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Das Bilderbuch „Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm“ erzählt aus der Perspektive eines Mädchens, deren Vater Angst vor Schwarzen Menschen hat. Das Mädchen will ihm diese Angst nehmen und trickst ihn aus, damit er sie zu der Geburtstagsfeier ihrer tansanischen Freundin begleitet. Dort soll er einen Zaubertrick vorführen. Die Begegnung in freundschaftlicher Atmosphäre führt dazu, dass er am Ende lächelt. Ob er tatsächlich seine Angst verliert, ist nicht eindeutig.

Das Buch will offenbar zeigen, dass Vorurteile und Rassismus Vorstellungen sind, die man verlernen kann. Die Umsetzung reproduziert jedoch selbst Rassismus. Rassismus wird als normal dargestellt. Zu Beginn des Buches begründet der Vater seine Ängste gegenüber People of Color (PoC) mit körperlichen Reaktionen („schwitzen“) und mit rassistischen und verletzenden Aussagen, die hier nicht wiederholt werden sollen. Der Vater wird differenziert und meist positiv beschrieben („stark“, „mutig“, „klug“, „lustig“), wohingegen die People of Color überhaupt nicht mit Eigenschaften ausgestattet sind. Sie sind lediglich der passive Gegenstand, mit dem sich Vater und Kind beschäftigen.

Weiße Kinder, die das Buch lesen, könnten mit ihnen bislang unbekannten Vorurteilen konfrontiert werden. Obwohl diese als falsch entlarvt werden, werden sie durch die Geschichte ausgesprochen und greifbar. Für Kinder und Eltern of Color kann die Lektüre verletzend wirken, indem sie direkt mit den rassistischen Aussagen des Vaters konfrontiert werden.

PoC werden in dem Buch mit Fremdheit in Verbindung gebracht, obwohl die Hautfarbe keine Aussage über Herkunft oder Staatsangehörigkeit gibt. Sie werden zu „Anderen“ gemacht, die eigentlich nicht zur Gesellschaft dazugehören (Othering). Die Familie des Kindes, zu der das Mädchen mit ihrem Vater auf dem Geburtstag erscheint, will die Gäste daher „gebührend empfangen“. Dabei werden nun sämtliche Afrika-Klischees aufgerufen. Die Familie wird in bunter, traditioneller Kleidung, mit Kopfschmuck, Speeren, Masken und Trommeln dargestellt.

Das Ziel, Bewusstsein zu schaffen, dass „Angst vor Fremden“ unbegründet ist und auf Vorurteilen beruht, wird durch die Reproduktion rassistischer Aussagen und stereotyper Bilder konterkariert.

 

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