BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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31.

Von dem wazzer.

 

Daz wazzer ist kalt und fäuht und gêt umb und umb daz ertreich, ân als vil daz ertreich enplœzt ist von dem wazzer an den steten, dâ die läut wonent und andreu tier, die ân luft niht geleben mügent. daz grôz mer, daz daz ertreich umbfleuzet, haizt ze latein amphitrites, daz ist ze däutsch daz umbgênd mer. daz selb mer fleuzt von norden gegen suden. daz ist dar umb, daz daz ertreich hœher ist ze norden dann ze suden. von dem mer fleuzt manig arm in manig stück des ertreiches. diu merwazzer sint gesalzen und ungeschmach ze trinken, dar umb, daz diu sunn und die andern stern sich die mêrern zeit dar über streckent und ziehent erdischen dunst auz dem grund und auz dem ertreich und mischent in zuo dem wazzer. dâ von wirt ez pitter und gesalzen. und daz daz wâr sei, daz vint man alsô. wenne die marner süez wazzer machen wellent, daz si trinken und dâ mit si ir ezzen kochen, sô nement si ainen grôzen kopf von wahs gemacht und ziehent den sô lang in dem mer, unz daz sich daz wazzer dâ durch seiht und diu zuogemischt erd hie auzen beleibet. sô trinkt man ez dann wol. auch prüeft man daz dar an, daz ain grôz geladen schif in gesalzem wazzer ob gêt, daz in süezem wazzer undergieng, daz ist dar umb, daz daz gesalzen wazzer von der zuogemischten erden dicker ist danne daz süez wazzer. auch prüeft man daz an dem tôten mer, daz so dick ist von den selben sachen, wer ain mensch mit gepunden henden und füezen oder ain ander tier gepunden dar ein wirft, daz swimt ob. ez mag auch kain visch noch kain wazzertier lebendik dar inne beleiben; dar umb haizt ez daz tôt mer. etleicheu mer fliezent auz und ain in naht und in tag ains mâls oder zwir. daz ist von dem môn, der ain vater ist der wazzer: der derhebt daz dünstig wazzer, sam daz merwazzer ist und daz dem geleich ist, wann sô der môn aufgêt in etsleichem reich oder in etsleicher wonung, dâ ain mer ist, sô wirft er seinen schein schelchs auf daz mer, dâ von derhebt der schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers, und sô der môn kümt an die miteln stat des himels, sô wirft er seinen schein gerichtes auf daz mer und zesträwet die erdischen dünst nâch der lengen des mers. dâ von fleuzt daz wazzer wider ein und fleuzt nâch der lengen des mers und stinkt ez dann vast von den erdischen gepranten dünsten, die ez in dem luft gelâzen hât. sô denne der môn komen ist unz an den punkt seins undergangs, sô wirft er seinen schein aber schelchs auf daz mer und sô fleuzt ez aber auz, dar umb, daz der schein denn krenker ist wan dô der môn ze mitelst an dem himel was. wenn er dann den dunst niht her auz geziehen mag, sô derhebt er in under dem wazzer und daz wazzer dâ mit. dar umb muoz daz merwazzer dann auz fliezen. alleu grôzeu wazzer fliezent ze letzt in daz mer, etleicheu gegen der sunnen aufganch, als diu Nab, der Regen, diu Iser und diu Tuonawe und andreu wazzer, etleicheu gegen der sunnen underganch, sam der Meun, der Rein, und der Roden und andreu wazzer. dâ von maht dû wundern, wâ von daz mer niht allzeit merkleichen wahs. daz ist dar umb, daz daz mer prait ist und sich der sunnen und der andern stern kraft gar in grôzer mengen dar auf streckt, und des merwazzers macht si vil ze dünst. auch vleuzt des merwazzers vil in des ertreichs hölr, dâ von dicke die grôzen sê koment und diu stilstenden mer. iedoch wizz, daz niht elleu schefreicheu wazzer von dem auzfluz des mers koment, wann etleicheu habent irn ursprinch in dem grôzen holn geperg, daz kalt und velsik ist, wann dâ entsleuzt sich der wäzzrig dunst in wazzers tropfen, der dem ertreich zuo gemischt ist von tägleichem weter und von den snêen, die durch daz jâr auf etleichem geperg ligent, und samnent sich die tropfen ze samen von ainem hol zuo dem andern, unz daz ain pächlein dar auz wirt und auz vil pächleinne wirt ain grôzer pach, der wehset sô lang, unz daz er suocht seinen auzganch auz dem geperg. wô er danne auzpricht, dâ wirt ain ursprinch ains vliezenden wazzers oder aines prunnens auf dem perg oder ains sêes auf dem perg. ez pricht auch oft der ursprinch auzher von dem perg ain meil oder zwuo oder mêr oder minner auf ainer eben. alsô entspringent die päch und die prunnen. iedoch well wir von den wunderleichen prunnen sagen in dem letzten stuck diss puochs. Dû scholt auch wizzen, daz daz wazzer seinen smack und sein art nimt von dem ertreich, dâ durch ez fleuzt. dar umb vint man manich wazzer gesalzen, daz durch gesalzenz ertreich fleuzt, und anderz saur, daz dritt mosik, daz durch mos fleuzt, und nimt daz wazzer auch gar sêr seinen gesmack von dem gesmeid und von dem swebel, der in dem ertreich ist. dar umb stinkent diu haizen pat sam der swebel, diu man diu wilden pat haizt, dâ von, daz daz selb wazzer vleuzt durch prinnend swebligez ertreich, dâ von daz wazzer haiz wirt und stinkend. daz waiz man dâ von, daz dick swebelstück vliezent her auz mit dem wazzer, und dar umb zeuht daz wazzer die fäuhten auz, diu