, so bidde he ine weder keren vor gerichte; weigeret he des, he scrie ine dat gerüchte an unde gripe in an vor sinen dief, also of die dat hanthaft si, wende he sik scüldich hevet gemaket mit der vlucht. Kumt aver jene willes vor gerichte, he sal sik underwinden sines gudes to rechte.

§ 3

Sprikt aver jene dar weder, of it laken is, he hebbe't geworcht laten, of it en perd is oder ve, he hebbe't in sime stalle getogen, he mut it mit mereme rechte behalden jene die it in geweren hevet, of he't selve dridde siner gebure getügen mach, denne jene de't anegevanget hevet.

§ 4

Sprict aver jene, he hebbe't gekoft uppe deme gemenen markete, he ne wete weder wene, so is he düve unscüldich, deste he die stat bewise unde sinen eid dar to du. Sine penninge verlüset he aver, die he dar umme gaf, unde jene behalt sin gut dat ime verstolen oder afgerovet was, of he sik dar to tiüt uppe'n hilgen selve dridde vulkomener lüde an irme rechte, die dat weten, dat it ime düflike oder roflike geloset si.

§ 5

Seget aver jene, it si ime gegeven oder he hebbe't gekoft, so mut he benomen sinen geweren weder den he't gekoft hebbe, unde die stat dar he't kofte; he mut aver sveren, dat he't tie to rechter tücht. So mut eme jene volgen over virteinnacht svar he tiüt, ane over sceprike water. Wirt he's gewert alse recht is, die gewere mut antwerden an siner stat vor it gut. Wert aver ime burst an'me geweren, he mut dat gut mit gtwedde unde mit bute laten; unde tiet man ime düves oder roves dar an, des mut he sik untscüldegen na rechte. Verlüset it ok die, de't anevanget hevet, he mut it laten mit bute unde mit gewedde.

§ 6

Man mut wol tien uppe mangen geweren, die ene uppe den anderen, also lange went man kome uppe den, de't in sime stalle getogen hebbe of it ve is, oder it selve getiücht hebbe of it gewand is.

§ 7

Selve dridde sal he sik dar to tien de't anevanget hevet, of jeme burst wirt an deme geweren.

§ 8

Under deme dat gud geanevanget wirt, die sal dat gut halden in sinen geweren, went it ime mit rechte afgewunnen werde.

 

 

Artikel 37.

Wat man vindet oder roveren af jaget.

 

Verfahren mit gefundenen oder Dieben und Räubern abgenommenen Sachen

§ 1

Svat so ieman vind, besakt he's of man dar na vraget, so is it düvech. Svat so en man vint, oder dieven oder roveren afjaget, dat sal he up bieden vor sinen buren unde to der kerken; kumt jene binnen ses weken deme dat gut tohort, he sal sik dar to tien selve dridde, unde gelde die kost die jene dar mede gehat hevet, of it perd oder ve is.

§ 2

Is aver jene von eme anderen gerichte des dat gut is, so behalt he's den dridden deil, die't den dieven oder den roveren afgejaget hevet.

§ 3

Nekumt aver nieman binnen ses weken, die sik dar to tie, so nimt de richtere tvene dele, unde jene behalt den dridden deil.

 

 

Artikel 38.

Wo man sal gelden scaden de von warlose to kumt.

 

Von Beschädigung aus Unachtsamkeit

Die man sal gelden den scaden, die von siner warlose gesciet anderen luden, it si von brande oder von bornen, den he nicht bewerct enes knies ho boven der erde; oder of he schüt oder wirpt enen man oder en ve, als he ramet enes vogeles. Hir umme ne verdelt man ime nicht sin lif noch sin gesunt, of die man joch wol stirft; wende he mut ine gelden alse sin weregelt stat.

 

 

Artikel 39.

We korn stelet.

We korn up dem lande vret.

 

§ 1

Wenn Korn gestohlen wird

Sve nachtes korn stelt, de schult des galgen. Stelt he't des dages, it gat ime an den hals.

§ 2

Wenn Korn von Reisenden verzehrt wird

Svelk wechverdich man korn up dem lande vret unde it nirgen ne vurt, die gelde den scaden na sineme werde.

 

 

Artikel 40.

Of ein ve scaden dut, we den gelden sal.

Wat des richteres recht dar an si.

 

Vom Ersatze des durch Vieh verursachten Schadens

§ 1

Sves hund oder ber oder perd oder osse, oder svelkerhande ve it si, enen man dodet oder belemet, oder en ander ve, sin herre sal den scaden na rechteme weregelde oder na sineme werde beteren, of he't weder an sine gewere nimt, na des dat he dat erst ereschet.

§ 2

Sleit he't aver ut, unde ne hovet noch ne huset noch ne etet noch ne drenket he't, so is he unsculdich an'me scaden; so underwinde's sik jene vor sinen scaden of he wille.

§ 3

Nen ve verboret nen gewedde deme richtere an siner dat.

