BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Schubartgymnasium Aalen

gegründet 1912

 

Abiturjahrgang 1958

 

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Günter Sandner

Gedanken anlässlich des Treffens

„60 Jahre Abitur am Schubartgymnasium Aalen“

 

 

Das bin ich im Jahre 1957 in der 8.Klasse, offensichtlich nach einer Mathe-Stunde bei Herrn Weiss, beim Tafelabwischen: Kreide auf grünem Kunstlack. Knickerbocker

Wir waren eine „Wanderklasse“, d.h. wir hatten kein eigenes Klassenzimmer. Ich war mit den Klassenkameraden Hans Ellinger, Walter Reichenbach und Roland Deubler vom Progymnasium Bopfingen in die Oberstufe des Schubartgymnasiums Aalen, Klasse 7 b, Mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig, gekommen. Das war eine reine Bubenklasse, das einzige Mädchen, Gisela Doderer kam erst später dazu. Der Klassenlehrer hieß, glaube ich, Rehn.

Ich fand auch noch meinen Schülerausweis:

 

 

Zwei Blätter aus meiner Dokumentenmappe liegen vor mir und führen mich in die Vergangenheit meines heuer (2018) 80 Jahre alt gewordenen Lebens.

 

Das erste Blatt:

 

 

13 Noten. Wertung 1 bis 6, kein einziges Sehr gut– das musste ich in Österreich mit seinen 5 Noten immer zu meiner Ehre erklären, da konnte niemand was mit meinem “Preis“ anfangen! – Betragen und Mitarbeit wurden damals im Zeugnis schon nicht mehr gewertet. Dass es geheim angefertigte Personalbögen für jeden von uns gab, haben wir erst beim Abi-Treffen im Jahre 2013 erfahren.

„Er hat damit die Reifeprüfung mit Erfolg abgelegt. Auf Grund hiervon wird ihm hiermit das Zeugnis der Reife erteilt.“

Aalen, den 4.März 1958. Stempel: SCHUBART- GYMNASIUM AALEN

Stempel: Oberschulamt Nordwürttemberg

Da fällt auf: das Wort Abitur kommt gar nicht vor!? Sondern: Ein Amt bestätigt mir eine Reife, wie war das im deutschen Bildungssystems zu verstehen? Ich war reif für ein Studium an einer Hochschule – so habe ich das in Erinnerung.

Ich glaube, dass keiner von uns sich schon eingebildet hatte, mit dem Abitur reif im Sinne erwachsen geworden zu sein. Stand doch die Wahl des Berufes für fast alle noch vor uns, und die Suche nach dem richtigen Partner hatte erst richtig begonnen.

 

 

Die Berufswahl:

 

In meinem „Dossier“ steht: „Seine Interessen gehen sowohl in die naturwissenschaftliche wie in die musische Richtung. Hervorzuheben sind seine Leistungen in Mathematik, sowie sein feines Verständnis für Dichtung“.

Ja – das stimmte exakt, allerdings war Musiklehrer Gawehn für mich nur als Witzfigur in Erinnerung, und nicht als Förderer meines musischen.Gesangstalents (Ich war schon als Bub bei den Wiener Sängerknaben angemeldet, da wurde nix draus). Gawehn liebte es, uns Balladen vorzusingen: Heherr Heinrich saß am Vogelherd (da, als ihm die Kunde gebracht wurde, dass er zum Kaiser gewählt worden war?)..., oder: Da hab ich so manches liebes Mal mit meiner Laute gesessen, hinunter blickend ins weite Tal, mich und die Welt vergessend.

In punkto Naturwissenschaft war für mich – wie auch für viele andere am Schubartgymnasium – der Physikunterricht von Oberstudienrat Zeuner der absolute Hammer und ein Augen-und Hirnöffner für das Reich der Naturwissenschaften. Freund Walter Borst (Spitzname. Torring, weil er dessen Schundromane liebte) - er wurde Professor für Physik in USA - schreibt darüber in diesem Beitrag an anderer Stelle.