zwischen vel und flaisch ist. ez geschiht auch oft, daz gar nâhent pei enander entspringent zwai wazzer, der ainz haiz ist und daz ander kalt, dar umb, daz der paider wazzerâdern in dem perg verr von ainander sint und hie vorn zesamen koment. ez sint auch etsleich prunn, dâ von die läut kropfoht werdent, sam in Kärnden vil kropfoter läut ist; daz kümt dâ von, daz der zuogemischt erdisch dunst zæh ist an im selber und alsô gestalt, daz er sich zesamen zeuht in den halsâdern und zedeuzt si und macht den hals kropfot. dâ von ist ez gar tœrleich, wer über lant raist und iegleich wazzer versuocht. wizz auch, daz die tiefen prunnen sumerzeiten kalt sint und winterszeiten warm, daz ist dar umb, daz winterzeiten die warmen dünst hin ein in daz ertreich slahent und machent die erden warm inwendig; aber sumerzeiten slahent si her auz und beleibt daz ertreich kalt. daz wazzer ist daz pest ze trinken, daz durch velse fleuzt und durch sandigz ertreich, wan daz ist leiht und lauter und entsleuzt den leip und macht dem harmwazzer weg. aber daz wazzer, daz man in kupfer laitet, ist gar pœs und schad, und daz man in plei laitet, ist pezzer; daz in hülzeinn rœrn von vörhem holz gelaitet wirt, ist aller pest, wan daz holz ist gar luftig. under allen wazzern ist rainz regenwazzer daz gesündist dar umb, daz ez leiht ist und süez und daz ez leiht gekocht wirt in dem magen. ez wirt auch leiht kalt und leiht warm. ez widerzeuht des leibs stuolflüzz und wenn ez in ainer zistern gestêt und lauter wirt, sô sterket ez den magen und schadet im nihts. welchez wazzer entspringt gegen mittem tag oder gegen der sunnen aufganch oder die vallent von warmen pergen, diu gleichent den regenwazzern und sint gesunt. welhiu aber entspringent gegen der sunnen underganch oder gegen dem himelwagen, diu sint die pœsten, wann diu machent stain in der plâsen und in den niern und machent die frawen unperhaft. si machent auch den menschen træg und unlustig und werent dem siechen seinen hailsamen swaiz und pringent des leibs flüzz und machent den menschen widergebend und undäwend. daz gemain wazzer hât vil aigenchait an im. ez wescht und tregt die unsauberkait hin, ez fleuzt ze tal, ez læzt sein muoter niht, wann ez fleuzt wider in daz mer, ez volgt dem grôzen fluz der grôzen samnung der wazzer, ez ist der erden zuogemischt, ez macht die strâz horwig, ez ist armer läut trank, ez ist lauter, ez ist ain spiegel, dar inne man sich dersiht, ez behelt der scheff fuostapfen niht, ez erlescht daz feur, ez vertreibt den durst, ez wirt niht vaizt wenn ez ainig ist und niht gemischt mit andern dingen. die aigenchait sint all an ainer rewigen bekêrten sêl, die geleich selber ain weiser mensch! Daz löbleich wazzer hât zwuo aigenchait an im. die êrsten von seinem selbwesen und von seiner aigen nâtûr; die andern von dem lauf seines urspringes. von senem selbwesen hât ez, daz ez lauter ist und fäuht und kalt und hât kain varb noch kainen smack noch kainen geruch, wann hiet ez der ainz, sô wær ez niht lauter wazzer, ez wær gemischt mit andern elementen. von dem lautern wazzer spricht Galiênus, daz man ez derkenne mit drein sinnen. mit dem gesiht, dar umb, daz ez gar durchsihtig ist und gar lauter; mit dem versuochen, wan ez weder saur noch süez ist noch kains andern versuochens dan neur daz ez kalt und fäuht ist; mit der smeckenden kraft, diu in anderr sprâch haizt der geruch, derkennet man ez auch, wan ez hât kainen smack, den man mit der nasen prüef, noch kainen geruch. Isaac der maister lêrt, wie man schüll derkennen, welhez wazzer leihter sei und welhez swerer sei, und spricht: wer ain leinein tuoch enzwai tailt gleiches und dauht si in zwairlai wazzer und drucket si dar nâch zwischen den henden und hæht si denn paideu zuo enander unz si getruckent, welhez danne ê trucken wirt, des wazzer ist leihter. Ipocras spricht, welhez wazzer schier kalt wirt und schier warm, daz ist daz aller leihtist. Galiênus spricht, under allen dingen ist aller schedist süez wazzer wazzersühtigen läuten. welhez wazzer still stêt, daz ist ungesünder wan daz vliezend, wan ez nimt pœs dünst von der erden, dar auf ez stêt. Galiênus spricht auch, daz kaltez wazzer die geswern durchpeiz. wenn man von kaltem wazzer well machen gar kaltez, sô schol man ez wermen und dar nâch lâzen stên, sô wirt ez gar kalt. Isaac spricht, wazzer gekeltet auf dem snê ist verr pezzer ze niezen wan der snê und ist minner schad. der prunn hât die art, daz er andreu dinch vegt und bedarf doch oft, daz man in auch veg. alsô ist mangem gelêrten manne, der ander läut strâft, der bedarf oft, daz man in auch strâf. gewermtez wazzer gefreuset sneller zuo eis wan kaltez. daz ist dar umb, daz daz warm wazzer derhebt ist in seinen stucken und gezaist von der hitz, dar umb lâzet ez die kelten snell ein. dar umb wenne die vischer ir segen wellen beswærn an den enden mit eis winterszeiten, sô begiezent si ir segen oder die netz mit warm wazzer. Galiênus spricht, daz süez wazzer ziterndeu und waicheu glider mach, als wir sehen an den padknehten und an den padmaiden.