§ 4

Svelken scaden aver enes mannes perde oder sin ve dut binnen sines knechtes oder sines gesindes hude, dar sal die vore antwerden, binnen des hude it was. Wirt aver die afrunnich, unde werdet des mannes perde oder ossen unde wagen bestedeget in der hanthaften dat, unde mach man dat getügen, die man mut beteren des dat ve unde wagen is, of he't nicht untreden ne kan, als vern alse sin wagen unde sine perde oder ander sin ve werd is dat dar upgehalden is, oder he mut is unbern; so behalt it jene vor sinen scaden.

§ 5

Vret aver en man siner bure korn oder ander ire sat mit svinen oder mit gensen, die man nicht gepanden ne mach; hitzet man se denne mit hunden, unde bitet se die hunde dot oder wundet se se, man blift is ane wandel.

 

 

Artikel 41.

Von gudes vronunge.

Wo men't gut ut der vrone tüet.

Wo vele de richter up enes mannes gut winnen moge.

 

§ 1

Befrohnung eines Grundstücks um Gewette

Svar die richtere sin gewedde nicht ut panden ne mach up enes mannes egene, dat also klene gilt, dat sal die vrone bode vronen mit eme crüce, dat he up dat dor steken sal na scepenen ordele.

§ 2

Dessen Befreiung daraus

Ne tiüt he't nicht ut jene des it dar is binnen jar unde dage, man verdelt ime sin recht dar an. Dar na kome sin erve vor gerichte binnen jar unde dage, unde tie sik to sime erve alse recht is uppe'n hilgen, unde gelde die schult de die richtere dar up getügen mach gewunnen binnen dinge selve dridde. Nene hogere schult ne mach he dar up getügen denne drü gewedde oder en weregelt.

 

 

Artikel 42.

We so klaget up den anderen umme gut,

dat se beide sik to lene seget.

 

§ 1-3: Ansprache eines Gutes als Lehn von zweien, die verschiedene Herrn bekennen

§ 1

Sve so klaget up enen anderen, he neme ime gut, dat ir ieweder ime to lene seget; secget se't in von tven herren, ir ieweder sal sinen geweren to dinge bringen; sve gewerd werd de behalt; sves gewere nicht ne kumt die verlüset, of se't beide sunder gewere anspreket unde to like mit deme gude belent sin.

§ 2

Hevet aver ir en ene rechte were an deme gude jar unde dach gehat ane rechte wedersprake, he ne verlüset dar mede nicht, of ime sin gewere afweke dut to rechter werscap, deste he't selve vor sta na sime rechte. –

§ 3

Doch mogen die vorsten geweren enen man mit enem openen brieve besegelt, deste se mede senden enen iren inborenen dinstman, die't gut vorsta an irer stat; den brief sal man antwerden deme uppe den man klaget to getüge der klage, of he's dar na bedarf.

§ 4

Ansprache eines Gutes als Lehn von zweien, die denselben Herrn bekennen

Secget aver se in dat gut to beide de dar umme tveiet von enem manne, vor den solen sie komen to rechte over ses weken, unde die richtere sal tvene boden mede senden, die dar horen, wie behalde oder wie verliese. Sve verluset de geweddet dem richtere unde gift dem anderen sine bute.

 

 

Artikel 43.

Wo man gut bat to egen behaldet, wan to lene.

Erve egen behalt man bat, den koft egen.

 

§ 1

Die Ansprache eines Gutes zu Eigen geht der zu Lehn vor

Sve en gut eme seget to lene, unde en ander seget it si sin egen; spreket se't mit geliker were an, jene mut it bat to egene behalden mit tvier scepenen getüge, denne die andere to lene.

§ 2

Die Ansprache eines Gutes zu Erbeigen geht der zu gewonnenem Eigen vor

Erft egen mut ok en man bat behalden, den en ander gekoft egen oder gegeven.

 

 

Artikel 44.

Welk en recht were unde unrecht were si.

Wo man an lene, an liftucht, egen tügen sole.

 

§ 1

Erwerb der rechten Gewere

Svelk gut en man in geweren hevet jar unde dach ane rechte wedersprake, die hevet dar an ene rechte gewere. Die wile man aver en gut under enem manne beklaget na rechte, svo lange he't halt dar boven mit gewalt, nimmer ne gewint he dar rechte gewere an, die wile man de rechten klage getügen mach.

§ 2

Wer ersetzt bei Herausgabe eines Gutes die genommenen Früchte nicht

Sve aver en gut in geweren hevet, dat ime an irstorven is, oder ime gegeven oder gelegen is, unde he't selve niemanne ne nimt, des ne darf he nicht wedergeven des he dar ut nimt, of ime dat gut afgewunnen wert, de wile he dar af nenes rechtes ne weigeret.

