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Fachwerkstatt Identity Design entwickelt neues Erscheinungsbild für Lern- und Erinnerungsort Dokumentation Obersalzberg

 
05.11.2021

Projektauftakt am Obersalzberg: 25 Studierende der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Augsburg bekamen im Rahmen einer zweitägigen Studienexkursion nach Berchtesgaden Gelegenheit, die Dokumentation Obersalzberg und ihr Umfeld kennenzulernen. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ), dem die fachliche Leitung des Informationszentrums obliegt, werden die Studierenden in diesem Semester ein neues visuelles Erscheinungsbild (Corporate Identity) für den Lern- und Erinnerungsort konzipieren und gestalten.  

 

Die Geschichte des Obersalzbergs ist eng verbunden mit dem Nationalsozialismus: Das Domizil Adolf Hitlers war in den Jahren von 1933 bis 1945 eine wichtige Schaltstelle des NS-Machtapparates und zweiter Regierungssitz. Insgesamt verbrachte Hitler etwa ein Viertel seiner Regierungszeit auf dem Obersalzberg, empfing dort ranghohe internationale Politiker und traf politische Entscheidungen von großer Tragweite.

Die Nachkriegszeit war bis spät in die 90er-Jahre geprägt von der Suche nach dem richtigen Umgang mit dem schwierigen historischen Erbe. Die Dokumentation Obersalzberg besteht seit 1999. Das Informationszentrum erfährt aktuell durch die Errichtung eines Erweiterungsbaus mit 800 qm Ausstellungsfläche und die Neukonzeption der Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“ eine Aufwertung.

„Idyll und Verbrechen“: Die neue Dauerausstellung auf dem Obersalzberg

 

„Nach über 20 Jahren markieren die neue Ausstellung und das neue Gebäude einen umfassenden Neustart für die Dokumentation Obersalzberg. Das soll auch im Außenauftritt sichtbar werden“, sagt Dr. Sven Keller, Fachlicher Leiter der Dokumentation Obersalzberg. „Wir haben uns daher entschlossen, mit der Hochschule Augsburg bei der Entwicklung einer neuen Corporate Identity zusammenzuarbeiten.“

Dr. Sven Keller
Dr. Sven Keller, Fachlicher Leiter der Dokumentation Obersalzberg, und sein Team informierten die Studierenden über die Geschichte des Obersalzbergs.
 

Dr. Sven Keller trat mit Stefan Bufler, Professor an der Fakultät für Gestaltung und Leiter der Fachwerkstatt Identity Design, in Kontakt. Dieser wird das Projekt nun mit 28 Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign, aufgeteilt in Projektgruppen, im Rahmen eines kursinternen Wettbewerbs umsetzen.

Die Aufgabe sei sehr anspruchsvoll, wie Prof. Bufler erklärt: „Bei der Entwicklung des Identity-Design-Konzepts spielen viele Fragestellungen eine Rolle: Wie kann man das Interesse für den Besuch eines zeithistorischen Museums auf belastetem Gelände wecken, ohne die Faszination des Täterorts zu bedienen? Wie sieht eine angemessene visuelle Sprache für einen Ort aus, der Ausgangspunkt millionenfacher Verbrechen war? Mit welcher Ästhetik kann heute auf eine spektakuläre Bergwelt reagiert werden, die als wirkmächtige Kulisse für NS-Propaganda missbraucht wurde? Und wie kann man ein hoffnungsvolles Zeichen für eine Zukunft setzen, in der wir aus der Vergangenheit gelernt haben? Diese Fragestellungen werden unsere Studierenden in den kommenden Monaten beschäftigen.“

Von der ersten Recherche bis zur neuen Identity

 

Beim Vor-Ort-Termin haben die Studierenden die aktuelle Ausstellung, die Baustelle des Erweiterungsbaus und das ehemalige sogenannte Führersperrgebiet samt Bunkeranlage besichtigt. In Fachvorträgen erfuhr die Gruppe mehr über den historischen Ort sowie die Gestaltung der neuen Ausstellung, ebenso über Berchtesgaden als Tourismusregion.

Studierende beim Fachvortrag zum Thema Obersalzberg
Die Studierenden erfuhren in Fachvorträgen viel über die Geschichte des Obersalzbergs.
 
Studierende beim Geländerrundgang
Geländerundgang mit Dr. Mathias Irlinger von der Dokumentation Obersalzberg
Leonie Zangerl von der Dokumentation Obersalzberg führte die Studierenden durch die Bunkeranlage.
Leonie Zangerl von der Dokumentation Obersalzberg führte die Studierenden durch die Bunkeranlage.
 

Mit diesen Eindrücken als Hintergrund durchlaufen die Studierenden in den kommenden Monaten alle Stufen eines professionellen Identity-Design-Prozesses – von der ersten Idee, über die Konzeptentwicklung, Gestaltung und medienübergreifende Ausarbeitung des Erscheinungsbildes, bis hin zur finalen Präsentation vor dem Kunden.

 
Albert Feiber (l.) und Dr. Sven Keller (2. v. l.) von der Dokumentation Obersalzberg, Cuby Gerards (m.) und Karin Langeveld (2. v. r.) von Trapped in Suburbia, Amsterdam und Prof. Stefan Bufler (r.) vor dem bisherigen Ausstellungsgebäude (rechts) und der Baustelle des Erweiterungsbaus (links).
Albert Feiber (l.) und Dr. Sven Keller (2. v. l.) von der Dokumentation Obersalzberg, Cuby Gerards (m.) und Karin Langeveld (2. v. r.) von Trapped in Suburbia und Prof. Stefan Bufler (r.) vor dem bisherigen Ausstellungsgebäude (rechts) und der Baustelle des Erweiterungsbaus (links).
 

Betreut werden sie dabei nicht nur von Prof. Bufler, der den Studierenden regelmäßig Rückmeldung zu ihren Zwischenergebnissen geben wird, sondern auch von Karin Langeveld und Cuby Gerards von Trapped in Suburbia, Amsterdam. Als führende Experience Designer der Niederlande werden Langeveld und Gerards ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen, den Studierenden Impulse geben und den Prozess zeitweise vor Ort sowie digital begleiten.

Die finalen Präsentationen werden Ende Januar 2022 stattfinden: Dann wird sich eine Jury, bestehend aus Vertreter:innen der Dokumentation Obersalzberg und der Hochschule Augsburg, für ein Team und dessen Entwurf entscheiden.  

Impressionen der Exkursion