Aus der Erinnerung taucht ein Aufenthalt mit Mitschüler Günther Höcherl in München am Technischen Museum auf. Irgendwelche Sponsoren aus der Wirtschaft (und empfehlende Lehrer) finanzierten uns eine Woche Intensivtechnikgeschichte (wir gingen auch ins Kino, aber haben uns nicht im Hofbräuhaus voll laufen lassen). Da wurde in mir der Diplom-Ingenieur „geboren“ – Bei der Wahl der Studienrichtung half mir ein Abiturienten- Ratgeber in rotem

Plastikeinband, wo alle Berufe und deren Inhalte gut beschrieben waren, auch mit der Aussicht der Verdienstmöglichkeiten. Und die wurden für die neue Richtung der Datenverarbeitung und der Nachrichtentechnik besonders rosig geschildert – das gab für mich den Ausschlag: nicht Jus oder Wirtschaft oder Kunst war es, sondern das Studium an der Technischen Hochschule Wien (da lebte mein Vater ). Aus anfänglichen Praktikumaufenthalten als Werkstudent bei SIEMENS in München wurde eine lebenslange Berufslaufbahn bei SIEMENS – doch das ist eine eigene Geschichte, aber sie ist sicher auf meine Ausbildung am Schubartgymnasium gegründet. Da lernte ich gut formulieren, gut rechnen, schwierige technischen Zusammenhängen verstehen, gutes Deutsch schreiben.

DEUTSCH war für mich im Schubartgymnasium ein geliebtes Fach: Die Grundlagen dafür wurden von einem Lehrer gelegt, den man nie vergißt: Herrn Studienassesor Dr. Hegele. Er hat uns gefordert, und die Liebe zu guter Literatur geschenkt – aber auch herausgefordert: das Tagebuch der Anne Frank mussten wir zu Hause lesen, vorlesen, und den Inhalt betrachten. In mir regte sich pubertärer Widerstand. Was soll ich – der ich ja ohnehin als Heimatvertriebener meinen Tribut an das Naziregime gezahlt hatte – mir noch ein schlechtes Gewissen für eine Judenkatastrophe einbläuen lassen, für die ich persönlich nichts konnte? Zusammen mit anderen Mitschülern (Reichenbach, Ellinger, Heinz??) weigerten wir uns, der Anna Frank-Story unsere Aufmerksamkeit zu widmen.. da explodierte Herr Hegele, warf die Kreide in den Klassenraum und verließ diesen wutschnaubend. Erst sehr viel später – bei einem Kassentreffen – konnten wir mit ihm darüber reden, und begriffen, wie sehr wir ihn damals verletzt hatten.

Der Deutschaufsatz war die Königsdisziplin des Deutschunterrichts. Die Themen waren aufgeteilt auf Betrachtungen aus den Klassikern der Theaterliteratur, auf Fragen zur Geschichte, oder aber es gab aktuelle gesellschaftsrelevante Themen. (siehe Bericht von Walter Borst!). Wie das wohl heute ist?

Als Abituraufsatz wählte ich das Thema:

„Martin Buber: Die Wiedergeburt des Dialogs ist die Schicksalsfrage des Jahrhunderts“ –

– das klingt im Jahre 2018 ganz aktuell, oder?

 

Das zweite Blatt (Österreichische Staatsdruckerei, Wasserdruck­papier):

 

 

„Die Technische Hochschule in Wien beurkundet hiermit Herrn Günter Sandner, geb. 15.12.1938 zu Oberleutensdorf in (der) CSSR die Berechtigung zur Führung der Standesbezeichnung DIPLOM-INGENIEUR nachdem er alle gesetzlichen Bedingungen hiezu erfüllt und die II. Staatsprüfung aus Elektrotechnik bestanden hat.

Wien, am 30. Juni 1965. Prägestempel: Technische Hochschule in Wien.

Da fällt auf: nach bestandener Prüfung wurde ich in den Stand der akademischen Elite Österreichs erhoben. Damit darf ich den Dipl. Ing als Titel vor dem Namen tragen! In Deutschland gilt das ja nur für den Doktor. Dafür ist es beim Adelstitel gerade umgekehrt: Die Adeligen in Deutschland dürfen ihr „von“ im Namen tragen, in Österreich ist das seit 1945 per Gesetz verboten. Otto von Habsburg, der kaiserliche Thronfolger, durfte jahrelang nicht einmal einreisen.

Was liest man da noch? Günter Sandner wurde im Dezember 1938 in der CSSR geboren? Die gab es damals noch gar nicht, sondern es hatte seit 1918 die Tschechoslowakische Republik, CSR gegeben, die war aber im Juni 1938 war gemäß dem Münchner Abkommen auf den tschechisch und slowakisch sprachigen Kernteil geschrumpft, und mein Geburtsort Oberleutensdorf im „Sudetengau“ war ein Teil des großdeutschen Reiches von Adolf Hitler geworden. Ich bin damit gezeugt als Tschechischer Staatsbürger, aber von Geburt Deutscher. Und im Jahre 1945 wurde ich Heimatvertriebener - nicht Flüchtling, obwohl es so in meinem rosa Flüchtlingsausweis A steht.