§ 3

Beweis der Eigenwere

Sve so an sime lene, oder an lifgedinge siner muder oder nichtelen ime egen seget, he mut die egenlike gewere mit ses scepenbaren vrien mannen getugen, oder ime wirt dar burst an.

 

 

Artikel 45.

We dingvlüchtich wert.

 

Vom Dingflüchtigen

Svene man vor gerichte scüldeget in sin antwerde, wert he dingvlüchtich, he is in der klage gewunnen. Is he gescüldeget um ungerichte, man sal ine vervesten altohant.

 

 

Artikel 46.

We des anderen land eret, seget.

 

Vom Bestellen fremden oder streitigen Ackers

§ 1

Sve so wirkt enes anderen mannes land unwetene, oder dat ime en ander gedan hevet, wert he dar umme gescüldeget de wile he't eret, sin arbeit verlüset he dar an, of it jene behalt. Sve't ime aver gedan hevet, die sal ime erstaden sinen scaden.

§ 2

Sve so dat land saiet under der klage, die verlüset sin arbeit unde sine sat dar an.

§ 3

Svat so he saiet unverklaget, he behalt die sat unde gift sinen tins jeneme die dat lant behalt.

§ 4

Sve besaiet land enes anderen mannes anderwerve eret, he sal ime den scaden gelden uppe recht unde sine bute geven.

 

 

Artikel 47.

We sin ve drift up des anderen korn.

Oder up ene andere marke.

We over en ungewunnen land veret.

 

§ 1-4: Wenn Vieh auf fremdes Sonder- oder Gemeindeland getrieben wird

§ 1

Sve sin ve drift up enes anderen korn oder gras, he sal ime gelden sinen scaden uppe recht, unde büten mit dren scillingen.

§ 2

N'is aver he dar to jegenwerde nicht dar dat ve scadet, unde wert it gepandet, den scaden solen se gelden dere dat ve is, of man ine tohant bewiset, na der bure kore, unde ses penninge gift ioiewelk to bute vor sin ve.

§ 3

Is dat ve sogedan, dat man't nicht indriven ne mach, also perd dat wrensch is, oder gans oder ber, so lade he dar to tvene manne, unde bewise en sinen scaden, unde volge deme ve in sines herren hus, unde scüldege ine dar umme; so mut he beteren vor dat ve, als of it gepandit were.

§ 4

Sve sin ve drift up ene andere marke uppe gemene weide, wert he gepandit, he gift ses penninge.

§ 5

Vom Fahren über ungebautes Land

Ungewunnen land sve dar over veret, it ne si en geheget wese, die blift is ane wandel.

 

 

Artikel 48.

Von des hirdes verlust.

Wo unde wur man tegedes geven sal.

§ 1

Haftung des Hirten

Svat die hirde binnen siner hude verluset, dat sal he gelden.

§ 2

Wenn jemand Korn zu lange auf dem Felde lässt

Let en man sin korn ute stan, als alle lüde ir korn inne hebbet, wert it ime gevret oder getret, man ne giltes ime nicht.

§ 3

Wenn jemand den Zehnten zu lange auf dem Felde lässt

Dat selve dut man umme tegeden, of ine die tegedere nicht nemen ne wel, of in de man de ine geven sal uppe deme velde let stan, unde den sinen buren bewiset.

§ 4-12: Wo, wovon, wann und wie wird gezehntet

§ 4

Iewelk ve sven it sin junge gewint, svar it des avendes to herbergen kumt, dar sal man't vortegeden. Die sat vertegedet man uppe'n velde, dat ve in'me dorpe in iewelkes mannes huse, dar dat ve geworpen wirt.

§ 5

Iewelkes veis gift man den tegeden sunder hunre. Iewelken hof unde wurd unde sunderlik hus vertegedet man mit eneme hune in sente mertens dage.

§ 6

Svar man rechten tegeden uppe'n velde gift, dar sal man geven dat tegede schock, gelike gut den anderen, oder die tegeden garven.

§ 7

Svenne en man sin korn invoren wel, dat sal he kündegen deme tegedere, of he in deme dorpe oder uppe'n velde is. Ne wardet he denne sines tegeden nicht, die man vertegede ime selven, als he sinen eid dar an beware, of man in van ime hebben wel, unde bewise'ne twen sinen geburen, unde late'ne ute stan; so sal he's bliven ane schaden, of he seder geergeret wert oder verloren.

§ 8

Man gift ok maneger wegene bescedene schok to tegeden von der hove, unde en lam von der scape hirde die in enen hof gat.

§ 9

Svar men korn tegeden gift, dar sal dat seil, dar die garve mede gebunden is, wesen ener dum elne lang tvischen den twen knotten, swan dat seil gerecket is in winter korne. –

§ 10

Sve den tegeden na rechter gewonheit gift, die hevet ene wol gegeven.

§ 11

Von benen aver unde von allerhande ve nimt die tegedere sinen tegeden, of he's beden wel von jare to jare, bit he ime gebore von deme huse, dar man ine von gelden sal. Ne wel he's aver nicht beden, so sal man ime geven, dat ime jarlikes gebort.

