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Holzbau 19: Innovation mehrgeschossiger Holzbau – Der Prinz-Eugen-Park München

Tagung des Instituts für Bau und Immobilie der Hochschule Augsburg

 
Holzbau 19: Auditorium in der Handwerkskammer für Schwaben, Augsburg. Foto: Julia Wunder
11.03.2019

Gleich bei ihrer Premiere glänzte die Holzbautagung des Instituts für Bau und Immobilie der Hochschule Augsburg mit einer hohen Teilnehmerzahl und einem rundum positiven Feedback der Anwesenden.
Rund 140 Gäste aus Wissenschaft und Lehre, Holzbau und Tragwerksplanung kamen am Freitag, 22. Februar 2019, nach Augsburg zur Handwerkskammer für Schwaben und hörten die Fachvorträge der Referenten zum Thema „Innovation mehrgeschossiger Holzbau: Der Prinz-Eugen-Park München“. Sie besuchten die begleitende Ausstellung einschlägiger Firmen, trafen Fachkollegen und diskutierten über aktuelle Holzbauthemen.

 

„Uns als Hochschule sind Weiterbildung und Wissenstransfer ein wichtiges Anliegen. Die Nähe zur Praxis und Fachdiskussionen auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik zeichnen unsere Hochschule im Allgemeinen und unsere Tagungen im Besonderen aus“, so Prof. Dr. Elisabeth Krön, Vizepräsidentin für Weiterbildung und Wissenstransfer der Hochschule Augsburg. Sie begrüßte den Holzbau als neuen Baustein im erfolgreichen Tagungsportfolio des Instituts für Bau und Immobilie.

Moderiert von Prof. Wolfgang Huß, Professor für Industrialisiertes Bauen und Fertigungstechnik an der Hochschule Augsburg, der die Innovationskraft des Projekts Prinz-Eugen-Park für den mehrgeschossigen Holzbau hervorhob, referierten die Experten zum diesjährigen Themenschwerpunkt und spannten einen Bogen von der Projektplanung über die Herausforderungen und Lösungsansätze aus der Perspektive der Architekturplanung, des Tragwerks und Brandschutzes bis hin zur Vorfertigung einzelner Bauelemente.

Pressemitteilung

 

Ulrike Klar (Stadtdirektorin, Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München) erläuterte zum Auftakt der Tagung die besonderen Herausforderungen der Stadt München, die sich aus dem jährlichen Zuzug von etwa 27.000 Einwohnern – also in der Größenordnung der Einwohner von Lindau – ergeben. Verdichtetes Bauen ist in dieser Situation elementar und inzwischen auch nachhaltig in Holzbauweise möglich. Um dieses Potenzial zu nutzen, wurden entsprechende Vergabekriterien für die Bauplätze auf dem Gelände der Ökologischen Mustersiedlung des Prinz-Eugen-Parks formuliert, die unter anderem den notwendigen Anteil nachwachsender Rohstoffe, also Holz, beinhalten. So werden bis zum Jahr 2020 auf sieben Baufeldern fast 600 Wohneinheiten in Holzbauweise und damit die größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands entstehen.

In diesem Zusammenhang stellte Frau Prof. Annette Hafner (Ruhr-Universität Bochum), die intensiv in die Ausarbeitung der o. g. Vergabekriterien eingebunden war, das Modell zur Bilanzierung des Anteils nachwachsender Rohstoffe im Bau vor. Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs in der Ökologischen Mustersiedlung wurde damit der Grundstein für die finanzielle Förderung des Holzbaus gelegt. Als besonders bedeutsam für die Holzbauförderung stellte sie heraus, dass schon bei der Grundstücksvergabe messbare Anforderungen an die Bewerber herausgegeben werden müssen. Dies sei wichtig und auch machbar.

Stefan Mayerhofer (dressler mayerhofer rössler architekten und stadtplaner gmbh, München), dessen Architekturbüro einen der Bauplätze im Prinz-Eugen-Park mit 24 Atriumhäusern und zwei Punkthäusern in kompletter Holzbauweise beplant hat, sprach über die spezifischen Bedürfnisse einer sehr heterogenen Bauherrengemeinschaft. Bei hausweiser Flexibilität und gleichzeitig maximaler Vereinheitlichung von Bauteilen konnte man den sehr individuellen Planungswünschen gerecht werden. Er stellte drei Bausteine als wesentlich für den Erfolg des Projektes Prinz-Eugen-Park heraus: die Stadtgesellschaft, die engagierten Nutzer und das Material Holz.