Am Schubartgymnasium gehörte ich zu den „Fahrschülern“ – die kamen mit dem Zug aus Bopfingen, Lauchheim oder aus dem Kochertal, durften manchmal offiziell zu spät kommen. Jeden Morgen wanderte eine lange Schlange von Fahrschülern vom Bahnhof durch die Altstadt bis zur Schule. Das Warten auf den Zug wurde mit Skat spielen verkürzt, da habe ich Freund Ellinger als Meister in Erinnerung. Und zusammen mit anderen nicht schwäbischen Mitschülern gehörte ich zu den Zugereisten aus den ehemaligen Ländern, die nicht zu „Westdeutschland“ gehörten. Über diese lese ich im Buch „75 Jahre Abitur Schubart-Gymnasium“ auf Seite 36 mit Genugtuung und Zustimmung: „Die Schüler (nach dem Krieg ) unter denen, zumal in den Oberklassen, auch immer wieder einige neue, teils heimatvertriebene, teils aus der Ostzone herübergewandert waren, zeigten große Strebsamkeit und anhaltenden Eifer.“. Ja, da erkenne auch ich mich – war doch der Erwerb von Wissen das einzige Kapital, welches mir damals zugänglich war. Ich startete mein Leben nach der Reife mit Null Geld von zu Hause, so wie viele meiner Klassenkameraden auch.

Aus heutiger Sicht ist meine schwäbische Schule (auch das Progymnasium Bopfingen) ein gelungener Lebensabschnitt, den ich in bester Erinnerung habe, und der mich lebenstüchtig gemacht hat. Meine Allgemeinbildung ist SG-gemacht – mein Demokratieverständnis im Schubartgymnasium entstanden. Theodor Heuss ist für mich die Leuchtturmfigur für einen glaubwürdigen Politiker; schwäbischer Fleiß und Tüchtigkeit waren vorbildhaft; Bei Siemens kam mir die Aalener Vergangenheit zu Gute, weil der Chef der Halbleiterforschung ein Schwabe war, und mir bei meiner Mikroelektronikkarriere behilflich war.

 

Sieger Köder: Schwabe, Pfarrer, Maler

 

An dieser Stelle möchte ich einem Lehrer ein Loblied singen, der – das spürte ich erst später – mich als Zwanzigjährigen beeindruckt und geprägt hat: Sieger Köder, unser Zeichenlehrer (nach A.O.F. Meyer).

Damals war er noch nicht berühmt. (Heute kommt kein Religionslehrer oder Pastoralassistent ohne seine Bilder aus). Aber er war schon ER – authentischer Lebensmensch. Maler aus Leidenschaft. Chartres erstand mit seinen Erklärungen in der Kunstgeschichte zur Kathedrale Europas. Uns zuzumuten, den Kampf um Troja in Schwarz-Weiss-Bildern aufs Papier zu bringen – eine pädagogische Herausforderung ersten Ranges, der nur Höcherl gewachsen war. Und Picasso? für mich zu weit weg, die Natur-Bilder der Romantik passten mehr zu meinem Faible für Mörike.

„Sigi“ Köder – nur ein bisschen älter als wir, zumindest ließ er den Altersunterschied nicht spüren. Bei einem Klassentreffen schilderte er seine Zeit als blutjunger Wehrmachtssoldat an der Atlantikfront 1944/45 – wo er durchaus noch sich als Verteidiger von deutschem Blut empfand, dann aber den Irrsinn des verlorenen Krieges in der Gefangenschaft mit begreifen musste. Das Weizenkorn seiner Berufung zum Priester war schon vorher gelegt, war er doch in Wasseralfingen schon Jungscharführer - nicht bei der Hitlerjugend „HJ“, sondern bei der katholischen Jugendbewegung „ND“ – Neudeutschland. Nach dem Krieg hat Sieger Köder auf der Burg in Niederalfingen dem (ND)-Schwabengau mit dem Jesuitenpater Esch wieder zum Leben geholfen.“

Das wusste ich damals als SG-Schüler nicht. Aber ich habe Schulmessen in Erinnerung (im Keller?), wo der von Sieger gemalte Altar in Verwendung war – und Hans Abele zu meiner Verwunderung sehr enthusiastisch „predigte“. Das ging mir mehr zu Herzen als die kühlen Ergüsse über die Kardinalstugend der Klugheit von Studienrat Purschke im katholischen Religionsunterricht. Meine Familie in Lauchheim war zwar katholisch, aber für den dortigen Pfarrer galten die heimatvertriebenen Sudetendeutschen als allesamt nationalsozia­listisch gottlos verdorben, und sie sollten sich ihr Schicksal selbst als Strafe Gottes zuschreiben.