§ 12

Von iewelkeme volne unde mule gift man enen penning. Von me kalve unde esele unde schape unde verkene enen halven penning, of ir is vive oder dar beneden; is ir aver sesse oder dar boven, so nimt ir die tegeder en to losene, dat seste mit tven penningen, dat sevede mit anderhalveme, dat achtede mit enem penninge, dat negende mit enem halven. Jene aver des dat ve is sal to voren tvei utnemen under sessen, unde drie under negenen, er die tegedere kiese. To dirre selven wies vertegedet man die gense unde die czegen to hellingen.

 

 

Artikel 49.

Wo man ovese hengen sal.

We sin deil des hoves nicht bewercht.

§ 1

Von der Traufe

It ne mut nieman sine ovese hengen in enes anderen mannes hof.

§ 2

Vom Einhegen des Hofes

Manlik sal ok bewerken sinen deil des hoves; die des nicht ne dut, geschiet dar schade von, he sal ine beteren. Man blift is ok sunder wandel, geschiet ime schade.

 

 

Artikel 50.

We malbome, marcstene setten wel.

Wo man tünen sole.

Von Gränzzeichen und Zäunen

Sve malbome oder markstene sat, die sal den dar an hebben, die in ander siet land hevet. Sve so tünt die sal die este keren in sinen hof.

 

 

Artikel 51.

Wo na oven, gange, svinekoven dem tune stan solen.

Wo man se bewerken sole.

 

Von Backöfen, Abzügen, Koben, Feuermauern

§ 1

Oven unde gang unde swinekoven solen dre vote van me tune stan.

§ 2

Manlik sal ok bescuren sinen oven unde sine muren, dat die sparken nicht ne varen in enes anderen mannes hof ime to schaden.

§ 3

Genge sal man ok bewerken bit an die erde, die jegen enes anderen mannes hof stat.

 

 

Artikel 52.

Of hoppe, bomtelgen over den tun hangen.

 

Recht des Nachbarn wegen des Ueberhanges

§ 1

Vlichtet hoppe over enen tun, sve die wortelen in deme hove hevet, die gripe deme tune so he nest moge unde tie den hoppen; svat is ime volget dat is sin; svat is in anderhalf blift, dat is sines nakebures.

§ 2

Siner bome telge ne solen over den tun ok nicht gan, sime nakebure to scaden.

 

 

Artikel 53.

Von buwe up vremden gude.

 

Was führt der Zinsmann mit vom Gute

Svat die man buwet uppe vremedem gude, dar he tins af gevet, dat mut he wol afbreken of he dannen veret, unde sin erve na sime dode, ane den tun vore unde hindene unde dat hus unde den mes; dat sal die herre losen na der bure kore. Ne dut he's nicht, he vort dat ene mit dem anderen wech.

 

 

Artikel 54.

Welk ve man müte to hus behalden.

We sünderliken hirde hebben moge.

Von des hirdes lone unde von siner verlust.

Of ein ve dat andere belemet, oder tret wirt vor dem hirde.

 

§ 1-3: Vom Theilnehmen an den Hutanstalten der Gemeinde

§ 1

Die man ne sal sin ve nicht to hus laten, dat deme hirden volgen mach, ane söge die verkene tien; die selven sal man bewaren, dat se nicht ne schaden.

§ 2

Nieman ne mut ok sunderliken hirde hebben, dar he deme gemeinen hirde sin lon mede geminnere, he ne hebbe drie hove oder mer, die sin eigen oder sin len sin, die mut wol sunderlike schaphirde hebben.

§ 3

Svar man aver deme hirde lon lovet von deme hove unde nicht von deme ve, dat lon ne mut nieman unthalden, durch dat dat dorp nicht hirdelos ne blive.

§ 4-6: Wiefern haftet der Hirte für die Heerde

§ 4

Svat so man vor den hirde drift, ne bringt he's nicht weder in dat dorp, he mut it gelden. Svat aver ime die wolve nemet oder rovere, blift he ungevangen, unde ne bescriet he sie mit deme gerüchte nicht, so dat he's getüch hebben moge, he mut it gelden.

§ 5

Belemet en ve dat andere vor dem hirden, oder wirt it getret oder gebeten, unde sculdeget man den hirde dar umme, he mut benomen dat ve dat den scaden gedan hevet, unde mut dar to sveren. So sal jene, des dat ve is, halden dat gewundede ve in siner plage, went it to velde moge gan. Stirft it, he sal it gelden na sime gesatten weregelde. –

§ 6

Scüldeget man den hirde, dat he en ve nicht hebbe to dorpe gebracht, darn he sine unschult dar to dun, he is ledich dar af.. Sve aver sines veis vermisset, unde tohant to me hirde gat, unde ine dar umme scüldeget mit orkunde tvier manne, so ne mach die hirde dar vore nicht sveren, wenne he mut ime sin ve gelden. Seget aver de hirde, dat it vor ine nicht gedreven ne würde, dat mut die man bat getügen mit tven mannen, die't sagen dat man't an sine hude dreve, den is die hirde unscüldich werden müte.