Was ist moderner Holzbau? Diese Frage stellte Markus Bernhard (IngPunkt Ingenieurgesellschaft, Augsburg) den Teilnehmern. Er stellte die Fortschritte, die sich im Holzbau der letzten Jahre vollzogen haben, aus der Sicht des Prüfingenieurs vor und gab konstruktive Hinweise für die Planung von Holzbauten und die Zusammensetzung von Planerteams.

Zu den brandschutzrechtlichen Anforderungen und Lösungen im mehrgeschossigen Holzbau referierte Dr. Michael Merk (FIRE & TIMBER .ING GmbH, München). Er gab in seinem Vortrag einen Überblick über mögliche Lösungsvarianten für den mehrgeschossigen urbanen Holzbau bis hin zur Hochhausgrenze.

Josef Huber (HUBER & SOHN GMBH & Co KG, Bachmehring) hat mit seiner Firma mehrgeschossige Gebäude in Massivholzbauweise und als Holz-Beton-Hybridbau auf einem Bauabschnitt des Prinz-Eugen-Parks realisiert. Er appellierte auf der Tagung an die Entscheidungsträger, möglichst viel im Werk vorproduzieren zu lassen. Die Bauqualität steige dadurch gegenüber der Produktion auf der Baustelle deutlich. Zudem reduziert sich im Vergleich zum Massivbau die Baustelleneinrichtung. Dies macht den Holzbau für innerstädtisches Bauen umso attraktiver.

Konrad Merz (merz kley partner, Dornbirn) wiederum stellte den Holzbau als „Zehnkämpfer“ vor: Eine Holzdecke muss nicht nur tragen können, sondern sie bietet gegenüber dem Massivbau weitere Vorteile, beispielsweise in Form von Optik und Akustik. Er zeigte zum Abschluss der Tagung weitere innovative mehrgeschossige Holzbauprojekte, die in der jüngsten Zeit im deutschsprachigen Raum realisiert wurden bzw. in der Entstehung sind.
Es zeigte sich, dass der Themenkomplex mehrgeschossiger Holzbau sehr umfangreich ist und viele neue Entwicklungen reichlich Stoff für eine thematische Auseinandersetzung bieten. Die Tagungsteilnehmer zeigten sich hochzufrieden.

 

Weiterbildung zum Fachingenieur Holzbau
Die Holzbautagung der Hochschule Augsburg ist integraler Bestandteil des einjährigen weiterbildenden Zertifikatsstudiums Fachingenieur Holzbau (nächster Start am 30. September 2019). Für Interessenten bieten die Offenen Seminare am 15. März, 6. April, 17. Mai und 28. Juni 2019 Gelegenheit zur detaillierten Information. Die neu erschienenen Studienunterlagen können jederzeit unter [Bitte aktivieren Sie Javascript] angefordert werden.

 

Hintergrund Holzbau an der Hochschule Augsburg
Das weiterbildende berufsbegleitende Zertifikatsstudium Fachingenieur Holzbau an der Hochschule Augsburg hat sich fest etabliert. In einem Jahr berufsbegleitender Vor-Ort-Seminare an der Hochschule und interessanten Exkursionen zu herausragenden Holzbauprojekten und Herstellern eignen sich Architekten, Bauingenieure und Zimmermeister bzw. Techniker vertieftes technisches, konstruktives, bauphysikalisches und abwicklungstechnisches Wissen über den Holzbau an. Nach Abschluss ihres Studiums sind sie in der Lage, planerische, koordinierende und leitende Tätigkeiten mit entsprechendem Spezialwissen zu übernehmen und dabei einen integralen Ansatz zu verfolgen.

Zusätzlich zur Lehre ist die Hochschule Augsburg mit ihrem akkreditierten und vom Deutschen Institut für Bautechnik zertifizierten Institut für Holzbau (IfH) erfahrener Ansprechpartner für angewandte Forschung, Überwachung von Holzbaubetrieben, Materialprüfung und Produktentwicklung. Weitere Informationen zum IfH unter www.ifh-augsburg.de.

Holzbau 19 - Impressionen