Sehr viele Jahre später durfte ich in der CURSILLO-Bewegung eine Bekehrung zum christlichen Glauben als Gnadengeschenk erleben, únd lernte die Bilder Köders als gemalte Heilige Schrift kennen und schätzen. Beim Klassentreffen im Jahre 2013 konnte ich ihn – den Schwaben, Pfarrer und Maler – in Ellwangen im Altersheim besuchen, von fürsorglichen Klosterschwestern umsorgt. Mit den Mitschülern Walter Borst, Walter Reichenbach und Hans Ellinger erlebte ich einen noch hell wachen und malerisch aktiven Künstler.

Und er segnete uns beim Weggehen.

Was war da noch?

Bei der Theatergruppe war ich nicht dabei, auch die alkoholischen Vor-Ort-Freizeitrunden mit Turnlehrer Gymnasialoberlehrer Brühl waren den auswärts wohnenden wie mir nicht zugänglich. Ich war im Lauchheimer Turnverein des Deutschen Turnerbunds DTB aktiv, und hatte dort meine Freunde für die Freizeit.

 

 

Im Kino spielten sie „Denn sie wissen nicht was sie tun“ mit James Dean, „Rock around the clock“ mit Bill Haley war DER Hit, und „Love me tender love me dear“ von Elvis Presley zum Ausheulen bei verschmähter Liebe.

 

 

Der Schulball

 

Höhepunkt auf dem Schulball war der Auftritt der Lehrer. – hier im Jahre 1961 zu sehen als Zirkus – Reiterparade, angeführt von Physiklehrer Zeuner, gefolgt von Studienrat Burckhardt („Uhu“).

 

 

War Sieger Köder der Zirkusdirektor?

 

 

Der Schullandheimaufenthalt auf den Sonneckhütten

 

Der Schullandheimaufenthalt im September 1956 auf den Sonneckhütten bei Sonthofen im Allgäu ist mit vielen Fotos dokumentiert (siehe Bericht von Walter Borst) welche uns als fröhliche Gemeinschaft zeigen. Hier sind wir am Nebelhorn:

 

 

Bei Oberstudiendirektor Keller war ich Mitglied in der Arbeitsgruppe Biologie: Uexküll's Lehre von der relativen Sicht der Welt aus dem Augenwinkel eines Schmetterlings war das Thema.

 

 

Die Burschen besuchten die Generaloberst-Beck-Kaserne in Sonthofen, ehemalige NSDAP-Ordensburg, Parteikaderschule …

Seit Juli 1956 war die Wehrpflicht eingeführt!

 

 

Schülerfahrt nach Bonn

 

Die Schülerfahrt nach Bonn, im Jahre 1957 als angenehmes Praktikum des Faches Gemeinschaftskunde, kommt mir in den Sinn. Der Rheinriesling mundete vorzüglich, und zwang zu besonderer Achtsamkeit und Spürsinn, wie man nach der Sperrstunde noch in die Jugendherberge kommt, ohne erwischt zu werden.

 

Bonnfahrt 1957, feuchtfröhlich in der Jugendherberge im Pyjama, Jörg Schwenk, Walter Borst, Franz Stegmaier, Walter Reichenbach, Siegmar Heinz, Thomas Günther, Hans Schmidtlein, Karl Walter(8c)

 

Fröhlich: Heinz Siegmar, Emil Banzhaf, Günter Sandner, Hans Ellinger

 

 

Dieses Foto auf der Ruine Drachenfels am Rhein im Juni 1957 zeigt, dass die fast mädchenfreie (bis auf Gisela Doderer, ganz links neben Walter Borst) Klasse 9b mit den Gemischtklassen 9a und 9c unterwegs war. Wurden da einige zarte Bande geknüpft oder gefestigt? In der Nähe von Ernst Wagenblast sitzt über ihm Brigitte Kayser, rechts von Walter Reichenbach sind (von oben nach unten) zu sehen: Christl Rieger, Gisela Urban, Monika Gatzka und Marlene Marnoff.