 

 

Artikel 55.

Wat de minnere deil der bure nicht weder spreken ne mogen.

 

Von Gemeindebeschlüssen

Svat so die burmester schept des dorpes vromen mit wilkore der merren menie der bure, dat ne mach die minre deil nicht wederreden.

 

 

Artikel 56.

Von damme to vesten vor der vlut.

Of sik ein werder irhevet, wes de si.

§ 1

Deichpflicht

Svelke dorp bi watere lieget unde enen dam hebbet, die sie vor der vlut bewaret, iewelk dorp sal sinen deil des dammes vestenen vor der vlut. Kumt aver die vlut unde brict sie den dam, unde ladet man mit deme gerüchte dar to, die binnen deme damme geseten sien, svelk ir nicht ne hilpt büten den dam, die hevet verworcht soegdan erve als he binnen deme damme hevet.

§ 2 und 3: Von Veränderungen am Ufer und im Bette eines Flusses

§ 2

Svat so dat water afschevet deme lande, dat hevet die verloren des dat lant is. Brict it aver enen nien agang, dar mede ne verlüset he sines landes nicht.

§ 3

Svelk werder sik ok irhevet binnen enem vliete, svelkeme stade he nar is, to dem stade hort die werder; is he vormiddes, he hort to beiden staden. Dat selve dat die agang, of he verdroget.

 

 

Artikel 57.

We gut in weren hevet, dem sal men buten.

 

Recht der lediglichen Gewere

Al sie en gut manges mannes, also dat dat en von dem anderen hebbe, svat so man up deme gude gut, dat sal man beteren deme, die't in ledichliken geweren hevet, unde anders nemanne.

 

 

Artikel 58.

Von verdindem gude an lene we dar erve to si.

Wanne dat verdenet si.

§ 1

Recht des Landerben auf die verfallnen Lehnsnutzungen

Of en man nenen lenerven ne hevet na sime dode, sve sin erve is na lantrechte, die sal nemen sin verdenede gut in deme lene.

§ 2

Recht des Lehnserben und Lehnsherrn auf die verfallnen Lehnsnutzungen

Nu vernemet wen it verdenet sie. In sente bartholomeus dage is allerhande tins unde plege verdenet. In sente wolburgen dage is die lemmer tegede verdenet. To wortmissen die gense tegede. In sente johannes dage allerhande vleisch tegede, dar man mit penningen den tegeden jarlikes loset; svar man aver ine nicht ne loset, dar is he verdenet, wen it ve geworpen wert. In sente margreten dage al korn tegede. Svat aver er geschocket is, dar an is die tegede verdenet. In sente urbanusdage sin wingarden unde bomgarden tegeden verdenet. – Des mannes sat, die he mit sime pluge wirkt, die is verdenet, als die egede dar over gat; unde die garde, als he geseit unde geharket is. – Geld von molen unde von tolne unde von münte unde von wingarden is verdenet, svenne die tins dach kumt, die ime to geldene bescheiden is.

§ 3

Wann verfallen sie

Of en kint sine jartale behalt er den tins dagen, dat dat gut verdenet is, it sal den tins utnemen. Jarit it sic aver na den rechten tins dagen, dat geld des gudes hevet it verloren. Dit rede ik dar von: arbeidet en herre, oder ieman von sinent halven, garden oder wingarden oder bomgarden, unde bekosteget he sie bit an sente urbanus dach, unde ne hevet sik dat kint nicht gejaret dennoch, die herre nimt die vrucht dar af. Hevet ok die herre laten geseit des kindes land, er it sik gejare, die herre behalt de sat unde nicht den stoppel noch die winstavelen, wende se in der erde stan unde to'me winholte gebunden sin. He ne mut ok des kindes holt nicht laten houwen, noch gras sniden, sint sik dat kint gejaret hevet. Jarit sik dat kint aver vore, die herre hevet sin arbeit verlorn, wan dat kint ne gilt is ime nicht. – Also ne dut die herre deme kinde noch des kindes erven, svenne he dat anevelle nimt.

 

 

Artikel 59.

Wanne de herre sinen tinsman verwisen sole, de tom gude nicht geboren is.

Of de tinsman oder de herre stirft.

Wo breit des koninges strate sin solen.

We dem anderen dar rumen sole.

We erst malen sole.

§ 1

Kündigungszeit bei der Zinsleihe

Wel en herre wisen sinen tinsman von sinem gude, die to'me gude nicht geborn is, dat sal he ime kündegen to lichtmissen. Dit selve sal die man dun, of he't land laten wel.

