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Spin-offs aus der Wissenschaft

Wenn aus Wissenschaftler:innen erfolgreiche Start-up-Gründer:innen werden

 
08.11.2020
gP Forschungsbericht 2020

Neue Ideen, Verfahren, Produkte und Dienstleistungen – kurz: Innovationen – sind Triebfedern des Fortschritts und des Erfolgs. Dies gilt für Hochschulen und Unternehmen gleichermaßen. Mit den Forschungsberichten geben wir einen Einblick in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit an unserer Hochschule.

 

„Warum nicht die Erkenntnisse meiner Forschungsarbeit für eine Gründung nutzen?“
Aktuell bleiben zu viele Forschungsergebnisse wirtschaftlich ungenutzt – das soll sich dank HSA_digit ändern.

Die Förderung von Existenzgründungen ist als elementare Hochschulaufgabe in Art. 2 Abs. 1 und 5 BayHSchG fest verankert und wird auf politischer Ebene mittlerweile durch zahlreiche Förderprogramme unterstützt.An der Hochschule Augsburg widmet sich der Erfüllung dieser Aufgabe die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgezeichnete Gründerinitiative HSA_digit. Ihr Bestreben ist auch, die noch zu selten genutzten Ausgründungspotenziale von Wissenschaftler:innen zu erschließen. Hierzu identifiziert sie relevante Erfolgsfaktoren für die Gründungsneigung, aus welchen passgenaue Maßnahmen abgeleitet werden können, um den Forschenden den Weg zum eigenen Start-up zu erleichtern.

An deutschen Hochschulen existiert ein hohes Maß an innovativem Wissen. Und gerade angewandt bzw. multidisziplinär Forschende, wie sie typisch für die Hochschule Augsburg sind, verfügen laut aktuellen Erkenntnissen der Gründungsforschung über beste Voraussetzungen, um ihr Wissen über den Erkenntnisgewinn hinaus in eine erfolgreiche Spin-off-Gründung zu überführen. Während auf studentischer Ebene die Gründungsneigung an der Hochschule Augsburg in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist der „Entrepreneurial Spirit“ unter den Forschenden noch relativ gering ausgeprägt – ein Phänomen, das sich auch bundesweit beobachten lässt (siehe u. a. eine Studie des IfM von 2014 sowie den aktuellen Gründerradar von 2018). Insgesamt ein unbefriedigender Zustand, bleiben so doch potenzialstarke Ideen und Technologien wirtschaftlich ungenutzt.

Erhöhung der Gründungsneigung als Auftrag

An der Hochschule Augsburg stellt sich die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgezeichnete Gründerinitiative HSA_digit dieser Herausforderung und greift dabei auf Ergebnisse einer IfM-Studie zurück, der zufolge die Bereitschaft von Forschenden zur Spin-off-Gründung vom Zusammenwirken verschiedener Rahmenbedingungen abhängt.

Insgesamt sind die Voraussetzungen an der Hochschule Augsburg für eine erfolgreiche Stärkung der Gründungsneigung auch unter Forschenden nicht schlecht: So konnte die Initiative sich mittlerweile als zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte etablieren und stellt Gründer:innen u.a. mit dem „Funkenwerk“ ein gut ausgebautes Startup-Lab zur Verfügung. Hinzu kommt mit „Augsburg gründet!“ ein gut verzahntes regionales Netzwerk. Laut IfM-Studie allesamt wichtige Umfeldfaktoren zur Förderung von Spin-offs. Allerdings gibtt es auch noch Optimierungsbedarfe.

Bekanntheit der Transferstelle noch zu gering

Hinweise darauf liefert wiederum die schon genannte IfM-Studie. Eine fehlende Bekanntheit der Transferstelle sowie ihrer Beratungsangebote unter Forschenden übt demnach eine stark hemmende Wirkung auf die Gründungsneigung aus. Berücksichtigt man, dass aktuell nur maximal jeder Zehnte der Forschenden an der Hochschule Augsburg die Initiative kennt, so wird hier ein wichtiger Ansatzpunkt deutlich.

HSA_digit ist daher über die nächsten vier Jahre gefordert, für mehr Bekanntheit der Initiative unter Forschenden an der Hochschule Augsburg zu sorgen (siehe Beitrag „Transfer von Forschung“ auf Seite 12). Parallel wird HSA_digit spezifische Aktivitäten in den Bereichen Sensibilisierung, Aktivierung, Education sowie Gründungsunterstützung entwickeln, die auf die Besonderheiten von Wissenschaftler:innen abgestimmt sind.

Besonders wichtig dabei: Das Auslösen sog. „Peer“-Effekte. Diese beschreiben den Einfluss des sozialen Umfelds auf die Gründungsneigung von Wissenschaftler:innen. Empirische Befunde belegen, dass eine Unternehmensgründung von Kolleg:innen bzw. Mitarbeiter:innen im näheren Umfeld und die Präsenz unternehmerischer Selbstständigkeit als Gesprächsthema unter Kolleg:innen einen positiven Einfluss auf die Gründungsneigung des wissenschaftlichen Personals an Hochschulen ausüben.

Positive Rollenvorbilder stärker bewerben

Demnach wird es für die kommenden Jahre ein starkes Bestreben der Initiative sein, vorhandene positive Rollenvorbilder bekannt zu machen und generell den Austausch über Gründung im Kollegenkreis zu fördern – Stichwort „Gründung als Gesprächsthema“. Außerdem gilt es laut IfM-Studie, den Ausbau externer und interner Netzwerke sowie multidisziplinäre Kooperationsprojekte mit anderen Fachbereichen, Forschungseinrichtungen und Partnern aus der Privatwirtschaft zu fördern, woran HSA_digit bereits arbeitet.

Ob durch diese Maßnahmen eine tatsächliche Erhöhung der Gründungsneigung eintritt, versteht HSA_digit als Forschungsauftrag für die nächsten Jahre. Methodisch wird dies durch die Analyse eines neu eingeführten Controllingsystems sowie eine im Wintersemester 2020/21 durchgeführte Umfrage erhoben. Sollte es HSA_digit gelingen, die Gründungsneigung von Forschenden an der Hochschule Augsburg zu erhöhen und hierüber zu einer besseren Ausschöpfung der Innovationspotenziale beizutragen, wäre dies nicht nur für die betroffenen Forschenden von Relevanz, sondern auch für den Standort Augsburg. Denn Spin-offs verbleiben laut Gründerradar 2018 zunächst in drei Vierteln der Fälle in der Hochschulregion und stärken diese. Damit würde die vom BMWi geförderte Initiative auch ihrem gesamtgesellschaftlichen Auftrag gerecht werden und wäre ein Gewinn für alle.

Den kompletten Forschungsbericht finden Sie im aktuellen gP Forschungsbericht 2020