Nicht durch mich, weil ich zu der Zeit schwer verliebt in ein Mädle aus dem Schwäbschenwalde, die nicht leicht zu haben war, und die ich in der gemeinsamen Pause des Mädchen-Progymnasiums und des SG am Schulhof per Augenkontakt „hofierte“. Tanzen lernte ich mit ihr – so wie alle im Schubart-Gymnasium - in der Tanzschule Paul Kruger in Aalen, später als meine Klassenkameraden erst im Jahre 1957...

 

 

Tanzschule

 

 

 

Der jährliche Tanz-Höhepunkt für SchülerInnen in Aalen war der Abiturientenball:

 

 

Hier konnte ich mit meinem Schwabenmädle beglückt das Tanzbein schwingen.

60 Jahre her ...

 

 

 

60 Jahre Leben nach dem

Abitur – eine Kurzfassung:

 

Nach einem sehr langen (14 Semester) Studium an der Technischen Hochschule Wien begann ich 1965 bei Siemens in München im Zentrallaboratorium für Nachrichtentechnik als Entwicklungsingenieur für Mechanische Filter. Und bei Siemens blieb ich ein Leben lang – heute unvorstellbar! Zufall, Glück oder Vorsehung brachte mich auf die da­mals noch weithin unbekannte Welle der dritten industriellen Revo­lution: der Mikroelektronik in Verbindung mit der Informationstechnik. Silicon Valley, Mikroprozessoren, Integrierte Schaltkreise (Chips) – das wurde meine Berufswelt, erst als eifriger Ingenieur, später als Manager in der Forschung und Entwicklung bei Siemens, Bereich Bauelemente in München. Ich wurde Leiter der Entwicklung für Mikroprozessoren und Mikrocomputer-Chips.

1966 hatte ich eine Wienerin geheiratet: für Familie – da kamen drei Kinder – und für Freizeit in den Bergen oder beim Camping an der Adria blieb wenig Zeit. Doch konnte ich die Familie beruflich bei einem Lehraufenthalt bei der Firma General Instruments einige Monate erst nach Neapel, dann ein halbes Jahr (Winter 1969/70) nach New York mitnehmen.

Mit INTEL gab es einen Kooperationsvertrag – Siemens baute die Prozessoren 8085 und Nachfolger als Second Source nach. Der erste Siemens-16-Bit-Einchip-Rechner „Nanocomputer“ schafft es nur bis zum funktionsfähigen Prototypen. Gegen die Konkurrenz von INTEL, MOTOROLA, FAIRCHILD hatte Siemens im Markt keine Chance – die Eigenentwicklung wurde eingestellt – und ich war meinen gute Position los…

Doch schon 1979 bekam ich die Chance, in Österreich – in Villach (Kärnten) – die erste Chipentwicklung für Siemens außerhalb von Mün­chen aufzubauen, und ein paar Jahre später (1991) das erste Chipent­wicklungszentrum in Singapur zu gründen.

Die Chipentwicklung in Villach und in Singapur gedieh sehr gut. Ich übernahm als nächste Aufgabe die Koordinierung aller Entwicklungs­zentren ausserhalb von München und dazu die Leitung der zentralen CAD-Abteilung.

Nach drei Jahren in der Führungsetage vom SIEMENS-Bereich Halbleiter in München (1993 - 1996) ging ich mit einem „Golden Hand­shake“ in Frühpension, anfangs als Edelarbeitsloser (nicht vermittelbar) und kehrte zurück nach Villach/Kärnten.

Heute arbeiten in Villach über 3000 Menschen in Forschung, Ent­wicklung und Fertigung von INFINEON, mit dem Schwerpunkt Lei­stungselektronik.

Mein Wissen kam im Jahre 1997 noch der Gründung des ersten Kärntner HighTech-Forschungszentrums zugute: CTR-Carinthian Tech Research, ein Kompetenzzentrum für Sensoren, Aktuatoren und Mikro­systemtechnik.

Am Dreiländereck von Österreich, Italien und Slowenien lässt es sich gut leben. Bergsteigen, Skifahren, Badeseen – das liegt alles vor der Haustür, und Venedig ist nur anderthalb Autostunden entfernt.

 

So komme ich zum Schluss zum Anfang – schaue mein Reifezeugnis vom Schubartgymnasium Aalen an, und die Preisurkunde daneben, und ich kann in Freude und Dankbarkeit an diese schöne Zeit zurückdenken.

 

 

Bei der Zeugnisübergabe – hier durch Direktor Dr. Keller an Walter Borst – war ich nicht dabei – da war ich schon Skifahren mit meinem Bruder in den Radstädter Tauern ...