§ 2

Deren Uebergang auf die Erben

Stirft de tinsman des herren, sin erve trit an sine stat, unde gilt van'me gude also jene solde. Stirft ok die herre, die man gift sinen tins, den he dem herren gelovet hadde, jeneme an den dat gut dript, unde ne bedarf nemannes die ene gewere wen sinen pluch.

§ 3

Strassenrecht

Des koninges strate sal sin also breit, dat en wagen deme anderen gerumen moge. – Die idele wagen sal rumen deme geladenen, unde die min geladene deme sverren; die ridene wike deme wagene, die gande deme ridene. Sin sie aver in enem engen wege oder up ener brucge, unde jaget man enen ridenen oder to vot, so sal die wagen stille stan, bit sie mogen vore komen. Svelk wagen erst up die brucgen kumt, die sal erst overgan, he sie idel oder geladen.

§ 4

Wer mahlt zuerst

Die ok irst to der molen kumt, die sal erst malen.

 

 

Artikel 60.

Of en des anderen varende have verkoft, verspelt, verluset.

 

Gegen wen geht die Forderung wegen freiwillig aus dem Besitz gelassnen Gutes

§ 1

Svelk man enen anderen liet oder sat perde, oder en kleid, oder ienegerhande varende have, to svelker wis he die ut von sinen geweren let mit sime willen, verkoft sie die, die sie in geweren hevet, oder versat he sie, oder verspelet he sie, oder wert sie ime verstolen oder afgerovet; jene die sie verlegen oder versat hevet, die ne mach dar nene vorderunge up hebben, ane uppe den, deme he sie leich oder versatte.

§ 2

Stirft aver jene rechtes dodes oder unrechtes, so tie he sik to sime gude mit rechte jegen den erven, oder jegen den richtere, of it an in geboret.

 

 

Artikel 61.

An vischen, vogelen, diren ne mach nein man sin lif, sunt verwerken.

Von den banvorsten.

Wanne men in dem korne nicht hizcen mut.

 

§ 1

Jagdrecht überhaupt

Do got den menschen geschup, do gaf he ime gewalt over vische unde vogele unde alle wilde dier. Dar umme hebbe wie is orkünde von godde, dat nieman sinen lief noch sin gesunt an dissen dingen verwerken ne mach.

§ 2-4: Vom Jagen in Bannforsten

§ 2

Doch sint drie stede binnen deme lande to sassen, dar den wilden dieren vrede geworcht is bi koninges banne, sunder bere unde wolven unde vössen; dit hetet ban vorste. Dat eine is die heide to koyne; dat andere die hart; dat dridde die maget heide. Sve so hir binnen wilt veit, die sal wedden des koninges ban, dat sin sestich schillinge.

§ 3

Sve so durch den ban vorst rit, sin boge unde sin armbrust sal ungespannen sin, sin koker sal bedan sin, sin winde unde sine bracken solen up gevangen sin, unde sine hunde gekoppelet.

§ 4

Jaget en man en wilt buten deme vorste, unde volgent ime die hunde binnen den vorst, die man mut wol volgen, so dat he nicht ne blase noch die hunde nicht ne grute, unde ne missedut dar nicht an, of he san dat wilt veit; sinen hunden mut he wol wederrupen.

§ 5

Vom Jagen auf Saat

Neman ne mut die sat tredden durch jagen noch durch hitzen, sint der tiet dat dat korn ledekene hevet.

 

 

Artikel 62.

We scedelike dier halt.

We hunt oder ander dier dotsleit wenne't ime scaden wil.

Wo man wilde dier hegen mut.

§ 1

Vom Halten gefährlicher Thiere

Sve so halt enen glumenden hund, oder enen tamen wolf oder hert oder beren oder apen, svat so die to schaden dut, dat sal he gelden; wel he ir sik üteren na'me scaden, dar mede n'is he nicht unsculdich, of man dat getugen mach die man selve dridde, dat he sie gehalden hebbe bit an die tiet, dat sie den scaden daden.

§ 2

Vom Tödten gefährlicher Thiere

Sleit en man enen hund dot oder beir oder en ander dier binnen des it ime scaden wil, he blift des ane wandel, of he dat geweren darn uppe'n hilgen, dat he't notweringe dede.

§ 3

Vom Hegen gefährlicher Thiere

Sve wilde dier hegen wil buten ban vorsten, die sal sie binnen sinen geworchten geweren

hebben.

 

 

Artikel 63.

We nen kleger, vorspreke, tüch sin sal.

 

§ 1

Beschränkung der Frauenzimmer in Handlungen vor Gericht

It ne mach nen wif vorspreke sin, noch ane vormünden klagen; dat verlos in allen calefurnia, die vor deme rike missebarde von torne, do ir wille an vorsprekene nicht ne muste vortgan.

§ 2

Beschränkung der Verfesteten und Gebannten in Handlungen vor Gericht

Iewelk man mut wol vorspreke sin unde tügen unde klagen unde antworden, ane binnen deme gerichte dar he inne vervest is, oder of he in des rikes achte is. Vor geistlikeme gerichte ne mut he's aver nicht dun, of he to banne is.

 

 

Artikel 64.

We mit gerüchte klagen sal.

 

Wann und wie muss mit Gerüchte geklagt werden

§ 1

Wif oder maget, die not vor gerichte klaget, die solen klagen mit gerüchte, durch die hanthaften dat unde durch die not, die sie dar bewisen solen.

§ 2

Die ok mit düve oder mit rove gevangenen vor gerichte bringet, die solen klagen mit gerüchte, durch die hanthaften dat, die sie mit den lüden vore bringet.

§ 3

Die ok doden vor gerichte bringet unde klaget dat ungerichte, dat an in gedan si, die solen klagen mit gerüchte, durch die hanthaften dat, de dar schinbare is.

§ 4

Die ok berovet is unde weit war sin rof gevort is, wil he, dat ime die richtere volge dar, he mut ine mit gerüchte laden dar unde klagen mit gerüchte, durch die hanthaften dat, die he dar bewisen wel.

§ 5

Svar nen hanthaftich dat n'is, dar mut man sunder geruchte klagen, of man's ane scaden bliven wel.

 

 

Artikel 65.

Of en kind binnen jaren dodet enen man, oder scaden dut.

We ein kind dodet oder sleit.

§ 1

Von Verletzungen durch ein Kind

Nen kint ne mach binnen sinen jaren nicht dun, dar it sin lif mede verwerke. Sleit it enen man oder belemt it in, sin vormunde sal't beteren mit jenes weregelde, of it up ine vulbracht wert. Svelken scaden it dut, den sal he gelden na sinem werde mit des kindes gude.

§ 2

Von Verletzungen an einem Kinde

Sleit aver en man en kint dot, he sal sin vulle weregelt geven. Schilt aver en man en kint, oder roft he't, oder sleit he't mit besmen durch sine missedat, he blift is ane wandel, darn he't geweren uppe'n hilgen, dat he't durch anderes nicht geslagen ne hebbe, wan durch sine missedat.

 

 

Artikel 66.

Von dem alden vrede des landes.

Wenne de vrededage nicht helpet.

§ 1

Personen, Orte, Sachen, die steten Frieden haben

Nu vernemet den alden vrede, den die keiserlike gewalt gestedeget hevet deme lande to sassen, mit der guden knechte wilkore von deme lande. Alle dage unde alle tiet solen vrede hebben papen unde geistlike lüde, unde wif unde megede unde joden, an irme gude unde an irme live; kerken unde kerchove, unde iewelk dorp binnen siner gruve unde sime tune, plüge unde molen, unde des koninges strate in watere unde in velde, die solen steden vrede hebben, unde allet dat dar binnen kumt.

§ 2

Tage, die steten Frieden haben

Hilge dage unde gebundene dage die sin allen lüden to vrede dagen gesat, dar to in iewelker weken vier dage: die dunresdach unde die vridach unde die sunavent unde die sundach. Des donredages wiet man den kresemen, dar man uns allen mede tekenet to der cristenheit in der döpe. Des donredages merede unse herre got mit sinen jüngeren in'me kelke, dar began unse e. Des donredages vorde got unse minscheit to himele, unde opende uns den wech dar hen, de uns er besloten was. – Des vridages makede got den man, unde wart des vridages gemarteret durch den man. – Des sunavendes rowede he, do de himmel unde erde gemaket hadde, unde allet dat dar inne was. He rowede ok des sunavendes in deme grave na siner martere. Des sunavendes wiet man die papen to godes denste, die der cristenheit meistere sin. – Des sundages würde wie besünt mit gode umme adames missedat. Die sundach was die irste dach, die ie gewart, unde wirt die leste, alse wie upirstan solen von deme dode, unde solen varen to ganden mit live unde mit selen, die't weder got verdient hebben. Dar umme sin disse vier dage gemene vrededage allen lüden, ane den, die in der hanthaften dat gevangen werden, oder in des rikes achte sin, oder vervest in deme gerichte.

 

 

Artikel 67.

Wo vele lüde he vüren müte vor gerichte,

de umme ungerichte beklaget wert.

 

Vom Gefolge des peinlich Beklagten

Sve um ungerichte beklaget wirt, he ne mut nicht mer denne drittich man voren vor gerichte, svenne he vore kumt; die ne solen nenerhande wapene dragen sunder sverd.

 

 

Artikel 68.

Vorlecht dem manne sin perd.

 

Recht des Reisenden

Irleget deme wechverdigen manne sin perd, he mut wol korn sniden unde ime geven, alse verne alse he't gereken mach stande inme wege mit enen vute; he ne sal is aver nicht dannen voren.

 

 

Artikel 69.

We dodet, wundet enen vredebreker.

 

Von Verletzungen an einem Friedebrecher

Sve so dodet oder wundet enen vredebrekere, he blift is sunder wandel, of he dat selve sevede getügen mach, dat he ene wundede an der vlucht oder in der dat, dar he den vrede breke.

 

 

Artikel 70.

Wan men den man von sinem gude wisen sal.

 

Besitzrecht

Man ne sal niemanne wisen von sime gude, dat he in geweren hevet, ime ne werde die gewere mit rechte afgewunnen.

 

 

Artikel 71.

Wur to man wapen voren sal binnen gesvoren vrede.

We unde woman deme rüchte volgen sal.

Wo man den vredebreker winnen sal in enem anderen gerichte.

 

§ 1

Vom Friedebruch

Sve den vrede brict, dat sal man richten als hir vore geredet is.

§ 2 und 3: Recht, Waffen zu führen

§ 2

Binnen gesvoreneme vrede ne sal man nene wapene vüren, denne to des rikes dienste unde to torneien, sunder sverd. Alle die anders wapene voren, over die sal man richten, wende sie in des rikes achte sin, of sie dar mede gevangen werdet. – Sverd ne mut ok nieman dragen binnen bürgen noch binnen steden noch binnen dorpen, alle die dar wenunge oder herberge binnen hebbet.

§ 3

Wapen mut man ok wol vüren, svenne man deme gerüchte volget; deme solen to rechte volgen alle die to iren jaren komen sin, also verne dat sie sverd vüren mogen, it ne beneme ine echtnot, sunder papen unde wif unde kerkenere unde hirden. –

§ 4 und 5: Verfolgung des Friedebrechers mit Gerüchte

§ 4

Of sie volget vor en hus, drie dage solen sie dar bliven, manlik mit sines selves spise, binnen deme gerichte, die wile jene vore gat oder rit, die dat rüchte geschriet hevet. Is aver die gewunt dat he nicht volgen ne mach, so solen die lüde volgen bi plicht, die wile sie jenen sien, de den vrede gebroken hevet, of he san in en ander gerichte vlüt. Mogen se ine dar van up'me velde, dar dat lantvolk nicht to ne kome, sie vüren ine weder.

§ 5

Vlücht aver he to dorpe oder to steden oder to bürgen in en ander gerichte, man sal dat rüchte vernien, unde laden dar to den burmester unde die bure unde die guden knechte, die man to der tiet hebben mach, unde eschen jenen ut to rechteme richte; den sal man in antwerden, of he in der hanthaften dat bestedeget is, deste sie dat getügen mogen mit seven mannen, dat se ime gevolget hebben in der hanthaften dat von irme gerichte dar; so solen sie bürgen setten vor des mannes weregelt, of sie nicht rechte over ine richten; so vüren se ine weder unde dun dar rechte mede.

 

 

Artikel 72.

Wur umme man en hus vervesten sole.

We vor ein hus antwerden sole.

Wo en burch unscüldich blift, of dar scade af scüt.

 

Verfahren gegen eine Burg wegen Raubes, oder Schutzes, den sie Räubern gewährt

§ 1

Uppe svelkeme hus man den vredebrekere halt weder recht, svenne die richter mit gerüchte dar vore geladen wirt, unde man sie afeschet alse recht is, dat man't gehoren moge uppe deme hus; ne geven sie sie nicht her af to rechte, man vervestet die burch unde alle die dar uppe sin. Let man aver dar uppe des richteres boden sesse unde den klegere, die suken den vredebrekere unde den rof, so sal man sie nicht vervesten.

§ 2

Scüldeget man dat hus umme den rof, dat he dar af unde dar up geschin si, dat mut wol untscüldegen des huses herre oder en sin borgere uppe'n hilgen. Svie so selve to dem ungerichte beklaget wert, die ne mach dat hus nicht untscüldegen, he ne hebbe sik selven aller erst untsculdeget. Wel man aver dat hus bereden mit kampe, dat mut wol untreden sin herre oder sin borgere weder sinen not, oder man vervest it unde richtet dar over.

§ 3

Over svene man dat klaget, dat he von eneme huse gesocht hebbe, den mut des huses here vor bringen, dat he betere oder dat hus untrede; ne dut he's nicht, he mut dar selve vore antwerden.

§ 4

Klaget aver en man over ene burch, dat he dar af gerovet si, unde ne weit he nicht we it gedan hevet, dar sal de burch here vore antwerden von deme dage over ses weken, von der tiet dat he dar umme beklaget wert, so dat he die burch untschüldege mit sinem eide, oder den scaden gelden uppe recht, sunder doch, of he rades unde dat unscüldich is.

§ 5

Riden lüde von ener burch unde dun sie scaden, unde ne komen sie nicht weder dar up binnen dage unde nacht, unde ne kumt dar die rof nicht up noch vore, so is sie an der dat unscüldich. Komen aver die rovere weder uppe't hus, unde die rof dar up oder dar vore, so is die burch scüldich an der dat.